Die Türen des Fahrstuhls schoben sich mit einem surrenden Geräusch beiseite und kurze Zeit später trat Ziva David in das Großraumbüro. Sie neigte ihren Kopf leicht, um zu sehen, wer noch alles da war, bevor sie auf ihren Schreibtisch zuging und sich auf den Stuhl fallen ließ.

Von hinten spürte sie plötzlich warmen Atem. Sie drehte sich um und sah direkt in die Augen von Tony. „Hey.", sagte er und grinste sie an.

„Hi.", war Zivas knappe Antwort und wollte sich nach vorne strecken, um Tony zu entkommen. Doch er umklammerte sie mit seinen Händen und sorgte so dafür, dass sie sich nicht mehr befreien konnte.

Etwas genervt verdrehte Ziva die Augen. „Komm schon, Tony.", bat die Agentin nun.

„Komm schon, Ziva.", erwiderte Tony und musste schief grinsen.

Dann mussten auf einmal beide grinsen. Ziva wusste ganz genau, was Tony wollte. Doch sie würde es ihm nicht geben. Nicht hier. Nicht vor den anderen. Sie hörte jetzt schon die ewigen Vorträge von Gibbs über das Flirten am Arbeitsplatz, die Liebschaften zwischen Arbeitskollegen und was nicht noch alles. Sie hatte Tony damals, vor zwei Wochen, um Geheimhaltung gebeten. Bis jetzt hatte das auch gut geklappt.

Tony ließ ruckartig von Ziva ab, als er hörte, wie sich die Fahrstuhltüren ein weiteres Mal mit dem gleichen Surren öffneten.

Schnell hastete er auf seinen Schreibtisch zu, warf Ziva aber noch einen vielsagenden Blick zu, bevor Gibbs, gefolgt von McGee und Abby, das Büro betrat.

Er blieb vor Zivas Schreibtisch stehen und tat so, als ob er einen Moment überlegen müsste. Dann wandte er sich wieder um. „Ich hole mit einen Kaffee. Wenn ich zurück bin, und keiner von euch arbeitet, dann mache ich euch persönlich Feuer unter dem Hintern." Gibbs machte kehrt und ging wieder in Richtung Fahrstuhl.

„Hey Gibbs!", rief Abby ihm hinterher. „Vergiss ja meinen Caf Pow! nicht. Ohne den werde ich kein bisschen arbeiten."

Gibbs tat so, als hätte ihr ihre Rufe nicht gehört und ging einfach weiter.

Nun befanden sich die drei Agents und Abby alleine in dem Büro, abgesehen von den zwei anderen Bürokräften, die aber wenig zu sagen hatten.

Tony und Ziva entspannten sich etwas. Beide sanken in ihre Sitze und lehnten dann gemütlich zurück. Abby und McGee beobachteten die beiden. Dann ging auch Abby wieder zum Fahrstuhl. „Ich bin im Labor, falls ihr was von mir wollt. McGee, kommst du?" Abby zog den NCIS-Agent mit sich, ohne auf ihn zu achten. Die beiden verschwanden ihm Fahrstuhl.

Tony sah den beiden nach. Die hatten es gut. Abby und McGee waren seit ein paar Monaten schon ein paar und brauchten nichts geheim halten. Immerhin war Abby keine Agentin, sondern eine gut ausgebildete Forensikerin. Doch auch so war Gibbs nicht begeistert gewesen, was weniger an einer seiner Regeln lag, sondern eher daran, dass es ein komisches Gefühl war, Abby mit McGee herumknutschen zu sehen.

Tony hatte schon oft darüber gedacht, Ziva auch einfach mal so zu küssen, doch dann wäre er wahrscheinlich zwei Köpfe kürzer, denn einerseits war da Ziva, die panische Angst hatte, von Gibbs erwischt zu werden und andererseits war da Gibbs, der sie, wenn er die beiden erwischen würde, wahrscheinlich kündigen würde.
Es war eine Zwickmühle, in der sie sich befanden.

Jeden Abend verließen sie getrennt das Hauptquartier, verbrachten die nacht miteinander und tauchten am nächsten Tag getrennt wieder im Hauptquartier auf. So hatte wenigstens noch niemand gemerkt, was da lief. Weder Abby, noch McGee und vor allem nicht Gibbs.

Da sie nun wieder alleine waren, nutzte Tony erneut die Gelegenheit, in dem er sich zu Zivas Schreibtisch bewegte. Dieses Mal schien sie keineswegs abgeneigt. Sie versuchte sich, auf den Aktenstapel vor sich zu konzentrieren.

„Meinst du, er ist lange genug weg?", fragte Ziva dann und warf die Akte, die sie gerade in der Hand hatte, auf den Schreibtisch.

„Kann ich dir nicht sagen. Wenn sein Kaffeedealer die schwarze Brühe erst anbrauen muss, könnte es schon eine halbe Stunde dauern."

„Und Abby und McGee?"

„Vergiss die beiden. Ich schildere dir jetzt lieber nicht, was die da unten womöglich gerade treiben. Komm schon, nur ein Kuss, okay?"

Ziva grinste ihn verschwörerisch an, bevor sie nickte. Sie kam näher zu Tony, bis sich die beiden direkt in die Augen blickten.

Gerade, als sie zu einem Kuss ansetzen wollten, hörten sie, wie sich die Fahrstuhltüren öffneten. Erschrocken verharrten zuerst beide in ihrer Position. Dann drehten sie ihre Köpfe in Richtung des Aufzugs. Es war Ducky, der gerade ausstieg. Erleichtert atmeten die beiden aus.

Ducky war der einzige, der etwas wusste. Und er musste bei seinem Leben schwören, niemanden ein Sterbenswörtchen zu erzählen.

Als er die beiden sah, mit weit geöffneten Augen und offenem Mund, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.

„Ich würde vorsichtig sein. Gibbs hat ein paar Sekunden nach mir die Zentrale betreten."

Ziva sah Tony leicht säuerlich an. „Das hast du nun davon. Wir sollten es einfach sein lassen. Zumindest hier. Es ist einfach zu riskant."

Wieder grinste Ducky, diesmal hörte man ein Lachen. Dann ging er quer durch das Büro, bis er am anderen Ende in seinen eigenen Raum, der Pathologie, trat.

Immer noch völlig erschrocken, trennten sich die beiden wieder von einander und arbeiteten jeder an seinem eigenen Schreibtisch weiter. Genau wie Ducky gesagt hatte, trat ein paar Sekunden später wieder Gibbs aus dem Aufzug. In der einen Hand hatte er seinen Kaffee, den er nun auf seinem Schreibtisch abstellte, in der anderen hielt er den Caf Pow!, den sich Abby bestellt hatte. Er wollte nach unten gehen, doch Tony rief ihm nach: „Das würde ich jetzt lieber sein lassen."

Gibbs drehte sich um. Er verstand nicht ganz.

Ziva beugte sich nach vorne und stützte die Ellbogen auf der Arbeitsplatte ab. „Tony will damit sagen, dass McGee und Abby da unten sind. Alleine. Zu zweit. Ich würde warten, bis einer der beiden nach oben kommt, um sicher zu gehen, dass die „Gefahr", gebannt ist." Bei dem Wort „Gefahr" hob Ziva ihre Hände und knickte jeweils die Zeigefinger ein. Dann mussten sie und Tony lachen.

„Oh.", sagte Gibbs schließlich, als er begriffen hatte, worauf die beiden hinaus wollten. „In Ordnung."
Er setzte sich an seinen Schreibtisch, stellte die zwei Getränke neben sich. Es trat Stille ein. Nach einer Weile sah Gibbs noch einmal auf und sah, dass Tony und Ziva ihn eingehend musterten. „Ist irgend etwas?", wollte er wissen.

Die beiden Agenten schüttelten den Kopf. „Nein." Sie standen auf, als sie sahen, wie Direktor Shepard die Treppen nach unten kam.

„Okay, ich habe Arbeit für euch.", sagte sie, worauf auch Gibbs sich umdrehte.

Jenny Shepard deutete auf den großen Bildschirm, der im Hintergrund stand. Sie betätigte einen Knopf auf einer kleinen Fernbedienung, die zu einem Beamer, der oben an der Decke befestigt war, gehörte. Auf der Leinwand wurde das Bild eines jungen Mannes gezeigt. Er trug einen khakifarbenen Anzug, was zeigte, dass er zur Navy gehörte.

„Das ist Petty Officer Rico Heyes. Kollegen haben ihn vor zwei Stunden als vermisst gemeldet, nachdem er die letzten zwei Tage nicht zur Arbeit erschienen ist. Angehörige des Navy-Stützpunktes haben sein Haus kontrolliert und festgestellt, dass sie Spuren von einer Entführung aufweist. Sie drückte ein weiteres Mal auf den Knopf und das erste Bild wich einem zweiten. Darauf war ein verwüstetes Zimmer zu sehen. Eine nach hinten gekippte Couch und ein in der Mitte durchgetretener kleiner Tisch waren abgebildet.

Gibbs nickte Jenny kurz zu, bevor er sich erhob und noch schnell einen Schluck seines Kaffees nahm. Dann deutete er auf Tony und Ziva, die sich gegen ihre Schreibtische gelehnt hatten. „Gut. Fahrt zu seinem Appartement und sucht nach allem, was ihr finden könnt. Sammelt Proben und schickt sie zu Abby ins Labor."

Tony und Ziva nickten, griffen nach der Akte des Opfers und fuhren dann zu der dort aufgeführten Adresse. Ganz froh darüber, endlich etwas tun zu können, stiegen sie in Zivas roten Mini.

„Wir fahren über den Highway. Das geht schneller und außerdem ist auf der kleinen Einbahnstraße, die wir sonst hätten nehmen können, eine Baustelle.", informierte Ziva, als sie den Zündschlüssel umdrehte und das Gaspedal durchtrat. Tony wurde von dem schnellen Start nach hinten in den Sitz gedrückt. Sicherheitshalber schnallte er sich an, was er sonst nie tat. Zumindest nicht, wenn er selbst fuhr.

Einige Zeit herrschte Stille zwischen den beiden. Erst als Ziva scharf nach rechts abbog, sah Tony sie an. Als Ziva in den Seitenspiegel sah, stellte sie fest, dass er grinste.

„Ist irgendwas, DiNozzo?", fragte sie etwas forsch.

Tony riss sich zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein." Dann änderte er jedoch seine Meinung. „Doch."

Ziva sah ihn schief an, während sie weiter in Richtung Highway brauste.

„Doch?", fragte sie überrascht.

„Na ja, ich muss gerade an vorhin denken. Als Ducky ins Büro gekommen ist. Jedes Mal, wenn ich daran denke, überlege ich, was wohl wäre, wenn jemand von den anderen anstelle von ihm hereingekommen wäre.

McGee zum Beispiel. Oder Abby. Oder..."

„Gibbs?"

Tony nickte. „Ich will mir nicht ausmalen, was er sagen würde."

Ziva schüttelte den Kopf. „Ich will es auch erst gar nicht wissen. Deswegen sollten wir vorsichtiger sein. Das Risiko ist einfach zu hoch, dass es rauskommt."

Tony lehnte sich zurück. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Gibbs sich wirklich darüber aufregen würde. Ich meine, denke an ihn und Direktor Shepard. Zählt das etwa nicht als „Beziehung unter Kollegen"?

Ziva atmete tief ein, während sie den Blinker auf links stellte und dann in eine etwas kleinere Straße als die jetzige, einbog.

„Das ist Vergangenheit. Die beiden haben schon lange nichts mehr am Hut."

Tony musste wieder lachen, diesmal dauerte es eine Weile, bis er sich wieder einkriegte.

„Wenn du das denkst, dann irrst du dich gewaltig. Sieh dir die beiden doch mal an. Ich kenne Gibbs schon lange genug, um zu wissen, dass da mehr zwischen ihm und Direktor Shepard ist. Eindeutig viel mehr."

„Trotzdem. Er ist der Chef und wird wissen, was er tut. Er will wahrscheinlich nur verhindern, dass es zwischen Spannungen im Team kommt."

Tony fand es bewundernswert, wie sich Ziva aus jeder Situation hinausreden konnte. Also startete er einen neuen Versuch. „Und wenn wir es erst einmal nur Abby und McGee anvertrauen?"

Ziva sah ihn erneut an, diesmal war ihr Gesichtsausdruck schockiert. „Bist du verrückt? Erinnere dich daran, was du immer über McGee sagst. Er plaudert alles aus, sobald er gefragt wird. Und Abby...sie ist fast wie eine Tochter für Gibbs. Ich glaube nicht, dass sie ihm irgendetwas verheimlichen würde, was das Team angeht."

Tony schloss die Augen, atmete tief durch, dann ließ er seinen Kopf gegen das Armaturenbrett fallen.
Ziva wusste, dass Tony beinahe nervlich am Ende war. „Ich will einfach nichts riskieren. Vor allem nicht unsere Jobs. Oder ist dir das so unwichtig?"

„Verdammt nein. Aber mir sind andere Dinge eben auch wichtig. Dazu gehört eben auch, dass wir zusammen sind. Und nicht nur einfach so...sondern offiziell." Jetzt war Ziva das erste Mal sprachlos. Sie starrte nach draußen auf die Straße. Es hatte angefangen zu regnen, doch sie machte sich nicht die Mühe, die Scheibenwischer zu aktivieren.

Eine ganze Weile fuhren die beiden so weiter. Dann kamen sie auf den Highway.

Ein seltsames Gefühl machte sich in den beiden breit. Keiner von beiden wusste genau, was es war, aber irgendwie fühlte es sich gut an.

Diesmal war es Ziva, die grinsen musste. Das, was Tony gerade eben gesagt hatte, brachte sie zum Überlegen. Sie waren jetzt schon eine ganze Weile zusammen, trafen sich immer abends und verbrachten so gut wie jede Nacht zusammen. Seitdem das so war, fühlte sich Ziva noch mehr zum Team gehörig als vorher.

Und den ganzen Tag über während der Arbeit musste sie das Gefühl unterdrücken, an Tony heranzutreten, ihre Arme um ihn zu legen oder ihn zu küssen. Sie war es leid. Es gab weit besseres als das.

„Vielleicht hast du Recht.", sagte sie leise, während sie endlich doch den Scheibenwischer einschaltete, nachdem sie schon nichts mehr sehen konnte. „Vielleicht hast du Recht und wir sollten den anderen davon erzählen.", wiederholte sie ihren Satz.

„Ist das dein Ernst?"

„Ja."

Tony sprach ebenfalls leise. „Es kann uns doch eigentlich nichts passieren. Und wenn wir gekündigt werden, was soll es. Solange wir beide zusammen bleiben können, ist mir das egal. Außerdem glaube ich nicht, dass Gibbs soweit gehen würde. Er braucht uns beide im Team, Ersatz zu finden wäre schwer. Zumindest vertrauenswürdigen Ersatz."

Diesmal stimmte Ziva ihm gleich zu. Sie fuhr vom Highway runter und bog in die dritte Straße ein. Dann bremste sie scharf.

„Wir sind da.", sagte sie, während sie den Zündschlüssel zog und die Tür öffnete. Sie ärgerten sich beide, weder Jacke noch Schirm mitgenommen zu haben. Beide waren klatschnass, als sie an dem cirka hundert Meter entfernten Gebäude ankamen, in dem sich das Appartement des Officers befinden sollte. Von weitem schon erkannte man das gelbe Sperrband, was den beiden Agents den Weg wies. Im dritten Stockwerk stand die Tür zu einem der Wohnungen offen. Gerade, als Ziva und Tony eintreten wollte, kam ihnen ein Mann in einer Uniform von der Navy entgegen.

Er musterte die beiden eine Weile.

Ziva zog ihren Ausweis. „Ziva David, NCIS."

Tony tat es ihr gleich. Der Mann in der Uniform nickte und trat beiseite. „Ich bin Colonel Humphrey."

„Haben Sie schon Genaueres herausgefunden?", fragte Tony.

Der Colonel zuckte mit den Schultern. „Ich bin eben erst gekommen. Erkundigen Sie sich bei Major Brogan. Er hat auch das bis jetzt gefundene Beweismittel gelagert." Ziva nickte und ging auf den Mann zu, der mit dem Rücken zu ihnen stand und sich mit einem Officer unterhielt.

„Major Brogan?", nannte Ziva den Namen des Mannes. Dieser drehte sich hastig um. „Ja, das bin ich."

Wieder zeigte Ziva ihren Ausweis hervor. „Ziva David, NCIS."

„Ah, sehr gut. Schön, dass Sie gekommen sind."

„Haben Sie das Chaos hier entdeckt?"

„Nein, das waren die beiden Offiziere da drüben." Brogan wies auf einen jungen, großgewachsenen Mann und seinen Begleiter, einem etwas älteren, dunkelhäutigen Mann.

Ziva nickte. „Was wissen Sie bis jetzt zum Tathergang?"

„Noch nicht all zu viel. Wie es scheint, hat sich das Opfer gewehrt. Wir haben hier ein paar Abdrücke gefunden. Wenn Sie wollen, können Sie es sich ansehen." Ziva sah Tony an, der aus seiner Tasche ein kleines Gerät holte. Damit ging er auf die Knie. Er schaltete ein blaues Licht an und fuhr über die Stelle, auf die Major Brogan zeigte. Das blaue Licht wirkte zuerst wie jedes andere auch, doch dann, als Tony sie weit nach rechts schwenkte, erschienen auf dem Boden Abdrücke. Eindeutig zwei verschiedene.

„Wir sollten Fotos machen und sie dann Abby schicken.", sagte Tony, der die Kamera, die er um seinen Hals trug, abnahm.

Die Kamera war mit dem gleichen Licht ausgestattet, damit man ein scharfes Bild von den Abdrücken bekommen konnte. Er drückte mehrere Male den Auslöser, bevor er aufstand und die Kamera wieder um seinen Hals hing.

„Noch mehr Material? Wir brauchen alles, was Sie haben."

„Nun ja. Da wäre schon noch etwas. Aber ich weiß nicht, ob es wirklich mit der Entführung zu tun hat." Major Brogan winkte einen Kollegen heran, der mit einer kleinen Tüte auf die Agents zukam. Er reichte das Beweisstück zuerst Major Brogan, bevor dieser es weiter an Tony reichte. Ziva und er zogen sich Handschuhe an, um das Utensil aus der Nähe betrachten zu können. Es war eine kleine Schachtel, eingelegt in blauen Samt. Tony ließ das Kästchen aus der Tüte in seine rechte Hand fallen und sah es sich zuerst an. „Kann man es öffnen?", fragte Ziva.

„Könnte man. Wir haben es bis jetzt aber noch nicht getan. Wir wollten warten, bis Sie kommen."
Ziva nahm Tony das blaue Kästchen aus der Hand. Sie suchte nach der Öffnung und fand schließlich einen kleinen Vorsprung. Mit einem ihrer Fingernägel klappte sie die Schachtel auf. Was zum Vorschein kam, ließ sie erschaudern. Sie starrte auf das blaue Kästchen, welches nun in ihren zittrig gewordenen Händen lag.

„Lass mal sehen.", sagte Tony. Er lugte über Zivas Schulter und konnte einen kurzen Blick auf den Gegenstand erhaschen. Auch er war überrascht.

In dem seltsamen Kästchen befand sich eine Kette. Eine kleine goldene Kette mit einem Anhänger. Einem Anhänger in Form eines Sterns. Und nicht irgendein Stern. Ziva kannte diesen Stern besser als wohl jeder andere hier im Raum. Es war ein Davidstern.

Sie versuchte etwas zu sagen, doch ihr Hals war zugeschnürt.

Instinktiv griff sie nach ihrem eigenen Anhänger, mit dem gleichen Symbol.

„Was hat das zu bedeuten?", flüsterte Tony, der den kleinen Stern begutachtete. „Meinst du, dass die Entführung etwas mit dem Mossad zu tun haben könnte?"

Tony erhielt keine Antwort. Noch immer sah sie abwechselnd auf ihre und die fremde Kette. Dann sah sie zu Tony.

„Ich glaube, wir haben alles."

„Was? Gibbs wird uns den Hals umdrehen, wenn wir nur damit auftauchen. Er erwartet Ergebnisse, gute Ergebnisse, Ziva. Ich dachte, das hättest du mittlerweile begriffen."

Für einen Moment sah sie Tony mit funkelnden Augen an. Dann sagte sie: „Wir gehen. Jetzt!" Damit verließ sie das Appartement und machte sich auf den Weg zu ihrem Auto.

Tony folgte ihr widerwillig, warf noch einmal einen letzten Blick auf den Ort der Entführung. Dann stieg er schweigend neben Ziva ins Auto.