Es ist schon einige Zeit her, dass ich das letzte Mal gepostet habe. Aber ich bin immer noch da, auch wenn es nicht so scheint. Allerdings habe ich in den letzten Monaten nicht mehr die Ruhe gehabt mal drei Seiten pro Tag zu schreiben, weshalb ich jede Menge angefangene Sachen auf meinem PC habe, von denen ich hoffe noch einige in ein fertiges Stadium überführen zu können.

Disclaimer: Alle Charaktere gehören JKR. Ich verdiene hiermit kein Geld. Nur Freude.


Es ist besser, sich mit zuverlässigen Feinden zu umgeben,
als mit unzuverlässigen Freunden.

von John Steinbeck


Der Besuch

Es regnete. Das war zwar ungewöhnlich für einen Sommertag, spiegelte jedoch ausgezeichnet Severus Snapes Gemütszustand wieder. Er saß an seinem Sekretär in Spinner's End und versuchte sich auf die neueste Ausgabe des ‚Weekly Potioneer' zu konzentrieren. Doch noch bevor er zwei Zeilen weit gekommen war klopfte es an der Tür. Snape sah nicht auf und nahm mit Genugtuung wahr, wie sich das Klopfen wiederholte. Erst jetzt schickte er sich an aufzustehen und die Tür zu öffnen. Doch noch bevor er die Klinke erreichte hörte er ein leicht hysterisches Flüstern durch die Spalten im Holz dringen.
"Severus. Mach auf! Ich weiß, dass du da bist. Ich bin's, dein alter Freund."

Bei den letzten Worten verzog ich Snapes Gesicht. Sie waren sich in weit entfernter Zeit einmal nützlich gewesen, mehr aber auch nicht. Das Wort ‚Freund' schien ihm hier sehr unangebracht. Vor allem, da es ihm zeigte was er schon längst wusste. Sein ‚Freund' steckte ziemlich tief…nun ja. Mit einer schwungvollen Bewegung zog er die Türe auf.
"Igor."

Mit erfahrenem Blick huschten Snapes Augen über die Gestalt vor ihm. Da stand nicht der hoch gewachsene und selbstsichere Schulleiter von Durmstrang, sondern ein gehetzt wirkender, mit Schmutz und Lumpen bedeckter Landstreicher, dessen Augen hektisch den Raum hinter Snape abtasteten.
"Kann ich rein kommen?" Sogar seine Stimme hatte sich verändert und trug nun einen Unterton mit sich den man als flehentlich bezeichnen konnte.
Mit einer Geste bedeutete Snape seinem Gast einzutreten und schloss die Tür hinter ihm. Er hatte keine Lust auf langatmige Geschichten, die der ehemalige Todesser ihm versuchen würde aufzutischen, und entschied deshalb gleich zum Punkt zu kommen.
"Was willst du?"
Karkaroff zuckte merklich zusammen als er angesprochen wurde und Snape lächelte innerlich.
"Ich wollte dich mal besuchen, Severus. So wie man es unter alten Freunden tut…"
"Komisch, dass ich dich die letzten fünfzehn Jahren nur einmal gesehen habe."
"Nun ja, ich war beschäftigt, Severus, mein Freund."

Snape verzog gequält seine Mundwinkel in die Art eines Lächelns.

Das war typisch für Igor Karkaroff. Da stand der Mann in seinem Haus in Spinner's End, tropfte den Teppich voll und hatte die Dreistigkeit, den Versuch zu wagen, ihn anzulügen, während mindestens die Hälfte der Todesser hinter ihm her war.
Snapes Stimme war ruhig und bösartig als er erwiderte.
"Beschäftigt vor deinen ‚alten Freunden' zu fliehen? Dann hättest du heute Nacht nicht hier her kommen sollen, Igor." Soweit man es unter all dem Schmutz erkennen konnte, erbleichte Karkaroff bei diesen Worten merklich.
"Severus, ich habe immer zu dir gehalten, weißt du nicht mehr?"
Snape lachte kurz auf.

"Oh doch, das weiß ich noch. Als es darum ging deine Haut vor Askaban zu retten war es dir ein Leichtes alle unsere Namen auszusprechen. Auch mein Name ging dir geschmeidig über deine Lippen, wenn ich mich recht erinnere. Zu dumm, dass einige Todesser Askaban überlebt haben. Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle so nachsichtig sind wie ich und sich deine Geschichten anhören, bevor sie dich ins Jenseits schicken."

Karkaroff war einige Schritte vor Snape zurückgewichen und man erkannte, dass sich seine Gesichtsfarbe unter all den Lagen Schmutz der der Wand hinter ihm angeglichen hatte.
"Aber Severus, mein Freund, das würdest du doch nicht tun, oder?"
"Dich ins Jenseits schicken? Das würde ich nicht wagen,…" Karkaroff entspannte sich sichtlich, doch Snape fuhr fort „…, weil ich weiß, dass ich damit einigen anderen den Spaß nehmen würde."

Der ehemalige Todesser ließ einen gequälten Laut hören, der Snape ein bösartiges Lächeln entlockte.
"Was denn, Igor? Du hast doch nicht etwa Angst, dass deine alten Weggefährten sich gegen dich wenden könnten?"
Snape war um seinen Besuch herumgetreten und nahm ein Glas Wein, das er sich eben erst eingegossen hatte, vom Beistelltisch der Couch. Er prostete dem ehemaligen Schulleiter Durmstrangs zu, bevor er einen Schluck der dunkelroten Flüssigkeit nahm und sagte, „Es ist wirklich interessant, weißt du. Letzte Woche noch hörte ich, wie Augustus…du kennst doch noch Augustus, oder?" Karkaroff nickte schwach. „…Wie Augustus sagte, dass er dich gerne einmal wieder sehen möchte. Seitdem sie aus Askaban heraus sind sprechen Augustus, Antonin, Rabastan und Thomas sowieso sehr häufig über dich."

Igor Karkaroff hatte unwillkürlich einige Schritte nach hinten gemacht, während Snape langsam auf ihn zukam. „Du willst mir also nicht helfen, Severus? Du kennst doch meine Lage. Wir haben damals einen Fehler gemacht. Du weißt wie es ist, wenn man bereut was man getan hat. Bitte hilf mir. Severus. Bitte!"
Snape sah seinen Gegenüber mit unverhohlenem Abscheu an.
"Igor, ich habe nichts vergessen, was du vor dem Tribunal des Ministeriums gesagt hast. Du hast ohne zu zucken unsere Seelen gegen deine getauscht und nur Glück hat mich vor dem Schicksal der anderen bewahrt. Deshalb hast du Recht, wenn du sagst, dass ich deine Situation kenne. Aber hoffe nicht auf mein Mitgefühl. Wir beide wissen, dass Mitgefühl nicht die Stärke von Todessern ist. Und wir beide sind Todesser."
"Du wirst mir also nicht helfen?"
Snape lächelte ein angsteinflößendes Lächeln.
"Sagen wir es so, Igor, ich werde nicht helfen dir den Dolch ins Herz zu stoßen, aber ich werde es auch nicht verhindern."
Karkaroff stand wie versteinert. Sein Blick war starr auf Snape gerichtet, als ob er erst verarbeiten müsste was dieser gesagt hatte. Dann drehte er sich plötzlich um, riss die Tür auf und flüchtete in die regenschwere Dunkelheit der Nacht.

Snape sah ihm jedoch nur nach und trank noch einen Schluck seines Weines. In ihm war etwas erwacht, von dem er geglaubt hatte, dass Dumbledore es endgültig aus ihm vertrieben hätte. Mit einem bösartigen Funkeln in den Augen wandte er sich der Tür zu aus der Karkaroff gerade geflüchtet war, nahm seine Todesserrobe aus einer verborgenen Nische daneben und schritt in den Regen der Nacht hinaus. Er würde heute Abend noch bei ein paar alten Freunden vorbeisehen und ein paar Informationen austauschen…


Es ist kurz, aber besser als nichts. Außerdem wird noch ein weiterer Teil folgen. Ich bin gespannt, ob ihr euch denken könnt um welche Leerstelle in den Büchern es sich handelt?!
Ansonsten ein schönes Stück Kuchen für jeden der reviewt und einen Keks für alle anderen Leser! ;D
Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder!
Kisses

Rubinonyx