Disclaimer: Charaktere und Handlungsorte sind alleiniges, geistiges Eigentum von Joanne K. Rowling.

Prolog: Kuttenträger & Jobangebote

Freitagabend.
Zauberer aus der ganzen Welt freuten sich auf das Qudditchfinale und fieberten dem Spiel Irland - Bulgarien in England entgegen, während etwa zur selben Zeit in Selby, einer kleinen Stadt in der britischen Grafschaft North Yorkshire am Fluss Ouse - ca. 20 km südlich von York und 30 km östlich von Leeds, eine schwarz verhüllte Gestalt zögernd Hidden Castle betrat.

Ihr wurde gesagt, dass man sie hier treffen würde, um über ihr Anliegen zu verhandeln.

Sie würde ihnen, ihnen beiden, ein durchaus reizvolles Angebot machen:
Toleranz gegenüber dem Wesen des Einen, die er sich seit endlosen Jahren herbeisehnte.
Freiheit, um die man den Anderen vor vielen Jahren betrog.

Doch würden die Beiden die damit verbunden Pflichten akzeptieren?
Anstrengende Forschungsarbeit, nächtelanges Recherchieren, mühsames Filtern von Informationen, aufwendige Experimente die einen an die Grenzen der Leistungsfähigkeit trieben und, natürlich, die gefährlichen Jagten.

Die Fremde war vertieft in ihren Gedanken:

Doch das war nur ein kleiner Preis für die Gegenleistung die sie erhalten würden.

Sie würden Fragen stellen, sicher, doch würden sie in absehbarer Zukunft keine Antworten erhalten - die Hintergründe mussten verborgen bleiben, auch wenn sie treue Verbündete des Phoenix waren.

Zu viel steht auf dem Spiel, zu schmerzlich wäre die Wahrheit.

Nein, die Wahrheit wird im Dunkel bleiben, vielleicht für immer.

Leisen Schrittes durchquerte die Fremde das Schloss, den aufwirbelnden Staub und das Ungeziefer ignorierend.

Ein zweiter Schatten dicht hinter ihr, in dem man hier und da - wenn der Mond durch das rissigen Gemäuer einen Weg ins Innere fand - gelbe, wachende Augen aufblitzen sah.

Endlich nahm sie den flackernden Schein einer Kerze durch einen Türspalt wahr, doch sie zögerte die Tür zu öffnen.

Mädchen nimm deinen Mut zusammen,- scholt sie sich selbst - keinen Rückzieher jetzt!

Leise knarrend öffnete sie die Tür und gab den Blick auf vier Gestalten frei, welche sich nun alle der Tür zuwandten.

Der Ersten, den die Fremde sah, war ein recht zerzaust wirkender Mann Ende dreißig, mit hellbraunen Haaren, die mittlerweile mit grauen Strähnen durchzogen waren.

Seine Kleidung war schäbig, aber ordentlich und sauber, doch war er eindeutig zu dünn, fast unterernährt, seine Haltung verriet Anspannung, was man bei einer derartigen Situation wohl nachvollziehen konnte.

Sein Gesicht wirkte durchaus jugendhaft, doch vom Leben geprägt.
Seine Augen waren in einem wundervollen honigfarbenen Braunton, fast gelblich schienen sie zu leuchten - man könnte sie als lebendig und froh bezeichnen wenn nicht tief in ihnen eine gewisse Melancholie schimmern würde, eine Leere an der man sah, dass ihm gewaltsam geliebte Teile seines Lebens genommen worden waren - dort wo einst dieses Leben Platz fand, jene Menschen, die diese Augen zum Leuchten brachten - lag nun nur noch tiefe, reine Trauer.

Die Fremde spüre durch seine Augen zwei Blicke auf sich ruhen, einen menschlichen und einen, der von animalischer Beobachtung zeugte.

Er muss es sein, der den Wolf in sich trägt.

Remus John Lupin - der Mensch.
Moony - der Wolf.

Die zweite Person, rechts neben dem Wolf, war etwa im selben Alter.
Sein Gesicht mochte früher als schön bezeichnet worden zu sein, doch nun zogen sich tiefe Falten durch das einst ebene Antlitz.
Die Haare waren dunkel, strähnig und viel zu lang, die Kleidung war ebenso dreckig und verkommen. Wie der Braunhaarige war er viel zu dünn, seine Haltung war lauernd, als würde er in jedem Moment mit einem Angriff rechnen.

Die Konturen seines Gesichts waren hart, zeugten von Argwohn und Zweifel, seine blauen, grau schimmernden Augen musterten den Eindringling skeptisch.

Ja, zweifellos. Das musste Sirius sein.
Ich kenne diese Augen, doch meist sehen sie mich liebevoll und zärtlich an, manchmal tadelnd und vorwurfsvoll, doch nie habe ich in diesen Augen ein derartiges Misstrauen gesehen.

Wenn ich ihn genau betrachte, fällt mir die Ähnlichkeit auf, sie ist da - doch 12 Jahre Askaban haben ihre Spuren hinterlassen.

Fast muss ich lachen als die gerade Nase anfängt sich aristokratisch zu Kräuseln, ein typisch black'sches Merkmal, das ich von meinem Vater nur zu gut kenne.

Wart nur Freundchen, glaub nicht, dass du es einfach haben wirst, ich wurde vor dir gewarnt, deine Eigenarten von damals wurden mir vor meinem Auftrag offen gelegt - dein Hang zu gemeinen Scherzen, deine scharfe Zunge, deine verletzenden Kommentare, das permanente Sticheln und dein übergroßes Ego, das du anscheinend immer noch mit dir herumträgst obwohl du im Innersten verletzlicher bist als ein neu geborenes Häschen.

Doch mir wurde gesagt wie ich dich in den Griff bekomme, wie ich dich handhaben muss.

Der dritte im Bunde war ein Zauberer - zweifellos ein Zauberer den man unter Millionen Muggeln anhand seiner Kleidung identifizieren konnte.

Er trug einen türkisen Umhang, der die Fremde an die Farbe eines seichten Meeres erinnerte, reich verziert mit allerlei Sternchen in allen Größen, dazu einen passenden übergroßen Hut mit dem selben Muster.

Der wallende Bart sowie die langen Haare und die Halbmondbrille auf der leichten Adlernase verliehen seinem gütigen Gesicht den letzten Schliff.
Munter und überschwänglich funkelten die hellblauen Augen

Ich weiß genau was jetzt kommt...

„Hallo Liebes, Zitronenbonbon?", durchbrach die fröhliche Stimme des Direktors der Zauberschule Hogwarts die Stille.

„Nein, danke Albus. Du weißt, wir haben wichtiges zu besprechen."
Die sanfte, eindeutig weibliche Stimme, klang gedämpft, durch die weit ins Gesicht gezogenen Kapuze.

„Aber Liebes, das hat Zeit. Möchtest du dich nicht erst mal vorstellen?"

„Nun, erst wenn ich alle anwesenden Herrschaften im Blickfeld habe.
Professor? Sie brauchen sich nicht vor mir zu verstecken."

„Ich hätte allen Grund dazu.", kam die pikierte Antwort aus dem Schatten. Ruhig, dunkel und weich wie Samt.

Eine schwarze Gestalt schien förmlich aus dem Dunkel zu entstehen: groß, hager, mit fettigen, schulterlangen dunklen Haaren, die im starken Kontrast zu der hellen, fast ungesund blassen Haut standen.
Die schwarzen Augen zeigten keine Gefühlsregung, verrieten nichts über die Gedanken und Empfindungen des Mannes.
Die lange, gebogene Nase stach förmlich aus dem hageren, schmalen Gesicht heraus, die schmalen Lippen, die nie zu Lächeln schienen waren eingefasst zwischen zwei zynisch-bitteren Linien, die seitlich die Mundwinkel begrenzten.

Ein leises, weibliches Lachen erfüllte den Raum:
„Aber Professor, sie werden doch nicht nachtragend sein?"

„In Anbetracht der Umstände würde ich sagen - nein."

Mit blitzenden Augen neigte der Tränkemeister seinen Kopf leicht nach Rechts, in Richtung des Ex-Sträflings.
„Sie sind mit der Geißel Slytherin's gestraft genug. Wissen Sie wirklich, worauf Sie sich einlassen?"

Der Stuhl kippte geräuschvoll um, als Black aufsprang und Snape in altbekannter Manier anfauchte:
„Deine Meinung interessiert hier keinen Schniefelus, geh zurück in deinen Kerker und leiste den Ratten Gesellschaft, die können deinen Anblick vielleicht ertra..."

Plötzlich ertönte ein dumpfes Grollen aus der Dunkelheit, gelbe Augen blitzen auf und bevor Sirius sich versah, stand er einem dunklen, stattlichen Exemplar Wolf gegenüber, dessen Länge ca. 210 cm inklusive Schweif, und dessen Schulterhöhe an die 90 cm betrug.

Seine Erscheinung an sich war eher kläglich, man möchte sie fast als räudig bezeichnen:
Ein wenig dürr, fast unterernährt, Narben die von vergangenen Kämpfen zeugten, gelbe - fast goldschimmernde Wolfsaugen - wach und intelligent, in diesem Augenblick mit gefährlichem angrifflustigem Flackern.
Die Behaarung im Bereich des Nackenfells war gesträubt, die Lefzen hochgezogen, die Ohren dicht angelegt, der Schwanz waagerecht zum Körper und der Rücken leicht nach oben gebogen.

Eine unverkennbar bedrohliche Haltung Sirius gegenüber, der genau zu verstehen schien, dass er, sollte er einen Schritt weiter gehen, nicht mehr lange genug leben würde, um diesen Wolf genauer betrachten zu können.

„Ruhig mein Junge", lachte die Fremde leise, „er hat es bestimmt nicht abfällig gemeint. Sicher wird er sich gleich bei Professor Snape entschuldigen, nicht wahr, Mister Black?

Sie müssen wissen, Midnight mag es nicht, wenn man seine Freunde beleidigt - er hat nun mal nicht viele.

Professor Snape scheint es ihm angetan zu haben und auch ich muss sagen, dass ich sowohl höchsten Respekt vor seiner fachlichen Kompetenz, als auch vor ihm als Person, habe.

Somit können Sie damit rechnen, dass ich jede Beleidigung, jede Kränkung und jeden abfälligen Kommentar ihm gegenüber persönlich nehme und dementsprechend ahnden werde."
War die Stimme der Fremden anfangs ruhig und melodisch, so wies sie nun einen eisigen Tonfall auf, der ihre Drohung untermauerte - wie du ihm, so ich dir!

Black starrte mit ungläubigem Blick zu der immer noch vermummten Gestalt.

Langsam richtete er seinen Blick auf Albus, der ein reges Interesse an einem alten, am Boden liegenden Landhausbild zu haben schien, weiter zu Remus der den Wolf mit einer Mischung aus Furcht und Faszination anstarrte, bis hin zu Snape der ein selten selbstgefälliges Grinsen zur Schau trug.

Als der Gryffindor wieder zum Wolf sah, musste er mit Entsetzen feststellen dass dieser ihm weit näher war, als noch Sekunden zuvor, erschrocken durch diese Feststellung hopste er, auf höchst ungrazile Art, ein Stück nach hinten.

„Rufen Sie ihn zurück!", Sirius Stimme verriet Angst, „Es tut mir leid, okay? Schnie... Snape und ich hatten noch nie ein gutes Verhältnis, jetzt ruf ihn bitte zurück."

Die Fremde sah in Richtung des Tränkemeisters, der nun auf den Wolf zuging und ihn über den Kopf streichelte.

„Ist gut, Midnight.", raunte der Slytherin dem Wolf zu. Man hörte deutlich die Genugtuung in seiner Stimme, einen Sieg im ewigen Krieg Snape/Black, davongetragen zu haben.
Der Wolf murrte kurz auf und wendete sich dem Tränkemeister zu, um ihn winselnd und schwanzwedelnd zu begrüßen.

„So ist das also, kaum ist der feine Professor da, wirst du zu einer untreuen Tomate.", beschwerte sich die Fremde.

„Wie Sie selbst einst sagten, liebe Kollegin - ich habe einen Groupie.", kam es nun deutlich erheitert von dem ansonst so düstren Tränkemeister, der den Wolf nun innig hinter dem Ohr kraulte.

„Nicht nur einen, mein Lieber.", kam prompt die neckende Antwort, „Zudem werde ich mir diesen Tag rot im Kalender anstreichen, Professor, Sie haben mich soeben als öffentlich als Kollegin bezeichnet.
Ich hoffte eigentlich, Fanfaren würden erklingen und Tänzer den Raum stürmen, sollte dieser Fall jemals eintreten." Leises, helles Lachen erklang unter der Kapuze.

Der Tränkemeister wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als der Werwolf dass erste Mal an diesem Abend das Wort ergriff: „Wer zum Teufel sind Sie eigentlich?"

Zustimmend nickte auch der zweiten Gryffindor: „Es ist unhöflich sich nicht vorzustellen. Warum verdecken sie ihr Gesicht? Ist ihr Anblick derart scheußlich?", fragte Black deutlich gehässig.

„Das Stimmt schon, Liebes.", mischte sich Albus ein, der scheinbar sein Interesse an dem Bild verloren hatte.
„Nimm die Kapuze ab und zeig Sirius", die hellblauen Augen blitzten belustigt auf, „dass du keinen Grund hast dich zu verstecken."

Ein Seufzen, gefolgt von einem Rascheln erklang. „Wie du meinst... Großvater."

Die Kapuze glitt herunter und gab den Blick auf eine junge, hochgewachsene Frau frei, welche höchstens zwanzig Jahre jung war.

Dunkle Haare fielen ihr über die Schultern, die Haut war blass, mehr als kränklich bleich zu bezeichnen.
Die Gesichtsform scharf, mit fein ersichtlichen Wangenknochen, einer geraden, kurzen Nase, blassen Lippen und tiefen, dunklen Augenringen.

Das wirklich faszinierende ihr waren die Augen:
Ein paralysierendes Saphirblau.

Ihr Blick fiel forschend auf Sirius und es schien dem Gryffindor, als könne sie direkt in seine Seele blicken. Als er spürte wie seine Wangen anfingen zu glühen wandte die Fremde den Blick ab und fixierte Remus mit demselben eisigen Blick.

Schlussendlich wurde ihr Blick weicher.
Zwar war er noch immer durchdringend, doch nicht mehr derart feindselig wie noch vor wenigen Sekunden.

„Mister Black, Mister Lupin, verzeihen sie meine Manieren.
Mein Name ist Serena Serpens Shadows und ich bin hier, um ihnen einen Job anzubieten."