Erstes Kapitel
Harry Potter saß auf einer Mauer im Magnolienring. Hier hatte er damals, ohne es zu wissen, seinen Paten zum ersten Mal gesehen. Und hier wartete er nun auf einen zwielichtigen jungen Mann, der ihm Heroin verkaufen sollte.
Vor zwei Wochen war er zum ersten Mal in Kontakt mit dieser Droge gekommen. Er war allein durch die Parks von Little Whinging geschtreift, tief in Gedanken versunken, als ihn auf einmal jemand angesprochen hatte.
« Bist du traurig, mein Freund ? », hatte er gesagt. Der Mann hatte flirrende Augen und ein bleiches Gesicht gehabt und war ziemlich abgemagert gewesen.
« Wieso ? », hatte Harry ihn misstrauisch gefragt.
« Weil du traurig aussiehst. Ziemlich fertig, wenn ich ehrlich sein darf. »
« Kann schon sein », hatte Harry gesagt, und war weitergegangen. Doch so leicht hatte der Fremde sich nicht abwimmeln gelassen.
« Ich weiss was, was mir immer hilft, wenn ich traurig bin. », hatte er gesagt, nachdem er Harry eingeholt hatte.
« Aha », hatte er nur gesagt. Er hatte ihm nicht getraut.
« Soll ich's dir zeigen ? », hatte er dann gefragt.
« Was denn ? »
« Na das, was mich immer aufheitert. Ich denke, du könntest es gebrauchen. »
« Wer bist du eigentlich ? », hatte Harry gefragt. « Und was willst du überhaupt von mir ? ». So langsam wurde es ihm ein bisschen unheimlich. Was, wenn es ein Todesser war ?
« OK, lass uns ehrlich zueinander sein. Ich bin ein verdammter Junky auf Kundensuche für meinen Dealer und du siehst verdammt nochmal so aus als hättest du's nötig, Junge. »
« Nein Danke, ich nehme keine Drogen. », hatte Harry gesagt. Doch eigentlich reizte es ihn schon. Was machte es für einen Unterschied ?
« Ich mach' dir ein Angebot, Junge. », hatte der Junky gesagt, der Harrys Unsicherheit durchaus erkannt hatte. « Wir gehen ein bisschen tiefer in die Büsche und du probierst es einfach mal. Ich geb dir einen aus. Da ist doch nichts dabei, oder ? Kein Kaufzwang ! »
Und so hatten die Dinge seinen Lauf genommen. Es war wunderbar gewesen, wahrscheinlich das beste, was er je erlebt hatte. All seine Probleme waren auf einmal so weit weg, die Prophezeihung, Sirius' Tod, der Streit mit Dumbledore…alles war so lächerlich banal gewesen, dass er nur darüber hatte lachen können.
Anschliessend hatte er einen Brief an Hermine geschickt, mit der Bitte, ihm doch ein paar Galleonen in Muggelgeld zu tauschen.
Und nun saß er hier und wartete. Darauf, dass diese unglaubliche Last, die ihn erdrückte, endlich wieder für ein paar Stunden von ihm fallen würde, und dass er wieder frei atmen konnte. Wenigstens für ein paar Stunden.
