1. Drachentage - Lyra
Vor einer Woche (oder waren es schon mehr?) war er durch einen Graubullenangriff von seiner Gruppe mit Kimon und Bassianus getrennt worden.
Da er in einem Drachengebiet war, hatte er sich zum Überleben seiner Animagusform eines Drachen bedient. Man hatte ihn zwar gewarnt das man, wenn man zu lange ununterbrochen in seiner Animagusgestalt verweilt, sein Menschsein verlieren und zum Tier werden kann.
Bei der Verwandlung hatte er gehofft seine Freunde bald zufinden, aber diese Hoffnung war trügerisch.
Inzwischen hatte er fast vergessen jemals ein Mensch gewesen zu sein.
Schwerfällig lief er durch die Wälder und suchte nach Nahrung. Ein Knurren aus seinem Magen ließ ihn seine Schritte beschleunigen.
Er brauchte Drachennahrung, Tau von Blüten, aber er fand einfach keine geeignete Wiese.
Ein schwacher Geruch stieg in seine schuppige Nase.
Blütentau!' dachte er erfreut.
Er lief dem köstlichem Geruch nach und schon bald erreichte er eine wunderschöne Waldlichtung, auf der es die ersehnten Blumen gab. Es waren viele Tausende, ein Meer von Blumen.
Misstrauisch sah er sich um, eine so schöne Wiese musste einem Drachenmännchen gehören!
Aber kein Knurren erschallte und alle Disziplin fahren lassend, stürzte er sich auf den Blumentau.
Er hatte sich fast satt gegessen, als er das wütende Knurren des Revierinhabers hörte.
Erschrocken drehte er sich um. Noch war nichts zu sehen und genügend Zeit um wegzulaufen.
Doch er wollte die Wiese sein eigen nennen und so wartete er um sich dem Drachen zu stellen.
Ein paar Bäume am Rande der Lichtung er zitterten und heraus trat ein stattlicher grüner Drache.
Der sah sich um und musterte neugierig den fremden Eindringling:
Seine Schuppen sind schwarz und seine Augen grün, das ist selten.' Dachte er verblüfft, doch sofort richtete sich sein Augenmerk auf die Kampfstärke seines Gegners.
Er ist jünger wie ich und somit relativ unerfahren, aber seine Narben sprechen von Kampferfahrung.
Er hat Selbstbewusstsein und ist gut, ABER NICHT GUT GENUG!!!!!'
Der Grüne schrie auf und die Drachen begannen sich zu umkreisen.
Und dann, ohne eine Vorwarnung, griff der Schwarze kraftvoll an. Der Ältere wich jedoch geschickt aus und versuchte ihn mit seinem Schwanz zu verletzen.
Er war überrascht, als der Schwarze ebenfalls ohne Probleme auswich.
Der hatte nun einen Ausdruck im Gesicht, das man bei Menschen nur mit Grinsen beschrieb:
Also waren das Quidditch und das Kampftraining in den letzten Monaten doch nicht umsonst gewesen.'
Verwirrt schüttelte er den Kopf. Was dachte er da seltsames?
Diese Schwäche wurde sofort ausgenützt und der Jüngere musste eine Verletzung an der Flanke einstecken.
Wach gerüttelt vom Schmerz, brüllte er auf und vergaß seine Gedanken für den Kampf.
Nun zählte es nur noch zu gewinnen!!!
Er schnellte nach vorne, entfaltete seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. Von dort schleuderte er einen Feuerball auf den Verteidiger, der in aber nicht traf.
So ist es besser. Ab jetzt wird er meine volle Stärke kennen lernen. Die Luft ist mein Kampffeld und DU wirst der Verlierer sein, GRÜNER!!!!!!!!
Der Grüne knurrte ein bisschen, bevor er seinem Rivalen folgte.
Von nun an, entbrannte ein heftiger Luftkampf in dem der Schwarze langsam die Überhand bekam. Er konnte den Grünen mehrer schwere Verletzungen zufügen und selbst viel parieren.
Dem Verteidiger wurde klar, das er früher oder später so schwer verletzt werden würde, das er zur Erde fallen und vielleicht sogar sterben könnte.
So tat er das einzig richtige, er gab auf.
Er schwebte zurück zur Erde und senkte seinen Kopf zu Boden.
Der Schwarze war überrascht, dass hatte er nicht erwartet. Kurz flammte in ihm noch einmal die Kampfeswut auf, doch sein Stolz verbot es dem Gegner in dieser Haltung ein Leid zu zufügen.
Der Verteidiger drehte sich, immer noch in der Demutshaltung, um und verschwand von der Lichtung und aus dem Revier.
Triumphierend schrie der Gewinner seinen Sieg gen Himmel.
Nun gehörte ihm dieses große, wunderschöne Revier mit der Tauwiese.
Er war der glücklichste Drache der Welt.
Kurz leckte er nochmals am Tau, dann begann er das gewonnene Gebiet zu erforschen. Je mehr er sah, desto fröhlicher wurde er.
Das Revier lag in einem kleinem Talkessel, in dessen Mitte sich die Wiese befand. Es gab mehrere hübsche Höhlen und 3 (!!!) Quellen mit klarem Wasser.
Mit einem Wort: TRAUMHAFT!
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Es vergingen mehrere Wochen und er lernte die Nachteile des Gebietes kennen. Jeder männliche Drache wollte es besitzen und so wurde er 2-3 mal pro Woche herausgefordert.
An einem Abend schleppte er sich wieder verletzt von einem schweren Kampf zu seiner Haupthöhle.
Er freute sich schon auf sein gemütliches Nest aus trockenem Gras und dachte glücklich an seinen gewonnen Kampf zurück.
Zumindest sieht er noch schlimmer aus, wie ich.'
Blut...........Drachenblut...........und Angstschweiß....................
Neugierig hob er die Nase. Woher kam der Geruch?
AUS SEINER HÖHLE !!!!!!!!!
Er lief im Höchsttempo los. Wer wagte es in seine Höhle einzudringen?!
Langsam stiegen ihm noch mehr Gerüche in die Nase.
........Panik...........Erschöpfung..............und ein seltsamer Geruch der ihm langsamer werden ließ.
Ein Weibchen?!?!?' dachte er verblüfft.
In ihm bahnte sich ein Gefühlschaos an. Was hatte ein einzelnes Weibchen hier zu suchen?
Wo war seine Gruppe? Und wer hatte es GEWAGT sie so zu verletzen?
Er hatte die Höhle erreicht und betrat sie vorsichtig. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und er konnte sie sehen.
Sie lag in seinem Nest und starrte in panisch an. Es war ein junger Drache, ungefähr so alt wie er und hübsch (wie er schnell feststellte).
Sie hatte einen zierlichen Körperbau und königsblaue Schuppen, die normalerweise im Sonnenlicht glänzen.
Jetzt aber waren sie von Blut aus mehreren Verletzungen verklebt und am Bauch war eine riesige Schnittwunde.
Sie muss erschöpft sein. Wahrscheinlich hat sie eine längere Flucht hinter sich und ihr Blutverlust ist hoch.
Moment mal, was tut sie da?!'
Der blaue Drache versuchte aufzustehen und sich ihm zuzuwenden, dabei fiel er aber immer wieder um.
Verdammt, sie sollte in ihrem Zustand liegen bleiben. So brechen doch nur die Wunden wieder auf. Sie braucht keine Angst zu haben. Aber wie erkläre ich ihr das?'
Leise knurrte er sie an.
Sie wurde aber daraufhin nur noch panischer und achtete nun überhaupt nicht mehr auf ihre Wunden. Er sah, wie seine Befürchtung wahr wurde und sich das Blut auf ihrem Körper und
den Höhlenboden spritzte.
Dem Schwarzen wurde klar, das er Gewalt anwenden musste, um sie aus ihrer Hysterie wieder heraus zubringen und zu verhindern das sie noch verblutete.
Der Entschluss wurde sofort in die Tat umgesetzt und er schnellte auf sie zu.
Vor Entsetzen (oder Erschöpfung?) starr, traf er auf sie und riss sie mit sich zurück ins Nest.
Dort blieb er unter ihr liegen.
Nach dem sie so ein paar Minuten verhaart waren, bewegte sie sich langsam von ihm runter.
Schnell richtete er sich aus der peinlichen Lage auf und sah sie an.
All die Angst war aus ihren bernsteinfarbenen Augen verschwunden und sahen nun eher belustigt aus.
In Stolz und Ehre verletzt drehte er seinen Kopf zur Höhlenwand weg.
Aber so eine Höhlenwand ist langweilig, wenn man sie längere Zeit anstarrte. Außerdem hörte und sah er nichts von ihr.
Gerade als er sich überlegte, ob er sich nicht wieder umdrehen sollte, spürte er eine Zunge an seiner Wunde.
Überrascht und Erschrocken zuckte er zusammen und sah die Drachin entsetzt an. Die lachte ihn bloß wieder aus und fuhr fort seine Wunden zu lecken.
Er lies es einige Zeit geschehen und genoss es einfach. Dann jedoch erinnerte er sich an ihre Wunden und drehte sich zu ihr ihn.
Vorsichtig strich er mit seiner Zunge an ihrer Bauchwunde entlang und säuberte die Schuppen von Blut. Er spürte wie sie sich entspannte und fuhr fort.
Nach einiger Zeit war sie wieder dran und so wechselten sie sich bis tief in die Nacht hinein ab, bis sie einschliefen.
Müde öffnete er langsam sein Auge und schloss es auch gleich wieder. Es war zu grell.
Schwach erinnerte er sich an die wundervolle Nacht zurück.
Er wollte sich bei ihr Bedanken und ihr zeigen das er sie mochte, aber er wusste nicht wie. Ihm fiel nur wieder die Pflege ein und das hatten sie ja schon mehrmals gemacht.
Ich würde ihr so gerne Danke sagen und mit ihr reden, aber das ist wohl unmöglich.'
Warum soll das unmöglich sein?' fragte ihn eine fröhliche Stimme.
Wer war das? Werde ich verrückt?' dachte er verwirrt.
Nein, natürlich wirst du nicht verrückt. Sag, du weißt es tatsächlich nicht, oder?'
Was sollte ich wissen?'
Er wusste nun wer da sprach, aber konnte es sein? Das Drachen miteinander sprechen?
Du, blauer Drache?' fragte er zaghaft.
Ja ich. Aber nenn mich Lyra von Lichtenblau, das ist mein Geburtsname.'
Er war baff. Sie gab ihm das kostbarste was sie besaß, ihren Geburtsnamen! Kein Drache verriet (außer der Herde) ihn ohne Grund.
Anscheinen sah sie seine Verblüffung, denn nun erschallte ein glockenhelles Lachen und sie drehte sich so, das ihr Kopf direkt vor seinem lag.
Ja, mein Geburtsname. Das ist nach einer Blutsbindung so üblich Schwarzer. Wie ist dein Geburtsname?'
Sein Geburtsname? Er dachte nach und ihm fiel nichts ein. Überhaupt fiel ihm erst jetzt auf, das sein Leben mitten in einem Wald begann und er sich an keine Herde und andere Drachen erinnern konnte.
Er erschrak leise. Konnte es so etwas überhaupt geben? Ein Drachemännchen ohne Abstammungsherde?
Er wusste das die Weibchen ihr Lebtag bei einer Herde blieben, während die Männchen sich wenn sie erwachsen sind von der Herde lösen und Reviere erobern.
Mit diesen Revieren versuchen sie dann die Weibchen aus einer Herde zu beeindrucken, damit sie von denen aufgenommen werden. Oder war da etwa noch mehr?
Was ist mit deinem Geburtsnamen?' fragte Lyra erneut.
Leichte Panik stieg in ihm auf. Was würde sie sagen, wenn sie es erfuhr? Um ab zulenken und mehr zu erfahren fragte er: Was ist diese Blutsbindung überhaupt?'
Das weißt du nicht?!'
Nein. Ich habe das Gefühl, das ich einiges nicht weiß, aber erzähle mir von der Blutsbindung. Bitte.'
Ihre Augen veränderten sich, von der unbeschwerten Fröhlichkeit blieb wenig übrig und nun sah sie aus als würde sie in Weite Ferne sehen.
Auch ihre Stimme war leiser und ruhiger geworden:
Seltsam das du es nicht weißt. Die Blutsbindung ist ein Schwur zwischen zwei Drachen. Indem sie gegenseitig das Blut des anderen trinken, schwören sie auf ewig zusammen zu sein.
Und eine weitere Wirkung ist, das die Männchen die Fähigkeit der Weibchen bekommen sich telepatisch zu unterhalten.'
Miteinander zureden können alle Weibchen?' fragte er überrascht.
Ja, und alle Männchen die eine Blutsbindung eingegangen sind.'
Das heißt wir bleiben ewig zusammen, du und ich?'
Ja.'
Er schwieg und dachte nach. Sie wollte und musste bei ihm bleiben, da konnte er ihr ruhig sagen das er keinen Geburtsnamen hatte, oder?
Aber vielleicht gab es eine Sonderregelung in dem Fall und die Bindung wäre damit aufgehoben! Das wollte er nicht, aber ihm wurde klar das er es ihr sagen und einfach ihre Reaktion abwarten musste.
Lyra, du hast mich vorher nach meinem Geburtsnamen gefragt. Aber ich hatte nicht geantwortet.'
Sie schwieg und sah ihn nur mit klugen Augen an, harrend was da kommen würde.
Tatsache ist, das ich mich nicht an meine Kindheit erinnern kann. Meine Erinnerungen beginnen vor ein paar Wochen in einem Wald, in dem ich alleine herum streifte.
Ich eroberte schließlich dieses Gebiet und blieb hier.
Ich habe keine Geburtsherde und auch keinen Geburtsnamen.........Bist du nun böse?'
Gespannt und ängstlich wartete er auf die Antwort. Er sah sie an, doch in ihren Augen spiegelte sich kein Gefühl wieder.
Nein, ich bin dir nicht böse, du kannst ja nichts dafür. Ich wünschte Carla wäre da.'
Carla?'
Der Leitdrachen unserer Herde. Sie ist alt und weise und sie hat mir meinen Geburtsnamen gegeben.............Das ist die Idee! Sie wird dir deinen Geburtsnamen geben!'
Freudig sah er sie an. Wirklich, würde sie das tun?'
Ja, sie ist so freundlich und nett und überhaupt. Es gibt nur ein Problem, ich weiß nicht wo meine Herde ist. Wir waren von so seltsamen Menschen in schwarzen Umhängen mit Masken angegriffen worden und ich floh einfach in eine Richtung.
Sie alle aber liefen hinter mir her und jagten mich. Ich entkam knapp und traf auf dich.
Glaubst du wir können sie wieder finden?'
Ernst sah er sie an. Dann überlegte er und fragte: Wo genau hast du sie verloren und in welche Richtung wolltet ihr weiter ziehen?'
Nördlich dieses Tales in der Nähe eines Sees. Und wohin wir ziehen wollten........ich glaub Carla sagte etwas von einem drei Quellental.'
DREI QUELLENTAL? Das ist mein Tal! Das heißt sie müssten bald kommen.'
Freudig sahen sie sich an und lachten dann gleichzeitig los. Es war so einfach gewesen und sie hatten sich so viele Sorgen gemacht!
