-1Prolog

Ihm war nicht kalt. Nein, auch nicht warm. Sein Körper fühlte sich so ausgeglichen und rundweg zufrieden an, wie nie zuvor. Zumindest konnte er sich in diesem Moment nicht daran erinnern, dass es ihm jemals so gut gegangen war. Erinnern… eigentlich konnte er sich an kaum etwas erinnern außer an das Einsetzen dieser plötzlichen Schwerelosigkeit, die ihn auch jetzt noch umgab. Wann war das gewesen? Als mit einem Mal alles um ihn herum seine Form zu verlieren schien? Die Umgebung um ihn ihre Konturen verlor und die Stimmen die er hörte immer leiser wurden und plötzlich verschwanden? War es gerade eben gewesen, vor einigen Stunden oder Tagen?

Jetzt, jetzt war alles dunkel. Aber kein kaltes, furchteinflößendes Dunkel, wie er es eigentlich erwartet hatte, wie es eigentlich sein müßte. Er wusste nicht, wo er sich befand, noch, wie er hierher gekommen war. Weshalb also fühlte es sich so seltsam an, so… gleichgültig? Alles was er über diesen Ort 'wußte', war das Gefühl, dass er nicht hierher gehörte. Es falsch war, dass er nun hier war, wo auch immer das sein sollte. Er müßte woanders sein. Nur wo…? Erst einige Sekunden später fing die Erinnerung an wieder in sein Bewußtsein vorzudringen. Das Ministerium. Mysterienabteilung. Harry. Die Kinder. Todesser. Bellatrix…

Ein leises Stöhnen, von dem er nur ahnen konnte, dass es von seinen Lippen kam, durchbrach mit einem Mal die Stille dieser Dunkelheit. Der Fluch der ihn getroffen hatte, war aus Bellatrix' Zauberstab gekommen… er war getaumelt und dann… war er durch diesen Vorhang gefallen. Fast ruckartig nun wandte Sirius sich um, bemüht mit seinem Blick die Dunkelheit zu durchdringen, etwas zu sehen um zu begreifen, wo er war. War er tot? Nein… Tode konnten weder denken, noch fühlen… oder doch? Sah so der Rest seines Daseins aus, gefangen in dem Dunkel, keine Stimme außer der, die in seinem Kopf hallte? Langsam, nur ganz langsam begann sein Herz heftiger zu klopfen. Nein… er hatte den Tod nie gefürchtet, er hatte immer mit ihm gerechnet. Das Erste, das man in Askaban lernen sollte. Doch das hier?

"Wer bist du?"

Fast ruckartig drehte Sirius sich nach allen Richtungen, als er diese leise und dennoch fest klingende Stimme hörte. Doch da war nichts, nichts als diese schier undurchdringbare Dunkelheit, die ihn umgab.

"Black…", antwortete er ebenso leise, konnte jedoch nur wünschen, dass seine Stimme nur halb so fest klang wie jene, die ihn angesprochen hatte. "Sirius Black."

"Sirius Black…", wiederholte die Stimme gedehnt, "da bist du also, Sirius Black."

"Wo und vor allem wer bist du…?"

"Wo? Was würde es dir nutzen, wüßtest du wo ich bin, Sirius Black? Deine Augen vermögen nicht diese Dunkelheit zu durchbrechen. Du würdest mich ohnehin nicht sehen können, also was spielt es für eine Rolle, wo ich bin?"

Sirius fröstelte, wenngleich ihm nicht kalt war. Irgendetwas an dieser Stimme ließ ihm leichte Schauer über seinen Rücken rieseln. "Gut… warum kannst du dann mich sehen?"

"Du stellst schnell Behauptungen auf, Sirius Black. Ich kann dich nicht sehen."

"Na toll… und woher weißt du, dass ich da bin?"

"Ich fühle es, wenn eines unserer Kinder hier ist, Sirius Black."

Das zuvor leichte Zittern in Sirius schwoll an. Was war das hier für ein Hokuspokus? Oder war es ein Traum? Hatte er alles nur geträumt? "Wer bist du? Wo verdammt noch mal bin?"

"Nicht doch Sirius… keine Flüche, nicht von einem Gryffindor. Was soll Godric denn von dir denken? Du bist hinter dem Vorhang…"

Sirius taumelte. Nein, er gab seinen Beinen den Befehl dies zu tun, ob sie es taten, vermochte er nicht zu sagen. Noch immer fühlte er sich, als wäre er jenseits von Raum und Zeit. "WER sind Sie? Was soll dieses Spielchen?"

"Spielchen? Sirius… begehe nicht den Fehler die letzte Chance darauf den Lauf des Schicksals zu ändern als Spielchen zu bezeichnen…"

Nun wurde Sirius hellhörig. "Den Lauf des Schicksals zu ändern? Welches Schicksal? Wessen Schicksal?"

"Wessen Schicksal fragst du mich? Das all jener, deren Leben wir beide schon auf dem Gewissen haben. Das der Unzähligen, die noch folgen werden, wenn wir beide versagen…"

Immer schneller schlug Sirius' Herz, wenngleich er es nicht vermochte den Sinn dieser Worte vollends zu erfassen. Chance, es war eine Chance, das war alles, was im Moment für ihn zählte. "Können Sie mir helfen? Können Sie mir helfen wieder zurück zu kommen?"

Das erste Mal in dieser Unterhaltung hörte Sirius nun ein leises, wenn auch freudloses, Lachen. "Die Frage ist nicht, ob ICH dir helfen kann Sirius Black. Die Frage ist, kannst du einem Slytherin vertrauen? Bist du in der Lage DEM Slytherin zu vertrauen?"