Kapitel 1

Sommerpost

Es war ein schöner warmer Nachtmittag. Die Sonne schien durch das Fenster, und erleuchtete Harrys noch nicht ausgepackten Koffer, den er bei seiner Ankunft achtlos in eine Ecke geworfen hatte. Seit seiner Rückkehr aus Hogwarts in das Haus der Dursleys, hatte er es nicht für wichtig empfunden ihn auszupacken, vielmehr verbrachte er seine Zeit damit, auf seinem Bett zu liegen und über die vergangenen Ereignisse des letzten Schuljahres nachzugrübeln. Vieles war passiert. So viel, dass Harry große Mühe hatte all das zu verarbeiten. Jene schrecklichen Vorkommnisse waren wie Dolche. Dolche, die inmitten seines Herzens steckten, und welche er nur sehr langsam herausziehen konnte. Doch der schlimmste voll allen, war der von Sirius Tod. Er war wie eine offene Wunde von der er wusste, dass sie nie heilen würde. Manchmal war der Schmerz so groß, dass er am liebsten laut geschrien hätte, doch dann fiel ihm ein was Onkel Vernon sagen würde wenn er wie ein Kranker herumbrüllen würde.

Wie so viele der sommerlichen Nachmittag lag Harry auch heute wieder auf seinem Bett. Sein Blick schweifte im Zimmer umher blieb an einem Buch hängen, das auf seinem Schreibtisch lag. Es war jenes, das Sirius ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Er stand auf und ging Langsamenschrittes darauf zu. Seine Hände berührten den blauen ledernen Einband. Er fuhr jede Kante des Buches einzeln nach. Wieder kamen in ihm diese schmerzhaften Erinnerungen hoch, die ihn seit langen quälten, die ihm all seine Kräfte, sein Selbstbewusstsein und seine Lebenslust raubten. Er war nicht mehr der fröhliche Junge, der er einst gewesen war. Nicht nur sein Leben, nein auch sein Charakter hatte sich verändert.

Einige Zeit lang stand er so da, mit dem Buch in der Hand und völlig in Gedanken versunken bis Tante Petunia von unten ihn zu Essen rief. Völlig lustlos auf die Sticheleien seiner Verwandten ging Harry die Treppe hinab und setzte sich zu Tisch. Tante Petunia zwang Dudley immer noch dazu eine Diät zu machen, doch leider brachte sie überhaupt nichts, denn Dudley stopfte sich abends heimlich in seinem Zimmer große Mengen an Süßigkeiten in sich hinein. „Dudleyschatzi, ich bin ja so stolz auf dich, dass du diese Diät so konsequent durchziehst.", meinte Tante Petunia während sie Dudley einen großen Haufen Salat auf den Teller schaufelte.

Das weitere Essen verlief ohne jegliche Vorkommnisse. Harry trotte zurück in sein Zimmer. Dort oben angekommen empfing ihn Hedwig. Die schneeweiße Eule saß putzmunter in ihrem Käfig und war gerade dabei eine gefangene Maus zu verspeisen. Harry war froh sie zu sehen, denn Hedwig war schon seit langer Zeit nicht mehr zu Hause gewesen. Er ging zu ihrem Käfig. Sanft streichelte er ihr weißes Federkleid, dabei fiel ihm auf, dass an ihrem Bein ein Brief gebunden war. Behutsam löste er den Brief und öffnete ihn. Er war von Ron.

20.Juli

Lieber Harry,

ich hoffe es geht dir den Umständen entsprechend gut und die Dursleys foltern dich nicht allzu sehr.

Bei dem Wort „foltern"blieb Harry hängen. Ron hatte doch nicht im geringsten eine Ahnung davon, was foltern wirklich bedeutete. Es war nicht Ron gewesen, der letztes Schuljahr mehrer Cruciatus- Flüche hatte ertragen müssen, nein, er, Harry war es gewesen. Allein bei dem Gedanken daran spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust.

Neulich habe ich mit Mum gesprochen und sie hat gemeint, dass es toll wäre wenn du uns besuchen kommen würdest. Fred und Georg sind ganz wild darauf ihre neuen „Leckalies"an jemanden auszuprobieren und meistens muss ich dafür herhalten also wäre ich dir sehr dankbar wenn du mich ablösen würdest. Ginny hat auch schon nach dir gefragt. Übrigens das mit Seamus war nur ein schlechter Scherz, zumindest hoffe ich das. Man, du musst unbedingt herkommen. Du kannst es dir ja überlegen. Den genaue Zeitpunkt können wir ja noch ausmachen.

Liebe Grüße

Ron

Im ersten Moment gefiel Harry der Gedanke seine Ferien bei den Weasleys zu verbringen. Doch dann im nächsten Augenblick sagte etwas in ihm nein. Bei den Weasleys könnte er seinen Gefühlen nicht freien Lauf lassen, wenn er zum Beispiel sich einfach zurückziehen und für sich sein wollte. Hier bei den Dursleys gelang ihm das gut, denn es kümmerte keinen was er machte, solange er nur nicht auffiel. Im Fuchsbau würde er ständig mit irgendwelchen Fragen bombardiert werden, wie es ihm gehe oder ob man irgendwas für ihn tun könne. Anderseits würde man ihm dort Geborgenheit geben, die er hier bei den Dursleys nun wirklich nicht hatte. Er zog seinen Pyjama an und legte sich in sein Bett. Bis tief in die Nacht dachte er noch nach bis doch schließlich die Müdigkeit über seine Gedanken siegte.

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Am nächsten Morgen wurde er von einem schrillen Schrei seiner Tante geweckt. Er rieb sich die Augen, stieg langsam aus seinem Bett und schlüpfte in seine Pantoffeln, um nachzusehen was der Anlass war, dass Tante Petunia in aller herrgottsfrüh das ganze Haus mit ihrem Geschreie weckte. Der Schrei war aus der Richtung von Dudleys Zimmer gekommen. Noch ziemlich müde schlurfte Harry der hysterischen Stimme seiner Tante nach. „Wie konntest du nur? Was hast du dir dabei gedacht? Wahrscheinlich nichts! Ich war wirklich stolz auf dich!"Das war betonte sie besonders scharf. Harry der noch völlig perplex war, konnte sich einen Blick in Dudleys Zimmer erhaschen. Auf dem ganzen Fußboden verteilt lagen verschiedenfarbige Papierchen von Süßigkeiten. Hier und da lagen vereinzelt Leckereinen herum, die noch nicht Opfer von Dudleys Fressanfall geworden waren. Dudley selbst saß inmitten dieser ganzen Sachen und hielt ein Stück Kuchen in der Hand und Krümel klebten noch um seinen Mund. Sein Gesicht war rot wie ein Tomate. Es war ihm offensichtlich peinlich, dass Tante Petunia ihn erwischt hatte. Wie aus dem Nichts kam Onkel Vernon angewankt, wahrscheinlich um selbst nachzusehen was seinen doch so kostbaren Schlaf störte. Achtlos schubste er Harry zur Seite um selbst freie Sicht in Dudleys Zimmer zu haben. „Was zum Teufel....!"bei Dudleys Anblick fehlten ihm plötzlich die Worte. Harry hatte sich währenddessen ins Badezimmer geschlichen und blickte gespannt durch den Türspalt. „Also.... ähm... erstmal zu dir Dudley", Onkel Vernon hatte offensichtlich seine Sprache wieder gefunden. „Ich finde es sehr ungezogen von dir deine Mutter so zu hintergehen. Aber anderseits, Petunia meine Liebe, irgendwo hat er auch recht. Diäten sind wirklich eine Qual."Es war so klar gewesen, so glasklar. Harry hätte nicht erwarten dürfen, dass Dudley nach dieser Aktion Ärger bekommen hätte. Wie war er nur auf diesen Gedanken gekommen. Onkel Vernon würde doch niemals das Verhalten seines geliebten Sohnes kritisieren und damit seinen eigene Erziehung in Frage stellen. Nun meldete sich Tante Petunia wieder zu Wort. Hysterisch fing sie an zu schreien: „Also, Vernon...das hätte ich nie von dir gedacht, dass du mir so in den Rücken fällst. Ich finde es sehr...."Was sie jedoch von der ganzen Sache hielt erfuhr Harry nicht, da ihr scheinbar die passenden Worte fehlten. Jedenfalls war es nichts Gutes, denn im nächsten Augenblick rauschte Tante Petunia wütend aus Harrys Blickfeld. Und schon wankte auch Onkel Vernon wieder davon, aber nicht ohne Dudley einen giftigen Blick zuzuwerfen, von dem er gewollt hätte, dass Harry ihn nicht gesehen hätte. „Petunia, Schatz, warte doch! So war das nicht gemeint", hörte Harry ihn rufen.

Harry schlich sich auf Zehenspitzen zurück in sein Zimmer. Und dort auf dem Fensterbrett saß ein Eule. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er sie kannte; irgendwo hatte er sie schon einmal gesehen hatte.

Und, wie findet ihr es? Bitte hinterlasst mir eine kleine Review (groß ist selbstverständlich auch ok!)

Bye

Tami