Weil ich Gaara mag, aber irgendwie wenige Geschichten existieren, in denen er mal nicht der "sehr sehr Böse" ist (mal abgesehen, dass es sowieso wenige zu ihm gibt, ganz zu schweigen von in deutsch) habe ich mich unerwarteterweise doch dazu aufgerafft selbst eine zu schreiben. Die Idee kam mir, als ich im Lexikon der Mythologie blätterte und folgenden Eintrag fand:

Ghúl(Sg.), Ghilan (Pl.): arab. Menschenfeindliche Dämoninnen, die die Fähigkeit haben, ihre Gestalt zu verändern und Wanderer durch die Wüste von ihrem Weg wegzulocken, um sie dann zu überfallen und aufzufressen.

Knaurs Lexikon der Mythologie

Die Sonne brannte heiß vom Himmel auf den Sand herab, so dass die Luft vor Hitze flimmerte.

Ihr Licht war zu hell, als dass man die Augen über längere Zeit richtig offen halten konnte, und der Sand reflektierte das Strahlen auch noch. Kein Zeichen von Leben war zu sehen, nichts konnte hier überleben.

Die Welt der Wüste war nicht für Lebewesen und ihr Bedürfnis nach Wasser gemacht. An ihrem Rand allerdings gab es durchaus Leben, da dort noch Quellen waren. Sogar eine relativ große Siedlung existierte dort.

Ein Mitglied dieser Siedlung lief durch den heißen Sand, wobei er eine Reihe Fußstapfen hinterließ; die jedoch bald verschwunden sein würden, wenn wieder ein noch heißerer Wind den Sand aufwirbeln und auf neue Dünen wehen würde.

Gaara hatte sich zum Schutz vor dem herumfliegenden Sand und den Strahlen der Sonne den dünnen Schal um den Kopf geschlungen, sodass fast sein ganzes Gesicht verdeckt war.

Nicht dass es viel gegen die winzigen Körner des Sandes half, die er inzwischen überall spürte. Seit vier Tagen lief er geradeaus durch die Wüste, da er nicht schlief war er schon fast seit 96 Stunden unterwegs.

Die Erschöpfung zerrte an ihm; er lief nicht gerade langsam. Trotzdem zwang er sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Kürbisflasche erschien ihm schon seit einiger Zeit unverhältnismäßig schwer. Sie beinhaltete jetzt Wasser, da genug Sand vorhanden war, um ihn gegen einen Gegner zu verteidigen. Nicht dass er damit rechnete, jemandem zu begegnen der verrückt genug war, in der Mitte der Wüste herumzulaufen und ihn dann auch noch anzugreifen.

Seine gesamte Konzentration richtete sich auf die Fortbewegung. Er wollte nicht zurückdenken- an das Dorf, in dem er gefürchtet und gehasst war, an seine Geschwister, die ihn auch fürchteten, obwohl sie es nicht oft zeigten, an den blonden Jungen, der ihn besiegt hatte....

Er hatte immer geglaubt, wenigstens der Stärkste zu sein, wenn er schon dieses Biest in sich haben musste. Aber jetzt... aber jetzt....

Seine Niederlage lag schon einige Zeit zurück. Fast ein Monat, seitdem er geflüsterte Kommentare von der Art: "Ein gefährliches Biest, aber es kann nur die Wehrlosen töten.." und Ähnliches von den Menschen im Dorf gehört hatte.

Erniedrigend. Deprimierend.

Er stoppte um schnell einen Schluck Wasser zu trinken.

Das Glitzern der Sonne auf etwas Silbrigem fiel ihm ins Auge. In der Wüste war alles golden und goldgelb.

Er ging zu der Stelle. Es war ein altes Scharnier, das da glitzerte. Mit seinem Chakra fegte er den Sand beiseite. Eine alte, verrottete Truhe. Hier war tatsächlich schon einmal jemand gewesen.

Wahrscheinlich waren darin Naturalien gewesen, da nichts anderes mehr übrig war. Eine ziemlich beeindruckende Leistung, für einen Menschen, bis hierher vorzudringen.

Jemand räusperte sich rechts hinter Gaara.

Er erstarrte. Dann entspannte er sich wieder. Ein Sonnenstich, na klasse. Vielleicht sollte er sich doch einen Moment im Schatten ausruhen... das brauchte er sowieso... er war ziemlich fertig, und jetzt schien ihn sein Verstand auch noch im Stich zu lassen.

Gerade als er sich selbst davon überzeugt hatte, einfach nur verrückt zu sein, räusperte sich wieder jemand. Diesmal drehte Gaara sich um.

Vor ihm stand eine Person in einem weichen, fließend fallenden, beigen Kaftan, mit einem weißen Tuch, das um den Kopf gewickelt war. Die Person entpuppte sich als hübsches Mädchen mit braunen Augen und dunklen Locken, als sie sich das Tuch vom Gesicht wickelte. Sie lächelte ihn an.

"Oh, verdammt." , sagte er. Sie machte ein fragendes Gesicht. " Ich hab schon Halluzinationen." Gaara schüttelte den Kopf über sich selbst und baute mithilfe seiner Chakra eine Halbkugel aus Sand, die einen, zwar kurzen, aber seinen Zweck erfüllenden, Schatten warf.

Er setzte die Kürbisflasche ab, ließ sich in den Sand fallen und lehnte sich an die Wand, die auch aus Sand bestand.

"Du meine Güte" , sagte das Mädchen, das seltsamerweise immer noch da war. "Die meisten, die mich sehen, sagen sowas wie: bist du echt? Oder so."

"Tatsächlich." erwiderte Gaara. Er fragte sich, wie lange er hier wohl sitzen musste, bis es ihm besser ging.

"Du glaubst, ich bin eine Halluzination? Da muss ich dich enttäuschen: Ich bin echt!" Sie grinste und hielt ihm ihren Arm hin. "Willst du mich kneifen"

Gaara starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an. Dann streckte er die Hand aus, kniff sie aber nicht, sondern berührte sie nur. Seine Hand fuhr zurück, als hätte er sich verbrannt.

"Du bist real- und du bist kühl!" sagte er überrascht.

Sie nickte. "Du bist ein Ninja, huh? Ich bin sowas Ähnliches... ich kann meine Körpertemperatur mit meinem Chakra kontrollieren." Endlich verstand er.

"Ah." Er machte sein bestes ausdrucksloses Gesicht und starrte sie weiter an. Unter seinem Blick wurde sie nervös. "Was machst du so tief in der Wüste?"

"........ ich wollte alleine sein." "Deswegen rennst du hier durch? Du könntest dabei sterben!" sagte sie mit hochgezogener Augenbraue.

"Unwahrscheinlich." erwiderte er kurz.

Sie schwieg einen Moment. Dann: "Ich weiß, wo eine Oase ist." Erneutes Schweigen. Begriff sie nicht, dass er allein sein wollte?

"Da ist mehr und kühlerer Schatten, frisches Wasser und Essen. Du kannst dich da ausruhen." Er antwortete nicht.

Sie schien ärgerlich zu werden. "Na los komm schon, du willst hier doch nicht draufgehen, oder?"

"Ich habe hier Schatten und Wasser." Sie verdrehte die Augen. "Meine Güte, und ich hätte gedacht, alle Leute würden sich freuen, wenn jemand kommen und ihnen eine Oase zeigen würde, wenn sie mitten in der Wüste umherirren."

"Du willst nicht wirklich, dass ich mitkomme.", sagte er, um sie loszuwerden. "Na klar!" "Nein." "Wieso sollte ich das nicht wollen?"

Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, ihr zu sagen, dass in ihm eine Bestie namens Shukaku war, vor der alle Angst hatten.

Andererseits mußte sie auch einiges an Kraft besitzen, hier zu leben, sie kontrollierte ihr Chakra.. er hatte sie ausserdem nicht kommen gespürt.

Und es war nett von ihr, ihn einzuladen. Und sie würde weiter freundlich zu ihm sein, wenn er ihr nicht sagen würde, dass...

Entschlossen stand er auf. "Was soll's, zeig mir deine Oase." Das Mädchen war erfreut aufgesprungen und strahlte ihn an. "Gut!" Sie ging voran, schräg nach links von seiner ursprünglichen Route.