Sam Granger war gerade auf dem Weg nach Hause, als sie auf dem Highway einen Kleinwagen vor sich bemerkte, der leicht hin und her schlängelte.
″Na toll, der ist sicher besoffen„, murmelte sie vor sich hin, reduzierte die Geschwindigkeit, als es auch schon passierte. Der Wagen brach nach rechts aus Richtung Waldlichtung und knallte gegen einen der Bäume.
„Fuck", schrie sie, drückte ihren Fuß mit voller Wucht auf die Bremse und stoppte ihren Wagen. Sofort sprang sie heraus und rannte auf das Fahrzeug zu. Ihr Puls fing unweigerlich an zu Rasen, als sie bemerkte, dass aus der Motorhaube Rauch emporstieg. Sie riss die Fahrerseite des SUV auf und tippte den Mann, der dort über dem Lenkrad hing vorsichtig an.
„Hallo Sir, können sie mich hören?" Sie umfasste seine Schulter und schüttelte ihn leicht, doch er zeigte keinerlei Reaktion. Nervös fuhr sie sich durch ihre Haare und schaute auf die Beifahrerseite. „Mam, können sie mich hören?" Ihr Stimme war laut und bestimmend.
„Rick, was ist passiert?", hörte sie die Dame leise aufstöhnen.
„Mam, mein Name ist Sam Granger. Sie hatten einen Unfall und ich möchte ihnen helfen. Können sie sich bewegen?"
„Ja, kann ich. Mein Kopf schmerzt nur fürchterlich", stotterte die Frau.
„Wenn sie es schaffen, dann steigen Sie bitte aus. Ich muss ihren Mann erst einmal aus dem Wagen herausholen, denn er ist bewusstlos. Danach werde ich mich um sie kümmern."
„Ihm war schlecht. Er wollte den Wagen eigentlich auf den Standstreifen parken", schluchzte die Dame los.
Sam griff an den Anschnallgurt des Mannes und löste ihn. Dann packte sie unter seine Achseln und an seinen Hosenbund und zog ihn aus dem Wagen. Kurz sah sie sich um und schleppte ihn dann etwa fünfzehn Meter weiter an einen Felsen. Behutsam legte sie seinen Kopf auf den Waldboden und beugte sich erneut über ihn.
"Hallo! Können sie mich hören?", rief sie ihm zu. Sie legte zwei Finger auf sein Handgelenk, um den Puls zu überprüfen und stellte erschrocken fest, dass er nicht da war. "Ganz ruhig Sam. Du hast das alles im Erste Hilfe Kurs gelernt", redete sie mit sich selbst.
Sie zückte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte den Notruf. "Sam Granger hier. Es gab einen Unfall auf dem Highway 59, an der großen Kurve vor dem Jester Inn. Zwei Verletzte, einer davon bewusstlos. Eine männliche Person Sir. Sein Herz schlägt nicht. Ja, ich lasse das Handy laufen. Danke."
Dann legte sie das Telefon neben sich und riss das Hemd des Mannes auf. Ohne groß nachzudenken, legte sie ihren Mund auf seinen, beatmete ihn zweimal und startete dann mit der Druckmassage.
"Rick", hörte sie die Frau erneut schluchzen und Sam drehte den Kopf in ihre Richtung.
"Wenn sie aussteigen können, dann machen sie das bitte. Aus dem Wagen steigt Rauch aus und ich möchte das sie sich in Sicherheit bringen."
Dann konzentrierte sie sich wieder voll und ganz auf den braunhaarigen Mann vor sich und fuhr mit der Erste Hilfe fort. Die Minuten kamen ihr endlos lang vor, ihre Arme schmerzten mittlerweile, der Schweiß lief ihr die Wangen hinunter, doch sie behielt den Rhythmus eisern bei. Drei Autos kamen die Straße entlang, doch keines von ihnen machte Anstalten anzuhalten. Als sich ein LKW näherte und dieser langsamer wurde, hob Sam erneut den Kopf.
"Hilfe, wir brauchen Hilfe", schrie sie. Doch der Wagen ging wieder aufs Gas und setzte seinen Weg fort. "Arschloch", brüllte Sam ihm nach.
Die Frau war mittlerweile aus dem Auto gestiegen und hatte sich an einen Felsen hinter Sam gesetzt. An ihrer Stirn klaffte eine große Wunde und sie hatte ihre Jacke ausgezogen und darauf gepresst. Als die Polizei und zwei Krankenwagen endlich eintrafen, machte Sam mit der Massage solange weiter, bis das der Notarzt sie ablöste. Sie stand auf, beugte ihren Oberkörper keuchend hinunter und legte ihre Hände auf ihre Knie.
"Vielen Dank, dass sie angehalten haben", hörte sie die Dame leise reden.
"Das war selbstverständlich Mam. Ich finde, dass es eine Pflicht ist zu helfen", antwortete Sam.
Auf der Rückbank des Wagens hörte man plötzlich einen Hund bellen. Die Frau blickte erschrocken auf. "Oh, mein Gott, ich habe den Hund total vergessen bei all der Aufregung."
Einer der Feuerwehrleute hatte die Türe des Wagens geöffnet, den Hund auf den Arm genommen und kam jetzt auf die beiden Frauen zu. Vorsichtig ließ er ihn auf den Boden und er verkroch sich sofort hinter die Beine der älteren Dame.
"Na, du bist aber eine Süßer. Hallo", rief Sam und hockte sich hin. Langsam und vorsichtig tastete sich der Hund vor.
"Wir waren auf dem Weg zu unserem Sohn, der hier an einem Sportevent teilnimmt. Wir wollten ihn überraschen. Verdammt, ich muss ihn anrufen", schluchzte die Dame erneut los. Sam merkte, wie sie seitlich weg kippte und fing sie gerade noch auf.
"Ich brauche Hilfe", schrie sie und sofort eilten einer der Sanitäter und ein Polizist zu ihnen rüber. Man legte sie auf eine Trage und schob sie in den zweiten Krankenwagen.
"Danke das sie angerufen haben. Der Mann ist soweit stabil, dass er transportiert werden kann", sagte der Officer.
"Wohin werden sie gebracht? Ich wollte den Hund mitnehmen. Er scheint auch verletzt zu sein."
"Wir können ihn auch ins städtische Tierheim bringen.
"Nein, ich nehme ihn gerne mit. Ich bin Tierärztin und er kann zu mir in die Praxis. Hier, ich gebe ihnen meine Karte." Sam zückte aus ihrer Hosentasche das Portemonnaie und hielt ihm ihre Visitenkarte hin.
"Danke. Wir werden die beiden ins Dignity bringen. Sie müssten nachher bitte noch zur Wache kommen und ihre Aussage machen."
"Natürlich. Schade nur, dass ich mir keine Kennzeichen merken konnte. Hier sind soviel Autos vorbeigefahren, einfach unfassbar."
"Das erleben wir leider allzu häufig, Miss. Hier ist die Nummer und Adresse der Leitstelle. Kommen Sie einfach, wenn sie Zeit haben", sagte der Officer freundlich und verabschiedete sich.
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Adam Scherr, Claudio Castagnoli, Kevin Steen und Colby Lopez standen auf dem National Airport in L.A und warteten auf ihr Gepäck, als Colbys Handy klingelte.
"Colby Lopez hier?"
"Hallo Mr. Lopez. Sind sie der Sohn von Rick und Carol Lopez?", sagte der Herr am Telefon.
"Ja, der bin ich. Woher haben sie meine Nummer?"
"Mein Name ist Paul Watson. Ich bin vom Dignity Hospital in L.A. Wir müssen ihnen mitteilen, dass ihre Eltern einen Autounfall hatten, und sie bei uns aufgenommen haben."
"Was? Aber wie... meine Eltern wohnen in Buffalo."
"Ihre Mutter hat uns mitgeteilt, dass sie hier in L.A sind, um sie zu besuchen."
"Was ist mit ihnen? Sind sie schwer verletzt?", stammelte Colby.
Kevin und Claudio, die neben ihm standen, unterbrachen ihr Gespräch, als sie sahen, wie aufgelöst Colby war.
"Es geht ihnen den Umständen entsprechend. Ihr Vater hatte am Steuer einen Herzinfarkt, der zu dem Unfall geführt hat. Aber machen sie sich keine Sorgen, er ist soweit stabil. Ihre Mutter hatte einen Schock und eine Platzwunde am Kopf, aber ihr geht es wieder gut. Wir möchten sie nur bitten, so schnell wie möglich hier zu sein."
"Ok, vielen Dank für ihren Anruf. Ich mache mich gleich auf den Weg."
Colby Lopez stand stumm auf dem International Airport und musste seine Gedanken erst einmal sortieren. Er war gerade mit seinen Kollegen der WWE aus Chicago gelandet, weil hier in fünf Tagen Wrestlemania stattfinden sollte, dass größte Ereignis des Jahres für alle Wrestling Fans.
"Was ist los?, wollte Adam wissen.
"Meine Eltern hatten einen Autounfall hier in L.A", sagte er leise. "Mein Dad hatte wohl einen Herzinfarkt am Steuer."
"Wir fahren sofort mit dem Mietwagen ins Krankenhaus. Ihr sagt bitte Paul Bescheid", kam von Claudio, der Colby freundschaftlich auf die Schulter klopfte.
Colby nickte, schnappte sich seine Tasche und machte sich auf den Weg in die Tiefgarage, wo die Wagen geparkt waren.
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Eine halbe Stunde später hechtete er gemeinsam mit Claudio zur Station, die man ihm an der Anmeldung genannt hatte.
"Hallo, mein Name ist Colby Lopez. Meine Eltern sind heute hier eingeliefert worden", sagte er zu einer der Schwestern.
"Ja, das ist richtig. Ihr Vater liegt zur Überwachung auf der Intensivstation. Ihre Mum liegt hier auf Zimmer 32. Rechts den Gang runter. Der Arzt ist gerade bei ihr."
Er ging auf die genannte Türe zu, klopfte und trat ein.
"Colb", rief seine Mutter freudestrahlend und er stürzte auf sie los.
"Geht es dir gut Mum?"
"Ja, mir geht es gut. Beruhige dich", antwortete Carol.
"Was zum Teufel macht ihr überhaupt hier?"
"Wir wollten dich überraschen und bei dem großen Event dabei sein. Wir sind schon seit gestern Abend hier und wollten mit einem Mietwagen die Gegend ein wenig erkunden. Hallo Claudio."
"Guten Tag Carol", antwortete der und drückte ihr einen Schmatzer auf die Wange.
Colby schüttelte den Kopf. Seine Eltern waren schon immer eigenwillige Personen und kamen auf die Verrücktesten Ideen.
"Mein Name ist Doktor Miller, Mr. Lopez. Ich habe ihrer Mutter gerade erzählt, dass es ihrem Vater soweit gut geht. Es war Gott sei Dank nur ein leichter Infarkt, aber aufgrund des warmen Wetters ist ihm noch sehr schlecht geworden und der Kreislauf hat versagt."
Colby reichte dem Arzt die Hand. "Kann ich gleich zu ihm?", wollte er wissen.
"Aber natürlich. Er liegt auf Station 2. Melden sie sich einfach bei Schwester Berta."
"Ok. Danke."
"Ach, ehe ich es vergesse. Die Polizei hat uns die Karte der Dame hiergelassen, die ihnen geholfen hat. Sie teilten uns auch mit, dass sie ihren Hund mitgenommen hat."
"Ihr habt Kevin dabei?" Er sah seine Mutter entsetzt an.
"Natürlich. Leighla hielt die Idee auch für prima. Wir dachten du freust dich. Wir wussten doch, dass du ihn vermisst", antwortete seinen Mutter. "Du solltest die Frau gleich anrufen und fragen wie es ihm geht."
Er war so durcheinander, dass er nur stumm nickte.
