Disclaimer: Die Charakter aus „Due South" gehören nicht mir. Ich mache mit ihnen kein Geld

Einheit

Ich kenne ihn.

Ich war mit ihm verheiratet und beinahe 20 Jahre mit ihm zusammen. Er hat sich nicht verändert, genau wie seine Mutter immer zu sagen pflegt. Er ist heute wie damals der selbe energiegeladene, romantische Körpersprachler wie an dem Tag, als wir uns in der Schule das erste Mal begegneten. Verspielt. Instinktsicher. Und unglaublich ehrlich zu sich selbst. Ich habe nie jemanden gesehen, der ausnahmslos und in jeder noch so ungewöhnlichen Situation er selbst bleiben kann. Es ist beindruckend. Und erschreckend. Wie kann ein Mensch so rein und ungekünstelt wie ein Kind bleiben, wenn er Tag ein Tag aus mit dem Abschaum auf den Straßen und dem Unrecht, dem er täglich in die Augen blicken muss, umgeht, und dabei immer noch die Kontrolle behalten? So emotional und ungezügelt, ohne Schranken oder Grenzen, wenn es ernst wird. Ohne Zögern für die, die er liebt. Ohne Kompromisse. Ohne Zweifel.

Ganz.

Ich kenne ihn.

Und er sich.

Aber eines wusste er bis zu jenem Tag nicht.

Er ist eins mit sich selbst, und trotzdem ist er nur die Hälfte von dem, was er sein sollte. Er ist so, seit ich ihn kenne. Seine Mutter sagte einmal: 'Manchmal, wenn ich ihn ansehe, dann kommen mir die Tränen... Sie haben mir meinen Sohn in Zwei gerissen, noch bevor er atmen konnte, und haben ihn so geteilt wie er ist, ins Leben gestoßen. Und ich kann nur hier sitzen und mit all meiner Kraft beten, dass Gott es schafft, diese zwei Seelen wieder zu vereinen.' Das war zu der Zeit, als ich mich in ihn verliebte. Ja, und jetzt? Scheidung. Ich habe mich mit meiner Arbeit abgelenkt. Und... und ich wollte keine Kinder. Wie hätte ich das auch ertragen können?

Ich kenne ihn.

Ich weiß, dass ich es nicht bin.

Aber ich war nahe dran.

Und er spürte es an dem Tag, an dem er sich ein zweites Mal begegnete.

Wenn ich heute in das Departement gehe, sehe ich ihn da stehen und strahlen. Er ist noch leichter und geladener als sonst, und ich bemerke seine Blicke.

Und die des Menschen, der auf dem Stuhl sitzt, über den er sich beugt.

Sie scheinen wie üblich an einem Fall zu arbeiten und sind vollkommen in die Recherche vertieft. Diese kleine Italienerin tänzelt um sie herum und plappert unermüdlich den Inhalt aus irgendeinem Glamour-Magazin auf sie ein. Ich muss mir ein Schmunzeln auf dem Weg an ihnen vorbei zum Büro des Lieutenants verkneifen. Sie stößt wie sonst auch auf Granit. Armes Mädchen.

Die beiden sind in ihrer eigenen Welt.

Ich bin eifersüchtig, aber ich hoffe, sie können sie sich erhalten. Und ich hoffe, jene Person hat schon bald den Mut, ihm die eine Antwort zu geben, auf die er bereits seit seiner Geburt mit jeder Faser seines Herzens zu warten scheint. Die Frage, die er an Weihnachten gestellt hat. Und die mir fast die Sprache verschlagen hätte, wenn es nicht vorher schon so offensichtlich gewesen wäre.

Das ist jetzt beinahe drei Monate her.

Gestern war ich bei seinen Eltern, um sie zu besuchen.

Sein Vater grummelte etwas Unverständliches in seine Zeitung, als ich eintrat, doch seine Mutter lächelte mich an. Das schönste Lächeln, das ich je an ihr gesehen habe. Sie sah mich an und lachte: 'Er hat es geschafft. Gott hat es geschafft.' Und ich lächelte auch. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was sie meinte.

Weil ich ihn kenne.