A/N: Diese Geschichte entstand aus dem Versuch heraus eine alternative Charakteristik für Jack zu finden, die mir schon lange im Kopf herum gespukt ist. Mir ist aufgefallen, dass Jack zwar allgemein als großer Casanova angesehen wird, wir ihn aber vor allem viel flirten, nicht so viel küssen wie man eigentlich erwarten würde und erstaunlich selten bei „mehr" sehen. Eigentlich hatten Tosh, Owen und Gwen ein viel aufregenderes Sexleben als Jack. Daher kam mir also die Idee Jacks Angewohnheit sich eine Identität zu basteln etwas ernster zu nehmen und so kam es zu dieser Fanfiction.

Sie war eigentlich viel kürzer und ganz anders geplant und aus „Jack ist unerfahren in sexuellen Dingen" wurde irgendwie das persönliche Glaubensbekenntnis von Captain Jack Harkness zu den unterschiedlichsten Momenten seines Lebens.

Enjoy!

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Disclaimer: Ich besitze keine Rechte an „Torchwood" oder „Doctor Who" und verdiene auch kein Geld mit dieser Story.

Warnings: Slash und Het impliziert, möglicherweise als religionskritisch auslegbare Untertöne, Uminterpretationen

Altersempfehlung: Ab 12

Pairings: Jack/John, Jack/Rose, Rose/Nine, Jack/Nine, Jack/Gwen (aber nicht wirklich), Gwen/Rhys, Gwen/Owen, Jack/Ianto, Jack/Ten, Jack/Alonso, Jack/Estelle, Jack/Lucia, Master/Lucy (so ich glaube, das sind die wichtigsten)

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Das Evangelium nach Captain Jack Harkness

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Hätte ich keine Hoffnung auf Erlösung,

würde es nichts geben,

um dafür zu leben. – Gebet aus dem Warschauer Ghetto

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Koola

C

Seine Mutter war Mitglied der Koola-Kirche. Die Regierung von Boeshane unterstützte diese Kirche nicht gerade, aber sie hatte sie auch nicht verboten.

Die Koola verboten Sex vor der Lebens-Partnerschaft, und das Zuschaustellen von körperlicher Zuneigung war in diesen Kreisen ebenfalls nicht gerne gesehen. Intimität sollte es nur zwischen Lebenspartnern und Familienmitgliedern geben. Seine Mutter nahm diese und auch anderen Regeln ihrer Kirche sehr ernst.

Nach dem Tod seines Vaters und der ganzen Sache mit Gray wurde die Kirche zu ihrer neuen Familie. Aber der wahre Grund dafür, dass sie ihrem Sohn so wenig Zuneigung zeigte, lag wohl darin, dass sie ihm die Schuld an Grays Verlust gab. Vielleicht erzog sie ihn auch deswegen so streng und griff auch schon einmal zu schmerzhafteren Methoden um die Lebensregeln der Koola in ihren Sohn einzubrennen. (Im wahrsten Sinne des Wortes - vielleicht war der wahre Grund für die Tatsache, dass er als Teenager alles andere außer Sex im Sinn hatte der, dass er sich nicht vorstellen wollte, wie ein potentieller Partner auf die Brandmale reagieren würde. Oder es sich zu oft ausmalte).

Als die Zeitagentur auf der Insel nach Rekruten suchte, meldete er sich freiwillig um von seiner Mutter, den Erinnerungen an seinen Vater und Gray, und vor allem den Lebensregeln der Koola wegzukommen. Die Zeitagentur lichtete ihn auf den Rekrutierungsholos ab, aber er nahm seine neuen Aufgaben viel zu ernst um daraus einen Vorteil zu ziehen. Er wusste, dass „das Gesicht von Boe" ein Kompliment darstellte, aber wie schon in Jahren vor seiner Rekrutierung ignorierte er die bewundernden Blicke von Mädchen und Jungen gleichermaßen. Er sollte Agenten rekrutieren und nicht sexuelle Eroberungen machen.

Als Agent 1 hatte er bald genug andere rekrutiert um die Zeitagentur in diesem Zeitrahmen mit ihrer Arbeit beginnen lassen zu können. Die meiste Zeit arbeitete er mit Agent 2 und 3 zusammen oder alleine. Agent 1 nahm seine Aufträge immer sehr ernst und ließ sich von nichts ablenken. Aber er musste schnell feststellen, dass er sich von seinen Mit-Agenten stark unterschied, sowohl was seine Moralvorstellungen anging als auch seinen kulturellen Hintergrund.

Die Koola stellten im 51. Jahrhundert eine kulturelle Randerscheinung dar, die von dem Rest der Menschheit verachtet und belächelt wurde. Und Agent 1 seinerseits musste feststellen, dass es ihm missfiel belächelt und verachtet zu werden. Und, dass er aber auch nicht in der Lage war, die Vorstellungen und moralischen Ausrichtungen der anderen Agenten zu assimilieren. Das Koola-Tum war zu tief in ihm verwurzelt um davon loszukommen. Seine Mutter hatte ganze Arbeit geleistet. Er war ein Koola mit Herz und Seele und vermutlich würde er immer ein Koola bleiben.

Eines der ersten Dinge, die man ihm bei der Zeitagentur beigebracht hatte, war es, sich an die kulturellen Gegebenheiten seiner Umgebung anzupassen – oder besser gesagt vermeintlich anzupassen. Im Klartext: Man hatte ihm die Kunst der Vorspiegelung falscher Tatsachen beigebracht, sie hatten aus ihm einen Betrüger gemacht, und zwar einen wirklich guten.

Also begann Agent 1 diese neue Fähigkeit auch jenseits seiner Einsätze im täglichen Leben einzusetzen: Er log und fabulierte über sein Privatleben. Er erfand sich eine hübsche blonde Langzeitfreundin, die er heiraten wollte und der er ewige Treue geschworen hatte. Er erfand sich ein wildes Vorleben auf College-Partys mit Orgien, an denen Jungs und Mädchen beteiligt gewesen waren, und erzählte Geschichten über seine Eroberungen während der Rekrutierungsphase für die Zeitagentur, die Münchhausen vor Neid zum Erblassen gebracht hätten. Und eine Zeit lang ging das gut.

Dann wurde ihm ein Partner zugeteilt. Agent 3 mochte Männer, Frauen, Alkohol, Drogen und Sex. Wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Und er flirtete mit jedem, den er traf. Agent 1 begann sein Verhalten nachzuahmen, allerdings nur was das Flirten betraf. Flirten, so sagte er sich, war harmlos, solange es nur dabei blieb. Immerhin nahm man ihm langsam die Geschichte mit der blonden Verlobten, die noch niemals jemand zu Gesicht bekommen hatte, nicht mehr ab. Und da sich die anderen bereits zu fragen begannen, was nun eigentlich mit Agent 1 nicht stimmte, war ein Taktik-Wechsel angebracht.

Leider brachte das heftige Flirten Agent 1 schon das eine oder andere Mal in Schwierigkeiten. Die meisten schienen seine Avancen zu ernst zu nehmen. Und dann konnte er von Glück reden, wenn ein Kuss alles war, was er von solchen Begegnungen davon trug. Sex war er nicht bereit zu geben, aber manchmal verirrten sich die Hände der anderen an Körperteile, an denen er sie überhaupt nicht spüren wollte. In diesem Zusammenhang erfand Agent 1 den Betäubungslipgloss. Der stellte sich auf Missionen, bei denen es um Infiltration oder Informationsbeschaffung ging, als überaus hilfreich heraus, aber eigentlich hatte Agent 1 ihn entwickelt um lästige Verehrer loszuwerden, die seine Avancen etwas zu ernst nahmen.

Mit der Zeit lernte er auch, Berührungen nicht mehr als so verstörend anzusehen oder als weniger intim zu empfinden als sie gemeint waren. Tatsächlich begann er, zum Beispiel, großen Gefallen am Tanzen zu finden und das verbunden mit ein wenig Vorspiegelung falscher Tatsachen führten schnell dazu, dass er den Ruf eines Casanovas erhielt, und das obwohl er noch niemals mit einer anderen Person körperlich zusammen gewesen war.

Das änderte sich aber mit der Zeitschleife.

C

Du bist ein Koola, nicht wahr?"

Agent 1 zuckte die Schultern. „Und wenn es so wäre?" Er machte sich auf den Spott und die Verachtung gefasst, die fast immer mit dieser Beobachtung einherging, aber Agent 3 sah ihn nur nachdenklich an.

Ich bin noch nie einem Koola begegnet, weißt du. Ich selbst bin ein Moogna. Kennst du die Moogna? Wir haben eine etwas andere Lebensphilosophie als die Koola. Es überrascht mich ja eigentlich, dass du einer bist. Ein Koola, meine ich. Seid ihr nicht dagegen … angefasst zu werden?" Agent 3 runzelte die Stirn und blickte nachdenklich drein. „Wie kommst du mit dieser Lebensphilosophie als Zeitagent überhaupt zurecht?"

Agent 1 seufzte. „Anpassung", erklärte er dann, „Als Zeitagenten haben wir gelernt uns an die Gepflogenheiten der Zeit, in der wir uns befinden anzupassen, oder? Ich habe mich einfach an die Gepflogenheiten des 51. Jahrhunderts angepasst. Und eigentlich dachte ich, dass ich das ganz gut gemacht hätte. Woher wusstest du's?"

Agent 3 schnaubte abfällig. „Bitte. Ich bin ein dein Partner. Denkst du wirklich, du könntest das vor mir verbergen. Bei unseren Romeo-Missionen bist du immer nur der Lockvogel und ich bin der Romeo. Und du vermeidest es nach Möglichkeit berührt zu werden. Nicht so, dass es auffallen würde, wenn man nicht genau aufpasst, aber doch genug. Du trinkst fast nie und hältst so gut wie nichts von meinen Pillen. Du giltst zwar als großer Casanova, aber keiner kennt jemanden, der wirklich davon erzählen könnte mit dir zusammen gewesen zu sein. Und letzten Monat – oder wie lange es wirklich her sein mag – hast du es irgendwie geschafft als einziger von uns Zeitagenten nicht bemalt oder tätowiert zu werden. Ich hab aus dem allen einfach meine Schlüsse gezogen", erklärte er schulterzuckend, „War keine besonders schwere Denkaufgabe."

Agent 1 seufzte. „Nun, dann hast du mich also erwischt." Er hoffte, dass das Gespräch damit beendet sein würde, aber so wie er seinen Partner inzwischen kannte, würde er wohl nicht so viel Glück haben.

Von mir lässt du dich anfassen", meinte Agent 3 dann, wie es zu erwarten gewesen war.

Agent 1 seufzte erneut. „Das ist etwas anderes. Du bist mein Partner. Es ist nicht so, dass wir uns überhaupt nicht berühren lassen. Wir lassen uns nur nicht von Fremden anfassen. Mit dir ist das anders", erläuterte er, „Du bist so etwas wie meine Familie."

Zumindest rechtfertigte er für sich selbst so seinen Kontakt mit seinem Partner. Besonders wenn dieser wieder einmal high oder betrunken war und dann begann … Nähe zu suchen.

Aber dein Körper ist dir heilig, ja? Er soll unverändert bleiben. Ich meine, das ist es doch, was ihr glaubt. Dass alles, was sich durch äußere Einwirkung verändert, irgendwie unnatürlich ist. Und ihr habt keinen Sex?"

Das entspricht so ungefähr dem, was wir glauben. Aber natürlich haben wir Sex. Sonst würden die Koola schließlich aussterben. Wir beschränken Körperkontakt nur nach Möglichkeit auf die Familie. Und Intimität nur auf den Lebenspartner."

Und das im 51. Jahrhundert. Kein Wunder, dass sie von allen verlacht wurden.

Aber Agent 3 lachte immer noch nicht. „Bei uns ist das eigentlich genau anders herum. Wir fassen ständig alle an. Wir Moogna, wir glauben, dass wir ein anderes Wesen nur dann wirklich kennenlernen können, wenn wir es berühren. Nur dann können wir den Geruch und damit das Wesen des anderen aufnehmen. Besonders gut funktioniert das natürlich durch Küsse. Aber wir nehmen alles, was wir kriegen können", berichtete er.

Das hörte sich irgendwie seltsam an. „Geruch? Durch Küsse?"

Vielleicht ist Geruch das falsche Wort. Vielleicht wäre Aura passender. Das funktioniert wirklich. Glaub mir, solltest du mal ausprobieren. Ich meine, natürlich nur, wenn es sich mit deinen Glauben vereinen lässt."

Agent 3 leckte sich die Lippen und warf seinem Partner einen Blick zu, den man nur als hungrig umschreiben konnte. Dann fuhr er fort: „Du kannst einen Menschen …. oder auch einen Außerirdischen … niemals wirklich kennen, bevor du nicht seine Aura gekostet hast."

Natürlich war das eine Einladung. Agent 1 war nicht mehr weltfremd und blauäugig genug um den Tonfall und die Bedeutung dieser Worte zu überhören. Oder den intensiven Blick zu übersehen, den sein Partner ihm zuwarf.

Eine Aura kosten. Was für ein seltsamer Gedanke. Und was für ein verlockender. Vielleicht hatten die Moogna ja recht, vielleicht konnte man einen Menschen nur so wirklich kennen lernen. Und Agent 3 war sein Partner. Er war mehr Familie für ihn als seine Mutter, die er schon so lange nicht mehr gesehen hatte, dass er nicht einmal mehr wusste, wie lange es eigentlich her war (und das auch ohne die Zeitschleife). Gut, Agent 3 war auch ein Moogna-Alkie mit einer Vorliebe für Drogen und damit für einen Koola so etwas Ähnliches wie die Verkörperung des Leibhaftigen, aber unter all dem war er, wenn er nüchtern war, ein guter Kerl. Und er war vielleicht der einzige Freund auf der Welt, den Agent 1 noch hatte.

Und was konnte ein Kuss schon schaden?

C

Als ich von zu Hause weg bin, da dachte ich eigentlich, dass ich loszuziehen würde und innerhalb von kürzester Zeit alle Koola-Glaubengrundsätze hinter mir lassen würde. Ich wollte Sex haben, Alienfleisch essen und Jirr-Musik hören. Jirr-Musik hab ich gehört, aber das war's dann auch schon wieder."

Sein Partner lachte kurz auf. „Ja, Jirr-Musik, die Verkörperung des Bösen. Ich mochte Jimmy Hendrix X. Der hatte es noch drauf. Aber ernsthaft: Alienfleisch essen ist einfach nur krank. Sei froh, dass du es nie probiert hast."

Agent 1 schenkte ihm ein hintergründiges Lächeln. „Ich nehme an, du sprichst aus deinem eigenen reichen Erfahrungsschatz."

He, es war eine Mission für die Agentur, ich war high und es war eine Art sexueller Akt. Aber darüber möchte ich wirklich nicht reden. Die Alpträume, die mich mein Leben lang darüber verfolgen werden, reichen mir."

Er setzte sich auf und sah seinem Partner tief in die Augen. „Darf ich dich was fragen? Warum hattest du noch nie Sex?", wollte er dann wissen, „Und sag jetzt nicht wegen der Koola-Sache. Wenn du gewollt hättest, dann hättest du dir eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner suchen können. Dafür wäre neben den Missionen genug Zeit geblieben."

Agent 1 wich seinem Blick aus. War es Zeit für die Wahrheit?

Sie lagen gemeinsam auf ihrem Bett, aber beide waren vollkommen bekleidet. In den letzten Wochen waren sie sich näher gekommen, aber miteinander geschlafen hatten sie noch nicht. So wie es im Augenblick aussah, saßen sie auf unbestimmte Zeit in dieser verfluchten Zeitschleife fest und führten hier nun mehr aus praktischen Überlegungen als aus missionstechnischen Gründen sozusagen das Leben eines verheirateten Paares. Allerdings war es etwas anstrengend, dass sie sich ihr gemeinsames Haus alle zwei Wochen neu einrichten mussten.

Und da Agent 3, nun mal Agent 3 war, war früher oder später damit zu rechnen gewesen, dass er auf den fehlenden Aspekt ihrer Beziehung zu sprechen kommen würde. Immerhin mochte er Sex.

Du willst mir doch nicht einreden, dass es dir an Angeboten gemangelt hat, oder?", bohrte Agent 3 weiter.

Nein, natürlich nicht", erwiderte Agent 1 nur. Er war immerhin ein Koola-Sprössling und er wusste genau, warum die Zeitagentur ihn zu ihrem Posterboy gemacht hatte, und sein Bild bis heute auf ihren Rekrutierungsplakaten zu sehen war. Das hatte nichts mit Eitelkeit zu tun, Agent 1 wusste, dass er gut aussah.

Der Grund warum ich mir niemanden gesucht habe, ist der, dass ich nicht sicher bin, wie die Reaktion auf … etwas … ausfallen würde. Etwas, auf meinem Körper…." Agent 1 brach ab. Er wusste ziemlich genau, was jetzt kommen würde.

Zeig's mir."

Er schluckte, nahm seinen ganzen Mut zusammen und tat das dann auch. Es war das erste Mal, dass er sich vor jemanden auszog, der nicht mit ihm verwandt war, und er war mehr als nur nervös, aber früher oder später hatte der Tag kommen müssen, an dem er es jemanden zeigte.

Scheiße! Wie ist das denn passiert? Ist das… Scheiße, wer hat dir das angetan?" Die Stimme von Agent 3 zitterte ein wenig und der Schock spiegelte sich in seinem Gesicht.

Meine Mutter", erwiderte Agent 1 so gefasst wie möglich.

Warum hast du das nie wegmachen lassen?"

Agent 1 lächelte versonnen. „Das kann ich nicht, das weißt du doch. Das wäre eine mutwillige Veränderung meines Körpers. Damit würde ich mich gegen den Willen Gottes wenden", erklärte er ruhig.

Wille Gottes? Das da ist kein Resultat des Willens Gottes, das ist das Resultat des Willens einer kranken Hexe und mehr nicht. Das ist die mutwillige Veränderung deines Körpers! Diese blöde Schlampe! Und nein, dafür werde ich mich nicht entschuldigen, ob Mutter oder nicht!", empörte sich sein Partner. Zuvor war er erbleicht, jetzt wurde er wütend und sein Gesicht begann sich zu röten.

Agent 1 griff nach ihm und fing seine wild gestikulierenden Hände ab und umfasst sie mit festem Griff. „Das weiß ich doch alles. Trotzdem kann ich nichts dagegen tun, auch dafür hat sie gesorgt. Aber das ist egal, es ist vorbei. Sie kann mir nicht mehr weh tun. Reg dich nicht auf, ich habe es akzeptiert und das solltest du auch", erklärte er fest und rieb die Hände des anderen um ihn zu beruhigen, „Was geschehen ist, ist geschehen."

Komm mir jetzt nicht mit Koola-Sinnsprüchen", knurrte Agent 3, „Was sie dir da angetan hat… Keine Mutter … Wie alt warst du als … nein, sag es mir nicht. Meine Güte, kein Wunder, dass du nie mit jemanden Sex hattest. Sie hat dir allein den Gedanken daran ausgetrieben!"

Pscht. Es ist okay."

Nein, ist es nicht. Wenn wir nicht in dieser Zeitschleife festsitzen würden, dann würde ich nach Boeshane fliegen, und ich würde deiner Mutter was erzählen, und ich könnte für nichts garantieren, das kann ich dir versichern!" Wut und Entschlossenheit spiegelte sich in der Miene von Agent 3, aber er schien sich langsam zu beruhigen. Der Körperkontakt schien ihm dabei zu helfen.

Das weiß ich", versicherte Agent 1 seinem Partner und nahm ihn vorsichtig in die Arme, „Ich weiß, dass du das für mich tun würdest."

Agent 3 murmelte irgendetwas Unverständliches von wegen, dass er noch mehr für seinen Freund tun würde, aber Agent 1 brachte ihn mit einem innigen Kuss zum Schweigen. Und das half um die Gedanken seines erschütterten Partners in eine andere Richtung zu lenken.

Der Rest von dir, ist allerdings sehr gut ausgerüstet", meinte Agent 3 und streichelte den anderen liebevoll, „Da du schon mal nackt bist, willst du… dass ich dir eine gute Zeit verschaffe? Wir müssen nichts Aufregendes machen, wenn du nicht willst, aber ich hätte da ein paar Ideen, die dir vielleicht gefallen würden..."

Offenbar ging es ihm wieder besser, da er wieder in der Lage war an Sex zu denken. „Ja, ja, zeig mir ein paar deiner Tricks…"

C

Liebe war etwas Schönes, beschloss Agent 1. Insgesamt vergingen für sie beide fünf Jahre in der Zeitschleife. In Realzeit gesehen waren es nur zwei Wochen.

Er sagte Agent 3 nie, dass er den Mann als seinen Lebenspartner ansah. Aber er wusste, dass der andere Mann sich darüber im Klaren war. Immerhin hatte sich Agent 1 ihm hingegeben und die Botschaft dahinter war eindeutig.

Nachdem sie aus der Zeitschleife befreit waren, schien die Zeitagentur zu versuchen sie voneinander fern zu halten. Das war für sie beide schwierig, aber für Agent 3 schien es schwieriger zu sein als für Agent 1.

Es gab ein paar Dinge, die in jener Zeit geschahen, über die Agent 1 nicht nachdenken wollte. Da war der Tod seiner Mutter einerseits. Er konnte nicht behaupten darüber besonders erschüttert oder betrübt zu sein, aber es traf ihn doch härter als er erwartet hätte. Er wusste nicht, ob es plötzlich gekommen war, denn immerhin hatte er mit seiner Mutter jahrelang kein Wort mehr gewechselt. Er wollte auch nicht darüber nachdenken, dass ihr Tod mit einem kurzzeitigen Verschwinden von Agent 3 vom Radar der Zeitagentur zusammenfiel.

Wer wusste schon, wo der andere Mann gewesen war? Vielleicht war er in irgendeiner Opiumhöhle eingekehrt und hatte dort die Zeit vergessen. Vor der Zeitschleife hatte er solche Dinge ständig gemacht. Und die erzwungene Trennung von seinem Partner könnte ihn vielleicht in alte Gewohnheiten zurückfallen lassen. Das eine musste also mit dem anderen nichts zu tun haben. Und es gab keinen Grund danach zu fragen, wo er gewesen war und was er getan hatte. Oder darüber nachzudenken, was Agent 1 empfinden würde, wenn sich herausstellen sollte, dass die beiden Dinge doch miteinander zusammenhingen.

Die Zeitagentur teilte Agent 3 einen neuen Partner in Form von Agent 2 zu. Agent 1 gefiel das gar nicht.

Agent 2 war eine Schlampe der schlimmsten Sorte, die überall, wo sie war, eine Spur von Leichen und „gebrauchten" Männern hinterließ. Und sie übte schlechten Einfluss auf ihren neuen Partner aus.

Agent 1 wusste, dass er keinen Grund hatte eifersüchtig zu sein. Er wusste, dass sein Lebenspartner ihn liebte und keine Veranlassung hatte ihn zu hintergehen. Schon gar nicht mit Agent 2.

Aber allein die Tatsache, dass sie in seiner Nähe war, reichte aus um ihm schlaflose Nächte zu bereiten. Sie könnte ihren Partner unter die Erde bringen, entweder durch ihre eigene Leichtfertigkeit oder einfach weil sie es lustig fand. Oder um Agent 1 zu quälen, von dem sie, wie jeder wusste, nicht viel hielt. Außerdem brauchte Agent 3 eine strenge Hand, die ihn von Drogen und Alkohol fernhielt, und Agent 2 hatte selbst zu viel Spaß an diesen Dingen um sie anderen zu missgönnen. Und sie war Atheistin. Das alleine hätte ausgereicht um Agent 1 zu beunruhigen.

Doch die Regeln der Zeitagentur waren streng. Partnerschaften unter den Agenten waren erlaubt, aber solche Agenten durften nicht miteinander arbeiten. Wenn Agent 1 seinen Partner in professioneller Hinsicht zurückwollte, dann wäre er gezwungen die private Partnerschaft, die sie verband, zu beenden, und dazu war er nicht bereit.

Aber letztlich schien das Glück zur Abwechslung doch einmal auf seiner Seite zu sein.

Agent 3 ist ein effektiver Agent, aber wir mussten feststellen, dass er nicht immer willig ist Befehlen zu gehorchen. Oder nüchtern zu bleiben. Oder sich an die Nichteinmischungsregel zu halten. Oder sich von den Einheimischen fern zu halten. Wie auch immer. All diese Probleme treten nicht auf – oder zumindest nur im unbedenklichen Rahmen – wenn er mit Ihnen arbeitet. Sie scheinen einen guten Einfluss auf ihn auszuüben. Also werden wir Ihrem Gesuch stattgeben, und Sie beide wieder zu einem Team machen – trotz ihrer privaten Verbindung. Wir verlassen und darauf, dass zumindest Sie in der Lage sein werden während der Diensteinsätze Privates und Berufliches zu trennen. Bevor Sie beide jedoch wieder vereint werden, haben wir noch einen letzten Aufrag für Sie alleine", erklärte ihm die Agentur dann eines Tages.

Agent 1 konnte sein Glück kaum fassen.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, waren zwei Jahre vergangen, an die er sich nicht erinnern konnte.

C

Manche Menschen waren vermutlich einfach nicht füreinander bestimmt. Als ob zwei Jahre seines Lebens zu verlieren nicht schon schlimm genug wäre, seinen Lebenspartner zu verlieren, war noch schlimmer.

Wie konntest du mir das antun. Noch dazu mit ihr? Von allen mit denen du es hättest treiben können ausgerechnet sie!"

Agent 2. Die Atheistin und Mörderin. Hatte sein Partner überhaupt keinen Scham mehr?

Verdammt, du warst zwei Jahre verschollen. Ohne ein Wort. Was hast du von mir erwartet? Dass ich auf dich warte und dir Socken stricke? Ich wusste ja nicht einmal, ob du noch lebst!"

Ich kann mich an diese zwei Jahre nicht erinnern! Und du weißt - du solltest wissen - was es für mich bedeutet mit jemand zusammen zu sein. Ich hab mich dir hingegeben, und du hast angenommen, und damit hast du mir versprochen, dass du unseren Bund und unsere Körper niemals beschmutzen wirst!"

Denkst du ich bin blöd, natürlich hab ich mich geschützt. Komm mir jetzt also nicht mit deiner Koola-Scheiße von reinen Körpern und sonstigen Aberglauben! Und was das wichtigste ist: Sie bedeutet mir nichts. Es war nur Sex. Ich liebe dich. Und das hat sich nicht geändert und wird sich nie ändern. Also hör auf so einen Aufstand zu machen!"

Aber der Betrug war nicht alles. Agent 3 hatte sich auf beängstigende Weise verändert. Ein Blick auf seine Einsatzberichte reichte aus, um sich Sorgen zu machen. Ungeklärte Todesfälle, Kollateralschäden, verschwundene Gegenstände… Alkohol und Drogen waren offenbar außer Kontrolle geraten, auch wenn sich das niemand eingestehen wollte. Und das Schlimmste: Er schien sich über die zwei verlorenen Jahre seines Partners keine größeren Sorgen zu machen.

Wenn du Angst hast, was Schlimmes getan zu haben, dann solltest du doch froh sein, es vergessen zu haben. Du musst nicht nur so tun als wäre es nie passiert, du erinnerst dich nicht, ergo ist es nie passiert. Also worüber machst du dir Sorgen?", sagte er nur. Als wäre das Löschen von Erinnerungen der eigenen Agenten für die Zeitagentur etwas Alltägliches. Und vielleicht war es da ja auch. Korruption schien sich in der Agentur unter den Agenten und auch in den oberen Etagen breit zu machen.

Es gab Gerüchte über Artefakt-Diebstähle, Korrektur der Zeitlinie gegen Bezahlung und das spurlose Verschwinden von Agenten. Und Agent 1 war nicht der einzige mit Erinnerungslücken wie es schien. Aber beunruhigender Weise schien sich keiner außer ihm daran zu stören.

Na und? So was kommt in den besten Familien vor. Glaubst du etwa die Time-Lords hätten das nie gemacht? Die Zeitlinie zurechtzubiegen ist eines ihrer Hobbies, wenn man den Gerüchten Glauben schenkt. Und wir wissen nicht, ob diese Agenten verschwunden sind, vielleicht sind sie einfach auf längeren Einsätzen und tauchen irgendwann wieder auf. Du bist ja immerhin auch wieder aufgetaucht, oder? Und was die Bereicherung angeht… Tu nicht so als hättest du das nie gemacht. Ich weiß es besser", was alles, was Agent 3 dazu sagte, „Gib lieber zu, worum es dir wirklich geht: Diese zwei Jahre."

Ja, diese zwei Jahre: Ich will wissen, was ich in diesen zwei Jahren getan habe. Ich will wissen, was sie in diesen zwei Jahren mit mir getan haben. Was sie mir angetan haben. Was sie meinem Körper angetan haben!"

Jetzt war es ausgesprochen, das was ihn wirklich so sehr störte. Dass er nicht wusste, was seinem Körper in den letzten Jahren widerfahren war.

Ich wusste es!", schnaubte Agent 3, „Ich wusste, dass es dir darum geht. Verdammt, du tust so als ginge es um Moral und Richtig und Falsch, aber in Wahrheit geht es dir nur um deinen verdammten Koola-Dreck! Ich kann das nicht mehr hören! Mein Körper dies, mein Glauben das! Ich hab noch einen Koola-Spruch für dich: Was geschehen ist, ist geschehen. Du kannst es nicht ändern, und du kannst diese zwei Jahre nicht zurückbekommen. Finde dich damit ab!"

Aber das konnte er nicht.

Weiter in Teil 2.