In den Landen von Mittelerde lebte einst ein Volk unter der Erde. Es waren keineswegs Orks oder andere grausame Kreaturen, wie man sie sonst versteckt vorm Tageslicht in Stollen und Gängen tief in Gebirgen antraf und wie man es womöglich erwarten könnte. Nein, ich spreche hier von einem weitaus freundlicherem Volk – nämlich dem der Zwerge.
Wobei, 'freundlich' ist vielleicht die etwas falsche Wortwahl, wenn man bedenkt, dass sie ab und an eine wahrlich mürrische Truppe waren. Allerdings kann man diese Feststellung vorerst wohl außer Acht lassen, denn sie tut eigentlich auch erst einmal nichts zur Sache. Zumindest am Anfang dieser Erzählung, an dem wir ja gerade erst sind.
Zwerge, so müsst ihr wissen, sind kleinere Gestalten, als wir Menschen es sind. Würde ein erwachsener Mann neben einem der Ihren stehen, so würde er ihn um gefühlte Meilen überragen und des Zwerges Nase gerade bis zu dem Bauchnabel seines Gegenübers reichen (Und selbst das nur, wenn wir von einem wirklich groß Gewachsenem sprechen). Sie schürften nach Erzen und Reichtümern und perfektionierten ihre meisterliche Schmiedekunst, deren Ruf ihnen, egal wohin sie kamen, vorauseilte. Zudem gelten Zwerge seit jeher als tapfere und starke Krieger, die mit ihren Äxten und Schwertern aus ihren eigenen Schmieden Gegner niederstrecken konnten, die mancher aufgrund seiner Größe ihnen gegenüber im Vorteil gesehen hatte. Doch vor langer Zeit, als sie noch in den Nebelbergen lebten, wurde ihr friedvolles Leben durch einen Balrog gestört, einem überaus mächtigen Feuerdämon, gegen den nur die mächtigsten Zauberer etwas auszurichten vermögen. Ihr damaliger Herrscher Thráin I aus dem Geschlecht Durins musste deshalb sein Volk in eine neue Heimat führen. Diese lag östlich des Düsterwaldes im großen Berge Erebor. Dort errichteten sie riesige, prachtvolle Steinhallen unter der Erde in denen sie ein wiederum glückliches Leben führen konnten. So verlief der Rest von Thráin des Ersten Herrschaft (wenn wir den vorherigen Umzug des Volkes einmal außen vorlassen) eigentlich recht ereignislos, bis zu seinem Ableben im Alter von stolzen 256 Jahren, denn so alt werden Zwerge, und verhalf ihnen zu einem äußerst friedvollen Zusammenleben im stolzen Königreich unter dem Berge.
Nun, unsere Geschichte aber wurzelt an einem späteren Zeitpunkt, ungefähr 800 Jahre später.
Der damalige Herrscher der Zwerge nannte sich Thrór. Er erlangte großen Reichtum in den steinernen Hallen Erebors und sammelte Gold und Schätze in den Tiefen des Königreichs. Es war eine glanzvolle Zeit für das stolze Volk unter dem Berge. Doch Reichtum und Gold wurden nicht nur von Zwergen geliebt. Es existierte auch eine Art, deren Verlangen nach Gold schier unersättlich war. Eine derartige Ansammlung an Schätzen wirkte wie ein Magnet auf sie und ihr Wunsch es zu besitzen war stärker als alles andere. Die Rede hier ist von Drachen. Riesenhaften Wesen aus einer Mischung von Schlangen, Adlern und ähnlichen Tieren, herangezüchtet in den Tiefen von Utumnos noch vor der großen Schlacht der Mächte der Urzeit.
Smaug war einer der Ihren und war der, der in unserer Geschichte eine Rolle spielt. Als seine Gier nach dem Gold in den Tiefen des Zwergenkönigreiches unerträglich wurde kam er über das Land und verwüstete Alles auf seinem Wege. Der Wald vor den Toren Erebors brannte nieder und erstickender Qualm legte sich über die Erde. Die Zwerge kämpften tapfer und versuchten ihre Heimat unter dem Berge zu verteidigen, doch Smaug war übermächtig und nicht zu bezwingen. Etliche Krieger ließen ihr Leben in dem blutigen Kampf um ihre Heimat und bald ließen auch die Verbliebenen Ihre Waffen sinken. Alles Kämpfen war vergeblich, als Smaug sich in die Tiefen des Berges vorgrub und schließlich die Schatzkammer erreichte.
Nach der schrecklichen Schlacht mussten die Zwerge sich, ihrer Heimat beraubt, erneut auf den Weg machen und Zuflucht an einem anderen Ort suchen. Verzweifelt gelangten sie ohne Hab und Gut (und nach einigen Auseinandersetzungen mit Orks in Dol Guldur) weit in den Nordwesten des Landes, genauer gesagt nach Ered Luin, wo sie vorerst im Exil lebten und ihr täglich Brot mit ihrer Schmiedekunst verdienten. Die Rückkehr in ihre ursprüngliche Heimat Moria blieb ihnen verwehrt. Doch Thrór war geplagt von Heimweh und sehnte sich nach einem wahren Zuhause und so machte er sich schließlich auf dorthin zurückzugehen. Doch sie kamen in einen Hinterhalt der Orks, die sich in den Nebelbergen eingenistet hatten und ein großer bleicher Orkkrieger und -könig namens Azog, enthauptete in einer großen Schlacht den damaligen Zwergenherrscher. Thrórs Herrschaft endete also äußerst tragisch und wurde so an seinen Sohn Thráin II weitergegeben.
Diese grausame Tat war übrigens auch im Nachhinein der Hauptauslöser für den Krieg zwischen den Orks und Zwergen, aber das nur am Rande.
Thráin II versuchte seinerseits zu seinen Lebzeiten nach Erebor zurückzukehren und den schrecklichen Drachen Smaug zu vertreiben oder, wenn möglich, zu töten. Allerdings misslang auch dieser Versuch und er kam durch Saurons Schergen in schrecklicher Gefangenschaft im Gefängnis von Mordor ums Leben.
Sein Sohn Thorin II Eichenschild blieb zurück, er war nicht mit in den Kampf gezogen, sondern verbrachte die Zeit in Ered Luin – wo er es zu einigem Wohlstand brachte – und von diesem Moment an, der Blutlinie folgend, der neue König wurde.
Allen Versuchen zu trotz waren die Zwerge also noch immer zu diesem Zeitpunkt heimatlose Geschöpfe und ihre sonst fröhlichen Lieder, die sie sonst immer sangen, wichen traurigen, die sämtlich von ihren Erinnerungen an die schrecklichen Schlachten und ihren Verlusten handelten.
Und hier beginnt die wahre Geschichte, die ich euch nun erzählen werde.
