Hallöchen
an Alle, die sich hierher verirrt haben^^
Ohne lange Worte:
Eine
kleine FF, die das Thema „Geheimnis" aufgreift, geschrieben für
einen Wettbewerb.
Pairing: HP/HG, unterschwellig DM/HG
Hoffe, sie gefällt euch!
Kurze Anmerkung: Kursiv= Rückblende
Disclaimer: Eigentlich gehört alles mir, aber ich hab es J.K Rowling geliehen!
Na gut, ich gebs zu.. ich habs von ihr geliehen…
A walk to remember
„Wir
seufzen nicht, das Aug' ist trocken, Mit seinen stummen Qualen hegt es
Wir lächeln oft, wir lachen
gar!
In keinem Blick, in keiner Miene,
Wird das Geheimnis
offenbar.
In unsrer
Seele blut'gem Grund;
Wird es auch laut im wilden
Herzen,
Krampfhaft verschlossen bleibt der Mund."
Mit
schnellen, beinahe noch unbeholfenen Schritten lief der kleine Junge
über die dünenartige Sandlandschaft, die goldbraunen Haare leicht
im Wind wogend und ein strahlendes Lächeln auf den kindlichen
Bäckchen.
Sein Lachen vermischte sich mit dem aufgeregten
Kreischen der Möwen, die über ihm ihre Kreise zogen und mit dem
stetigen Rauschen der Wellen, die sich schäumend nahe dem Ufer
brachen.
Die junge Frau stand ein wenig abseits, die Arme vor
ihrer Brust verschränkt, und ihre honigbraunen Augen folgten jedem
Schritt ihres Sohnes mit gleichermaßen Stolz und Zuneigung, während
ihr Mann, gut einen Kopf größer als sie, lässig die Arme um ihre
zierlichen Schultern geschlungen hatte.
Gemeinsam standen sie ein
wenig abseits, die nackten Füße in den wärmenden Sand getaucht und
sie hätten Stunden dort stehen können oder gar eine Ewigkeit, denn
es zählte nichts außer ihnen, nichts außer die Tatsache, dass der
Krieg es ihnen erlaubt hatte, auch nach seinem Ende beieinander sein,
einander im Arm halten zu können.
So viele Leben hatte er
gefordert, doch das ihre hatte er verschont und ihnen gleichsam ein
neues anvertraut, ein Zeichen der Hoffnung, der Wiedergutmachung, wo
es so vieles gab, was wieder gut gemacht werden musste.
Ein
dumpfes Geräusch ließ beide Gestalten aufschrecken, gefolgt von
einem kläglichen Wimmern, das sich in Sekunden zu einem höchst
dramatischen Weinkrampf steigerte, der schließlich den Moment einer
ruhigen Idylle zerstörte und die kleine Familie wieder der Realität
überließ.
Der dreijährige Matthew lag ausgestreckt im weichen
Sand, den Kopf leicht angehoben und schaute mit roten, verweinten
Augen auf, als sein Vater sich, ein Lachen verkneifend, zu ihm
herunterbeugte und ihn mit Leichtigkeit wieder auf die Beine zog.
Dann hob er ihn hoch und ließ ihn mehrfach im Kreis um sich
herumwirbeln, solange, bis die Tränen versiegt waren und die kleinen
Wangen vor Begeisterung rot glühten.
„Mehr Daddy, mehr!"
Der Mann ließ ein leises Schnaufen vernehmen, sicher erste
Anzeichen von Ermüdung, doch nichts auf der Welt hätte ihn davon
abgehalten, seinen Sohn weiter umherzuwirbeln, nichts war kostbarer
für ihn, als das Lachen aus dem Munde seines Kindes.
Augenblicke
wie diese machten sein Leben perfekt, egal wie viel Leid ihm vorher
auch wiederfahren war. Ein Lachen und ihm wurde klar, dass es sich
gelohnt hatte, zu kämpfen. Nicht nur für seine Freunde, seine Frau
oder für ihn selbst, sondern für dieses Leben, das dort vor ihm
erblühte.
All das Leid war es wert gewesen, diesen einen Moment
erleben zu dürfen.
Einige Meter entfernt verharrte die junge
Frau bewegungslos, den Blick verloren auf das Szenario vor ihr
gerichtet, während das Leuchten in ihren Augen erlosch und ihre
Lippen sich zu einem traurigen Lächeln kräuselten.
Da war er
wieder, einer jener Momente, in der die Wahrheit in ihr empor kroch
und sich dreist auf ihre Zunge legte, sodass sie Angst hatte, ihren
Mund zu öffnen und auszusprechen, was sie nun schon so lange in sich
verschlossen trug. Es war eine Bürde, die sie zu tragen hatte und
sie zu tragen hatte ihr mehr als nur einmal das Genick gebrochen.
Trotz allem stand sie noch aufrecht, in dem Glauben, der Schmerz
der Wahrheit würde irgendwann verblassen, würde ihr den Frieden
geben, den sie brauchte, um das Glück ihrer kleinen Familie genießen
zu können.
Doch Hermine war nicht dumm, viel mehr zählte sie
sich zu jenen überdurchschnittlich intelligenten Menschen, die
Tatsachen erkannten, noch ehe sie ausgesprochen wurden und eine
dieser Tatsachen war, dass sie niemals frei sein würde, nicht heute
und nicht morgen.
Niemals eben.
Und es war nicht nur einer
jener Momente, die eine Wahrheit erzwangen, die preiszugeben sie noch
nicht bereit war, nein, es schien auch endlich an der Zeit, noch
einmal in jene Tage und Wochen einzutauchen, die ihr ganzes Leben
verändert hatten.
Zurück zu dem Tag, an dem ihre Welt
zusammenbrach und auf einem Fundament aus Geheimnissen und Lügen
wieder aufgebaut wurde.
Schwanger.
Ungläubig starrte sie auf das kleine Plastikröhrchen, ein
verdammtes Stück Plastik, das ihr Leben gerade um hundertachtzig
Grad gedreht hatte. In die falsche Richtung wohlgemerkt.
Ihr
erster Impuls war es, zu weinen. So irrational es auch schien, doch
das war das einzige, was ihr in diesem Moment in den Sinn kam.
Weinen.
An zweiter Stelle rangierte der Wunsch, sich umzudrehen
und zu laufen, zu laufen, so weit ihre Füße sie trugen und noch
viel weiter.
Doch Hermine Jean Granger tat nichts dergleichen.
Sie blieb einfach stehen, geschlagene drei Stunden,
fünfundzwanzig Minuten und sechzehn Sekunden, ehe ein Klopfen sie
aus ihrer Starre riss.
„Hermine? Bist du da drin? Was ist denn
los?"
Harry.
Schlagartig kam Leben in ihre Glieder und ihre
Augen huschten hektisch über das spärliche Mobiliar des
Badezimmers, in dem sie sich zurückgezogen hatte.
Kurzerhand
verschwand das weiße Stäbchen in einer der wenigen Schubladen, die
ohnehin bereits bis an den Rand mit verschiedenem Plunder gefüllt
waren.
Ein kurzer Blick in den Spiegel warf ihr das Bild einer
unbekannten Frau zurück und einige Sekunden verharrte sie, die Augen
auf eine Person gerichtet, die ihr auf einmal so furchtbar erwachsen
erschien, ehe sie sich losriss und zur Tür eilte, hinter der jener
Mann auf sie wartete, dem sie ihr Herz geschenkt hatte.
Die Hand
über der Türklinke schwebend, verharrte sie einige Momente,
unsicher, wie sie ihm nun gegenübertreten sollte.
Doch auch wenn
ihr Geist unentschlossen schien, so hatten ihre Gefühle binnen
weniger Sekunden entschieden, dass ganz gleich was weiterhin
geschehen würde, sie niemals zulassen würde, dass ihm Leid angetan
wird.
Sie würde ihr eigenes Herz geben, nur um diesen einen
Menschen zu schützen, der für sie das wertvollste war, das sie
besaß.
„Hermine?"
Schneller als es ihr lieb war hatte die Realität sie aus dem
Strom der Erinnerungen gerissen und ihr Blick kreuzte jenen Harrys,
eine Mischung aus den intensivsten Grüntönen, die sie jemals
gesehen hatte, weite Wiesen, in denen jegliche Emotionen offen dar
lagen, genau wie die Sorge, die nun unverhohlen darin aufflackerte.
Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen und ihre Fingerspitzen
zeichneten sanft die Konturen seines Gesichtes nach, prägten sich
jeden Millimeter der fremden Haut genau ein, als hätten sie Angst,
diese nie wieder fühlen zu dürfen.
„Entschuldige, ich war nur
in Gedanken!"
Im Grunde genommen war das ja nicht gelogen. Und
doch fühlte sie sich schrecklich. Vor ihr stand nicht nur ihr Mann,
nicht nur der Mensch, der ihr die Kraft gegeben hatte, aufzustehen,
als sie nichts lieber gewollt hatte, als für immer liegen zu
bleiben, sondern auch ihr bester Freund , ihr Vertrauer, ihr
Gegenstück.
Und sie belog ihn.
Die Wucht der Schuld traf sie
unvermittelt hart und ließ sie innerlich straucheln, nahm ihr für
einen einzigen Herzschlag den Atem, ehe sie sich fangen konnte und
seinen Blick mit ungewohnter Intensität erwiderte.
Er durfte es
nicht wissen, denn es würde ihm das Herz brechen und lieber sollte
das ihre zerspringen als seines, das so viele Rückschläge hatte
erleiden müssen.
„Und wo waren deine Gedanken?"
Wieder
waren da Worte. Worte, die sie sagen wollte und Worte, die sie sagen
würde.
Und obwohl der Unterschied so unendlich gering klang, so
machte er doch eine ganze Welt aus.
„Ich hab nur grad überlegt,
ob Matthew seine Phobie vor Bürsten von dir hat."
Sein Lachen
tat ihr in der Seele weh, und als er sie spielerisch anstieß, nur um
sie kurz danach fest in die Arme zu schließen, spürte sie, wie eine
einzige Träne sich über ihre geröteten Wangen stahl.
„Ich
liebe dich, Hermine." Leise Worte, beinahe geflüstert, ehe er sie
losließ und mit einem grollenden Laut auf Matthew zu lief, der ein
Quietschen ausstieß und davon lief, so schnell ihn seine kurzen
Beinchen tragen konnten.
Er liebte Fangenspielen.
Unwillkürlich
fragte sie sich, ob sein Vater Fangenspielen wohl auch mochte.
„Hermine"
Geflüsterte
Worte in einer Dunkelheit, die unendlich schien. Sie spürte seinen
warmen, nackten Körper ganz nah an dem ihren, spürte die sanfte
Haut, wie sie die ihre streifte und ein wohliger Schauer überlief
ihren Körper. Es mochte ein Fehler sein, doch das war ihr egal.
Es
zählte nur das hier und jetzt, nur dieser eine Augenblick. Schon
morgen konnte der Krieg ausbrechen, schon morgen konnten sie tot
sein, warum also nach einem Morgen fragen, das vielleicht gar nicht
mehr existierte?
Zärtlich strich sie ihm eine hellblonde Strähne
aus dem Gesicht, ehe seine Lippen die ihren zu einem innigen Kuss
verschlossen.
Ihr Herz gehörte vielleicht einem anderen, doch in
diesem Moment gehörte ihr Körper ihm.
Eine
dunkle Röte kroch ihr auf die Wangen, als sie an diese wenigen
Stunden zurückdachte. Jetzt wusste sie, dass es ein Fehler gewesen
war, ein Fehler, deren Folgen sie für immer in ihrem Herzen tragen
würde, doch wenn sie sich zurück erinnerte, dann konnte sie nicht
mit Sicherheit sagen, dass sie nicht denselben Fehler wieder begehen
würde.
War es denn dann überhaupt ein Fehler?
Ein leiser
Seufzer perlte über ihre halbgeöffneten Lippen, während der Wind
sie sanft umwehte und leicht mit ihren dunkelbraunen Locken spielte,
die sie sich in einer fließenden Bewegung wieder hinter das Ohr
klemmte. So wie er es damals getan hatte.
Um sich abzulenken,
suchten ihre Augen den ansonsten leeren Strand nach den zwei Menschen
ab, die ihr ein neues zu Hause gegeben hatten, als sie keines mehr
gehabt hatte.
Nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall
umgekommen waren, und ja, welch Ironie war es gewesen, dass sie dafür
gesorgt hatte, dass ihre Eltern von dem Krieg unbeeinflusst blieben,
sie sie dadurch jedoch unbewusst in den Tod geschickt hatte, war sie
rastlos gewesen.
Schwanger. Im Zweifel ob der Mann, den sie
liebte, überleben würde. Elternlos. Eine Waise.
In diesen
Stunden hatte sie darüber nachgedacht, das Leben, das sie in sich
trug, aufzugeben.
Doch der bittere Nachgeschmack, der dieser
Gedanke bei ihr auslöste, hielt sie davon ab, einen weiteren Fehler
zu begehen.
Welch ein Glück, denn ansonsten hätte sie in dieser
Nacht vielleicht die einzigen beiden Menschen verloren, die sie
später ihre Familie nennen würde.
Diese Nacht war etwas, was
sie nie vergessen würde.
Niemals.
Unruhige
Schritte auf dumpfen Boden, ein sich wiederholendes Tipp- tapp
Geräusch, das sie auf eine absurde Art und Weise zu beruhigen
schien. Wie lange sie vor seiner Tür auf und ab gelaufen war,
vermochte sie nicht zu sagen, doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor,
als hätte sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan. Der Raum, den sie betrat, war trostlos und trist.
Weiße Wände reihten sich an weiße Betten, die zu Tischen mit
weißen Decken führten.
Zunächst
war sie krank gewesen vor Sorge, ihre Schritte hastig, immer
unterbrochen, wenn sie stehenblieb, um einen erneuten Weinkrampf zu
unterdrücken, der ihren ohnehin geschwächten Körper unbarmherzig
schüttelte. Dann war die Wut gekommen. Wut, dass man sie nicht zu
ihm ließ, Wut, dass sie nichts tun konnte, als auf und ab zu laufen.
Die Schritte hallten laut und hart.
Schließlich Resignation und
Warten, leise, unruhige Schritte, und das nun schon seit Stunden.
Ron und Mrs. Weasley schliefen auf zwei der unbequemen
Plastikstühle, unweit jener Tür, vor der sie nun schon Furchen in
den Boden gelaufen war. Die anderen hatten sich in die Cafeteria
zurückgezogen, vornehmlich, weil sie das Geräusch tappender Füße
verrückt gemacht hatte.
Eine Anspannung lag in der Luft, die es
einem schwer machte, weiter zu atmen und doch musste sie
durchhalten.
Durchhalten und warten.
Schließlich öffnete
sich die Tür und ein gestresst wirkender Heiler trat zu ihr in den
Flur. Dunkle Ringe unter den Augen, hielt er eine Akte fest an seinen
Körper gedrückt und sein Blick fand den ihren, ein unergründlicher
Ausdruck, dem sie nichts zu entnehmen vermochte.
Die Frage lag ihr
auf der Zunge, doch er unterbrach sie.
„Ms. Granger? Sie können
jetzt zu ihm, doch ich will ehrlich mit Ihnen sein. Es steht schlecht
um ihn, und nur wenn er diese Nacht übersteht, sehe ich noch eine
Chance. Mehr kann ich ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Wenn
Sie mich bitte entschuldigen würden."
Mit diesen Worten ließ
er sie alleine, wohlwissend, dass sie Zeit brauchte, zu verstehen
und zu verarbeiten, was er ihr mitgeteilt hatte.
Es steht
schlecht um ihn. Immer tiefer sank die Bedeutung jener Worte in ihren
Verstand und sie spürte erste Tränen ihre blasse Haut hinab laufen.
Sein ganzes Leben lang war er „der Junge, der lebt" gewesen,
hatte für Hexen und Zauberer gekämpft, die ihn immer wieder hatten
leiden lassen und nun zahlte er den Preis, Voldemort besiegt zu
haben, mit dem eigenen Leben?
Das war nicht fair.
Weitere
Tränen folgten.
Ihr verschleierter Blick glitt zu Ron, der den
Kopf gegen die Wand gelehnt hatte, das rötliche Haar hing über
seinen Augen und ein leises Schnorcheln zeugte von einem tiefen
Schlaf.
Er hatte es verdient, sich von seinem besten Freund zu
verabschieden, doch in diesem Moment entschied die junge Frau, ein
einziges Mal in ihrem Leben egoistisch zu sein. Sie konnte nicht
zulassen, dass Harry starb und wenn sie für den Rest ihres Lebens
diese Last tragen müsste, sie würde ihn retten, koste es, was es
wolle.
Der einzige Kontrast bildete die Person,
die, umgeben von zahlreichen Schläuchen, auf einem der Betten lag,
regungslos.
Er sah so zerbrechlich aus, wie das Kind, was er nie
hatte sein dürfen und diese Erkenntnis schmerzte sie mehr, als alles
andere, was sie an diesem Abend gefühlt hatte.
Langsam führten
ihre Schritte sie näher und mit zitternden Fingern streckte sie ihre
Hand gen seiner und umschloss diese mit einem sanften Griff. Kalte
Haut traf auf die ihre und ein Schaudern überlief sie. Es fühlte
sich an, als wäre er bereits von ihr gegangen.
„ Harry?"
Ihre Stimme war so leise, dass sie in dem stetigen Piepen der
Maschinen unterzugehen schien und doch spürte sie eine leichte
Regung in den klammen Fingern, die sie so fest umschlossen hielt, als
würde sie ihn dadurch hier halten können.
Und dann öffnete er
die Augen.
Ihre Blicke trafen sich und obwohl sie sich nicht
sicher war, ob er sie überhaupt wahrnehmen konnte, spürte sie, wie
ihr Herz einen kleinen Hüpfer machte, und ihr die Luft im Halse
stecken blieb.
„Oh Harry" Ihre Stimme war tränenerstickt,
alle Versuche, tapfer zu bleiben, ein hoffnungsloses Unterfangen.
Langsam ließ sie sich auf seiner Bettkante nieder, immer Bedacht,
seine Hand nicht loszulassen.
Eine lange Zeit schwiegen sie, er,
weil ihn jede kleinste Bewegung erschöpfte und sie, weil sie den Mut
für die nächsten Worte sammelte, Worte, von denen sie nicht
wusste, ob sie überhaupt der Wahrheit entsprachen.
„Ich bin
schwanger, Harry. Du wirst Vater"
Sie hatte geglaubt, ihre
Stimme würde ihr versagen, oder würde zumindest leicht zittern,
doch sie blieb völlig ruhig.
Einige Sekunden vergingen und dann
schlich sich ein mattes Lächeln auf die Lippen des Jungen mit den
rabenschwarzen Haaren.
„Schwanger…"
Mehr ein Murmeln,
doch der leichte Druck, den er auf ihre Hand ausübte, reichte, um
ihr zu zeigen, dass er begriffen hatte. Mehr Tränen flossen.
„Bitte
stirb nicht.. bitte .. bitte.. nicht sterben.." Die Worte waren
undeutlich und trotzdem erhielt sie eine Antwort.
„Ich.. werde
leben. Für dich. Für unser Kind," Eine kurze Pause, in der er
qualvoll die Augen zusammenpresste, „ Mein Kind.. wird Eltern
haben.."
Und dann verlor er das Bewusstsein.
Die Heiler hatten keine Erklärung, doch das
war auch nicht nötig, denn Hermine wusste, was den Mann, den sie
liebte, gerettet hatte.
Mit einem Lächeln legten sich ihre Hände
auf ihren noch flachen Bauch und in ihren Gedanken flüsterte sie nur
ein einziges Wort:
Danke. Kleine
Kinderhände, die an ihrem Rock zogen, brachten sie zurück in die
Realität.
„Mami, Mami guck mal, was Daddy gemacht hat!" Die
Stimme des Jungen klang aufgeregt, während er mit seinen kurzen
Fingern in Richtung des Wassers deutete, wo aus dem Nichts eine
kleine, mehr schlecht als recht zusammengeklatschte Festung
entstanden war. Dahinter stand Harry, die Finger voller Matsch und
ein jugendliches Grinsen auf den Lippen. In diesen Momenten verstand
sie, warum sie niemals zulassen würde, dass ihm jemand schadete.
Damals in diesem Krankenhaus hatte ihn der Gedanke an ein Kind das
Leben gerettet, hatte ihm die Kraft gegeben, durchzuhalten. Sie würde
ihm diese Kraft nicht wieder nehmen.
Matthew grabschte nun
unbeholfen nach ihrer Hand und sie ergriff die seine, zum ersten Mal
in den letzten Minuten ein ehrliches Lachen auf den Lippen.
„Komm,
stürmen wir Daddys Festung"
„Oh jaa" Und mit einem
Freudenschrei rannte der Kleine los, zog seine Mutter hinter sich
her, und gemeinsam krachten sie gegen die Sandburg, warfen dabei
Harry von den Füßen und kullerten schließlich in einem großen
Knäuel durch den Sand.
Das Lachen der Drei hallte noch eine
ganze Zeit lang durch die verlassenen Dünen.
Als schließlich
wieder Ruhe einkehrte, hatte Matthew sich zwischen seinen Eltern
eingerollt und war in einen seligen Schlaf hinüber geglitten.
Geistesabwesend strich Hermine ihm einige Strähnen aus dem Gesicht,
während Harry einen Arm um sie legte und sie näher zu sich zog.
„Erinnerst du dich noch daran, als du ihn das aller erste Mal
gesehen hast?"
Seine Frage überraschte sie. Er war nicht der
Typ, der von selbst über seine Gefühle sprach, selbst wenn man ihm
auch ohne Worte jede Gefühlsregung in seinen Augen und seinen
Gesichtszügen ablesen konnte.
Sie nickte stumm und gemeinsam
erinnerten sie sich zurück an jenen Morgen, an dem Matthew Potter
das Licht der Welt erblickt hatte.
Der
laute Schrei echote durch den steril weißen Raum und in dem Moment
schien jegliche angespannte Atmosphäre zu brechen. Heiler begannen
hektisch hin und her zu laufen, vor der Tür konnte sie das
Jubelgeschrei ihrer Freunde hören und ihr Mann hielt ihre Hand, eine
einzelne Tränen in den grünen Augen glitzernd, während er sie
anlächelte.
„Es ist ein Junge"
Die Stimme einer der Heiler
riss sie aus dem friedvollen Moment der Zweisamkeit und keinen
Augenblick später hatte sie ein kleines Bündel in den Armen, ihren
kleinen Jungen, eingewickelt in ein großes flauschiges Tuch.
Die
Augen zusammengepresst und die kleinen Fäustchen unbeholfen in der
Luft schwenkend, lag Matthew ansonsten schweigend in ihren Armen und
das Glück, das sie überwältige, als sie dieses neue Leben vor sich
erblühen sah, ließ jede Angst und Sorge, die sie vor der Geburt
verspürt hatte, nichtig werden.
Es spielte keine Rolle, wer der
Vater war.
Sie hatte einen wundervollen Sohn.
Sie hatte einen
wundervollen Mann.
Sie hatte eine wundervolle Familie.
Wer
oder was sollte ihr Glück zerstören können?Wie
naiv sie damals gewesen war. Sie hatte es gewusst. In dem Moment, in
dem sie dem kleinen Matthew ins Gesicht geschaut hatte, hatte sie es
gewusst.
Er war der Vater.
Sie konnte es zunächst weder an
der Augenfarbe ausmachen, noch an den büscheligen Haaren, deren
Farbe der Kleine wohl von ihr geerbt hatte.
Und trotzdem hatte
sie es gewusst.
Der Moment des Glückes wurde zunehmend von der
Frage erdrückt, ob sie mit ihrer Befürchtung recht behalten würde.
Wochenlang hatte sie sich darum gedrückt, hatte Ausrede um
Ausrede erfunden, um genau diesen einen Besuch zu vermeiden, der ihr
ganzes Leben verändern würde.
Und dann waren die einst so
strahlend babyblauen Augen des kleinen Matthew plötzlich grau
geworden.
Es schien von einem Tag auf den anderen passiert zu
sein, doch wahrscheinlich hatte sie es nur nicht sehen wollen.
An
diesem Tag war sie mit ihm in die Klinik gefahren, um zu hören, was
sie vom ersten Moment an gewusst hatte.
Das
kleine Bündel fest an sich gedrückt, verließ die junge Frau den
großen Gebäudekomplex. Ihre Schritte zeugten von einer
Selbstsicherheit, die sie bei Weitem nicht verspürte. Im Gegenteil. Er
wusste es.
Ihr Inneres war ein Wirrwarr aus Gedanken und Erinnerungen, ihr
Verstand kaum fähig zu begreifen, was sie doch schon so lange
gewusst hatte.
Was sollte sie tun? Die Frage verfolgte, quälte
sie bei jedem Schritt, mit dem sie die Wahrheit hinter sich ließ und
mit jedem weiteren Schritt spürte sie, dass sie sich rasend schnell
auf eine Lüge zu bewegte, deren Bürde sie niemals würde tragen
können. Doch hatte sie eine Wahl?
Sie hatte sich vor genau einem
Jahr geschworen, sie würde für immer schweigen. In dieser Nacht
hatte Matthew Harry das Leben gerettet. Noch ungeboren, war er doch
Hoffnung genug gewesen, um weiter zu kämpfen und niemals würde sie
dieses Glück zerstören.
Einen Augenblick verharrte sie, den
Blick auf den vier Monate alten Säugling gerichtet, der sie aus
seinen hellgrauen Augen heraus interessiert anstarrte.
„Das
bleibt unser Geheimnis Kleiner. Nur du und ich, versprochen?"
„Ein
Geheimnis Granger? Wie interessant!"
Erschrocken drehte sie sich
um, nur um in die gleichen Augen zu schauen, wie sie es noch Sekunden
zuvor getan hatte.
Malfoy.
Unsicher trat sie von einem Fuß
auf den anderen, unfähig, etwas zu erwiedern.
Panik hatte sie
erfasst und nur mit Mühe schaffte sie es, sich von dem Gefühl nicht
mitreißen zu lassen. Sie musste Ruhe bewahren.
Während sie mit
sich selbst zu kämpfen hatte, hatte Draco Malfoy sich mit mildem
Interesse über das Bündel gebeugt, dass die junge Frau in den Armen
hielt und augenblicklich erstarrte er. Sein Puls schien sich um das
Hundertfache zu beschleunigen, sein Herz schlug schmerzhaft gegen
seine Brust und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
Das
Neugeborene hatte seine Augen. Haargenau seine Augen.
Der Schock
mischte sich mit der Erkenntnis und mit einem Mal kehrte Ruhe in ihm
ein.
Er verstand nicht, woher dieses Gefühl des vollkommenen
Friedens kam, doch es gab ihm die Kraft, seinen Blick von dem Kind
loszureißen und auf die Frau zu lenken, die in nur einer Nacht sein
Herz erobert hatte.
„Richte Potter meine Glückwünsche
aus"
Mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab, nicht jedoch
ohne ein letztes Mal die weiche Haut ihres Armes zu streifen.
So
viel Schlechtes hatte er ihr in seinem kurzen Leben angetan. Seinen
eigenen Sohn aufzugeben erschien ihm ein Preis, der es vielleicht
nicht wert war, gezahlt zu werden, doch den er zahlen würde.
Vielleicht würde es ihn immer schmerzen, jede Sekunde seines
Lebens, doch würde es nicht genauso schmerzen, der Frau vor ihm
alles zu nehmen, dass sie am Leben erhielt? Ihr das Glück zu nehmen,
indem er ihr Geheimnis verriet?
Er wusste die Antwort ohne auch
nur nachdenken zu müssen und so ließ er sie ohne einen letzten
Blick zurück, stehen und verschwand schon bald aus ihrem Sichtfeld.
Bei jedem Schritt, den er sich von einer Familie entfernte, die
eigentlich die seine hätte sein sollen, schien der Schmerz in seinem
Herzen unerträglicher zu werden. Er hätte kämpfen müssen, doch er
hatte sie nicht aufgehalten. Nun war es an der Zeit, sie loszulassen.
Sein letzter Gedanke, bevor er um die nächste Straßenecke trat und
verschwand, galt seinem Sohn, den er niemals kennenlernen würde und
seiner kleinen Tochter, die zu Hause auf ihn wartete.
Diese Erkenntnis schockierte sie bis in ihr tiefstes
Inneres.
Noch verwirrtes als zuvor, ließ sie ihre Finger
geistesabwesend über jene Stelle gleiten, an der er sie zuvor
berührt hatte, ehe sie den kleinen Matthew enger an sich drückte
und in die Dunkelheit disapparierte
„Es wird
langsam dunkel. Meinst du nicht, wir sollten uns auf den Weg machen?"
Seine Stimme führte sie zurück ins Licht und sie ergriff seine
Hand, die er ihr hingehalten hatte.
Gemeinsam, die Finger eng
umschlungen, und mit Matthew auf seinem linken Arm, ließen sie den
Strand und die Erinnerungen zurück, machten sich auf in ihre
Zukunft, Harry, Matthew und Hermine.
Eine Familie.
Sie
wusste, dass sie es ihm irgendwann sagen musste.
Sie wusste, dass
das der Moment sein würde, an dem sie alles verlieren würde. Doch
sie konnte nicht riskieren, dass Malfoy es verriet. Er hatte
geschwiegen, warum wusste sie nicht, aber ob er das für immer tun
würde, das konnte sie nicht sagen.
Das Geheimnis war nicht
länger nur das ihre, sondern auch das seine.
Doch sie würde es
nicht mit Harry teilen, noch nicht.
Sicherlich bald, aber nicht
jetzt.
Heute war nicht der richtige Tag.
Doch der Tag würde
kommen, irgendwann, unweigerlich.
Bis dahin würde sie schweigen
und die Bürde weitertragen, immer wissend, dass dieses Geheimnis ihr
alles nehmen würde, würde jemals jemand es herausfinden.
Doch
das war es wert.
Nur ein einziges Lachen ihres Mannes und ihres
Kindes machte ihr das deutlich.
„Frag
du den Säugling in der Wiege,
Frag du die Toten in dem
Grab,
Vielleicht daß diese dir entdecken,
Was ich dir stets
verschwiegen hab."
Heinrich Heine, Geheimnis
So,
das wars dann von mir :)
Würde mich freuen, wenn Ihr mir eure
Meinung hier lasst *g*
Wenn nicht..
Ich weiß wo ihr wohnt
... muha.. *gg*
