This is the German version of my story "Lost & Found".

Ich danke b . aka-chan xD, die seit Kapitel 3 das Korrekturlesen meiner Geschichte übernimmt!


Nachdem ich dreißig Minuten lang versucht habe, meine Haare zu bändigen, gebe ich endlich auf und binde sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ich seufze. Heute ist es an der Zeit, mich meinem Schicksal zu stellen. Die Firma, für die ich nun schon ein paar Jahre arbeite, wurde von einem Magnaten aus Seattle gekauft und von dessen Personal überprüft. Wenn man dem Klatsch und Tratsch glauben darf, werden sie ihn heute den Mitarbeitern vorstellen, bevor er anschließend einige Leute feuern wird und ich fürchte, ich werde eine derjenigen sein. Scheiße! Hoffentlich nicht. Ich brauche wirklich dringend diesen Job. Meine Rechnungen müssen bezahlt, mein Kredit getilgt und mein Schuldenberg abgebaut werden. Aber wovor ich die meiste Angst habe ist, dass mir keine andere Firma einen Job geben wird.

Ich trage etwas Make-Up auf und betrachte mich im Spiegel. Normalerweise trage ich Jeans, Converse-Schuhe und ein Shirt, mit diesem Outfit fühle ich mich wohl. Aber heute trage ich meine marineblaue Jacke, meinen einzigen Rock, meine bequemen Kniestiefel und einen blauen Pullover. Ich muß seriös aussehen. Kate würde dieses Outfit nicht gutheißen, aber es ist das Beste, das ich gerade in meinem Kleiderschrank finden kann.

Also, hier bin ich. Anastasia Rose Steele, Witwe und zweifache Mutter, im täglichen Überlebenskampf ohne meinem Ehemann und das ist beschissen. Es ist jetzt sechs Monate her, seitdem Brad tot ist, aber trotzdem habe ich mir seitdem jeden Tag die Augen um ihn ausgeweint.

Brad und ich kannten uns seit unserer Kindheit. Er war einige Monate älter als ich und lebte ein paar Häuser weiter die Straße runter. Wir haben oft miteinander gespielt und er hat mich vor den älteren Kindern beschützt. Später hat er mich zur Schule begleitet, weil sich dieses unheimliche Haus am Weg befand. Wir gingen jeden Tag Hand in Hand und waren wie Pech und Schwefel. Aber erst als wir in der Highschool waren, hat es so richtig zwischen uns gefunkt und wir wurden endlich ein Paar. Er gab mir meinen ersten Kuss und wurde mein erster fester Freund. Wir hatten aber etwas zu viel Spaß, denn als ich achtzehn war, wurde ich mit Tommy schwanger. Brad hat um meine Hand angehalten und wir heirateten. Es war eine schwere Zeit, weil wir beide aufs College gingen und für unser Kind sorgen mussten während wir uns weiterbildeten. Aber Dank unserer Liebe und mit der Hilfe seines Vaters haben wir es geschafft. Drei Jahre später war Andy auf dem Weg. Noch einmal drei Jahre später starb Brad bei einem Autounfall. Ein übermüdeter LKW-Fernfahrer hatte einen Sekundenschlaf, übersah ein Stop-Schild und rammte Brads Auto. Er wurde gleich ins Spital gebracht und kämpfte ums Überleben, starb aber zwei Tage später. Meine Welt brach an diesem Tag zusammen und das Leben, wie ich es kannte, und welches wir uns ausgemalt hatten, war vorbei.

Abends, wenn meine Jungs schon schlafen, fühle ich mich am einsamsten. Ich vermisse ihn so sehr. Ich vermisse nicht nur seine Liebe und Zärtlichkeit, sondern auch seine Fürsorge als Vater für meine Kinder. Das Leben als alleinerziehende Mutter ist viel härter, als ich mir je vorgestellt habe.

Wir haben keine weitere Familie. Die einzig noch verbleibende, sind meine Mutter und mein Schwiegervater, die aber beide am anderen Ende des Landes leben. Meine Mutter lebt mit ihrem vierten Ehemann in Savannah und kommt gerade einmal so mit ihrem eigenen Leben zurecht. Alles, was ich von ihr bekomme, sind ein paar Dollar hie und da und einen jährlichen Besuch. Ray, mein Schwiegervater, versucht mir zu helfen, wo er kann. Er lebt noch immer in Montesano, aber einmal im Monat fliegt er her und macht Männernachmittage mit den Burschen. Er nimmt sie zum Fischen und zum Campen mit, lehrt sie das Radfahren und zeigt ihnen, wie man die Knie danach verarztet. Doch auch der beste Großvater kann ihnen nicht als Vaterersatz dienen.

Wir haben keine Freunde mehr. Die meisten unserer Freunde leben in Washington. Nach dem College mussten wir wegen Brads Job ans andere Ende des Landes ziehen und sie zurücklassen. Und die paar 'Freunde', die wir hier hatten, sind nach Brads Tod verschwunden, weil ich keine Zeit und Energie mehr hatte, die Freundschaften zu pflegen. Wer will schon eine ver-zweifelte Witwe mit zwei kleinen Kindern ständig um sich haben?

Wir haben auch kein Geld. Neben den laufenden Kosten, die ziemlich hoch sind, habe ich noch unsere Studentenkredite und die Hypothek zu bedienen. Brad hatte einen guten Job mit einem guten Einkommen, also war mein Gehalt ein bisschen Taschengeld. Aber jetzt ist es einfach zu wenig. Wir leben am Limit.

Meine negative Gedanken beiseiteschiebend und in der Realität ankommend, fluche ich in mich hinein - Ich sollte wirklich fertig werden, weil Mr. Geldsack will sicher nicht warten.

Ich wecke meine grummeligen Zwerge und beeile mich, sie für den Tag fertig zu machen. Tommy und Andy sind nicht wirklich Morgenmenschen, also ist es immer ein gnadenloser Machtkampf den ich - wie ich fürchte - regelmäßig verliere. Jeden Tag rede ich, bis ich schwarz werde und hoffe, dass sie ansatzweise das tun, was ich sage. Das war nicht immer so, aber seitdem ich alleine bin, bin ich schon mit solchen Alltagsdingen etwas überfordert. Ich habe keine Energie, um sie vernünftig zu erziehen. Also versuche ich, mit dem Nötigsten zu überleben. Ich scheuche sie herum. Es ist total stressig an alles zu denken und die Kinder zu überreden, mir zu gehorchen. Aber am Ende bin ich erfolgreich und wir schaffen es, das Haus zu verlassen.

Wir gehen zu meinem Auto, ein alter, blauer VW Käfer, den ich Wanda genannt habe, und bete, dass das Auto ohne Probleme anspringt. Gott bewahre wenn ich heute zu spät komme. Es startet und ich hoffe, dass das ein gutes Ohmen für einen erfolgreichen Tag ist, weil den brauch ich unbedingt. Nachdem ich die Kinder abgeliefert habe, fahre ich zu meinem Büro und parke in der Garage. Den Aufzug nehmend, fahre ich in den zweiten Stock. Dort angekommen lege ich meine Handtasche auf meinen Tisch und gehe schnurstracks in die kleine Büroküche. Das Erste, was ich heute brauche, ist eine Tasse Tee um meine Nerven zu beruhigen. Claire, die Rezeptionistin, leistet mir in der Küche Gesellschaft.

„Nervös?" fragt sie mich mitfühlend. Sie ist eine meiner wenigen Freunde hier, die meine Probleme kennen.

„Und wie, aber ich hoffe das Beste. Wir werden sehen", sage ich mit einem besorgten Blick und spiele nervös mit meinen Händen.

„Yeah. Es wird sich zeigen, ob wir morgen noch einen Job haben. Wie geht es deinen Kindern? Sie waren krank, nicht?" fragt sie freundlich, um das Thema zu wechseln.

„Ja. Tommy hatte die Grippe und Andy hatte Fieber. Aber jetzt sind beide wieder top fit", sage ich mit einem kleinen Lächeln auf meinem Gesicht. Oh wie ich meine Kinder liebe, auch wenn sie mir manchmal das Leben schwer machen. Ich könnte nicht ohne die Beiden leben.

„Super. Ich bewundere dich für deine Stärke. Das war sicher nicht einfach mit zwei kleinen, kranken Kindern", sagt sie anerkennend.

„Ich danke dir, Claire." Ich lächle sie an und verlasse die Küche mit einer Tasse Tee auf einer Untertasse, welche ziemlich klappert in meinen zittrigen Händen.

Als ich meinen Tisch erreiche wundere ich mich warum meine Tasse noch ganz ist. Normalerweise steht der Name Tollpatsch auf meiner Stirn geschrieben. Ich atme tief ein. Komm schon, Annie! Du schaffst das! Also beginne ich mit meiner Arbeit. Nach ein paar Stunden läutet mein Telefon und Claire sagt mir, dass ich zum Konferenzraum gehen soll, um das neue Management zu treffen. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Meine Angst schnürt mir den Magen zusammen, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Ich stehe auf, streiche meinen Rock glatt und gehe mit erhobenem Kopf hinüber zum Konferenzraum. Ich öffne die Türe und falle hin, weil ich über meine eigenen Füße gestolpert bin, und lande Kopf voran auf dem Teppichboden. Super, einfach super. Guter erster Eindruck, die brauchen sicher Mitarbeiter, die nicht einmal fähig sind, normal in einen Raum zu gehen. Sanfte Hände helfen mir aufzustehen.

„Mrs. Steele." Eine feingliedrige Hand mit gepflegten langen Fingern wird mir angeboten. "Ich bin Christian Grey, der neue Besitzer dieser Firma. Bitte setzen Sie sich." Mist, der Chef des Chefs meines Chefs persönlich. Ich nehme seine Hand und weiß nicht, was passiert, aber meine Hand vibriert, so als ob Strom hindurchfließt. Ich tue es ab als Nervosität und setze mich hin, während ich zu Mr. Ferguson, meinen direkten Vorgesetzten, schaue, der gleich neben Mr. Grey sitzt. Ich versuche in seinem Gesicht zu lesen, aber er gibt nichts preis. Ich knete nervös meine Finger in meinem Schoß und ich beiße auf meine Unterlippe.

„Mrs. Steele, wie sie wissen hat mein Team einen Bericht über diese Firma erstellt und es scheint so, dass Sie etliche Tage im letzten halben Jahr fehlten", beginnt er mit diesem CEO-Gehabe. Kalt, unpersönlich und nur die Zahlen im Kopf.

„Ja, ich bin eine alleinerziehende Mutter und meine Kinder waren immer wieder einmal krank", erkläre ich, aber ich habe das Gefühl, dass er nicht an dem Grund interessiert ist.

„Mr. Grey, sie tut ihr Bestes und ist eine loyale, gewissenhafte Angestellte." Mr. Ferguson unterbricht ihn um mich zu verteidigen. ‚Ja, das eine Mal tu' bitte etwas für mich. Ich arbeite hier wie ein Vieh seit du hier bist, du fauler Sack', denke ich mir.

„Es tut mir leid das zu hören, Mrs. Steele, aber das ist nicht mein Problem. Ich habe eine Firma zu leiten und deshalb müssen wir gewisse Anpassungen durchführen. Das schließt ein, Sie zu entlassen." fährt Mr. Grey fort, ohne von seinen Papieren aufzuschauen.

Mist, Mist, mistiger Scheißdrecksmist. Ich wusste, dass es einfach nicht mein Glücksjahr ist. Das Gefühl, wie meine ganze Stärke und Beherrschung meinen Körper verlassen, lässt mich in Tränen ausbrechen. Ich dachte, auf diesen möglichen Ausgang des Gesprächs vorbereitet zu sein, doch jetzt trifft es mich mit voller Wucht.

„Mrs. Steele, bitte beginnen Sie nicht mit dem Wasserfall, lassen Sie uns das so professionell wie möglich handhaben", sagt dieser selbstgefällige Arsch, während er aufblickt und mich mit einer Mischung aus Langeweile und gespielter Sympathie ansieht. Das ist der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Bis aufs äusserste beherrscht antworte ich ihm.

„Nun, Mr. Grey, es tut mir sehr leid, Ihnen diesen Tag zu ruinieren, aber Sie haben gerade mein ganzes Leben zerstört. Wenn das alles war, gehe ich nun und packe meine Sachen." Ich warte nicht auf eine Antwort und stehe auf, sehe auf meine Füße, drehe mich um und gehe schnurstracks zur Tür, bedacht darauf nicht nochmals zu stolpern, während ich mir meine Tränen wegwische. Als ich sie aufmache, schlägt sie mir eine Hand unerwartet vorm Gesicht wieder zu. Ich zucke und wanke etwas. Ich will einfach nur gehen, ich bin gefeuert um Himmels Willen! Laßt mich in Ruhe!

"Mrs. Steele, Ich bin derjenige, der die Leute wegtreten lässt", schreit mich Mr. Grey mit einer drohenden Stimme an, obwohl er direkt hinter mir steht. Ich erstarre und habe Probleme, richtig zu atmen, weil er mich so verängstigt. Tränen laufen nun ungehindert mein Gesicht hinab.

"Drehen Sie sich um!" schreit er und ich zucke erneut zusammen. Ich nehme meine gesamte, verbliebene Kraft und drehe mich um. Sein Gesicht ist nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Ich kann seinen Atem auf meinem Gesicht fühlen. Meine Güte, ist der einschüchternd.

„Ich will die Schlüssel fürs Büro haben. Laut meinem Bericht haben Sie einen," sagt er fordernd. Ich krame in meinen Taschen und gebe sie ihm mit zitternden Händen. Was hat er sich gedacht? Ich hätte sie an der Rezeption abgegeben. Ich bin, besser gesagt war, eine verantwortungsvolle Angestellte.

„Gut! Sie dürfen gehen. Ich wünsche Ihnen noch ein nettes Leben, Mrs. Steele!" sagt er in einem abwertenden Ton und geht zurück zu seinem Sitz. Oh mein Gott, was war das? So ein Vollidiot. Er hätte das auch freundlicher sagen können. Mein Magen rebelliert nun endgültig und ich drehe mich um und laufe zur nächsten Toilette um mich zu übergeben. Danach spritze ich mir etwas Wasser ins Gesicht und betrachte mein Spiegelbild. Ein bleiches, verheultes Gesicht blickt mir entgegen. Ich muss hier raus. Als ich zurück zu meinem Tisch gehe, fließen die Tränen unkontrollierbar und ich wische sie immer wieder weg, aber ich kann sie nicht stoppen. Als ich meine Sachen packe, stehen ein paar Kollegen mitleidig herum. „Die Show ist vorbei!" murmle ich, nehme meine Box und gehe zum Aufzug. In der Garage angekommen, wende ich mich in Richtung Auto und lasse mich hineinfallen.

Als ich hinter dem Lenkrad sitze, breche ich wieder zusammen und weine noch mehr. Ich bin so sauer über die ganze Scheiße, welche in letzter Zeit in meinem Leben passiert ist, dass ich mir gar nicht mehr sicher bin, ob ich noch irgendeine Steigerung ertrage. Und da ist kein Ende in Sicht, weil ohne Job kann ich die Rechnungen nicht zahlen. Also muss ich umziehen. Ray hat mir erzählt, dass in seiner Nachbarschaft ein verlassenes Haus steht, dass ich billig kaufen und er renovieren könnte. Also Washington, ich komme. Wenigstens leben dort alte Freunde wie Kate, Ethan und José. Ich glaube, das Leben ist wie Sex. Du kannst dich entweder hinlegen und dich ficken lassen oder du kannst oben sein und wie der Teufel reiten. Ich hoffe wirklich, dass ich noch soviel Energie habe, das Letztere zu tun.

Nach meinem kleinen Zusammenbruch will ich den Motor starten. Als ich aufschaue sehe ich Mr. Grey zu einem schwarzen SUV gehen, wo ein Mann im schwarzen Anzug wartet. Er hat eine blonde Göttin am Arm. Sie scheint etwas älter als er zu sein, aber sie schaut wirklich gut aus. Wenn die Zwei Kinder bekommen würden, wären die bestimmt Supermodels. Zwei perfekte Menschen, Mr. Grey hat wirklich einen guten Geschmack. Die Blondine schaut auf ihre Hand, wo ein riesiger Diamant an ihrem Ringfinger funkelt. Es scheint, dass der Ring dort neu ist. Ich weiß das, weil nachdem mir Brad meinen gegeben hat, konnte ich auch nicht aufhören, ihn anzustarren. Ich hab mir sagen lassen, dass das anfangs bei Frauen normal ist. Sie steigen in das Auto und ich komme wieder zurück von meiner Erinnerung. Super. Jetzt überwältigt mich die Erinnerung an meinen Ehemann schon wieder und ich heule. Was für ein Scheißtag. Alles, was ich jetzt brauche, ist eine Badewanne voller heißes Wasser. Wer weiß, ob ich in der Zukunft noch eine große Badewanne haben werde.