Es gibt unendlich viele Fics, in denen Harry Draco davon abhält sich vom Astronomieturm in den Tod zu stürzen, um ihn dann, nach einem langen, ernsten Gespräch, in dem diebeiden ihre Gemeinsamkeiten entdecken,zu küssen.
In den wenigsten steht, was danach passiert...

Happily Ever After?
Vielleicht…..
Aber manchmal fangen die Probleme damit erst an…..

Chapter 01 – Unveiled Love

Ein weiteres heimliches Rendezvous um Mitternacht. Mondlicht, das durch die Fenster in der kleinen Kammer im Astronomieturm fällt. Eine einsame Kerze, die flackernde Schatten an die Wand wirft. Lippen die sich berühren, Hände, die durch silbernes Haar gleiten, durch schwarzes Haar, grüne Augen die auf graue treffen, gebräunte Hände auf weißer Haut, gemurmelte Liebkosungen mischen sich mit sehnsüchtigen Seufzern, Körper die einander umschlingen, miteinander verschmelzen. Dann Stille, zwei Herzen, die im selben Takt schlagen, der langsam ruhiger werdenden Atem zweier Liebender.

Er liegt in meinen Armen, sein Rücken ist fest gegen meine Brust geschmiegt, sein Haar streift mein Gesicht, unsere Beine sind noch immer ineinander verschlungen. Der kühle Wind, der durch die geöffneten Fenster herein weht läßt den Schweiß auf unserer Haut trocknen. Ich spüre das leichte Frösteln das seinen Körper durchläuft. Ich lasse ihn kurz los, taste hinter mich, finde den weichen Stoff unserer Roben, ziehe sie über uns und schlinge meine Arme wieder um ihn. Es ist so unbeschreiblich schön hier zu liegen, seine Herzschlag zu spüren und an nichts denken zu müssen als an die Liebe die ich für ihn fühle. Ich hebe den Kopf ein wenig um ihn anzusehen. Seine Augen sind geschlossen, ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen, seine Atem ist ruhig und regelmäßig, ich merke, dass er kurz davor ist einzuschlafen. Ich hauche einen Kuß auf seine Wange, das Lächeln vertieft sich.

„Schlaf, ich werd aufpassen..." Er schmiegt sich fester an mich und ich kann beinahe spüren wie er in einen tiefen Schlaf gleitet.

Seit fast acht Monaten treffen wir uns jetzt heimlich. Seit jener Nacht Anfang März, in der ich ihn davon abhielt vom Turm zu springen. So oft wir können, so oft wir es wagen uns davonzustehlen. Manchmal jede Nacht, manchmal tagelang gar nicht. Nächtelang haben wir nur geredet, haben uns voneinander erzählt, uns unsere Geheimnisse und Träume anvertraut. Wir haben uns geküßt, kleine Zärtlichkeiten ausgetauscht. Mehr als einmal ist einer von uns am nächsten Tag während des Unterrichts fast eingeschlafen, eine Weile haben wir darum versucht unsere Treffen auf ein oder zwei Stunden zu beschränken oder es ganz zu lassen, aber diese Versuche sind jämmerlich gescheitert. Wir sind wie zwei Sterne die umeinander kreisen, ein jeder gefangen im Gravitationsfeld des anderen.

Die Sommerferien waren reine Folter. Gefangen bei den Dursleys haben einzig seine Briefe mich am Leben gehalten. Und natürlich die zwei Wochen im Fuchsbau. Auch wenn ich es schade finde, dass ich meinen Freunden nichts von uns erzählen kann.

Als wir uns dann vor fast drei Monaten endlich wiedersahen, waren Küsse auf einmal nicht mehr genug. Wir spürten beide, dass wir mehr wollten. Die Erinnerung an dieses erste Mal, als unsere Körper miteinander verschmolzen, unsicher, unerfahren, neugierig, ängstlich, dass man uns ertappt, raubt mir noch immer den Schlaf. Seither haben wir unzählige Stunden damit zugebracht unsere Körper zu erkunden, uns auf jede nur erdenklich Weise unsere Liebe zu zeigen. Ich liebe jeden Millimeter seiner cremigen, weißen Haut, kenne jedes Muttermal, jede kleine Narbe, weiß welche Wirkung meine Berührungen auf ihn haben.

Und genauso wie ich ihn, kennt er mich, hat mit Fingern und Lippen jedes noch so kleine Stück Haut erforscht. Manchmal, wenn ich ihn in der Klasse oder beim Essen im großen Saal ansehe, wenn ich seinen Blick im Gang oder auf dem Quidditchfeld auffange, kann ich seine Berührungen fast spüren.

Mehr als einmal hab ich schon verwirrte Blicke von meinen Freunden geerntet, weil ich gelegentlich, urplötzlich und ohne erkennbaren Grund tief erröte. Einmal habe ich beim Frühstück meinen Becher fallen lassen, weil ich ihn am Slytherintisch plötzlich laut auflachen hörte. Ich muß unbedingt lernen meine Gefühle zu kontrollieren. Am schlimmsten ist es, wenn er mir schon morgens durch kleine, unauffällige Blicke und Gesten zu verstehen gibt, dass er mich treffen will. Machmal schafft er es auch mir im Vorbeigehen einen Zettel zuzustecken. Ich bin dann für den Rest des Tages zu nichts zu gebrauchen. Dauernd wandern meine Gedanken zu ihm.

Besonders furchtbar war der Unterricht von Professor Trelawney vor ein paar Wochen. In diesem Schuljahr findet der nicht wie üblich in ihrer verräucherten Dachkammer im Nordturm statt, sondern hier im Astronomieturm. Wir sollen lernen die Zukunft in den Sternen zu lesen. Das an sich ist nicht so schlimm, wenn sie nicht dafür ausgerechnet die Kammer gewählt hätte, in der Draco und ich uns heimlich treffen. Beim ersten Mal hatte ich panische Angst, dass wir irgendwelche Spuren hinterlassen hatten, die man mit uns in Verbindung bringen könnte; ein verlorener Knopf, ein Stück beschriebenes Pergament; richtig schlimm wurde es aber eigentlich erst, als Professor Trelawney plötzlich eine Vision hatte:

...Nehmt euch in Acht Kinder! Ich sehe etwas, dass die Zukunft von allen beeinflussen wird...!"

Ron verdrehte die Augen: "Ach je, jetzt geht das schon wieder los! Na, wer ist wohl dieses Jahr dran? Oder meldest du dich freiwillig Harry? Immerhin bist du ihr Lieblingsopfer. So oft wie du stirbt sonst keiner. Du solltest beim Totengräber um Rabatt bitten."

Ich hatte nur halb zugehört, weil ich, seit wir den Turm betreten hatten den Boden nach irgendwelchen verlorenen Gegenständen absuchte und gleichzeitig bemüht war nicht in die Ecke am Kamin zu starren, wo ich noch vor wenigen Stunden in den Armen meines heimlichen Geliebten gelegen hatte.

Ich wollte Ron gerade antworten, als Parvatis missbilligender Blick und ihr und Lavenders kollektives „Shhht!" mich zum Schweigen brachten noch bevor ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Ron zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

Oh, Verzeihung, ich hatte vergessen, dass das hier mal wieder ein Treffen der übersinnlichen Spinner-Schwestern ist! Los Harry, gehen wir da rüber, das ist am Ende noch ansteckend. Und wir wollen ja nicht..." Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment stieß Professor Trelawney ein verzücktes Stöhnen aus:

Ohhhhh...ich sehe...ich sehe...einen Löwen und eine Schlange...sie kämpfen...der Löwe schient zu siegen..."

Cool, das heißt ja wohl, dass wir die verdammten Slytherins beim Quidditch morgen plattmachen werden, sehen ich das richtig?" Seamus Ausruf erntete begeisterte Zustimmung. Professor Trelawney hob theatralisch eine Hand.

Nicht so voreilig Mr. Finnegan, die Weissagung ist eine sehr präzise Kunst. Lassen Sie mich weiter sehen...die Schlange...verändert sich...es ist gar keine Schlange...es ist ein Drache! Der Drache umschlingt den Löwen...der Löwe hat keine Chance...Ohhh...Das Bild wir schwächer...ich kann nichts mehr sehen..."

Professor Trelawneys Stimme wurde immer lauter und schriller, steigerte sich zu einem atemlosen Aufschrei. Dann verstummte sie plötzlich, taumelte zu einem Stuhl und setzte sich. Ich hatte plötzlich einen schalen Geschmack im Mund. Ein Drache und ein Löwe... Ich mußte an eine von Dracos Zeichnungen denken, ein Drache der sich schützend um einen Löwen schlingt, seinen Schlaf behütet. Der Löwe, das Symbol Gryffindors und die Schlange Slytherins, die zu einem Drachen wird. Ich wette, der Drache in ihrer Vision hatte graue Augen...

Seit dieser Weissagestunde sind ein paar Wochen vergangen. Ich hab Draco davon erzählt und er hatte den selben Gedanken wie ich. Trotzdem, es scheint als habe außer uns niemand eine ähnliche Schlußfolgerung gezogen. Zum Glück schenkt niemand den Weissagungen von Professor Trelawney irgendwelche Beachtung, mit Ausnahme ihres Fanclubs, allen voran Parvati Patil und Lavender Brown. Die beiden haben schon die absurdesten möglichen Schlüsse aus der Vision gezogen. Aber wenn man bedenkt wie absurd die Wirklichkeit manchem erscheinen dürfte, liegen sie gar nicht so falsch.

Ich merke, dass ich langsam schläfrig werde. Ich kann kaum noch die Augen offenhalten. Ich muss Draco wecken, wir sollte hier verschwinden...ich weiß nicht mal wie spät es ist oder wie lange wir schon hier sind...ich muß...

Als ich aufwache scheinen mir die ersten zögerlichen Strahlen der Morgensonne ins Gesicht. Ich höre wie jemand scharf Luft holt, ein Schatten fällt über mich. Sofort bin ich hellwach, fahre erschrocken hoch und blicke in Hermines entsetztes Gesicht.

„Harry...?" Ich höre die Verwirrung in ihrer Stimme.

Dann spüre ich, wie Draco sich neben mir regt, seine Hand tastet suchend nach mir. Er setzt sich ebenfalls auf, sieht mir über die Schulter. Ich kann sein erschrockenes Einatmen hören als er Hermine sieht. Beim Anblick seiner unverwechselbaren silberblonden Haare; als sie realisiert wer hier bei mir ist, weicht alle Farbe aus ihrem Gesicht.

„Was habt ihr getan?" Ihre Stimme ist nur ein Flüstern.

„Was um alles in der Welt habt ihr nur getan?"

Sie dreht sich um, als könnte sie den Anblick der sich ihr bietet nicht ertragen. Dann straft sie die Schultern.

„Ihr solltet euch anziehen. In einer halben Stunde gibt es Frühstück."

Meine Hände zittern als ich mich so schnell es geht anziehe. Draco ist vor mir fertig. Er nimmt kurz meine Hand, wirft einen fragenden Blick in Hermines Richtung. Ich kann die Frage in seinen Augen lesen. Können wir ihr trauen? Ich nicke kaum merklich. Er gibt mir einen zarten, fast scheuen Kuss, dann schlüpft er zur Tür hinaus und ich bin allein mit meiner besten Freundin.

„Hermine, ich..."

Weiter komme ich nicht. Sie hebt die Hand um mir Schweigen zu gebieten. Ich sehe wie sie ein paarmal tief Luft holt, dann dreht sie sich zu mir um.

Ihr Gesicht ist kalt und abweisend. Ich kann die Enttäuschung und den Schmerz in ihren Augen kaum ertragen.

„Warum, Harry? Kannst du mir das sagen? Warum? Und warum er?"

Ich versuche ihrem Blick stand zu halten.

Ich weiß nicht warum. Es ist einfach so passiert. Ich weiß nur, dass es sich richtig anfühlt, dass ich noch nie zuvor so glücklich war, dass ich noch nie zuvor jemanden so gebraucht habe. Ich liebe ihn, Hermine. Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht wie, ich weiß nur, dass es so ist. Und ich fühle, dass alles andere keine Rolle spielt.

Statt dessen kann ich sie nur stumm ansehen. Wie kann ich ihr sagen, was ich bisher nur mir selbst sagen konnte. Wie kann ich ihr sagen, dass ich ihn mehr liebe als mein Leben, wenn ich es ihm nicht einmal selbst sagen kann. Ich kann sie nur ansehen, stumm um Verständnis flehen.

Sie schüttelt verwirrt den Kopf.

„Warum, von allen möglichen und unmöglichen Personen, ausgerechnet er? Kannst du mit das wenigstens sagen?" Die Stille die ihrer Frage folgt ist unerträglich, man kann sie fast mit Händen greifen. Wie so oft spreche ich ohne zu denken:

„Ich...ich liebe ihn..." Jetzt ist es doch heraus. Meine Stimme war so leise, dass ich es selbst kaum gehört habe.

Um so deutlicher höre ich ihr Lachen. Hart und freudlos. Es schneidet wie Messer in mein Herz.

„Du liebst ihn! Wie kann man nur so naiv sein! Meine Güte Harry, ich hätte dich für klüger gehalten. Werd bitte endlich erwachsen. Glaubst du denn er liebt dich? Harry, sei nicht so dumm. Wir reden hier von Draco Malfoy! Er liebt niemanden außer sich selbst. Er wird dich fallenlassen sobald er genug von dir hat. Gerade du solltest das wissen. Das ausgerechnet du auf ihn hereinfällst!" Ihre Stimme ist immer lauter geworden. Ich merke wie Wut in mir hochwallt und jedes Gefühl von Schuld und Zerknirschung wegspült.

„Du kennst ihn doch überhaupt nicht!" Ich schreie fast, aber das ist mir egal.

„Das ist genau der Grund, warum ich niemandem etwas gesagt habe. Ich wußte ihr würdet es nicht verstehen. Er würde mir niemals wehtun, das weiß ich. Ich kenne ihn besser als ihr! Du bist doch nur eifersüchtig!" Ich halte erschrocken inne, dass wollte ich nicht sagen.

Hermine sieht auf einmal sehr müde aus.

„Bei den Muggeln gibt es ein Sprichwort: Ein Leopard verliert niemals seine Flecken. Du bist wirklich verliebt wie es mir scheint, aber du bist auch blind vor Liebe. Du siehst seinen wahren Charakter nicht, hast dir in deinen Kopf ein Idealbild geschaffen. Noch mag die Wirklichkeit dem Ideal entsprechen. Aber ich bezweifle, dass das so bleibt. Harry, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass ich mich irre, aber ich kann mir das einfach nicht vorstellen."

Ich merke wie mir Tränen in die Augen treten.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien. Hermine, bitte glaub mir, diesmal irrst du dich." Sie lächelt wehmütig, dann streckt sie die Arme aus und nimmt mich in den Arm.

Sie stehen da, eng umschlungen, reglos wie Statuen. Keiner von beiden hat mich bemerkt. Ich weiß nicht warum ich nicht gegangen bin, aber irgendetwas hat mich dazu veranlasst die Tür einen Spalt offen zu lassen und mich im Schatten dahinter zu verbergen. Ich habe jedes Wort gehört. Ihren Streit, ihre Versöhnung. Schnell und unkompliziert. Ich habe niemals Freunde gehabt, denen ich soviel bedeutet hätte, dass sie mir alles so ohne weiteres verziehen hätten. Harrys Worte klingen noch immer in meinen Ohren: Ich liebe ihn. Für einen Moment habe ich das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wir sehr habe ich mir gewünscht diese Worte aus seinem Mund zu hören, ohne dass ich mir dieses Wunsches bewußt gewesen wäre. Nur mühsam kann ich den Impuls unterdrücken zu ihm zu gehen und ihm zu sagen, zu zeigen dass ich seine Gefühle erwidere, dass ich ihn liebe, seit dem ersten Moment da unsere Augen sich trafen. Damals vor so langer Zeit in der Winkelgasse. Es zerreißt mir das Herz, Grangers Unglauben zu hören ihre Anschuldigungen, auch wenn ich sie ihr kaum verübeln kann und Harrys Versuch mich zu verteidigen. Sein blindes Vertrauen in meine Gefühle, treibt mir die Tränen in die Augen.

Nun, wer lauscht geht immer das Risiko ein, Dinge zu hören, die er lieber nicht gehört hätte, Dinge die nicht für ihn bestimmt sind. Ich ziehe die Tür behutsam ins Schloß und mach mich auf den Weg in die Kerker, trotz allem mit einem warmen Gefühl der Zufriedenheit in meinem Inneren.

Wir stehen lange Zeit reglos da. Ich will mich gerade aus ihrer Umarmung befreien und vorschlagen, dass wir jetzt besser nach unten gehen sollten, als ich über ihre Schulter hinweg sehe, wie die Tür sacht ins Schloß fällt.

TBC...