Infinity

Disclaimer: Herr der Ringe gehört Tolkien, der Rest mir!

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Kapitel 1

Caitlin Dexter saß gerade an ihrem Küchentisch und kippte eilig die letzten Schlucke Kaffee in sich hinein.

Sie war ohnehin schon spät dran, also musste das Frühstück nur aus diesem bestehen.

Letzte Nacht wurde es wieder sehr spät, aber sie konnte sich einfach nicht von einem Fall losreißen wenn sie das Gefühl hatte auf der richtigen Spur zu sein.

Und schon gar nicht, wenn es sich dabei um einen sadistischen Kindermörder handelte, der seine Opfer auch noch mit kranken Satansanbetungen in Verbindung brachte.

Nein, dieser Kerl würde ihr nicht durch die Finger gleiten, nicht nach dem letzten Fall!

Caitlin sprang von ihrem, mit rotem Stoff bezogenen Stuhl auf und stellte den großen Kaffeebecher etwas unsanft auf die Chromanrichte der Spülentheke.

Ihre Küche war eigentlich recht gemütlich eingerichtet, helle Buchenschränke mit hellblauen Scharnieren und dem weißen Kachelboden, wenn nicht überall Geschirr und leere Verpackungen herumlagen, die schon seit Tagen nicht beachtet wurden.

Caitlin ging schnellen Schrittes durch die Tür, den Flur hinunter und an ihrem Schlaf- und Wohnzimmer, wie dem Arbeitszimmer vorbei zu ihrem Bad.

Eine freundliche Wohnung, helle Möbel, viele Fotos, geschmackvolle asiatische Bilder und hier und da hatte sich sogar eine Pflanze eingeschlichen, dessen Blätter leblos und gelb zum Boden hingen.

Ja, sie hatte wirklich schon lange nicht mehr Zeit als eine Stunde in ihrer Wohnung verbracht in der sie nicht völlig erschöpft in ihr Bett gefallen war.

Doch das war es wehrt, sie wusste dass sie den Mörder, Simon Walser heute schnappen würden und sie musste sich beeilen!

Es bestand kein Zweifel, dass die letzten 5 Kinderleichen zu ihm führten und es fehlten nur noch wenige Teile in diesem Puzzle.

Caitlin erhaschte einen kurzen Blick auf ihre Wanduhr, es war schon halb acht, also blieb nicht mal mehr eine halbe Stunde um sich frisch zu machen und umzuziehen.

Die junge Frau griff im Gehen nach einigen Kleidungsstücken die auf dem Boden lagen und klemmte sich diese unter den Arm um schließlich hinter der Badezimmertür zu verschwinden.

Zwanzig Minuten später war sie fertig, ihre schulterlangen, kastanienbraunen Haare zu einem Bauernzopf geflochten und die weiße Bluse sowie die dunkle Jeans dort wo sie sein sollten.

Einige Strähnen des Zopfes hatten sich aus dem Haargummi befreit und umrandeten das anmutig wirkende Gesicht der jungen Frau.

Es störte Caitlin nicht, dass am unteren Rand der Hose noch etwas verkrustete Erde haftete, denn so wie es aussah würden sie heute eh die letzten nötigen Beweise zusammenfügen können um den Täter in seiner Wohnung zu stellen und da war es nun wirklich nicht von Bedeutung welche Kleidung man trug.

Caitlin ließ ihre schwarz eingefasste Lesebrille in ihre große Umhängetasche gleiten und griff nach ihrem Waffenhalfter und schnallte es sich um die Schulter um dann ihre rotbraune Lederjacke darüber werfen zu können.

Das Leder hatte schon einige Jahre gelitten, doch sie mochte diese Jacke und war sich, auch wenn das in ihrem Job eigentlich nicht passend war, der Überzeugung sicher dass es ihre Glücksjacke war.

Das Einschussloch an ihrer linken Schulter hatte sie damals nur oberflächlich stopfen lassen, es sollte sie daran erinnern dass sie an diesem Tag nur knapp dem Tode entgangen war, als sie zusammen mit ihrem Team ein Drogendealer Loch enttarnt hatte.

Die Kugel hätte sich locker durch ihr Herz gebohrt, vielleicht war es Schicksal oder auch einfach nur Glück, dass die Jacke sie daran gehindert hatte dem Schuss auszuweichen und somit schlimmeres abzuwenden.

Nach einem kurzen Moment hatte sich Caitlin auch wieder daran erinnern können wo ihr Handy lag, breit und protzig auf ihrem Nachttisch.

Noch die Schlüssel und dann konnte sie von hier verschwinden.

Sie rannte hastig die Treppenstufen hinunter, zwar wohnte sie nicht direkt unter dem Dach aber dennoch hoch genug um ins Schwitzen zu geraten.

Doch trotzdem hatte sie den Aufzug nie gemocht und lieber die Treppe bevorzugt.

Mrs. Binkley stand mal wieder vor der Tür ihrer Wohnung und staubte die bereits blinkenden Katzenfiguren, die die ganze Wand neben ihrer Eingangstür schmückten ab.

Sie wollte ein Gespräch mit Caitlin anfangen doch die war mehr als spät dran und scheute sich auch nicht das auszusprechen.

Mrs. Binkley war keine unfreundliche Dame, sie zählte eher zu der gemütlichen Rentnersorte die leider im Laufe der Jahre in Vergessenheit gerieten und nun so einsam waren dass sie sich über jeden noch so kleinen Gruß den ganzen Tag freuen konnten.

Caitlin speicherte sich insgeheim ab die nette alte Dame mal wieder zum Kaffeetrinken zu besuchen, wenn der Fall vorüber und ihre Urlaubszeit angebrochen war, vielleicht schon dieses Wochenende, mal schauen was dieser Freitag noch so mit sich brachte.

Die alte Dame sollte es ihr also verzeihen.

Wenige Treppenstufen später trat Caitlin schließlich auf das Pflaster der Fairfield Avenue in der sie wohnte, auf der schon ein reges Treiben herrschte.

Direkt am Ende der Straße lugten die Bäume des Kelly Parks durch die Wohnblocks, dort schien es heller und freundlicher zu sein als zwischen den hohen Rotsteingebäuden.

Doch Caitlin konzentrierte sich nur auf die bevorstehende Fahrt und so wie es aussah bahnte sich sogar ein Rückstau an.

Klasse, dachte sie sich als sie zu ihrem Auto ging, es parkte einige Meter weiter in einer Nebenstraße.

Sie schloss den grünen, alten Mustang auf und schob eine halbleere Pizzaschachtel beiseite, schmiss sie dann auf den Rücksitz.

Ordnung war das halbe Leben, nur das halbe.

Der Motor machte Caitlin kurz Sorgen als er zittrig aufschrie, dann aber doch wie gewohnt ansprang.

Der Weg ins Polizeirevier stellte sich als äußerst nervtötend dar, ein Unfall dehnte die Verspätung die sie ohnehin hatte noch weiter aus, die wütenden und teils dämlichen Fahrer taten ihr Übriges.

Wild zu hupen und durch die Gegend zu brüllen war da auch keine Lösung, auch wenn der starke Drang dazu in Caitlin zeitweise durchbrach.

Nach einer halben Stunde bog sie endlich in die South Michigan Avenue ein und erreichte schon nach wenigen Metern das Chicago-Policedepartment, ihren Arbeitsplatz.

Caitlin ließ ihren Wagen die letzten Meter ausrollen und parkte schließlich im Hinterhof der Polizeizentrale.

Immerhin waren noch ein paar Parkplätze frei, das ersparte ihr eine nervende Herumkurverei.

Sie stieg aus, griff nach ihrer Tasche und schloss den Wagen hinter sich ab.

Es war eigentlich ein recht angenehmer Frühlingstag heute, die Sonne verstrahlte schon eine kräftige Wärme, ein frischer Duft von Blumen strömte von irgendwo her, die Vögel sangen schon in voller Vorfreude auf die hellen Monate.

Caitlin bekam von alledem jedoch wieder nicht viel mit als sie die Stufen zum Haupteingang hochstieg.

Frank Conell, der Wachmann nickte ihr freudig zu als er sie sah und ließ sie durch die Sicherheitsschranke treten, Greta, wie sie von allen genannt wurde, grüßte freundlich von ihrem Platz hinter dem Empfangsschalter des Polizeireviers.

Es herrschte schon ein recht reges Treiben in der großen Haupthalle, auch wenn es gerade mal viertel nach acht Uhr morgens war.

Einige Beamte traten ebenfalls gerade ihren Dienst an, redeten und tauschten Informationen aus, eine kleine Gruppe hatte sich um einen Karton mit Donuts gesammelt und läutete ein zweites Frühstück ein.

Caitlin grummelte ihr Magen bei dem Anblick aber das musste noch etwas warten.

Sie ging durch eine große schwarze Tür und einen langen Flur entlang, hinter dessen Türen es geschäftig klapperte und klingelte, es wurde also schon fleißig gearbeitet.

Einige Schritte weiter hatte sie schließlich auch ihr Büro erreicht und trat ein.

Ihr Partner, Tim Mason lehnte gemütlich in seinem Schreibtischstuhl, die Füße lagen überschlagen auf dem Schreibtisch.

Er hatte sie noch nicht bemerkt und blickte noch immer verschlafen aus dem sonnendurchstrahlten Fenster.

Seine kinnlangen, schwarzen Haare standen unordentlich ab, die Bartstoppeln in seinem Gesicht sprachen eine weitere deutliche Sprache.

Caitlin legte ihre Tasche auf ihren Schreibtisch gegenüber und zog sich ihre Jacke aus um sie über die Stuhllehne zu hängen.

„Kaffee?" fragte sie ihn.

Tim zuckte merklich zusammen und sah sie erschrocken an.

„Himmel, musst du dich so anschleichen?" Seine pistaziengrünen Augen starrten in ihre Richtung, rote Ränder zierten seine Augenlider.

„Hast wohl nicht viel geschlafen letzte Nacht."

Tim gähnte und kratzte sich am Nacken „Ich würde mal gerne sehen wie du dich gibst wenn du mit einer blutsaugenden Feuerqualle zusammen bist."

„Trenn dich doch einfach, ich kann dir auch nicht ewig zuhören wenn du Beziehungsprobleme hast."

„So oft rede ich nun auch nicht darüber!"

„Nein, höchstens täglich." Caitlin schmiss ihre Jacke über die Stuhllehne und setzte sich.

„Ich glaube Caroline ist schwanger!"

Sie grinste ihren Kollegen schief an.

„Dann würde ich auch nicht schlafen."
"Das ist nicht witzig!"
"Doch ist es." Sie begutachtete die Notizen die auf ihrem Schreibtisch lagen, schob einen Haufen Akten beiseite und schaltete schließlich ihren PC an.

„Haben sich die Eltern des kleinen Jungen bei dir gemeldet?"

Tim schüttelte geistesgegenwärtig den Kopf bis er sich schließlich zu einer Antwort durchrang.

„Nein, es hat sich herausgestellt dass es nicht ihr Sohn war. Keiner scheint diese Kinder zu vermissen."

„Das kann nicht sein, wir müssen da noch mal nachsehen!" Caitlin wartete geduldig bis ihr PC hochgefahren war und blätterte weiter ihre Notizen durch.

Tim suchte irgendetwas in einem Ordner der aufgeschlagen vor ihm lag und schwieg strafend.

Auf Caitlin´s Notizen und Nachrichten stand nichts von Bedeutung, nur einige Anrufe die sie noch tätigen musste, also loggte sie sich in ihrem Computer ein und tippte kurz darauf los.

Einige Zeit verging.

Caitlin verzog eine Augenbraue hinüber zu Tim und versuchte sich einen freien Blick durch die verschiedenen, persönlichen und äußerst sperrigen Fotorahmen und Dekorationen auf ihrem Schreibtisch zu erkämpfen.

„Tim?"

„…Ja." Er klang gereizt aber das sollte sein Problem sein.

„Hast du die Walserakte aus meinem Verzeichnis gelöscht?"

„Nein, warum sollte ich?"

„Ist sie noch bei dir?"

Tim sah von seinem Ordner auf und suchte kurz auf seinem Computer nach.

„Jap."

Caitlin war aufgestanden und elegant um die riesige Kaktuspflanze gelaufen die mitten im Raum stand.

Sie beugte sich hinunter zu Tim´s Bildschirm um sich selbst davon zu überzeugen.

„Das kann doch nicht wahr sein!"

„Ich glaube du solltest mal mit dem Chief sprechen!"

„O ja, das sollte ich!"

Caitlin stapfte aus dem Büro, den Gang entlang bis zu einem kahlen Treppenhaus.

Als sie in der nächsten Etage angekommen war und sich durch die Schreibtische der Agents und Sekretärinnen gekämpft hatte klopfte sie schließlich mit Schwung an die mit Rollos verhangene Glastür.

„Herein" erklang eine rauchige Stimme hinter den Glaswänden.

Sie betrat das Chefbüro des leitenden Inspectors und stellte sich vor den großen Schreibtisch, fast hatte man das Gefühl ganz klein zu wirken mit all den Auszeichnungen und Plakaten an der Wand dahinter und den dunklen Holzregalen.

Ein dunkelhäutiger, grauhaariger Mann erhob seinen Blick von seinem weißen Flachbildschirm und klappte noch schnell eine offene Mappe zu als er sie begrüßte.

„Detective Dexter! Schön Sie zu sehen!"

Caitlin musste sich zusammenreißen, ahnte aber was das alles zu bedeuten hatte.

„Chief, ich muss mit Ihnen sprechen!"

„Machen Sie sich keine Mühe Caitlin! Ich weiß um was es geht!"

Caitlin zog die Luft streng durch ihre Nase und funkelte den Mann gegenüber an.

„Sie können mich nicht so einfach von dem Fall entziehen! Ich weiß, dass wir Walser bald haben, ich bin mir sicher!"

Der Chief rieb sich die Stirn und begann von neuem.

„Dexter, ich habe die Befürchtung dass sie sich emotional in diesem Fall verfangen. Mir wurde von einigen Beamten berichtet, dass sie gestern Nacht wieder einmal länger im Büro waren als ich in der ganzen Woche. Die Sache mit ihrem Vater ist noch nicht lange her und Sie sollten sich etwas Zeit nehmen. Ein Kindermörder ist nicht leicht zu ertragen."

„Ich weiß was ich aushalten kann!" Caitlin stützte sich auf den Schreibtisch. Sie hasste es wie ein Kind behandelt zu werden, wie eine zerbrechliche Frau behandelt zu werden!

Dafür war sie kein Cop geworden, dafür hatte sie einfach schon zu viel gesehen, zu viele Tote, perverse Bildnisse eines Tatortes, Morde.

„Das mag ja sein, aber ihre Abteilung steht unter einem stärkeren Druck als andere. Nur weil Sie sich auf Ritualmorde und Religionssekten spezialisiert haben heißt das nicht dass es ein leichtes Spiel ist. Und diesmal sind daran auch noch Kinder beteiligt. Ich denke es ist das Beste, dass Sie vorzeitig mit ihrem Urlaub beginnen und sich eine schöne Woche machen, etwas spazieren gehen. Es wird schön draußen."
"Sie können mich nicht so einfach abordern, ich bin kurz davor! Verdammt Chief das ist mein Fall!"

„Und Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, die uns den weiteren Verlauf um einiges vereinfachen wird. Ich werde das am Ende des Monats berücksichtigen."

Caitlin schnaufte vor Wut.

Sie fühlte sich so machtlos, ihrem Zorn so ausgeliefert und dabei konnte sie rein gar nichts machen.

Würde sie es darauf ankommen lassen dann könnte der Chief sogar noch ihre Dienstwaffe und die Marke an sich nehmen.

Nein, die Genugtuung würde sie ihm nicht gönnen.

„Was ist mit Tim? Er wird an diesem Fall weiterarbeiten?"

„Ja. Ich stelle ihm Jason zur Verfügung, es ist schon alles zur Überführung vorbereitet. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie können jetzt gehen!"

Caitlin wollte noch etwas sagen, sah den Chief aus kleinen Schlitzen an.

Sie entschied sich jedoch für das Gegenteil und drehte sich auf den Absätzen um.

Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf als sie zurück in ihr Büro ging, Tim telefonierte gerade als sie hereinkam.

Caitlin stellte sich neben seinen Schreibtisch und griff nach der Akte die vor ihm lag, Tim schüttelte den Kopf musste sich jedoch auf das Telefonat konzentrieren.

Die aufgewühlte Frau blätterte die Akte durch, suchte nach etwas Neuem.

Es schlugen zwei Fotos auf, die sorgsam ausgezeichnet auf Pappe geklebt waren.

Wieder ein totes Mädchen, blutverkrustete Blonde Haare, starre Augen und diese rituellen Zeichen die überall in ihre nackte Haut eingekerbt waren.

Walser.

Das Datum war von heute, die Leiche musste gestern gefunden worden sein!

Unter einem der Fotos stand mit einem roten Edding „Jackson Park", daneben eine unleserliche Adresse.

Wut, diese Wut!

Und Caitlin konnte nichts machen, es war nicht mehr ihr Fall.

Tim hatte aufgelegt und stand ihr mittlerweile gegenüber, entzog ihr die Mappe aus den Händen und schloss sie langsam.

„Tut mir Leid Caitlin!" Das helle Grün seiner Augen strahlte sie mitleidig an, der Gram den er eben noch gehegt hatte war vergessen.

Sie schwieg und ging auf ihren Platz.

„Vielleicht ist es besser so. Du brauchst einfach Zeit um die Sache zu verarbeiten."

„Warum wissen alle immer, was das Beste für mich ist!"
Caitlin schoss einen wutentbrannten Blick auf ihn nieder und schaltete dabei ihren Computer aus.

„Ich denke nicht, dass du die Nerven haben wirst um ihm gegenüberzutreten. Schusswechsel ist nicht auszuschließen."

„Aber es ist mein Fall!"

Caitlin war aufgesprungen und ballte ihre Fäuste um sie doch wieder sinken zu lassen.

Resigniert zog sie ihre Jacke zu sich und warf sie sich über die Schultern.

Sie ging mit flinken Schritten auf einen der großen Aktenschränke zu und entzog ihm eine dicke, blaue Papiermappe dessen umfangreicher Inhalt von ihr selbst erarbeitet wurde.

Tim wollte sie aufhalten musste unter ihrem strengen Blick jedoch aufgeben, fast machte ihm der schmale, gepresste Strich der einmal ihre Lippen war, ein wenig Angst.

„Gut, das gehört dir. Wenn der Chief fragt hab ich nichts gesehen."

Der Ausdruck auf ihrem Gesicht enthärtete sich ein wenig.

„Dank dir."

Sie wollte gerade den Raum verlassen und die Mappe in ihre Tasche stopfen als sie Tim noch an der Schulter festhielt.

„Caitlin ich bin mir sicher es ist besser so. Dein Vater hätte auch nicht gewollt, dass du wegen schwachen Nerven niedergeschossen wirst!"

Caitlin drehte sich blitzschnell um, Tim war etwas größer als sie aber gerade wirkte er wie ein Zwerg. „MEIN VATER IST TOT!" brüllte sie ihm entgegen und verließ dann hinter einer knallenden Tür das Büro.

Tim sah ihr noch einen Moment hinterher, dann auf den Boden und setzte sich schließlich wieder zurück an seinen Arbeitsplatz.

Caitlin kochte vor Wut als sie das Präsidium verließ.

Wie konnten die nur alle so mit ihr umgehen?

Warum hatten sich alle so gegen sie verschworen und fielen ihr derart in den Rücken obwohl sie fast alles in diesem Fall alleine erarbeitet hatte?

Etwas härter als gewöhnlich schmiss sie ihre Tasche auf den Rücksitz und fuhr in einer einzigen Bewegung aus dem Parkstreifen heraus.

Sie legte den nächsten Gang ein und wollte so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden.

Warum war sie eigentlich heute Morgen aufgestanden wenn doch eh alles umsonst war?

Mir röhrendem Motor legte sie die South Michigan hinter sich und bog auf die Cottage Grove Street ein.

Sie überholte in einem gewagten Manöver den Lastfahrer vor sich und beschleunigte ihr Tempo.

Sie würde diesem einen Hinweis noch nachgehen und musste dabei schneller als Tim und Jason sein, das war ihr der Chief schuldig!

Jason, Alac Jason.

Warum gerade dieser Idiot?

Ein Fehler, den sie vor knapp einem Jahr begangen hatte. Sie hatte mit ihm geschlafen, doch länger als eine Nacht konnte sie es nicht bei ihm aushalten. Es kam ihr so vor als hätte er Angst vor Frauen.

Jason und Mason. Was für ein Traumpaar!

Es würde noch sicher eine halbe Stunde bei diesem Verkehr dauern bis Caitlin den Park erreicht hatte.

Hoffentlich würden die Ermittler der Spurensuche noch nicht informiert worden sein, dann hätte sie wenigstens eine Chance.

Unwahrscheinlich zwar, aber immerhin etwas worauf sie ihre Wut konzentrieren konnte.

Die Fahrt zum Jackson Park dehnte sich für Caitlin endlos lang aus, immerhin wurde die Umgebung der Stadtfassade hier etwas freundlicher, grüner, was sie wenn auch unterbewusst beruhigte.

Noch immer sausten ihre Gedanken quer durch den Kopf, verursachten zu Zeiten sogar einen pochenden Schmerz.

Sie fühlte sich so verraten, so allein gelassen.

Sie wurde gezwungen an ihren Vater zu denken...verdammt, das war nicht ihre Art!

Natürlich tat ihr der Verlust ihres Vaters noch weh, sie plagte was geschehen war, gab sich die Schuld dafür.

Nein, sie durfte darüber nicht nachdenken, sie musste sich ablenken und das würde sie jetzt auch tun!

Sie lenkte ihren grünen Mustang auf die Stony Island Avenue und suchte die Gehwege und Parkstreifen neben der Straße ab.

Bis auf einige Touristen, Wanderer oder normale Passanten war nichts Ungewöhnliches auszumachen.

Der Jackson Park erstreckte sich in voller Pracht vor Caitlin, erst die grünen Felder und leicht bewaldeten Flächen mit ihren Flüssen und Seen, dahinter der tiefere Northern Wood, der hinter sich den Lake Michigan freilegte. Idylle pur, die sich mit den ersten Blüten die sich der Frühlingssonne entgegenstreckten unterstrichen wurde.

Caitlin war klar, dass wenn hier irgendwo der Leichenfund sein musste, sich auch einige Schaulustige versammelt und vor allem überall Polizeiwagen geparkt hätten.

Sie senkte das Tempo ihres Wagens und fuhr durch die kleine, mit Bäumen umrandete Allee, die nach links in Richtung des nördlichen Waldgebietes führte.

Es war nur logisch, dass Walser die Leiche nicht direkt neben dem Fluss oder einem Grillplatz abgelegt hätte, da bildete der Wald schon ein geeigneteres Versteck.

Nach ungefähr 500 Metern Park einwärts stellte sich diese Vermutung auch als wahr dar, Absperrbänder, zwei Polizeiwagen, ein Leichenwagen und ein Haufen Detectives sammelten sich am Straßenrand, hinter der Absperrung versuchten einige Parkbesucher einen schnellen Blick auf das Geschehen werfen zu können.

Caitlin parkte ihren Wagen ein Stück weiter die Straße aufwärts und drehte den Motor ab.

Sie wartete einen kurzen Moment und legte sich die Worte in den Mund, die sie aller Wahrscheinlichkeit brauchen würde.

Vielleicht hätte sie ja dieses eine Mal Glück heute, wenn nicht wüsste sie nicht was sie mit dem Zorn der sich schon durch ihre Eingeweide fraß machen sollte.

Wild entschlossen stieg sie aus und setzte ihr professionelles Arbeitsgesicht auf.

Sie kramte in ihrer Tasche nach ihrem Ausweis und ging sicher auf die Absperrbänder zu.

Der Leichenwagen wurde gerade geschlossen, der metallne Sarg indessen Innern wurde neugierig von einigen Schaulustigen beäugt.

Ein hagerer Polizist mit weißen Haaren und einem alten Gesicht kam auf Caitlin zu und verlangte ihren Ausweis.

„Hier bitte."

„Dexter, Caitlin. Sie kommen von South Michigan, hab ich Recht? Ah, ja hier steht´s ja."

Der Polizist las umständlich sorgfältig von den wenigen Zeilen ab, die auf dem Ausweis zu finden waren. „Tut mir Leid. Mir liegen keine Informationen vor, dass ich Sie hier erwarten soll."

Caitlin musste sich zusammenreißen, ihr war sehr danach dem Beamten vor sich an die Gurgel zu springen.

„Sie irren sich sicher! Es handelt sich hier um den Walserfall oder anders, um MEINEN Fall!"

Der Cop zog eine Augenbraue hoch und musterte die aufgebrachte junge Frau eingehend.

„Miss, es passiert oft dass Ihnen ein Fall abgenommen wird. Sie sollten es nicht persönlich nehmen und sich mit anderen Dingen beschäftigen!"

Caitlin erwiderte darauf nichts, sah ihr Gegenüber feste an, schnappte nach Luft doch brachte nichts heraus.

Sie ging zurück zu ihrem Wagen, hörte nicht mehr zu was der Polizist sonst noch von sich gab.

Der letzten Hoffnung beraubt sackte sie auf ihrem Sitz zusammen, schlug mit einer Hand auf das große, weiße Lenkrad ein, noch einmal und noch mal.

Es tat gut war aber völlig sinnlos.

Was war das nur für ein beschissener Tag? Dachte sie sich.

Gerade als sie losfahren wollte wurde sie von einem roten Lieferwagen geschnitten und hupte ihm empört hinterher.

Ein Unfall würde ihr jetzt noch fehlen!

Doch, Moment! Wie ein Geistesblitz durchfuhr es sie. Dieses Gesicht. Caitlin wurde kreidebleich, starrte fassungslos auf die schwarzen Rückfenster des Lieferwagens.

Walser.

Entweder sie wurde nun verrückt oder dieser Typ sah ihm verdammt ähnlich, diese Narbe am rechten Auge, nein, er musste es sein!

War er sich seiner Sache so sicher dass er sich hier noch aufhalten konnte oder war er schlicht und ergreifend ein sehr kranker Mann? Ja, keine Frage aber normalerweise hatte er immer noch einen gefährlichen Verstand.

Caitlin fuhr los, nahm die Verfolgung auf.

Was hatte sie denn noch zu verlieren, es würde eh keiner erfahren und so würde sie sich wenigstens ein Stück besser fühlen und ihn vielleicht sogar noch festnehmen können.

Ja, sie wusste dass sie dazu keine Befugnis hatte und Simon nach wie vor bombensicher von seinem Anwalt gedeckt wurde, aber sie hatte einfach schon zu viele Spuren zu ihm zurückverfolgen können und es fehlte nur noch das letzte kleine Stück, ein kleiner Fehler seinerseits der alles klarstellen würde.

Walser war das perfekte Arschloch und sich dessen auch bewusst. Caitlin hatte schon einmal die Ehre ihn verhören zu dürfen, musste ihn jedoch gehen lassen aus mangelnden Beweisen und einem plötzlichen Alibi seiner angeblichen Freundin.

Diese eiskalten, fast weißen Augen schienen sie fast immer noch anzulächeln, dieser Gestank den er verbreitete, nach Schweiß und Hefe kam in ihr Gedächtnis als stände er vor ihr.

Er arbeitete als Bäcker in einem der Bahnhofsviertel, üble Gegend, wahrscheinlich genau der richtige Ort für ihn.

Caitlin musste sich konzentrieren, durfte nicht so nah auffahren jedoch nicht so weit zurückfallen dass er ihr entwischen konnte.

Er bog in einen unasphaltierten Waldweg ein, der ihrem Mustang einiges abverlangte.

Caitlin beobachtete ihn wie er nach ungefähr 100 Metern zwischen die Bäume fuhr und aus seinem Wagen stieg.

Sie rollte ihren Mustang hinter eine Kurve damit sie nicht gesehen wurde und stieg ebenfalls aus.

In geduckter Haltung schlich sie den Waldweg entlang.

Walser war schon auf dem Weg in die Wälder und drehte sich dabei einige Male um.

In seiner Hand trug er eine kleine Sporttasche, die knapp über den Waldboden flog.

Holz knackte unter seinen klobigen Stiefeln, die gelbe Regenjacke die er trug quietschte unter den Armen.

Caitlin arbeitete sich von Baum zu Baum und beschlich ihn.

Es war ein Mischwald, dessen Bäume schon ein erachtlichtes Alter erreicht hatten und sich üppig in die Luft erhoben.

Einige Vögel zwitscherten schüchtern, ihr Gesang wurde leiser je tiefer Caitlin in den Wald ging.

Tannenzapfen prasselten von den Fichten hinab zum Boden und entzündeten eine irritierende Geräuschkulisse.

Caitlin musste sehr aufpassen, ihre Nerve waren wie Drähte gespannt.

Wieder fiel ein Zapfen neben ihr auf den Boden ließ sie glauben dass dort jemand stand.

Sie drehte sich um, wollte nach ihrer Pistole greifen doch dann wurde ihr klar dass ihr der Verstand nur einen Streich gespielt hatte.

Walser, sie musste Walser weiterverfolgen.

Walser war…wo war Walser?

Caitlin lehnte sich hinter einen Baum und lugte hervor.

Er war verschwunden und sie hatte nicht mitbekommen in welche Richtung er gegangen war.

Auf einmal schien ihr diese Idee der Verfolgung nicht mehr so verlockend wie am Anfang.

Sie atmete tief durch, versuchte ihren ansteigenden Puls wieder zu senken, rief sich ihre Ausbildung in den Kopf und die Verhaltensmuster in solchen Situationen.

Caitlin löste ihre Waffe aus dem Rückenhalfter unter ihrer Jacke und entsicherten den Schaft ihrer Pistole.

Mit beiden Händen hielt sie diese feste im Griff und zog ihre Arme an, die Waffe ruhte direkt neben ihrem Gesicht, bereit zum Gebrauch wenn dies nötig sein würde.

So vorsichtige es ihr möglich war schlich sie weiter, horchte auf jedes noch so kleine Geräusch und hielt stetig Ausschau nach Walser.

Es wurde ruhig um sie herum, sie war nun schon ein gutes Stück in den Wald eingedrungen, das Blätterdach wurde dichter und versperrte die Sonne vor ihren Augen.

Wuchtige Büsche durchzogen ihre Sicht und erschwerten die Suche nach Simon.

Hier schien sich wohl kaum mehr ein Parkbesucher verirrt zu haben.

Langsam ging sie weiter.

Die kühle Waffe in ihrer Hand schenkte ihr ein Gefühl der Sicherheit, etwas an das sie sich in diesem Augenblick festhalten konnte.

Caitlin zog scharf einen Strom Luft durch den Mund als sie sich abermals erschrak.

Sie hörte etwas, Walser?

Ruckartig durchsuchte ihr Blick den Wald, spähte durch die Bäume.

Sie hörte Geräusche, sie waren weit weg doch sie war sich relativ sicher aus welcher Richtung sie kamen.

Kampfgeräusche dann hörte sie jemanden davonlaufen.

Schnellen Schrittes und immer noch darauf bedacht keine Geräusche zu erzeugen machte sie sich auf den Weg.

Jemand schrie, ein kleiner Junge!

Sie hörte einen Mann fluchen.

Verdammt, verdammt, verdammt!

Walser hatte hier ein Opfer versteckt, oder gefangen oder gefunden…Caitlin musste sich beeilen wenn dieser Kleine nicht sterben sollte!

Die Geräusche kamen näher, sie waren nicht mehr weit entfernt.

Äste raschelten unter ihren Bewegungen, sie hörte Sträucher abknicken und Hölzer zerbrechen, ein Schuss!

Walser war bewaffnet!

Der junge schrie panisch, Caitlin rannte los.

Sie konnte nur die gelbe Jacke von Walser erkennen, von dem Jungen war keine Spur.

Ihr Atem kam stoßend als sie sich hinter einen Baum lehnte und Simon beobachtete um zu wissen auf was sie sich gefasst machen musste.

Der Mann hielt eine doppelläufige Schrotflinte im Anschlag und legte sie zum Schuss an.

Das Schrot prallte an einer großen Kastanie ab und riss Fetzen aus deren Rinde.

Der Junge war verstummt, verschwunden, doch Caitlin hatte ihn nicht fallen gehört.

Immerhin hatte Walser sie in ihrem Versteck noch nicht gesehen, ein Vorteil, auch wenn sie nicht damit rechnen durfte dass er nicht wusste dass sie hier sei.

Sie legte zum Schuss an, zielte auf sein Bein als sie plötzlich ein Japsen neben sich hörte.

Da war der Junge, er hatte sich unter einen Busch neben ihr geworfen und sie wahrscheinlich noch nicht bemerkt so sehr stand er unter Schock.

Caitlin ging in die Hocke, steckte ihre Pistole zurück und flüsterte dem Jungen entgegen.

„Schsch, hab keine Angst. Ich bring dich hier raus!"

Der Junge zuckte zusammen als er sie erblickte.

Seine Augen hafteten sich an ihrem Blick fest, Angst war auf sein Gesicht geschrieben.

Caitlin lächelte ihn beruhigend an und gab ihm ein Zeichen dass er sich zu ihr rollen sollte.

Erst starr vor Schreck konnte sich der Kleine nicht bewegen, krabbelte dann aber doch aus seinem Versteck hervor und hockte sich neben sie auf den Waldboden.

Erst jetzt konnte sie einen Blick auf ihn werfen und bemerkte seine sonderbare Erscheinung.

Er hatte lange, blonde Haare, dessen Ansatz im Nacken verflochten war und somit das Gesicht frei hielt.

Die Kleidung die er trug entsprach nicht gerade dem aktuellen Modentrend den Kinder derzeit mochten, ein lindgrünes besticktes Hemd mit komplizierten Verflechtungen an der Seite, eine braune, ledrige Hose und dann noch diese zarten Stiefel.

Und seine Augen wirkten viel größer als die eines normalen Jungen, sie waren von so tiefer Farbe, von so einem unverkennbaren Blau, dass Caitlin fast das Gefühl hatte sie würde direkt in den Himmel blicken.

Der Junge beobachtete sie aufmerksam, auch er schien sie zu mustern und sie als sonderbar zu erkennen.

Er durchsuchte ihre silbrig-grauen Augen, suchte nach einer Antwort fragte sie wispernd, doch sie konnte ihm nichts erwidern.

„Man eneth lín? Estannen Legolas!"

„Tut mir Leid! Ich verstehe dich nicht!" flüsterte sie so einfühlsam es die Situation zuließ.

Der blonde Junge legte seinen Kopf etwas schief.

„Nin govenich? Im gaston achas!"

„Ich weiß nicht was du sagst Kleiner aber ich lasse dich hier nicht alleine!"

Er hob den Kopf und sah auf, er hatte etwas gehört.

Caitlin tat es ihm gleich und konnte gerade noch den Griff des Gewehrs erkennen der auf ihr Gesicht zurammte.

Der Schlag traf sie mit voller Wucht, sie nutzt den Schwung um sich zur Seite zu rollen und ihre Pistole zu ziehen.

„Keine Bewegung Walser!" Doch er reagierte nicht und betätigte den Abzug.

Caitlin hatte keine Gelegenheit zu schießen und musste ausweichen, zog den Jungen dabei mit sich und stellte sich vor ihn auf die Beine.

Walser hatte sie knapp verfehlt und nur das linke Schienbein getroffen, hoffentlich nur ein Streifschuss.

Auf ihrer Jeans bildete sich ein länglicher roter Fleck.

Caitlin versuchte den Schmerz zu ignorieren und zielte auf Walser´s Arm, er sprang beiseite und hinter einen Baum.

„Caitlin wie schön Sie wieder zu sehen! Diesmal alleine!"
"Walser Sie sollten sich ergeben!"

„Ergeben? Ich bin nicht getroffen kleine Caitlin!"

Der Junge hatte bemerkt was passiert war und wollte seine Deckung hinter Caitlin aufgeben und sich ihr Bein ansehen was die Polizistin äußerst irritierend fand.

Er stand neben ihr, sie kniete mit einem Bein auf dem Boden, sie waren auf Augenhöhe.

„Bleib wo du bist Kleiner!"
Doch er wehrte sich und stand nun zwischen ihr und Walser. Der Kleine musste völlig übergeschnappt sein.

Walser legte erneut zum Schuss an, Caitlin machte sich gefasst auszuweichen doch der Kleine war mit einem Satz auf den Mann losgesprungen und versuchte ihm das Gewehr zu entreißen.

Der Junge war vermutlich nicht älter als 8 oder 9 Jahre und gerade völlig lebensmüde!

Caitlin nahm ihre Kraft zusammen und griff Simon an, ein Schuss löste sich aus seinem Gewehrlauf und schlug ein Loch durch die Äste.

Sie rangelte mit ihm auf dem Boden, versuchte den Griff ihrer Waffe in seinen Nacken zu schlagen.

Walser war knapp 2 Köpfe größer und an die 60 Pfund schwerer als sie, sie musste damit rechnen zu verlieren.

Denk an deine Ausbildung ermahnte sie sich und versuchte seine Arme zu greifen und sie auf seinen Rücken zu drehen.

Der kleine Junge zerrte an dem Gewehr und versuchte es dem Mann abzunehmen.

Walser schrie ihn an, Caitlin verstand nicht was er sagte.

Der Junge zuckte merklich zusammen, ließ sich aber nicht beirren.

Er trat mit voller Wucht auf die andere Hand des Mannes und entzog ihr ein seltsames kleines Kätzchen, was von einem tiefschwarzen Leder umzogen war.

Walser wollte danach greifen, doch das Kästchen sprang auf und verteilte seinen Inhalt auf dem blätterbedeckten Waldboden.

Tausende, winzigkleine Perlen rollten hinaus und verstrahlten ein magisches Glühen.

Caitlin versuchte ihren Blick davon abzuwenden und sich auf den Kampf zu konzentrieren.

Sie schaffte es einen Arm von Walser zu greifen und auf seinen Rücken zu ziehen, der Junge zog noch immer mit aller Kraft an dem Gewehr.

Das Glühen der Perlen wurde immer heller, Caitlin hatte das Gefühl dass die Temperatur unter den Bäumen zu steigen begann.

Walser geriet ins Schwitzen, sein Körper stank unerträglich unter der gelben Jacke.

Er überlegte kurz und ließ dann das Gewehr los, der Junge fiel durch die unerwartete Freigabe nach hinten und ließ die lange Waffe fallen.

Immer heller und heller wurde das Licht um die Kämpfenden, ein warmer Wind drehte sich zwischen den Ästen der Bäume und schraubte sich auf sie hinab.

Wie in einem Kegel aus purem, reinem Licht.

Eine Stimme ertönte hallend, segelte auf den Wind zum Gehör.

Cund neth? Mas în norl, cund neth? Tolthathon tulu!

Walser griff nach den Kugeln und packte so viele er in die Hand bekam, der Junge beobachtete ihn irritiert und sprang zu ihm hinab auf den Boden.

Er nahm eine der Kugeln an sich und sah verwirrt zu Caitlin die damit beschäftigt war Walser still zu halten.

Das Licht entfachte einen gleißenden Strahl der sich durch ihre Augen brannte und sich durch die vielen Bäumstämme zog und ausbreitete.

Instinktiv hob sie eine schützende Hand vor ihr Gesicht, dann war es vorbei.

Ruhe.

Caitlin saß auf dem Waldboden.

Walser war verschwunden ebenso wie der kleine Junge.

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So, ich hoffe es hat euch gefallen! Wenn ja, dann bitte vergesst nicht den Reviewbutton der euch so verlockend anlächelt! ;) +anfleh+ Das Kappi war nen bissel lang, aber ich wollte euch ja nicht sitzen lassen bevor nicht der kleine Legolas auftaucht und die Sache etwas ins Rollen bringt! Und hier sind jetzt noch die Elbischübersetzungen, sollten Fehler drin sein dann verzeiht sie mir, mein Sindarin ist etwas eingerostet. +grins+

Worterklärungen:

Man eneth lín? – Wer bist du?

Estannen Legolas! – Ich heiße Legolas!

Nin govenich? – Kommst du mit (mir)?

Im gaston achas! – Ich hab (solche) Angst!

Cund neth? – Junger Prinz?

Mas în norl, cund neth? – Wo bist du hingelaufen, junger Prinz?

Tolthathon tulu! - Ich muss Hilfe holen!