1.
Kapitel
Der Weg des Bronzereiters
Alle Geschwaderführer standen im Gemach des Weyrführers und der Wehrführerin. Man hatte sie aufgrund des neuen Geleges von Oeanth der goldenen Königin der Wehrherrin Jerelena, die aus dem erneuten Paarungsflug mit Galleth dem Bronzedrachen vom Wehrerführer Tagas hervorgingen, zusammengerufen.
"Geschwaderführer, da sich unter den Eiern auch ein Königinnenei befindet, werden alle die sich nun hier eingefunden haben in den jeweiligen Gebieten auf Suche nach geeigneten Kandidaten suchen. Und da wir kaum genug Nachwuchs haben um den Jungdrachen eine Auswahl zu bieten muss auch nach männlichen Partnern gesucht werden."
Der Weyrführer, der auf einem Stuhl saß machte eine Pause und seine Gefährtin und Weyrherrin sprach weiter.
"Igen, Ista und Fort haben uns erlaubt in ihren Bereichen ebenfalls nach Kandidaten zu suchen, da sie ausreichend Nachwuchs in den jeweiligen Weyen besitzen. Gerechtigkeitshalber losen wir aus wer welches Gebiet erhält und da die Fäden über keinen unserer Gebiete für zwei Tage fällen habt ihr genug Zeit euch umzusehen. Jeder eurer Drachen ist in der Lage passende Kandidaten ausfindig zu machen um zweiundfünfzig Jungdrachen einen Partner zu geben."
Jerelena lehnte sich zurück. Sie betrachtete die acht Geschwaderführer, die sich in ihrem Quartier getroffen hatten. Jeder nickte kurz um zu zeigen, dass sie verstanden hatten. Der Weyrführer reichte eine Kiste mir Losen der jeweiligen Ziele herum. Jeder Geschwaderführer griff sich ein Los und verabschiedete sich und verließ daraufhin die beiden Weyrführer. Beide wussten wie schwierig es sein würde Kandidaten zu finden in der kurzen Zeit, doch es hatte sich nicht anders einrichten lassen. Zu dem wurden immer weniger Kinder mit dem benötigten Potenzial geboren um einen Drachen zu beeindrucken.
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Shiran öffnete seinen sorgfältig gefalteten Zettel und las den Inhalt, der sein neues Ziel sein sollte, welches er heute anfliegen sollte.
'Ruatha'
Er zog die Augenbrauen hoch. Die Hochburg Ruatha aus dem Gelände von Fort war schon immer eine Stätte gewesen an der sich das Weyrblut fortgepflanzt hatte. Es bestand also wirklich Hoffnung geeignete Personen zu finden. Er lächelte in sich hinein.
'Du bist zufrieden?'
'Ja,
das bin ich Neith. Wir fliegen heute nach Ruatha.'
'Die
Felsen dort sind schön warm.'
'Du
sagst es, du musst mir nur helfen Kandidaten zu finden, die sich als
geeignet herausstellen.'
Der Drache des jungen Mannes legte den Kopf seitlich und ließ seinen Reiter wissen, dass er gekrault werden wollte. Shiran ging der Bitte seines bronzefarbenen Freundes, den er vor zwei Jahren für sich gewonnen hatte, nach und streichelte ihn bei den Augenwülsten.
'Wann brechen wir auf?'
'Sofort.'
Der Drache kniete sich nieder, so dass Shiran sich locker in den Nacken von Shiran schwingen konnte. Mit einem gewaltigen Satz waren sie in der Luft und Neith trug sie über den Sternenstein des Bendenweyrs, wo Shiran die Erkennungsmerkmale für Ruatha gab.
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Der Weyrführer beobachtete, wie die Drachen der Geschwaderführer im Dazwischen verschwanden und drehte sich dann zu seiner Gefährtin, die wieder zu ihrer brütenden Königin in den Schlund gehen wollte.
"Soll Galleth dich nach unten bringen, das würde dir die Treppen ersparen."
Um den Brutplatz der Drachenkönigin zu erreichen musste man entweder mit einem Drachen hinunter fliegen, oder den Irrgarten von Treppen, die in den Schlund führten, hinnehmen. Und da die Königin ihre Brut niemals verlies, noch nicht mal zum fressen, musste die Reiterin alleine zurechtkommen.
Jerelena drehte sich zu Tagas und lächelte. Sie brauchte nichts sagen, denn Tagas wusste, dass sie so schnell wie möglich zu ihrer Königin wollte. Galleth kam von seinem Sims und landete neben den Beiden. Mit einer eleganten Bewegung saß die Weyrherrin vor dem Weyrführer auf dem Bronzedrachen. Sie blickten auf, als sie Shiran erblickten, der sich ebenfalls in die Lüfte begab um sein neues Ziel zu erreichen.
'Sein Ziel ist Ruatha.'
Tagas blickte lachend auf, die Wehrherrin drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.
"Was ist?"
"Shiran ist auf dem Weg nach Ruatha."
Sie stimmte in sein Lachen ein, denn sie erinnerte sich genau wie auch ihr Geliebter an ihre erste gemeinsame Begegnung. Damals war er noch in Ista Geschwaderführer gewesen. Sie hatten sich auf einem der prunkvollen Feste in Ruatha getroffen. Es war ein Jahr nachdem Oeanth sie erwählt hatte. Sie hatte sich am Anfang nur mit dem Geschwaderführer aus Ista gestritten. Auf Ruatha wurden sie von Freunden einander vorgestellt und zu erst lief alles wie gedacht, doch schnell stellten sie fest, dass sie sich gegenseitig nicht leiden konnten. Ihre Wege trennten sich, doch das Schicksal führte sie zusammen. Im Bendenweyr kam es ein gutes Jahr später zu dem tragischen Tod des Wehrführers und seines Geschwaderzweiten. Den tragischen Verlust ihres Gefährten versank die derzeitige Weyrherrin in Depressionen und ihr goldener Drache stieg nicht mehr zum Paarungsflug auf.
Im Weyr mangelte es an Geschwaderführern und einen jüngeren konnte man nicht auswählen so wurde Tagas nach Benden versetzt. Er übernahm das Geschwader eines anderen, der den Platz vorläufig als Weyrführer übernommen hatte, bis die nächste Drachenkönigin zum Paarungsflug aufstieg und somit den nächsten Weyrführer bestimmte. So war es Brauch.
Erealth stand dicht vor ihrem Paarungsflug und viele Bronzereiter versuchten Kilia zu erwerben, da die Reiterin auf den Drachen einwirken konnte. Der einzige Bronzereiter, den das alles nicht interessierte war Tagas. Er liebte es mit Galleth am Bach zu sitzen und den Sonnenuntergang zu betrachten.
Es war eines solchen Abends, als Oeanth mit Jerelena über den Bach hinweg flogen und Oeanth sich zu Galleth ins Wasser gesellen wollte und ohne ihre Reiterin vorher abzusetzen landete die goldene Königin im Wasser und tauchte unter. Schnaufend tauchte Jerelena wieder auf. Fluchend schwamm sie ans Ufer ohne die Blicke, die Tagas ihr schenkte zu beachten, sie hatte ihn übersehen.
Lachend empfing er sie. Sie sah ihn böse an, doch er hörte nicht auf sie zu hänseln. Erzürnt über die Eigenmächtigkeit ihrer Drachendame lief sie nass zu den Treppen, die ins Innere des Hortes führten, denn es war Herbst und die Abendluft war kalt. Sie war schon die Hälfte der Treppe empor gestiegen, als Tagas sie einholte. Er war ernsthaft und bemühte sich ernsthaft nicht zu lachen. Er hatte eine Decke bei sich, die er mitgenommen hatte falls ihm am Wasser kalt würde. Er legte sie der durchnässten Frau um die Schultern. Seitdem an blühte ihre Freundschaft und wurde zur Liebschaft und es geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte.
Oeanth war für den Paarungsflug bereit noch vor Eralth. Die Bronzereiter waren nun in der Hoffnung die junge Königin zu erwerben. Den Kampf der Bronzereiter gewann Galleth...
Jerelena sah in den Himmel, dort wo kurz zuvor Shiran mit Neith im Dazwischen verschwunden war."Es ist außergewöhnlich, dass ein Reiter schon im zweiten Jahr zum Geschwaderführer aufsteigt."
Tagas nickte zustimmend. "Shirans Geschwader ist zudem eines der besten, er ist zum Drachenreiter geboren."
"Schade, dass wir ihn so spät erst gefunden haben." Jerelena seufzte. "Da hast du Recht, meine Liebe. Er hätte uns einigen Ärger ersparen können."
"Was mich wundert ist, dass er mit keiner Frau sein Lager teilt."
"Ist
er denn nicht begehrt?" Tagas war über den Einwurf seiner
Gefährtin überrascht.
"Oh
das ist er. Jede unserer Reiterinnen, ob gold oder grün hat
versucht ihn zu umwerben und sie tun es noch. Selbst die Männer,
die sich von ihm angezogen fühlen sind auf Granit gestoßen."
"Und meine Liebe warst du auch eine der Anwärterinnen?" Sie lächelte charmant auf seine Frage.
"Glaubst du ich könnte irgendjemand anderen als dich in mein Herz schließen?
"Ich hoffe nicht." Er küsste sie auf die Stirn als er Galleth den Befehl zum Start gab, da dieser unnachgiebig quengelte.
"Aber
seltsam ist es schon. Shiran hat selbst seinen Drachen aus dem
Paarungsflug um Oeanth genommen, wo andere sich um so mehr um deine
reizende Königin bemühen, als ob sie eine Chance gegen
Galleth hätten."
Galleth
glitt den Schlund hinunter die Schwingen weit ausgestreckt schwebten
sie in Kreisbögen dem Brutplatz entgegen.
"Ich hoffe er findet irgendwann auch einen liebevollen Partner. Seit er hier ist empfinde ich mich für ihn irgendwie verantwortlich." Die Weyrherrin war durchaus überrascht gewesen, als sie dem jungen Mann damals begegnet war.
"Bei seiner Gegenüberstellung hat auch er mein Herz erreicht." Tagas schlang seinen Arm enger um den schmalen Körper seiner Geliebten, als Galleth zur Landung ansetzte.
-
Auf
Ruatha herrschte Spätnachmittag, zu der Zeit wo im Bendenweyr
noch früher morgen war. Die Sonne schien direkt auf die Höhen
von Ruatha und Shiran erhielt einen überschwänglichen
Gefühlsausbruch von reinster Freude, den ihn sein Bronzedrache
vermittelte. Es war lange her seit Neith einfach nur in der Sonne
liegen konnte ohne dass sich andere Drachen mit ihm stritten, wer den
Platz in der Sonne erhalten sollte und meist überließ er
den Platz der Königin.
Shiran
ließ sich von der Woge der Gefühle seines Drachens leiten
und war ebenfalls angenehm überrascht über die Aussicht
eines knapp zweitägigen Aufenthaltes in der Hochburg Ruatha.
Neith
glitt auf die weiten grünen Wiesen zu, die etwas entfernt von
der Burg angelegt waren. So würde sich niemand durch den
Aufenthalt eines Drachen belästigt fühlen, dass hieß
zwar, dass er eine Weile laufen musste, aber das nahm er in kauf,
zumal er diesmal von keiner Drachenreiterin verfolgt werden konnte.
Ein
Drache trompetete seine Begrüßung zu den beiden.
'Argoth
und sein Reiter Felan aus Fort sind ebenfalls hier.' Erklärte
der Bronzedrache seinem Reiter.
Wo
ist denn der Drache? Ich kann ihn gar nicht sehen.' 'Er
ist hinter uns.'
Shiran
drehte sich nach hinten und sah einen blauen Drachen auf der
Schattenseite der Burg sitzen.
'Mögen
nicht alle Drachen die Sonne?'
'Er wartet auf seinen Reiter, er hat ihm gesagt, er solle dort warten'.
Sanft ließ sich Neith im tiefen Grün nieder und Shiran schwang sich aus dem Nacken direkt in das hoch gewachsene Gras, das ihn bis zur Hüfte reichte.
"Schon Anzeichen für mögliche Kandidaten?"
Der Drache schwieg kurz, als er zur Burg hinüber sah, dann drehte er seinen Kopf zu seinem Reiter und Shiran versank erneut in den schillernden Augen seines Freundes.
'Einige
haben das Potenzial, aber es sind nicht allzu viele.'
'Auch
eine Frau?' Shiran wusste, dass wenn die Weyrherrscher sich
durchrangen und selbst von den anderen Weyrn Hilfe erbaten, dass
Kandidaten Mangel waren.
'Das
kann ich dir nicht sagen, wenn du mit jemanden redest,
beziehungsweise in dessen Nähe bist, dann kann ich dir mit
Sicherheit sagen ob jemand über das nötige Potenzial
verfügt oder nicht.'
'Danke
und nun ab mit dir in die Sonne.'
Der
Drache schwang sich in die Lüfte und suchte sich einen
gemütlichen Platz an dem er dösen konnte. Der Reiter
hingegen wanderte durch das Grün auf einen Pfad hin der ihn bis
zur Burg bringen sollte. Nach zehn Minuten erreichte er das
Eingangstor zur Hochburg, wo ihn die Wächter aufs herzlichste
begrüßten. In letzter Zeit war kaum ein Drachenreiter zu
Besuch und noch weniger die mächtigen Bronzedrachen. Sie kamen
nur wenn ein Fädeneinfall drohte und dann nur zum Kampf, wo man
die Drachen nicht sehen konnte. Shiran war geschmeichelt durch die
Fragen, die ihm die Wächter stellten.
'Du machst mich aufmerksam, wenn sich jemand hier befindet?'
Sein
Drache versicherte ihm, dass er habe die Abmachung nicht vergessen
hat.
Shiran strebte weiter und wurde dann von dem herrschenden
Baron von Ruatha herzlich empfangen, an dessen Seite der Reiter des
blauen Drachens war. Es ehrte den Baron zu hören, dass sich die
Suche bis nach Ruatha hinzog.
"Es stört sie also nicht, wenn ich mich umsehe?"
"Aber nein, ich lasse ihnen ein Gästezimmer herrichten, wie lange gedenken sie denn unsere Hochburg durch ihre Gegenwart zu beehren?"
"Bis
morgen Abend, dann muss ich zurück um mich wieder der
herrschenden Bedrohung zuzuwenden." Sein Lächeln war matt,
denn er dachte an die Verluste, die er hinnehmen musste wegen der
lästigen Fäden. Sein ehemaliger Vorgesetzter kam um weil er
den Sporen zum Opfer fiel, dadurch erlangte er damals selbst den
Platz des Geschwaderführers.
Der
Baron nickte zustimmend und lud ihn zu Abendessen an seinen Tisch.
Shiran bedankte sich herzlich für die Einladung und
verabschiedete sich vorläufig um sich in der Hochburg umzusehen.
Er ging die Gassen entlang, die wie er wusste auf den auf den
Haupthof der Burg führen sollte.
Ein
junger Mann etwa drei Planetenumdrehungen jünger als er selbst
holte ihn ein. Schlitternd kam dieser vor ihm zum stillstand und
keuchte erschöpft, da er bis hierher gesprintet war.
"Entschuldigen
Sie, aber sie sind doch der Bronzereiter?"
Shiran nickte und
der Junge atmete erleichtert auf.
"Der Baron hat mich geschickt ich soll ihnen Ruatha zeigen wenn sie es gestatten."
"Junge wie heißt du?"
"Verzeiht ich wollte nicht unhöflich sein. Mein Name ist Xen." Shiran lächelte aufmunternd.
"Ich
glaube du könntest mir eine große Hilfe sein Xen."
Xens Augen leuchteten vor Begeisterung.
'Er
hat das Potenzial, sie ist verborgen, doch sie ist da.'
'Wenn
sie verborgen ist, ist es denn sinnvoll ihn mitzunehmen.'
'Auf
jeden Fall, ich glaube er könnte einen Bronzedrachen für
sich gewinnen. Die Macht ist nur verborgen, weil jemand sie ihm
vermutlich ausgeredet hat.'
'Danke, Neith.'
"Wo wollen Sie als erstes hin?"
"Zum Markt, aber vorher habe ich noch eine Frage."
"Und die wäre?" Xen strich sich durch sein sandfarbenes Haar
"Hast du schon mal einen Drachen von nahem gesehen?"
"Ja früher als ich etwa zwölf war, es war ein Grüner, seine Augen waren so faszinierend, aber meine Mutter meinte ich soll mich vor ihnen fernhalten, da sie mich von meiner Arbeit abhielten." Der Jugendliche seufzte doch wagte es nicht sich zu beschweren.
"Wolltest
du mal einen für dich gewinnen?" Der Junge nickte heftig.
"Aber
meine Mutter meinte ich könnte niemals einen für mich
gewinnen."
"Wo sind deine Eltern?" Shiran war forsch, doch so viel Zeit hatte er nicht.
"Meine
Mutter starb vor einigen Monaten und mein Vater habe ich nie kennen
gelernt."
Shiran lächelte und Xen verstand die Geste
falsch. Ärgerlich fauchte er ihn an.
"Meine
Eltern waren ehrenhafte Menschen."
Shiran legte dem Jungen
eine Hand auf die Schulter um ihn zu beruhigen.
"So war es auch nicht gemeint, aber so steht es dir ganz alleine frei zu entscheiden, was du machen willst." Xen sah ihn verwirrt an, er verstand nicht worauf dieses Gespräch hinauslief.
"Du musst wissen, dass im Bendenweyr ein Gelege heranreift und ich nach Kandidaten suche. Mein Drache hat mir geflüstert, dass du einen Jungdrachen für dich gewinnen könntest, wenn du noch Interesse hast."
Es dauerte einige Minuten, bis der junge zu begreifen schien und dann fiel er dem jungen Bronze Reiter um den Hals.
"Wirklich?" Shiran nickte.
"Aber
ich bitte dich niemanden davon zu erzählen, dass ich mich auf
der Suche befinde."
Der Junge mit dem kurzen Rotblonden Haar
nickte überschwänglich und Shiran lächelte erfreut.
"Zeigst du mir jetzt den Weg?"
Die
beiden verbrachten den restlichen Nachmittag auf dem Markt, wo Shiran
sich mit den verschiedensten Personen unterhielt, die alle zu alt
oder einfach nicht das Potential besaßen.
Am Abend führte
Xen Shiran zum großen Saal, in dem die Burgherren aßen.
Er verabschiedete sich und versprach dem Drachenreiter am nächsten
Morgen seine Führung durch die Burg fortzusetzen.
Der
Baron wartete schon auf das eintreffen von Shiran, denn er kam ihn
mit seinen drei Töchtern entgegen, die ihn alle mit
übertriebenen Augenaufschlag verdeutlichten, das sie gerne seine
Gesellschaft für die Nacht sein würden. Angewidert lächelte
er geheuchelt und musste seine Beherrschung wahren um nicht gleich
seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
Jede der drei Frauen hatte
dunkles Haar, das ihr glatt über die Schulter hing. Die älteste
hieß Helena und hatte braune Augen und einen zierlichen Mund.
Sie war kleiner als ihre beiden jüngeren Schwestern, hatte aber
ein weit aus größeres Selbstvertrauen als die anderen.
Die zwei Jahre jüngere Schwester, die noch immer älter als Shiran wirkte hatte längeres und gepflegteres Haar, dass sie auch immer wieder Stolz mit den Händen durchkämmte. Auch ihre Augen waren Braun und von allen dreien war sie die größte und war trotzdem noch ein Kopf kleiner als der Drachenreiter. Sie wurde ihm als Filaya vorgestellt. Ihre Bemühungen ihn zu umwerben verlieh ihrem Gesicht einen abstrakten Ausdruck, den Shiran eher anwiderte.
Die Jüngste war von allen noch die natürlichste. Sie war wesentlich jünger als er selbst und man sah ihr an, dass sie sich nicht wirklich bemühte. Wahrscheinlich so vermutete Shiran hatte die Mutter ihrer Kinder angestiftet sich mit ihm einzulassen. Mit ihr würde er sich vermutlich noch am besten verstehen. Sie musste sich selber vorstellen, da ihr Vater sie zu übergehen schien. Sie nannte sich Talani.
Man setzte sich an den reich gedeckten Tisch, der schon selbst von unschätzbarem Wert war. Man wies ihm einen Platz gegenüber des Barons, an dessen beiden Seiten seine Gemahlin die Baronin Asalah und seine älteste Tochter Helena platz nahmen. Neben ihn setzten sich die beiden anderen Töchter zu seiner Missbilligung.
'Es ist ja nur für heute', hörte er seinen Drachen schläfrig von sich geben.
'Du
hast gut reden, aber vermutlich hast du recht ich danke dir für
deine Unterstützung. Ist jemand anwesend, der...'
'Nein', unterbrach ihn Neith.
'Gut dann schlaf und schone deine Kräfte für den nächsten Fädenfall.'
Die
Verbindung zu seinem Drachen brach damit und er konzentrierte sich
auf das wohlschmeckende Essen.
Im
Laufe des Essens entging ihm nicht, dass Talani des Öfteren
Blicke mit dem noch anwesenden blauen Reiter wechselte und er
schmunzelte für sich. Der Baron sprach fast die ganze Zeit von
seinem einzigen Sohn, der jedoch vor vier Tagen aufgebrochen war um
in Fort einigen Geschäften für seinen Vater nachzugehen.
Derweil versuchten die Töchter getrieben unter den strengen
Blicken der Mutter ihm, Shiran zu gefallen, womit sie umso mehr sein
Missfallen schürten. Nach einer für Shiran unendlich
vorkommenden Zeit führte ihn ein Diensthabender in ein herrlich
hergerichtetes Gästezimmer. Er versuchte Verbindung zu seinem
Drachen aufzunehmen, doch der schlief bereits seit langer Zeit,
obwohl es in Benden wahrscheinlich erst Nachmittag war und auch er
fühlte sich erschöpft. Erst jetzt bemerkte er, dass ihm die
letzten tage reichlich zugesetzt hatten, die Aufgaben als
Geschwaderführer beanspruchten ihn vollständig.
Erleichtert ließ er sich in sein Bett fallen und fiel sofort in einen traumlosen erholsamen Schlaf.
