Anmerkung: Ich halte nichts von Songfiktionen. Irgendwie sind diese meist weniger als mittelmäßig und schwer lesbar – manchmal nützt selbst der Songtext als Stütze kaum etwas.
Ich weiß nicht, was mich geritten hat, als ich beschloss selbst so etwas zu schreiben.
Dennoch - in meinen Storys verwende ich gerne Songtexte, da Musik Geschichten einfach bedeutend untermalen kann; außerdem höre ich beim Schreiben der Kapitel fast immer durchgehend dieselbe Musik.
Übrigens: in meiner Story lebt Albus Dumbledore immer noch. ;)

Verwendeter Songtext: "24" von Jem

Genre: Drama, Romanze

Charakter: Hermine Granger und Draco Malfoy

Warnings: Sad End, Character Death

Fortsetzung: Hängt ganz von der Reviewquote ab!

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Part 1/4

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IN 24 HOURS...

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Been given 24 hours

Been given 24 hours
to tie up loose ends
to make amends

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Insgeheim wusste ich es immer.
Ich wusste schon immer, dass uns im Fall der Fälle die geringste Zeit zum Handeln bleiben würde.
Und dennoch müssen wir nun agieren, müssen wir nun versuchen, uns zu sammeln und dem entgegenzublicken, was uns erwartet.
Einem Gesicht, das einer Fratze gleicht, leichenblass und mit feuerroten Augen.

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His eyes said it all
I started to fall
and the silence deafened

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Ich hätte niemals erwartet, dass es so passieren würde.
Ich hatte immer angenommen, dass es zwar Knall auf Fall, aber auch mit Ach und Krach beginnen würde.
Ich hatte stets geglaubt, dass es spektakulär starten und noch spektakulärer enden würde.
Aber es fing genau in dem wahnwitzigen Augenblick an, nachdem uns die Decke Hogwarts auf den Kopf gefallen war.

Wir stehen in den Trümmern, umgeben von unzähligen Körpern , tot oder lebendig.
Der Staub rieselt schon seit Minuten auf uns.
Die Wunden, die unsere Gestalt bedecken, nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr.
Aber in dem Moment, in dem sich unser Blick trifft, erinnern wir uns an unsere Bestimmung.
Unser Ziel.

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Head spinning round
no time to sit down
just wanted to
run and run and run
Be careful they say
don't wish life away,
now I've one day

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Ich renne.
Ich renne so schnell und so lange wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Wo ist Harry?
Wo ist er, verdammt?
Wenn es einen Gott gibt, so hoffe ich, dass er ihn nicht gerade eben zu sich genommen hat, den einzigen Jungen, die einzige Hoffnung, die uns womöglich befreien kann.

Aber – nein. Harry ist zäh.

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And I can't believe
How I've been wasting my time

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Manchmal komme ich in Situationen, in denen ich hysterisch auflachen möchte.
In denen die Welt unter meinen Händen zerbricht und mir keine andere Möglichkeit mehr bleibt, meine Verzweiflung oder meine Resignation auf eine andere Weise auszudrücken.

Nun befinde ich mich wieder in so einer Situation.
Und ich kann sagen, dass der Schmerz und dieser innere Drang, zu schreien, zu weinen und um sich zu schlagen mit der verstrichenen Zeit und möglicher Reife... nicht abnimmt.
Es ist jedes Mal grausamer als davor.

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In 24 hours they'll be
laying flowers
on my life, it's over tonight

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In solchen Momenten möchte ich stehen bleiben.
Stehen bleiben in der Zeit, innehalten in meinen Gedanken und meine Handlungen stoppen.
Ich möchte aufhören, kurz zögern und meinen Atem lauschen.
Ich möchte ihn fühlen, ihn intensiv durch meinen Körper streichen spüren und die Welt um mich herum vergessen.
Ich möchte einen kurzen Augenblick nichts als die Existenz meines Atems und mir selbst empfinden.

Aber manchmal... sind meine Wünsche nicht dieser Realität angehörig.
Sie sind irrelevant.

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I'm not messing no I
need your blessing
and your promise to live free
please do it for me

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Harry.
Harry. Harry.
Harry.
Harry ist das einzige Wort, das sich immer und immer wieder, wie in einer Endlosschleife in meinem Kopf manifestiert. Es wiederholt sich wie die Melodie eines alten, kaputten Plattenspielers.
Wo ist er?

Ich biege in den Korridor ein, in welchem sich der Gryffindorturm befindet.
Schwer atmend laufe ich durch den Gang, immer weiter auf das Porträt der bekannten Fetten Dame zu.
Ich verlangsame meine Geschwindigkeit etwas, um wieder zu Atem zu kommen, aber ich höre nicht auf zu rennen.

Niemals, niemals würde ich es mir verzeihen, wenn ich ihm nicht mehr begegne, bevor er loszieht.
Loszieht zu IHM.
Ihm, der sein Leben bestimmte, erschuf und wieder zerstören wird, wenn unsere Seite verliert.
Ihm, den ich mit aller meiner befindlichen Kraft hasse.
Ihm, dem einzigen menschlichen Wesen, das ich zu töten fähig wäre.
Lord Voldemort.

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Is there a heaven, a hell
and will I come back
who can tell

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Das Porträtloch klappt auf und ich schlüpfe in einer geübten, gelenkigen Bewegung hindurch.
Die Fette Dame murrt aufgrunde der Aufstände, weiß sie doch scheinbar noch nichts von der nahenden Schlacht und den düsteren Truppen des Dunklen Lordes, die am Horizont Hogwarts heranziehen.
Welch ein Wunder, wo die Gemälde sonst doch immer primär den Klatsch, Tratsch und jedes kleine Bisschen des Geschehens in Hogwarts aufschnappen.
Nun, heute scheint sowieso nichts normal.

Harry sitzt im Sessel vor dem Kamin.

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Now I can see
what matters to me

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Er sitzt in seinem Lieblingssessel nur einige Zentimeter von dem staubigen Kamin entfernt.
Die Asche glüht noch und er hat seinen Blick regungslos auf das sanfte Glimmen der Kohle gerichtet.
Selbst meine Anwesenheit scheint er nicht bemerkt zu haben.

Langsam gehe ich auf ihn zu und schlinge von hinten meine Arme um ihn.
Es ist etwas umständlich, da sich der Sessel zwischen uns befindet, und außerdem versteift er sich zunächst.
Aber nach einigen Sekunden scheint er mich erkannt zu haben und sich auch nicht mehr umdrehen zu müssen.
Er entspannt sich und stiert weiterhin in die Flammen.
Ich tue es ihm gleich.

Eine Minute, vielleicht zwei mögen vergangen sein, bis er sich erhebt.
Als er dies tut, schenkt er mir diesem Blick.
Diesen Blick, den ich so sehr hasse und so sehr an ihm bewundere.
Dieser Blick wirkt so wissend, so viel mehr als nur erwachsen oder sich seiner selbst bewusst.
Er schafft einen Ausdruck auf seine jungen Züge, der nicht dorthin gehört.
Nicht in diesem Alter.
Und nicht zu ihm.
Denn diesen Blick trägt er nur in Situationen wie diesen.

Er weiß, was er tun muss.
Und er weiß es nicht nur, er ist so entschlossen, so sicher, dass es mir wehtut, ihn anzusehen.
Er tritt einen Schritt auf mich zu und umarmt mich ungeschickt.
Ich stolpere etwas zurück, mit ihm in meinen Armen, und kann nicht verhindern, dass mir eine Träne über die Wange rinnt.
Auch diese Geste, eine simple Umarmung von ihm, ist selten.
Und wiederum bezeugt es mir den Ernst der Lage und erlaubt mir einen kleinen Blick in seine Welt.
In seine Gedanken und Gefühle.

Eine weitere Träne rinnt über meine Wangen.

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it's as clear as crystal

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Bilder ziehen an mir vorbei.

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The places I've been

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Unsere erste Zugfahrt.
Ich, mit meinen schrecklichen Zähnen.
Ron, der seine Ratte, Pettigrew, auf dem Schoß hält und mich überrascht mit vollgestopften Mund ansieht.
Harry, ein dünner und schlacksiger Junge mit wuscheligen Haaren und einem festen und klaren Blick, den er bisher nie verloren hat.
Neville Longbottom, dessen Gesicht strahlt, als er seine Kröte an sich drückt.
Draco Malfoy, der sein abfälliges Grinsen trägt. Seine arrogante Pose in seinen jüngsten Jahren.

Das Trimagische Turnier.
Meine Begeisterung und Angst um Harry - ich wippte völlig hibbelig herum und konnte kaum still auf meinem Platz sitzen.
Ron, der nicht minder gespannt neben mir saß und seit Minuten auf dieselbe Stelle am Rand des Spielfeldes stierte, in der festen Überzeugung, dass Harry exakt dort mit dem Pokal erscheinen würde.
Das knallende, metallische Geräusch des Portschlüssels.
Harrys blutüberströmte Gestalt.
Sein gesenktes Gesicht, seine verfilzten Haare und seine zitternden Schultern unter dem dreckigen Umhang.
Die plötzliche Stille.

Der Streit mit Ron.
Harrys Teilnahmslosigkeit.
Sein leerer Blick, morgens in der Früh, und Abends beim Abspülen.
Der abwesender Ausdruck, wenn ich plötzlich zu ihm trat.
Dieses flackernde Mienenspiel, das manchmal über seine Augen huschte.
Sein trauriges Lächeln.

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the people I've seen

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Draco Malfoy.
Kühl, berechnend, arrogant und aristokratisch.
Er blieb stets seinen Prinzipien treu und war eine Konstante meines Lebens, auf die ich mich zu einhundert Prozent verlassen konnte.

Neville Longbottom.
Schüchtern, schwerfällig und tollpatschig.
Er blieb stets seinen Freunden treu und war derjenige, dem jeder unter die Arme greifen musste.

Colin Creevey.
Klein, zappelig und der größte Optimist dieser Welt.
Er blieb stets Harry treu und war derjenige, der mit seiner Kamera selbst in den unmöglichsten Situationen anwesend war.

Parvati.
Lavender.
Cho.
Ernie.
Luna.
Sie alle.
Alle Schüler Hogwarts.

Ich hoffe, dass sie alle, sie alle, leben werden.

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plans that I made

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Unsere Vorbereitungen im Klo der Maulenden Myrte erscheinen vor meinen Augen.
Mein stolzes Gesicht, als ich den Trank fertig stellte.

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start to fade

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Das Gefühl von Entsetzen und Enttäuschung, als ich meine eigene, teils animalische, Spiegelung in der Kloschüssel wahrnahm.

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The sun's setting gold
thought I would grow old,
it wasn't to be

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Aus irgend einem Grunde spricht mir mein Gefühl zu, dass ich diesen Tag nicht überleben würde.
Aus irgend einem Grunde glaube ich zu wissen, dass wir diese Schlacht entweder lebend gewinnen oder aber, dass im Falle einer Niederlage zumindest ich daran scheitern werde.
Aus irgend einem Grunde kralle ich meine Hände fester in Harrys Shirt.

Mein Gefühl – es hat mich noch nie betrogen.

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Part 1/4


... Reviews? liebguck