So, mal etwas Neues von mir. Diese Idee schwirrt mir schon lange im Kopf herum und nun beginne ich sie umzusetzen. Immer, wenn ich eine kleinere Schreibblockade beim "Falken" habe, werde ich eben an dieser etwas weiterschreiben. Ich hoffe, ihr reviewed und kommentiert ebenso gerne wie beim "Falken". Die Fortsetzung dort wird noch etwas dauern...
Vielen Dank meiner wunderbaren BETA Black Panther, die mir die gröbsten Ungereimtheiten ausräumt und mich immer wieder auf den Boden zurückholt.
Dank an meine wunderbare Beta "BlackPanther", die mich immer wieder auf den Boden der Logik zurückholt!
Und nun geht's los.
Vorwort:
Drei Jahre sind seit dem Ende des Krieges vergangen. Hermine hat hat damals die Verlobung mit Harry im Streit gelöst und die glückliche Beziehung beendet. Nach dem Studium, wahrend sie keinerlei Kontakt mit ihrem Bekanntenkreis mehr hatte, kommt Hermine nach London zurück um einen anspruchsvollen Job im St. Mungos zu übernehmen.
Auf Grund ihrer hervorragenden Qualifikation wird sie in die Führungsriege einer Ermittlergruppe „Internationalen Vereinigung der Zauberer (IVZ) aufgenommen, wodurch sie wieder auf ihre ehemalige große Liebe und Ex-Verlobten trifft. Dieser hat sich jedoch sehr verändert. Hin- und hergerissen zwischen Bewunderung, Wut, Hass und ... Liebe versucht Hermine ihren Weg zu gehen.
Kapitel 1 – Schmerzhafte Erinnerungen
Langsam schlenderte Hermine Granger den gepflasterten Weg zu dem schmucken Einfamilienhaus in der Londoner Vorstadt entlang. Dick eingemummt in ihren Wintermantel, den Schal über Mund und Kinn gelegt, genoss sie die ruhige Winterstimmung. Der eben einsetzende leise Schneefall legte sich auf Ihr Haar. Sie ließ ihren Blick durch dicht fallenden Flocken über das großzügige Grundstück ihrer Eltern schweifen, das deutlich die Handschrift ihrer naturverbundenen Mutter zeigte. Die Blumenbeete waren fein säuberlich mit Zweigen bedeckt und winterfest gemacht. Einzelne Büsche und Bäume neigten sich unter der Last des frisch gefallenen Schnees und zauberten eine einzigartige Winterstimmung.
Nach dem Ende des schrecklichen Krieges, der auch an ihrer Familie nicht spurlos vorübergegangen war, kauften sich Dan und Emma Granger dieses Anwesen, um ihre Zahnarztpraxis wieder zu öffnen. Ihr altes Haus auf der anderen Seite Londons war bei einem Angriff von Todessern , in der letzten Phase des Krieges, völlig zerstört worden. Voldemort hatte versucht, die Eltern der Freundin seines Erzfeindes Harry Potter in die Hände zu bekommen, war aber durch das schnelle Eingreifen der Ministeriumsauroren gescheitert. Unter dem Schutz des Orden des Phönix hatten die Grangers die letzten Monate des Krieges verbracht und gehörten so zu den Überlebenden. Harry Potter, der „Auserwählte", hatte dem dunklen Lord in einem bestialischen Finale den Garaus gemacht und so die Prophezeiung erfüllt.
Hermine Granger verzog schmerzlich das Gesicht, als sie an ihren ehemaligen Freund und Verlobten dachte. Noch immer waren nicht alle seelischen Wunden verheilt. Sie drängte die Gedanken zurück, was ihr in letzter Zeit immer leichter fiel. Sie würde nicht mehr in der Wut und Trauer versinken, die in der ersten Zeit der Trennung ihre Gefühle und Gedanken bestimmt hatten. Nach drei Jahren konnte man erwarten, dass man über einen Mann – auch wenn er Harry James Potter hieß – hinwegkommen sollte.
Die junge Frau erreichte das Haus und stieg die drei schneebedeckten Stufen hinauf, zu der großen Eingangstüre. Emma Granger hatte einen hübsch geschmückten Weihnachtskranz an der Türe befestigt, wie sie es jedes Jahr an Weihnachten tat. Hermine betrachtete das schmucke Kunstwerk, ehe sie den Knopf für die Klingel drückte und ein angenehm klingender Gong im Innern des Hauses zu hören war. Fast sofort öffnete sich die Türe und Hermine fand sich in einer engen Umarmung mit ihrer Mutter wieder.
„Hermine! Wie schön, dass Du schon da bist." rief die Ältere erfreut, als sie ihre Tochter aus der Umarmung entließ. Ebenso herzlich fiel die Begrüßung durch ihren Vater aus, der hinter seiner Frau gewartet hatte, um sein einziges Kind in die Arme zu schließen. Hermine strahlte über das ganze Gesicht, als sie die Wärme und Geborgenheit ihres Zuhauses wieder spürte. Emma Granger hatte es geschafft, im neuen Haus die Atmosphäre des alten Heimes wieder auferstehen zu lassen, so dass Hermine, wenn sie zu Besuch kam, immer das Gefühl hatte, das Heim ihrer Kindheit wieder zu betreten.
Hermine schüttelte sich den Schnee von Schal und Mantel und entledigte sich dieser Kleidungsstücke. Sie hatte sich nicht besonders schick gemacht, denn der traditionelle Vorweihnachtsabend fand immer in legerer Atmosphäre statt, einfach um noch etwas weihnachtliche Ruhe vor den hektischen Feiertagen, die Weihnachtsbesuche und Jahreswechsel so mit sich brachten, zu genießen. So trug sie nur eine bequeme Jeans und eine dunkelrote Bluse, die ihre Figur allerdings gut zur Geltung brachte. Ihr ehemals buschiges Haar hatte sie hüftlang wachsen lassen, was ihr ohnehin attraktives Aussehen noch unterstrich.
„Kommst Du gleich ins Wohnzimmer? Wir haben heute Abend überraschenden Besuch bekommen! Du wirst dich freuen."
Hermine runzelte die Stirn über den Enthusiasmus, den ihre Mutter an den Tag legte. Sie hatte keine Idee, welcher Besuch ihrer Eltern sie erfreuen sollte. Beide Großelternpaare waren vor Jahren verstorben und zu den wenigen Cousins oder Cousinen hatte Hermine keinen Kontakt. Dass jemand aus der Zaubererwelt ihr Eltern besuchen würde, hielt sie für unwahrscheinlich. Natürlich hatten die Grangers in ihrem aufgezwungenen Exil gegen Ende des Krieges zahlreiche Zauberer und Hexen kennen gelernt, jedoch ließ die Hektik, Ungewissheit und die allgegenwärtige Trauer durch die unvermeidbaren Todesfälle kein näheres Kennenlernen zu.
Emma Granger schmunzelte, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Tochter sah, als diese versuchte, dahinter zu kommen, wer denn die Besucher sein könnten. Sie zog Hermine in das Wohnzimmer, wo sich ein Hermine nur zu bekanntes Paar aus den Sesseln erhob.
„HERMINE!" rief die Frau. „Wie schön dich wieder zu sehen!". Und schon fand sich Hermine zum zweiten Mal an diesem Tag in einer heftigen Umarmung wieder.
„Mein Gott Tonks! Was macht ihr hier?" brachte Hermine noch heraus, ehe sie auch vom zweiten Überraschungsgast des Abends begrüßt wurde. „Remus! Es freut mich sehr, dich wiederzusehen."
„Ganz meinerseits, Hermine!" antwortete ihr ehemaliger Lehrer. „Es ist lange her!"
Bevor die drei das Gespräch fortsetzen konnten, forderten die Garngers dazu auf, Platz zu nehmen. Hermine setzte sich auf den noch freien Sessel, vor welchem noch kein Glas auf dem Tisch stand. Scheinbar waren Remus und Tonks schon länger hier, den zwei leere Rotweinflaschen und eine weitere angebrochene standen auf dem Tisch. Schon kam Emma mit einem weiteren Glas, das sie vor Hermine hinstellte und sogleich mit Rotwein füllte.
„Ja, es ist lange her!" beantwortete Hermine Remus' ungestellte Frage. „Drei Jahre oder?"
„Ja, drei Jahre und zwei Monate. Du siehst gut aus. Was hast Du gemacht, seit Du London verlassen hast? Und warum hast du dich nie mehr gemeldet? Wir alle haben dich vermisst. Vor allem Ron und Ginny." Tonks sah die Braunhaarige fragend an.
„Ich habe in Birmingham studiert und meine Heilerausbildung abgeschlossen. Ich wollte alles hinter mir lassen. Deshalb habe ich auch keine Eulen angenommen und nur Kontakt zu meinen Eltern gehalten. Es hat sich übrigens gelohnt. Ich konnte mich auf das Studium konzentrieren und habe letztes Jahr als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Seit einem halben Jahr habe ich nun die Leitung der Abteilung für Fluchheilungs-Forschung im St. Mungos übernommen."
„Wow! Dann bist Du das also!" rief Tonks überrascht. Als sie den fragenden Blick Hermines bemerkte, lachte sie. „Du bist bei den magischen Brigaden seit Wochen Thema Nr. 1. Man erzählt sich, dass die neue Leiterin mit eisernen Besen kehrt. Den Gerüchten nach zu urteilen ist die neue Chefin der FHF-Abteilung eine wunderschöne Person deren Herz aus einer Mischung einer Eisprinzessin und eines Feuerdrachen bestehen soll. Die Abfuhren, die sich die hochrangigsten Ministeriumsbeamten bei ihren Avancen holten, scheinen legendär zu sein. Ich wäre nie darauf gekommen, dass du diese Person sein könntest. Stimmt es, dass du deinen Stellvertreter eigenhändig aus dem St. Mungos rausgeschmissen hast?"
Hermine wurde etwas rot um die Nase, als sie hörte, was über sie erzählt wurde. Remus schien allerdings gar nicht überrascht zu sein, was sie sehr verwunderte. Sie hatte in ihrer neuen Aufgabe so viel zu tun, dass sie sich für die Auffrischung alter Kontakte nie Zeit genommen hatte.
„Ja, das stimmt.", beantwortete sie die gestellte Frage. „Der Typ war so was von inkompetent, dass ich mich wirklich fragte, wie er jahrelang der Stellvertreter von Mr. Bronks sein konnte. Als er dann auch noch meinte, zudringlich werden zu können, in der Hoffnung, dann seinen Job zu behalten, habe ich ihn aus St. Mungos schneller rausgehext, als er Quidditch sagen konnte."
Hermine blickte interessiert zu Remus. „Es scheint, als ob dich das alles nicht sehr überrascht, Remus. Wusstest Du davon?"
Remus blickte ertappt zu Tonks, die ihn ebenfalls fragend ansah. „Jaaaah, ich weiß es seit ein paar Tagen. Das ist auch der Grund, weshalb wir heute hier sind. Es war die einzig gesicherte Möglichkeit, dich quasi ‚privat' zu treffen."
Hermine bemerkte den bösen Blick, den Tonks Remus zuwarf, der sich sichtlich unwohl fühlte. Da Tonks jedoch nichts sagte, wechselte sie das Thema.
„Und was macht ihr zwei beruflich? Tonks, bist Du immer noch Auror?"
„Na ja, ich kann ja nichts anderes. Außerdem helfen mir meine Metamorph-Eigenschaften in dem Job ungemein. Deshalb bin ich immer noch beim Ministerium beschäftigt. Aber nachdem unser guter Harry mit dem Monster Voldemort kurzen Prozess gemacht hatte und fast alle Todesser in Askaban sitzen, ist es ein leichter Job geworden."
Remus und Tonks entging nicht, dass sich Hermines Gesicht bei der Nennung ihres ehemals besten Freundes verzog. Schnell wechselte Hermine das Thema. „Und du Remus? Was ist mit dir? Lehrer in Hogwarts?"
„Nein, nach dem Krieg wurde mir eine Stelle beim englischen magischen Geheimdienst angeboten. Da ja die ganzen Abteilungen während des Krieges praktisch nicht mehr existierten, musste alles neu aufgebaut werden. Es ist viel Papierkram, aber mit den netten Kollegen macht es richtig Spaß." antwortete Remus.
Hermine freute sich für Remus. Er hatte es sein ganzes Leben schwer. Sein Los als Werwolf brachte ihm viele Anfeindungen ein. Sogar die Nicht-Reinblüter sahen auf Werwölfe herab. Die Werwolfsgesetze wurden nach dem Krieg allerdings abgeschafft. Heute waren die Werwölfe mehr oder minder integriert, was auch dem verbesserten Wolfsbanntrank zuzuschreiben war. Kein Werwolf musste sich mehr verwandeln, hatte aber zur Auflage, während des Vollmondes zu Hause zu bleiben.
Hermines Blick fiel auf die Hände der beiden. An der linken Hand glänzte jeweils ein schlichter goldener Ring. „Ihr seid verheiratet?" fragte sie überrascht.
„Nein, verlobt. Aber die Hochzeit findet in sechs Wochen statt. Du bekommst selbstverständlich ebenfalls eine Einladung und darfst natürlich auch einen Begleiter mitbringen." meinte Tonks verschmitzt. Sie wandte sich zu den Grangers, die das Gespräch der drei still aber interessiert mitverfolgten. „Mrs. und Mr. Granger, Sie sind natürlich auch eingeladen."
Emma klatschte in die Hände! „Au ja, eine Zaubererhochzeit wollte ich schon immer mal erleben." freute sie sich.
„Ja!" meinte nun auch Dan Granger. „Eigentlich dachten wir, dass unsere erste Zaubererhochzeit die unserer Tochter sein würde. Schon immer dachten wir, dass Harry einen Platz in unserer Familie bekommen würde. Jedenfalls sah es sieben Jahre lang so aus." Man sah den Grangers an, dass sie darüber enttäuscht waren.
Hermine zog ein wütendes Gesicht. „DAD! Wir haben das lange diskutiert. Es war meine Entscheidung die Verlobung zu lösen. Bitte fang nicht wieder davon an."
Schockiert sah Remus zu Hermine. „Verlobt? Du und Harry waren verlobt? Das wusste ich nicht. Was ist passiert? Ich dachte immer, dass ihr zusammen gehört, wie der Wind und die Wellen und nichts euch trennen könnte."
Hermine warf einen anklagenden Blick zu ihren Eltern, die das Thema angeschnitten hatten. „Eigentlich will ich nicht darüber reden. Aber es stimmt. Wir waren verlobt. Wir haben niemandem etwas davon gesagt. Nur meine Eltern wussten davon. Wir wollten das darauffolgende Jahr heiraten."
Hermines Gesichtsausdruck war undefinierbar. Wut, Hass, Trauer und Hilflosigkeit spiegelten sich in ihrem Gesicht. Fassungslos wurde sie von Remus und Tonks angestarrt, während ihre Eltern sie einerseits mitleidig, andererseits auch skeptisch ansahen.
Tonks war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. Sie stand auf, setzte sich auf die Armlehne von Hermines Sessel und griff nach ihrer Hand. „Hermine," sagte sie leise. „Was ist passiert? Remus hat recht, ihr galtet immer als DAS Traumpaar in Hogwarts. Nie hat man Euch streiten sehen. Der zärtliche und liebevolle Umgang zwischen euch beiden ließ so manches Paar neidisch werden. Ihr habt so viel miteinander durchgestanden. Jeder sah, dass ihr füreinander bestimmt wart."
Mühsam behielt Hermine ihre Beherrschung bei. Eigentlich dachte sie, über Harry hinweg zu sein. Aber die Fragen von Tonks ließen die Erinnerungen wieder hochsteigen. Denn es stimmte. Sie WAREN das Traumpaar in Hogwarts. Jeder dachte, dass sie füreinander bestimmt waren und sagte das auch. Es war für beide die glücklichste Zeit, nachdem sie sich ihre Liebe gestanden hatten. Aber es war vorbei.
„Er hat mich betrogen!" flüsterte Hermine. „Harry Potter hat mich betrogen!" rief sie nun etwas lauter.
„WAS?" kam es nun von Remus. „Du hast ihn beim Fremdgehen erwischt? Ich kann nicht glauben dass Harry so etwas tun könnte."
„Aber es ist so!" flüsterte Hermine. „Nach dem wir unsere gemeinsame Wohnung bezogen hatten, kam ich eines Abends aus der Winkelgasse nach Hause. Harry konnte nicht mit, da er sagte, dass er einem Freund helfen musste. Hah! Freund, dass ich nicht lache. Ich war den ganzen Tag weg, da ich unsere Einrichtung vervollständigen wollte.
Als ich an diesem Tag bei Fortescues in der Sonne saß, diskutierten am Nebentisch einige Leute über Quidditch. Ich konnte nicht umhin zuzuhören, da sie ziemlich laut redeten. Ihr erinnert euch doch sicher an Corinna Spike?"
Remus nickte. „Wenn du die Quidditch-Jägerin meinst? Ja, ich erinnere mich." Tonks nickte zustimmend.
„Sie spielte damals für die Londoner Death Wings." fuhr Hermine fort. „Am Nebentisch diskutierten sie lautstark, dass ihr Mann die Scheidung eingereicht hatte, da er anscheinend herausfand, dass Corinna ihn seit längerem mit einem Anderen betrog. Ich wusste zwar, dass Harry Corinna kannte, habe aber dem Gespräch nicht viel Bedeutung beigemessen, bis ... ja, bis ich nach Hause kam. Da wir die Wohnung neu bezogen hatten, lag noch kein Apparierschutz drauf. Harry wollte den erst am nächsten Tag installieren. Ich apparierte also in den Flur. Ich rechnete nicht damit, dass Harry schon da war, da er ja sagte , dass es bei dem ‚Freund' länger dauerte. Ich ging ins Wohnzimmer und sah Harry mit einer schwarzhaarigen Hexe, dieser Corinna Spike, in einer innigen Umarmung. Ich sah gerade noch, wie sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte und sagte ‚Danke für diesen Nachmittag und danke für alles! Ich hab' dich lieb!' Dann disapparierte sie."
Remus und Tonks keuchten auf. Hermine verlor nun vollends die Fassung und stille Tränen der Wut strömten ihre Wangen hinab. Tonks nahm sie in den Arm und auch Emma gesellte sich zu ihnen und umarmte sie.
Nachdem sich Hermine einigermaßen gefasst hatte, erzählte sie weiter.
„Ich ließ vor Schreck meine Tasche fallen. Jetzt wurde mir alles klar. Das mitgehörte Gespräch bei Fortescues über das Fremdgehen von Corinna. Der Liebhaber war Harry! MEIN HARRY! Durch das Geräusch aufgeschreckt, drehte Harry sich um. Freudig lächelte er mich an und wollte mich in seine Arme ziehen. Geschockt und wütend vor so viel Unverfrorenheit zog ich meinen Zauberstab. Verblüfft sah er mich an. ‚Hermine, was soll das? Was ist los? Ist etwas passiert?
Ich starrte ihn an. ‚ES IST WAS PASSIERT? DAS FRAGST DU NOCH? ICH HASSE DICH! WIE KANNST DU MIR SO ETWAS ANTUN? ICH DACHTE DU LIEBST MICH?'
Ich sah wie er den Mund öffnete um zu antworten. Mit einem geflüsterten ‚Silencio' und hinterhergeschicktem ‚Pertificus Totalus' unterband ich jegliche Ausflüchte. Ich wusste genug und hatte genug gesehen. Ich brauchte seine verlogenen Ausreden nicht auch noch anhören.
‚WIE KONNTE ICH NUR AUF DICH HEREINFALLEN! WIE KONNTE ICH NUR SO DOOF SEIN! KLAR! DER GROSSE POTTER, DER-JUNGE-DER-LEBT UND EIN BÜCHERWURM!
UND POTTER? HAT ES SPASS GEMACHT MICH ZU VERARSCHEN! HABT IHR AUCH ALLE HERZLICH GELACHT? HAST DU ALLEN ERZÄHLT WIE DER UNSCHEINBARE BÜCHERWURM IM BETT IST? WAR ES ARG SCHLIMM, MIR ETWAS VORZUSPIELEN?
ABER DAS IST JETZT VORBEI! ICH VERLASSE DICH! ICH LIEBE DICH NICHT MEHR! ICH WILL DICH NIE, NIE WIEDERSEHEN! WAGE ES JA NICHT, MIR NOCH EINMAL ZU NAHE ZU KOMMEN! UND DAMIT DU ES WEISST: ICH HABE DICH AUCH NIE GELIEBT!
Nachdem ich diese Worte herausgeschrieen hatte, verließ ich die Wohnung."
Völlig perplex über das Gehörte lag einige Minuten Totenstille über dem Raum. Nur die Grangers sahen sich hilflos und doch wissend an. Es war Remus, der sich zuerst fasste und sich räusperte. „Nun, das erklärt allerdings vieles."
Hermine sah mit verheulten Augen auf. „Was erklärt vieles? Hat Euch der große Harry Potter nichts erzählt? War er zu feige dazu? Hatte er Angst, dass dann die ganzen Flittchen nicht mehr hinter ihm her sind?
Remus blickte erst zu Tonks, dann zu Hermine und senkte dann den Blick. „Harry ist nicht mehr da. Harry muss an genau diesem Tag verschwunden sein. Ich hatte noch einen Termin mit ihm, denn er wollte ja bei uns im Geheimdienst einsteigen. Als er nicht erschienen ist, machte ich mir Sorgen. Ich apparierte zu eurer neuen Wohnung. Er war nicht da. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Pergament mit seiner Handschrift. Warte, ich trage es seither immer bei mir."
Er griff in seine Robentasche und zog ein lädiert aussehendes Pergament aus der Tasche. Während er es Hermine hinüberreichte, sagte er: „Das ist das letzte Lebenszeichen, das ich von ihm gesehen habe. Harry ist seither verschwunden. Ich habe seit drei Jahren nichts mehr von ihm gehört. Niemand hat das. Das Ministerium hat der Presse verboten, darüber zu schreiben."
Hermines Hände zitterten, als sie das Pergament auseinander faltete. Zahlreiche Flecken zeugten davon, dass Tränen auf das Pergament getropft waren. Auf ihren fragenden Blick hin sagte Remus: „Es sind nicht meine Tränen. Es können nur Harry's sein."
„Ich brauche einige Zeit für mich alleine.
Bitte sucht mich nicht, Ihr werdet mich nicht finden.
Macht Euch keine Sorgen, mir wird es gut gehen.
Wir sehen uns bald wieder.
Harry"
Hermine schluckte, als sie das Pergament an Remus zurückgab. Er steckte es ein und sah mit einem kummervollen Blick zu Hermine. Nach mehreren Minuten des bedrückten Schweigens klatschte Emma in die Hände.
„Es ist wie es ist und wird kommen wie es soll. Bitte lasst den Kopf nicht hängen und uns die Freude am Fest nicht verderben. Hermine, Liebes, mach Dich frisch. Dann setzen wir uns in die Küche und essen zu Abend."
Remus und Tonks folgten den Grangers in die Küche, während Hermine sich ins Bad aufmachte, um ihre verheultes Gesicht zu kühlen und sich etwas zurechtzumachen.
In der Zwischenzeit nahmen die Grangers, Tonks und Remus am Esstisch Platz. Remus warf Emma und Dan einen Blick zu. „Sie scheinen die Meinung von Hermine nicht zu teilen?"
Dan seufzte auf. „Wir hatten lange Gespräche mit Hermine. Das, was sie erzählt hat, passt so gar nicht zu Harry, wie wir ihn kennen."
Sein Frau nickte betrübt. „Was mich stört ist, dass sie Harry nicht zu Wort hat kommen lassen. Aber ich verstehe sie auch. Sie ist sehr verletzt. Wo Harry wohl ist und ob es ihm gut geht?"
Remus zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Harry ist ein sehr mächtiger Magier. Wenn er nicht gefunden werden will, dann hat niemand eine Chance, ihn aufzuspüren."
Hermine kam zurück und hatte die letzten Worte mitbekommen.
„Zum seinem Glück!" rief sie aufgebracht. „Wenn er mir über den Weg läuft, hexe ich ihn ins nächste Jahrtausend! Können wir jetzt endlich von etwas anderem reden, als von diesem betrügerischen Bastard?"
Die Grangers, Remus und Tonks warfen sich betretene Blicke zu, während sich Hermine am Tisch niederließ.
„Du erwähntest vorhin einen Grund, weshalb ihr hier seid? Nicht, dass ich mich nicht freue, euch zu sehen, aber du erwähntest was?"
Remus nickte. „Ja, wir sind nicht ohne Grund hier, wenn auch Tonks noch nicht weiß warum. Wie du inzwischen weißt, arbeite ich beim Magischen Geheimdienst. Die Hauptarbeit dort ist das Zusammentragen von Fakten und das Herausfinden von Zusammenhängen. Überall auf der Welt gibt es diese Magischen Geheimdienste und seit dem Krieg arbeiten diese sehr eng zusammen, damit so etwas wie Voldemort nie wieder passieren kann.
Alle Geheimdienste arbeiten unter dem Dach der IVZ. Seit zwei Jahren hat die IVZ absolute Weisungsbefugnis über Geheimdienst, Magische Brigaden und die Aurorenzentralen der Länder. Nur der jeweilige Minister kann sein Veto einlegen.
Seit einigen Monaten häufen sich die Hinweise, dass wieder etwas im Untergrund am Köcheln ist. Die Hinweise kommen zeitgleich aus mehreren Ländern. Es wurde eine Projektgruppe gegründet, die das Geschehen untersuchen soll. Das ist Geheimdienstarbeit, wie man sie aus dem Muggelfernsehen kennt. Mit verdeckten Ermittlern, Tarnung, Einsatz, Razzien usw. Mehrere Nationen arbeiten zusammen. Die zentrale Stelle für diesen Fall ist der Magische Geheimdienst Englands, also wir. Bei uns laufen die Fäden zusammen.
Morgen kommen zwei Top-Agenten der IVZ, die unsere Gruppe leiten werden. Wir suchen noch eine Person mit bestimmten Voraussetzungen. Der Kandidat sollte über eine hervorragende Heilerausbildung verfügen sein, die vornehmlich auf Fluchschäden spezialisiert ist, aber auch alle anderen Bereiche der Heilkunst abdeckt. Wenn möglich, sollte die Person über gutes Basiswissen verfügen, einen analytischen Verstand besitzen und sich wehren können. Nun, ich kenne nur eine Person, die dies alles in sich vereinigt. DU!".
Nach diesem relativ langen Monolog lehnte Remus sich zurück und sah Hermine gespannt an. Diese blickte nachdenklich auf ihren Teller.
„Wie ist die Struktur der Gruppe und die Hierarchie?" wollte sie wissen.
Remus dachte kurz nach: „An der Basis arbeiten etwa 60 Geheimdienstleute aus 12 Ländern. Diesen übergeordnet ist das Gremium, welches die Operationen leitet, die Gruppen einteilt, die Berichte sondiert usw. Hier würdest du auch mitarbeiten. Dieses Gremium untersteht direkt der IVZ."
„Also den beiden Top-Agenten?" Hermine zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
„Ja, den Top-Agenten. Du brauchst nicht so skeptisch zu schauen. Die IVZ beschäftigt für solche Angelegenheiten ausschließlich Top-Agenten. Und das Top ist sprichwörtlich. Jedes Land, das der IVZ angehört, muss jährlich 20 Zauberer und Hexen abstellen, die Interesse an der Ausbildung zum IVZ-Agenten haben. Im Normalfall schafft es alle 2 Jahre ein einziger Agent, die Ausbildung bis zum höchsten Grad durchzustehen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre ohne Urlaub, ohne Feierabend und ohne Wochenende. Die magische Kraft, die nachgewiesen werden muss, ist enorm. Auch die Ausbildung in Muggelwaffen, Nah- und Schwertkampf und Überlebenstraining sind Bestandteil der Ausbildung. Ich habe Agenten gesehen, die die Ausbildung abgebrochen haben. Sie erzählen, dass es der reinste Horror sei."
Hermine nickte. „Also werden eiskalte Kampfmaschinen herangezüchtet."
„Nein. Die Ausbildung ist umfassend. Wer nur annähernd nicht die ethischen Grundsätze verinnerlicht, wird nicht zugelassen. Es werden zwar alle Arten der Magie gelehrt, auch dunkle und schwarze, aber die charakterliche Überwachung hat Vorrang. In jedem Lehrgang, bei jeder Prüfung und in jedem Einsatz sind psychologische Tests versteckt, die unweigerlich aufdecken, ob der Kandidat geeignet ist. Was meinst Du, weshalb pro Jahr von 240 Bewerber gerade mal 5-8 die Ausbildung in der höchsten Stufe beenden und höchsten 3 die Prüfung zum Top-Agenten bestehen?"
„Was passiert mit den Durchgefallenen?"
„Oh, je nach Stadium der Ausbildung werden sie in den verschiedensten Bereichen eingesetzt. Nur können sie keine „Schwarzen Engel" werden."
„Schwarze Engel? DIE Schwarzen Engel?" fragte nun Tonks verwundert?
Remus nickte: „Ja, so werden die genannt, die die mörderische Ausbildung bis zum höchsten Grad bestanden haben."
„Und diese sogenannten Top-Agenten morgen sind demnach Schwarze Engel?".
„Ja, sind sie. Wenn Du diesem Gremium beitrittst, dann unterstehst deren Befehlsgewalt."
Hermine dachte eine Weile nach. Die Jobbeschreibung klang verlockend. Und wer würde nicht gerne mal einen der legendären Schwarzen Engel leibhaftig kennen lernen? Und Morgen wären es sogar zwei davon.
Hermines Entscheidung war gefallen. Sie nickte Remus zu. „Ich mache mit, wenn es sich mit meiner Arbeit im St. Mungos vereinbaren lässt."
Remus lächelte sie an: „Ich wusste es! Und mach Dir um deinen Job keine Sorgen. Wir bringen beides aneinander vorbei. Außerdem stellt uns die IVZ eine kompetente Vertretung für Dich, solltest Du dringend weg müssen."
TBC
