Kapitel 1
Sparrows HinrichtungAn einem sonnigen Tag im April des 18. Jahrhunderts war eine große Menschenversammlung am Stadtplatz in Port Royal.
„Jack Sparrow", verlas ein wohlhabender und gut gekleideter Mann, „sie sind hier, um heute die Todesstrafe zu empfangen. Aufgrund schwerer Verstoße gegen das Gesetz, wie zum Beispiel Piraterie, Schmuggel und Diebstahl, hat sich die Regierung von Port Royal zu dieser Art der Strafe entschieden. Dritter April Siebzehnhundertfünfundzwanzig."
´Macht ihr nur´ dachte sich der ungefähr ein Meter siebenundsiebzig große Mann, der seinen Kopf in der Schlinge hatte. Er war unübersehbar ein Pirat, der eine Vorliebe für Dreispitze hatte. ´Irgendwie entkomm ich Euch sowie so, Norrington, außerdem ist mein Name Captain Jack Sparrow, ob es Euch beliebt oder nicht.
Am anderen Ende des Platzes stand ein junges Paar, so um die fünfundzwanzig Jahre alt. Es waren William und Elizabeth Turner, alte Freunde von Captain Jack Sparrow. Sie warfen sich besorgte Blicke zu.
„Sie dürfen das nicht machen! Das wissen sie doch eigentlich mittlerweile", sagte Elizabeth aufgeregt und erinnerte sich an ihr Abenteuer vor fünf Jahren zurück.
„Nein, wir müssen mit das verhindern!", bestimmte Will. Elizabeth nickte entschlossen, doch im selben Moment ertönte die Stimme Norringtons.
„Das Urteil wird nun vollzogen."Bevor Will reagieren konnte, stürmte seine Frau nach vorne.
„Commodore! Ihr könnt das nicht machen!", rief sie außer sich.
„Mrs. Turner, ich kann mich nicht gegen das Gesetz richten", sagte Norri zwar barsch, aber mit einem fast flehenden Unterton in der Stimme, da seine Reden vor großem Publikum so oft unterbrochen wurden. Eine gespannte Stille lag in der Luft.
Elizabeth öffnete gerade den Mund, um zu widersprechen, als ein scharfes Sirren die Luft erfüllte. Will hatte einen seiner selbstgeschmiedeten Wurfsterne gezielt geworfen und so den Strick an Jacks Hals durchgeschnitten.
Was habe ich gesagt?´, dachte Jack und sprang einen Schritt zurück.
„Ihr werdet den Tag nie vergessen, an dem ihr CAPTAIN Jack Sparrow beinah geschnappt hättet!", sagte er, drehte sich um und war verschwunden.
„Wie könnt Ihr es wagen?!", rief Norri außer sich vor Wut und deutete auf Will.
„Das werdet Ihr bezahlen! Sperrt ihn ein", befahl er den wachehaltenden Rotmänteln. Sofort wurde Will gepackt und fortgezerrt.
„Will!", rief Elizabeth entsetzt und wollte ihrem Mann folgen, doch sie wurde von Norri zurückgehalten.
„Seid still! Er wird bestraft werden, für das, was er getan hat. Da könnt auch Ihr nichts dran ändern", sagte er.
„Wenn mein Vater Euch sehen könnte! Er würde seine Seele lieber dem Teufel verkaufen, als euch weiterhin ein Commodore sein zu lassen!", schrie sie und wich zurück. Ihr Vater war vor einem Jahr gestorben.
„Mrs. Turner! Ich darf doch wohl sehr bitten! Noch ein Wort und ich werde auch Euch bestrafen lassen", sagte Norri mit lauter Stimme.
Elizabeth ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken.
„Das seid Ihr mir wert", rief sie und spuckte vor Norris Augen auf den Boden. Norrington wurde rot vor Zorn. „Soldaten!", rief er, „Entfernt diese Frau!"
Nichts mehr von seiner früheren Liebe zu Elizabeth war nun zu spüren.
Elizabeth drehte sich auf dem Absatz um und flüchtete durch die Menge. Einen kurzen Moment fühlte sie sich in Sicherheit, als sie hinter sich hastige Schritte hörte. Erschrocken drehte sie sich um, doch im selben Moment wurde sie an hart an den Armen gepackt. Soldaten wollten sie fortzerren, doch sie wehrte sich nicht, sondern ging erhobenen Hauptes mit, um ihren Stolz zu demonstrieren.
Will saß in seiner Zelle, als er Schritte hörte. Entsetzt stellte er fest, dass seine Frau gefangenen genommen worden war, doch es war ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass sie in seine Zelle gesteckt wurde.
„Liz", sagte er und nahm ihre Hand, „warum haben sie dich gefangen genommen?"
„Weil ich dem Commodore meine Meinung über ihn gesagte habe", antwortete sie zornig wie nie in ihrem Leben zuvor. Will sah seine Frau an. Genauso kannte er sie. Immer offen und ehrlich.
Elizabeth ließ sich auf den Steinboden fallen und Will gesellte sich zu ihr.
„Muss Jack sich denn immer in Schwierigkeiten bringen?", sagte sie wütend.
„Du kennst Jack", tröstete Will sie, „ er hat einfach kein anderes Steckenpferd."
Elizabeth konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Sie legten sich nebeneinander auf den Boden und schliefen wenig später ein.
In einer wohlbekannte Schmiede hockte der beste Pirat der Karibik und wartete auf die Nacht. Einen ausgereiften Plan zur Flucht hatte er bereits, doch er wusste auch, dass er sich dadurch in noch mehr Schwierigkeiten bringen würde. Aber lieber das, als wieder am Galgen zu landen.
Langsam wurde es dunkel.
Jack sah sich die Schwerter an, die hier gefertigt worden waren. Bei einem besonders schönem Exemplar (glänzend silberne Klinge und blutroter Griff) konnte er einfach nicht widerstehen. Er nahm es in seine Hände und ließ ein paar Strahlen der untergehenden Sonne auf der Klinge reflektieren. ´Einfach perfekt´, dachte Jack und tauschte das Schwert gegen sein altes aus.
Draußen war es nun dunkel, Zeit für Jack, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er schlich sich aus der Schmiede und ging leise an einer der Stadtmauern entlang. Bei einem prachtvollem Haus machte er halt.
´Da wären wir´, dachte Jack, ´jetzt geht's los.´ Er kletterte leichtfüßig auf das Dach des Hauses und sah durch die einzelnen Fenster in die jeweiligen Räume dahinter. Ein Raum war ein Umkleidezimmer, einer ein Bad. Als er schließlich in den fünften Raum sah, erblickte er das, was er gesucht hatte. In einem üppig eingerichtetem Schlafgemach lag ein ungefähr fünfzehnjähriges Mädchen in ihrem Bett.
´Guten Abend, Miranda. Ich habe von Euch gehört. Zeit, für einen kleinen Ausflug´, dachte Jack und öffnete leise das Fenster. Er kletterte mit bedachten Bewegungen in den Raum, wobei er jedoch um ein Haar eine große Vase umgeschmissen hätte, natürlich dank seiner etwas überflüssigen Armherumfuchtelei, die ihn so sehr auszeichnete.
Er schritt langsam durch den Raum und musterte eine auf dem Boden stehende Tasche genauer. Sie war aus weißem Stoff und in ihr befanden sich zwei Kleider, ein Unterkleid und ein paar Schuhe.
Die nehmen wir besser mit, nicht, dass sich unsere Miss Norrington unwohl fühlt, überlegte er mit einem schemenhaften Grinsen. Dann wandte er sich dem schlafenden Mädchen zu. Miranda war, das wusste Jack, Norris kleine Schwester und somit sehr gut als Geisel zur Flucht geeignet.
Sie war bis zum Hals zugedeckt, nur ihr zierliches Gesicht und die langen, schwarzen und glatten Haare schauten heraus. Jack setzte sich neben sie auf das weiche Bett und beobachtete sie einen Moment, während sie seelenruhig schlief. Er bekam fast ein schlechtes Gewissen, angesichts dessen, was er mit ihr vorhatte. Sie sah so gar nicht nach Norrington aus, Jack hätte sie eher für eine Turner gehalten.
Er strich ihr Haar zur Seite, doch als er das tat, zuckte Miranda zusammen und riss ihre strahlenden hellgrünen Augen auf. Als sie Jack sah setzte sie sich erschrocken hin und starrte ihn an.
„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir?", fragte sie entsetzt.
„Ich, Liebes, bin Captain Jack Sparrow und werde dich nun leider aus deinem trauten Heim entführen müssen", sagte Jack. Miranda wurde blass, doch bevor sie etwas sagen konnte, beugte Jack sich vor, packte sie und drückte ihr auf die Halsschlagader. Sofort schlossen sich Mirandas Augen und sie sackte bewusstlos in Jacks Armen in sich zusammen.
Wow, das ging jetzt aber ziemlich gut, dafür, dass ich das solange nicht mehr gemacht habe´, dachte er verdutzt und starrte überrascht auf seine Hand.
Jack legte Miranda auf ihr Bett, stand auf und lauschte. Nachdem er sich versichert hatte, dass auch wirklich niemand sie gehört hatte, nahm er sich die weiße Tasche, legte sich das Mädchen auf die Schulter und kletterte aus dem Fenster. Der Rückweg war erheblich schwerer, nun da er solche Lasten tragen musste, doch noch immer hatte sie niemand bemerkt. Jack ging eine große steinerne Treppe hinunter und stand nun vor der Zelle von Will und Elizabeth. Sie lagen auf dem Boden und waren offenbar am Schlafen.
„Will? Hey Will! Aufwachen!", flüsterte Jack, doch Will regte sich nicht. Jack legte Miranda so behutsam, wie es ging, auf den Boden, stellte die Tasche ab und rüttelte an den Gitterstäben. Will schlief immer noch wie ein Bär, aber Elizabeth wurde wach. „Jack! Was machst du hier?", fragte sie müde und mit verzogenem Gesicht.
„Euch befreien, was sonst. Weck deinen Gatten, bitte, mich hört er ja nicht", sagte Jack. Elizabeth tat, wie ihr geheißen und rüttelte Will wach. Der setzte sich müde auf, doch als er Jack sah, war er plötzlich hellauf.
„Jack! Hohl uns hier raus, bitte!", flehte Will. Jack griff sich die riesige Zange an der Wand und befreite Will und Elizabeth auf dieselbe Art und Weise, wie Will es einst bei ihm gemacht hatte. Das Paar verließ die Zelle.
„Also, folgender Plan", erklärte Jack, „wir gehen zur Pearl und fliehen, leben in Freiheit und niemand kann uns Schaden zufügen, da wir die Schwester des Commodores haben."Jack bückte sich, nahm sich die Tasche, legte sich Miranda auf die Schulter, als er die entsetzten Gesichter Wills und Elizabeth' sah.
„Jack...! Du kannst doch nicht ... was hast du mit Miranda gemacht?", fragte Elizabeth geschockt mit einem Blick auf das Mädchen. Will war ebenfalls die Kinnlage heruntergeklappt.
„Ich hab sie aus ihrem Schlafgemach entführt. Keine Sorge, sie ist nicht tot", erklärte Jack. „Aber, wenn wir verhaftet werden, landen wir dafür am Galgen!", sagte Will. Jack rollte genervt mit den Augen.
„Leute, wir würden sowieso am Galgen landen, ob mit Mädchen, oder ohne", sagte er.
Das Paar nickte beklommen.
„Was ist jetzt, wollt ihr euch gefangen lassen nehmen, oder wollt ihr mit mir kommen?"Will und Elizabeth sahen einander an.
„Wir kommen mit", sagte Elizabeth entschlossen.
Sie gingen die Treppe hoch und Jack führte sie durch die Stadt zu dem Ankerplatz der Black Pearl, dem sagenumworbenen Schiff, das Jack sich mühsam erkämpft hatte. Zuerst stiegen Will und Elizabeth auf das Schiff, dann folgte Jack mit Miranda ihnen.
„Was machst du jetzt mit ihr?", fragte Will und sah auf Miranda, die nun in Jacks Armen lag, da er die Tasche abgestellt hatte.
„Ich bringe sie in eine Kammer neben meinem Schlafraum. Wenn sie dort aufwacht, hat sie alles, kann aber nicht raus", sagte er. Will nickte und ging zu Elizabeth, die an der Reling stand und sich mit Anamaria unterhielt, ein Mitglied der Crew.
Jack ging eine baufällige Holztreppe herunter und öffnete eine ebenso marode Tür. Es offenbarte sich ein kleines Zimmer, in dem nur ein Bett und ein Spiegel waren. Er legte Miranda, die sich nun ab und zu bewegte, auf das Bett, holte ihre Tasche, stellte sie ebenfalls ins Zimmer und setzte sich noch einmal zu ihr aufs Bett.
„Tut mir echt leid, aber ich möchte einfach noch nicht sterben", flüsterte er, wackelte aus dem Zimmer und schloss sie Tür.
An alle Piraten unter uns: bitte reviewt kräftig ...! Wär toll, eure Meinung zu der Fanfiction zu wissen! Also, press the button, g.
