The Vampires Student Teil III:
„Vampire mountain"
Kapitel 1: Discothek
Come back to me a while
Change your style again
Come back to me a while Change your taste in men
Versunken lauschte Gillian, die Vampirin, dem Text des Placebosongs, und genoß, wie sich bei der unvergleichlichen Stimme des Sängers die feinen Haare an ihrem Arm aufrichteten. Sie bekam bei diesem Lied immer eine Gänsehaut.
Die Bässe dröhnten laut aus den Boxen und Gillian wiegte sanft ihre Hüften.
Sie stand ganz hinten am Rand der kleinen Tanzfläche einer schummerigen Diskothek irgendwo in einer Großstadt, vor sich eine Barcardy-Cola, die sie nicht angerührt hatte, und betrachtete die tanzenden, im Stroboskoplicht zuckenden Leiber vor sich.
Der Schuppen war gerammelt voll und die Leute drängten sich dicht, um einen Platz auf der Tanzfläche oder an der Bar zu bekommen.
Nur um Gillian war es ruhig. Niemand schubste oder drängelte sie beiseite, die Menschen hielten unbewusst Abstand zu ihr. Keiner wagte es, sie zu berühren, oder sie zu stören, oder gar anzusprechen. Die kleine Frau mit dem blassen Teint und dem langen seidig schwarzen Haar, wirkte unnahbar und einschüchternd.
Gillian war sich dieser Wirkung bewusst, und an manchen Tagen genoß sie die Blicke der Männer (und Frauen- letztere waren neidische Blicke), an anderen Tagen war es ihr lästig.
Heute bemerkte sie kaum, dass sie Aller Blicke auf sich zog.
Sie war zu tief in Gedanken.
Come back to me a while
Gillian nahm einen tiefen Atemzug.
Wie lange war es her?
Sechs Jahre?
Gillian versuchte, sich zu erinnern, wie viel Zeit vergangen war. Konnte es tatsächlich so lange her sein? Sie erschrak. Es war ihr nicht bewusst gewesen, wie schnell die Jahre vergangen waren.
Einerseits kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, andererseits fühlte es sich an wie gestern, dass sie dem Cirque du Freak den Rücken gekehrt hatte und ihrer eigenen Wege gegangen war.
Sechs Jahre, in denen sie herumgereist war, und Nachforschungen angestellt hatte.
Sechs Jahre, in denen sie gelernt hatte, alleine klar zukommen, und ihre vampirischen Kräfte zu entwickeln.
Sechs Jahre, in denen sie Larten Crepsley nicht mehr gesehen hatte.
„Schmeckt dir deine Cola nicht?"
Ein Typ hatte all seinen Mut zusammengenommen und war an sie herangetreten. Er hatte schwarze an den Seiten abrasierte Haare und Tätowierungen an seinen muskulösen Armen. Sein Blick war glasig, sein Atem roch nach Alkohol, und hinter ihm sah Gillian seine Kumpels, die feixten und ihm mit Gesten Mut machen wollten.
Gillian ließ gelangweilt ihren Blick über ihn schweifen.
„Möchtest du was anderes trinken? Ich geb dir einen aus." Er beugte sich vor und musste brüllen, um sich bei der lauten Musik verständlich zu machen.
Gillian zögerte.
Sie könnte tatsächlich etwas zu trinken brauchen.
Wenn auch nichts von der Bar.
Gillians Blick streifte den Mann und blieb an seiner Halsschlagader hängen. Er schwitzte leicht, war kräftig gebaut und scheinbar gesund.
Er hatte allerdings reichlich Alkohol im Blut.
Change your taste in men
Weil sie ihm nichts geantwortet hatte, drängte der Mann jetzt dichter an sie heran. Er hatte eine Bierflasche in der Hand, und wollte sie vor sich auf einem schmalen Sims abstellen, auf dem auch Gillians Drink stand. Dabei stellte er sich vor Nervosität ein wenig ungeschickt an, und die Bierflasche drohte umzukippen.
„Vorsicht!", sagte Gillian und ihre Hand schoß vor. Sie griff nach der Flasche, fasste dem Mann am Handgelenk und rückte das Bier wieder in eine aufrechte Position, so dass nichts verschüttet wurde. Ihre Hand umschloss noch immer die seine und der Typ grinste dämlich.
„Hoppla, da war ich aber ungeschickt!"
Er ließ die Flasche los und fegte dabei einen Stapel Flyer vom Sims, die dort gelegen hatten und nun in einem bunten Schauer zu Boden rieselten.
Gillians Aufmerksamkeit wurde sofort von einem ganz bestimmten Papier gefesselt, das grasgrün davon segelte.
Sie drängelte sich vor, um den Flyer noch im Flug aufzufangen, und musste sich dafür ganz dicht an den Typen drängen. Der fing sie auf und legte seine Hände auf ihre Hüften. Gillian fühlte, wie sich ihre Hände hinter seinem Rücken um das Papier schlossen. Ihr Herz begann aufgeregter zu pochen.
„Nicht so stürmisch!", lachte der Mann und grinste. Er fuhr ihr mit einer Hand den Rücken hoch, die andere wanderte zu ihrem Hintern. Gillian nahm das nur am Rande wahr: sie starrte auf den Zettel in ihrer Hand.
Es war ein Flyer für den Cirque du Freak.
Sie waren in der Stadt!
Gillian spürte ein Kribbeln im Magen und atmete vor Aufregung schneller.
Ihre Augen suchten rasch die Liste der aufgezählten Künstler ab:
Der Wolfsmann…
Madam Truska…
Der Schlangenmann…
Cormac Limbs…
Madam Octa !
Der Mann hatte seine muskulösen Arme um sie geschlungen und sah sie aus glasigen Augen an. Er beugte sich vor und wollte sie küssen.
Gillian zuckte zurück.
Seine Kumpels hinter ihnen brüllten vor Lachen, und machten anzügliche Gesten.
Verwirrt über ihre Abweisung starrte der Typ auf sie herunter. „Was? Ich denke du willst…"
Gillian überlegte.
Dann kräuselte sie die Lippen. „Klar will ich."
Sie legte ihm eine Hand auf die breite Brust, als er sich gierig über sie hermachen wollte.
Gillian schüttelte den Kopf. „Aber nicht hier."
Sie nickte mit dem Kopf Richtung Damentoilette und löste sich von ihm.
Zielsicher schob Gillian sich durch die tanzende Masse, die sich vor ihr teilte wie Wasser.
Der Typ folgte ihr willenlos und nicht ohne seinen Freunden ein triumphierendes „Yes!" zu zu brüllen.
Gillian achtete kaum darauf.
Ein kleiner Schluck konnte nicht schaden, bevor sie sich zum Cirque du Freak aufmachte.
Bevor sie ihrem Meister Larten Crepsley wieder begegnete.
Come back to me a while
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