Disclaimer: Alle Charaktere (außer meinen eigenen), Mittelerde und alles was mir gerade entfällt ich aber aufzählen sollte gehören J.R.R. Tolkin. Ich schreibe dies hier nur zu meiner und anderer Freude und verdiene damit auch (leider) kein Geld.
A/N: Zunächst einmal...diese Story ist fertig geschrieben (über einen lägeren Zeitraum, also bitte habt ein wenig nachsehen mit mir,wenn ich zwischendurch den Einidruck habt als hätte sich mein Schreibstil ein wenig verändert. Ist innerhalb von 2 Jahren durchaus möglich) und ich werde sie regelmäßig updaten.
Für die Zeitabläufe dieser Story habe ich mich sowohl am Buch wie auch an den Filmen bedient (so wie es mir gerade gepasst hat^^)
Der Plot von "Schwert und Schild" orientiert sich natürlich grob an der Originalstory, ich habe lediglich den Schwerpunkt auf Eomers Charakter verschoben und hier und da für meine Zwecke verfremdet.
Für die unter euch die nur Stories mögen die sich penibel an das Original halten, nicht viel von OC halten und sowieso alles kritisieren das sich nicht so anhört als komme es aus Tolkins Feder ist diese Story wohl nichts.
Mein weiblicher Hauptcharakter ist frei erfunden und ist mit ihren Fertigkeiten und ihrem Familienhintergrund vielleicht ein wenig "Mary Sue'isch", aber wenn wir ehrlich sind; Aragorn, Legolas und Co. sind es auch. (Und wir lieben sie dafür!Wer will schon Geschichten über Lieschen Müller und Hans Wurst und ihr unspektakuläres Leben lesen?)
Also gebt ihr eine Chance, ich denke sie hat es verdient... genau wie Eomer der in Fanfictions meiner Meinung nach immer zu kurz kommt.
Für konstruktive Kritik habe ich immer ein offenes Ohr, für Lob sogar zwei^^
SCHWERT UND SCHILD
Kapitel 1: Neue Freunde alte Feinde
27 Februar 3019 D.Z. (in der Nähe des Fangornwalds)
Ohne mit der Wimper zu zucken zog Amárie den leicht verschmutzten Stoff fest um ihren Arm. Die Wunde pochte zwar immer noch, doch längst nicht mehr so schlimm wie noch vor einer Woche.
Zu ihrem Glück hatte sie es geschafft die Pfeilspitze vollständig heraus zu ziehen, ohne das sie Splitter in der Wunde zurück behalten hatte. Dementsprechend heilte die Verletzung gut, zumindest so gut wie man unter den Umständen hoffen konnte.
Seufzend lehnte sie sich zurück und versuchte ihren knurrenden Magen zu ignorieren, der heute nicht viel mehr als ein paar Beeren bekommen hatte. Und die nächsten Tage sahen nicht viel versprechender aus. Die letzte anständige Mahlzeit schien Ewigkeiten her, auch wenn Amárie wusste das es lediglich zehn oder elf Tage sein konnten. Kurz bevor der ganze Ärger begonnen hatte und sie sich auf einer recht angenehmen Reise Richtung Süden befand.
Eine Gruppe Sklavenjäger hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht und sie um ein Haar aufgegriffen, wäre ihr nicht eine Verkettung günstiger Umstände zur Hilfe gekommen.
Sofern man eine Horde Orks und Uruk'hai als günstigen Umstand bezeichnen wollte.
Dummerweise steckte sie trotz allem in der Klemme. Hinter ihr befanden sich die flüchtenden Sklavenjäger, während vor ihr die Orks ihren Weg fortsetzten. Zu ihrer linken war nichts als Ödland vorzufinden und würde ihr nicht den geringsten Schutz bieten, sollte sie auf diesem Weg weiter ziehen.
Und zu ihrer rechten...Amárie seufzte. Rechts von ihr befand sich der Fangornwald und so verzweifelt war sie noch nicht, dass sie dies als Ausweismöglichkeit in Betracht zog. Sie liebte Wälder, aber der Fangornwald war nicht umsonst ein gefürchteter Ort und Amárie zweifelte nicht daran, das dort andere Mächte am Werke waren.
Also hatte sie sich entschieden in dem schmalen Stück Wald weiter zu reisen der zwischen Ödland und Fangornwald lag, den Orks hinterher. Bei der Wahl zwischen Sklavenjägern und Uruk'hai, schnitten letztere in jedem Fall besser ab. Das schlimmste was ihr dabei passieren konnte, war als Abendessen zu enden, während die Sklavenjäger nicht solche Gnade walten lassen würden.
Nein, ein leben als Sklave hatte Amárie alle Male mehr zu fürchten.
Zudem befanden sich die Diener Mordors auf ihrem ursprünglichen Weg, oder zumindest dicht daran vorbei. Rohan war nicht weit und vielleicht würde man dort etwas gegen die dunkle Brut unternehmen die dieser Tage immer häufiger zu werden schien.
Es war Dämmerung und die Orks lagerten nicht weit von ihr entfernt. Amárie bevorzugte es den Gegner im Auge zu haben, satt sich ständig zu allen Seiten nach lauernden Gefahren umzusehen.
Ihre eigene Raststädte befand sich hoch oben in den Baumkronen, die dicht belaubt ein hervorragendes Versteck boten.
Amárie mochte den Boden zwar bevorzugen, doch hatten ihr ihre Onkel nicht erfolglos beigebracht, das klettern einem manchmal einen erheblichen Vorteil verschaffen konnte. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit auf einem Ast zu schlafen ohne herunter zu fallen.
Doch an schlafen war an diesem Abend nicht zu denken. Nicht nur erhob ihr Magen erneuten Protest als unwichtig beiseite geschoben zu werden, auch unter den Orks schien einiges im Argen zu liegen. Gewöhnlich liefen sie so weit sie konnten und machten nur Rast, wenn die Kraft sie verließ. Die Pausen waren zumeist von kleineren Raufereien und gelegentlichen blutigen Auseinandersetzungen bestimmt, aber diese Nacht schien unter keinem guten Stern zu stehen. Sie war nicht nah genug dran um etwas zu hören zu können, oder genaueres auszumachen, aber das was sich dort unten begann abzuspielen brauchte weder ein scharfes Auge noch ein gutes Gehör.
Ganz offensichtlich lag mehr als nur ein kleiner Streit in der Luft. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich zwei gegenüberstehende Gruppen gebildet die sich gegenseitig anbrüllten und aggressive Laute von sich gaben.
Neugierig was das ganze plötzlich zu bedeuten hatte, richtete sie sich auf und blickte sich rasch um. Die Bäume standen hier noch dicht genug bei einander um von einem zum anderen zu springen ohne dabei entdeckt zu werden.
Im Grunde war es ein unnötiges Risiko. Ihr derzeitiger Standort bot mehr Sicherheit und würde zudem völlig genügen um den Ausgang des Streits zu beurteilen.
Ihr Onkel würde einen seiner berüchtigten Wutanfälle bekommen, könnte er sie jetzt sehen doch was er nicht wusste konnte ihn schließlich nicht erzürnen.
Ohne den lauter werdenden Streit aus den Augen zu lassen versicherte sie sich über den Sitz ihrer Schwerter auf ihrem Rücken bevor sie leichtfüßig über den breiten Ast lief. Von einem zum nächsten springend schickte sie ein stummes Gebet an Orome und ihn bat seine Bäume kräftig und stark sein zu lassen. Obwohl geschickt und leicht, war sie keine Elbin die sorglos von Ast zu Ast springen konnte ohne sich darum zu sorgen, dass dieser unter ihr einbrechen konnte.
Keine drei Bäume weiter endete der Streit unter ihr schließlich dort wo er enden musste: In einer ausgemachten Keilerei. So hoch wie das Blut spritze würden nicht viele von ihnen den Weg weiter fortsetzen.
Wenn es nach Amárie ging konnte es nicht genug von ihnen erwischen. Doch noch bevor sie die Möglichkeit hatte sich einen genaueren Überblick zu verschaffen erfüllte das Surren von Pfeilen die Luft und ließ sie ruckartig in der Bewegung verharren.
Keine drei Sekunden später stürmten Reiter von der linken, dünner mit Bäumen bewachsenen Seite, über die Orks hinweg. Die Kriegsschreie auf den Lippen waren laut und vertraut als sie mit den Schwertern durch die Reihen der Feinde mähten, wie ein Bauer durch das Korn.
Rohirrim.
Doch was machte so eine große Gruppe Reiter so weit ab von den Hauptwegen Rohans?
Für den Moment rückte die Frage in den Hintergrund. Für einige der Reiter schien die Lage doch nicht so günstig wie ihr Vorteil zu Pferd sie hätte machen sollen. Die Orks die nicht beim ersten Schlag getötet wurden, zögerten nicht die Rohirrim mit allem anzugreifen was ihnen blieb. Amárie hatte oft genug gegen sie gekämpft um zu wissen das auch ein verletzter und unbewaffneter Ork eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellte. Sie mochten primitiv sein, leider jedoch auch entschlossen, so viel Unheil wie möglich vor ihrem Tode anzustellen.
Der grelle Schrei eines Pferdes ließ sie zu ihrer rechten Blicken. Nicht weit von ihre hatte ein mager und offensichtlich sehr hungriger Ork nicht widerstehen können in die saftige Flanke eines der Pferde zu beißen. Noch bevor her jedoch ein Stück heraus beißen konnte wurde er von einem wütenden Pferdeherrn nieder gesteckt.
Der Kopf flog so hoch, dass sie nur schwerlich dem Drang widerstand, ihren eigenen einzuziehen. Stattdessen ließ sie ihren Blick über das Schlachtfeld gleiten, etwas unentschlossen ob sie sich dazu gesellen sollte. Einen Augenblick später jedoch wurde ihr diese Entscheidung abgenommen. Direkt unter ihr hatte es eine Grünhaut geschafft einen der Reiter vom Pferd zu ziehen und wie es schien war der Mann auf dem Boden weit aus weniger geschickt, als auf dem Rücken des Tieres.
Nicht bereit den Mann wegen ihrer Bedenken sterben zu lassen, zog sie ihre Waffen und sprang. Die Distanz war weit genug um ihre Beine unangenehm prickeln zu lassen, als sie auf dem weichen Waldboden zu stehen kam, nicht jedoch um sie davon abzuhalten den Ork mit ihrem ihrer Schwerter aufzuspießen.
Der Mann wich nur knapp de auf ihn fallenden Kadaver aus und blickte sie mit großen Augen an. Da sie aus dem Nirgendwo aufgetaucht zu sein schien, konnte sie es ihm nicht verübeln.
„Seid ihr unversehrt?"
Seine Mimik veränderte sich schlagartig bis schließlich Erleichterung und Entschlossenheit darauf zu sehen waren. Das anschließende grimmige Nicken genügte ihr als Antwort und bevor er etwas sagen konnte hatte sie sich herum gedreht.
Noch gab es Feinde zu besiegen. Und wie pflegte ihr Onkel immer zu sagen: Nur ein toter Ork war ein guter Ork!
„Wer seid Ihr? Und was treibt ihr so weit hier draußen auf euch allein gestellt?"
Die Orks waren tot. Sie mochten zäh sein, aber gegen die Übermacht der Rohirrim hatten sie keine Chance gehabt. Amárie hatte geholfen so weit sie es vermochte und war nun wie die anderen damit beschäftigt die Kadaver auf einen großen Haufen zu werfen, damit sie die Leichen verbrennen konnten.
Die meisten der Männer warfen ihr neugierige Blicke zu, nickten jedoch respektvoll wenn sie den Blick erwiderte. Sie hatten sie alle mit ihnen kämpfen sehen und auch wenn sie Fragen hatten, wussten sie ihre Hilfe dennoch zu würdigen.
Der Mann der nun an sie ran getreten war schien mit seinen Fragen nicht hinter den Berg zu halten. Mit etwas mehr Schwung als nötig beförderte sie den halben Torso eines stinkenden Uruks auf den Scheiterhaufen bevor sie sich herum drehte.
Der Rohirrim vor ihr war groß, breitschultrig und besaß das ungestüme Erscheinungsbild eines Kriegers nach einer Schlacht. Sein langes blondes Haar war zerzaust, sein Rüstung mit Blut und Dreck bespritzt. Das dicke Leder wies einige Kratzer und Kerben auf die offensichtlich von scharfen Klingen stammten. Sicherlich nicht nur aus dieser Schlacht. Seine Haltung und sein Auftreten ließen keinen Zweifel daran, das er hier das Sagen hatte und das er ihr misstraute.
„Ist das dieser Tage die Art der Rohirrim einen Mitstreiter zu begrüßen? Falls dem so ist, hat sich viel verändert. Und nicht zum besseren!" Entgegnete Amárie, ohne auf die harsch gestellten Fragen des Pferdelords einzugehen. Ihre Haltung war betont locker, doch sie machte sich nichts vor, sie war umzingelt von Rohirrim. Wenn es darauf ankam, hatte sie keine Chance.
Wie nicht anders zu erwarten verzogen sich seine Züge zu einer säuerlichen Miene.
„Sprecht!" Forderte er sie erneut auf und ließ seine Stimme wie eine Peitsche durch die Luft sausen. Einige der Männer hatten aufgehört Kadaver auf den Haufen zu werfen und blickten nun zu ihnen herüber.
„Wieso sollte ich meinen Namen preisgeben, wo ihr mir den euren doch nicht genannt habt?" Fragte sie bissig zurück. Sie hatte auf dem Ast bleiben sollen!
„Mein Name ist Éomer, Éomunds Sohn!" Knirschte er schließlich, wohl mehr von guten Manieren als Willen getrieben. „Nun?"
„Man nennt mich Amárie Rabenschwinge!"
Das erntete ihr nicht mehr als ein abfälliges Schnauben und ließ ihre Augen zu Schlitzen zusammen wandern. „Habt ihr ein Problem was meinen Namen betrifft?"
„Nein, ich dachte nur wie treffend er ist. Schwebt ihr doch wie ein Vogel von Bäumen hinunter und besitzt Haare so schwarz wie die Nacht!"
Amárie konnte beim besten Willen nicht feststellen ob er sie damit beleidigen wollte oder lediglich einige Tatsachen aussprach.
„Was treiben so viele Reiter der Rohirrim abseits der Riddermark?" Wie immer gewann ihre Neugierde die Oberhand. Eine unliebsame aber leider auch schwer zu unterdrückende Eigenschaft.
„Das gleiche könnte ich euch fragen!"
Schulter zuckend sah sie nach einigen Sekunden des Schweigen ein das er in diesem Punkt dickköpfig sein würde. Ohne viel an ihrer ungezwungenen Haltung zu verändern musterte sie ihn und seine Männer ein wenig näher.
Sie alle sahen abgehetzt und mitgenommen aus. So als würden sie schon länger durch die Lande ziehen.
„Ich befand mich auf den Weg nach Rohan als ungünstige Umstände meine Reisepläne etwas erschwerten."
„Orks?" Die Frage kam von dem Mann neben Éomer, der wie sie nun erkannte der gleiche war den sie vor dem Ork gerettet hatte.
„Auch" nickte sie. „Jedoch erst nachdem sie die Sklavenjäger zur Flucht veranlassten!" Bei dem Wort, Sklavenjäger war um sie herum ein Chor unschöner Flüche zu vernehmen und selbst Éomer Gesichtszüge wurden etwas weicher.
„Die Gegend wird immer unsicherer. Selbst vor solcher Brut ist man nun schon nicht mehr sicher!" Schnaufte der zweite Reiter.
„Welches Anliegen treibt euch nach Rohan?" Éomers Blick war wieder schärfer geworden und so wie er ihre Gestalt musterte schien er sich immer noch kein klares Bild von ihr gemacht zu haben. Es blieb abzuwarten ob das gut oder schlecht war.
„Die Waldläufer beobachten viele Dinge und das was sie in letzter Zeit sehen, gefällt ihnen nicht. Orks so wie diese, aber auch Uruk'hai und weitaus finsteres Getier werden häufiger und viele von ihnen scheinen in Richtung eurer Heimat unterwegs. Ich bin hier um euch zu warnen!" Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Nicht das sie sich nicht tatsächlich aus Sorge auf den Weg nach Rohan gemacht hatte, die letzten Monate waren in der Tat beunruhigend gewesen. Nie zuvor war sie auf so viele dunkle Kreaturen gestoßen und die Geschichten von Überfällen, Brandzügen und Morden häuften sich, doch so wie sie es sagte konnte man den Eindruck gewinnen die Dúnedain hätten sie geschickt, was allerdings nicht den Tatsachen entsprach.
„Ihr werdet euch die Mühe umsonst machen. In Rohan weiß man nicht länger wer Freud und Feind ist. Eure Warnung wird auf taube Ohren stoßen."
Stirn runzelnd betrachtete sie den Pferdeherrn der mit so viel Bitterkeit in seiner Stimme über seine eigenen Heimat sprach. Seit langen hielten sich unter den Waldläufern die Gerüchte, dass Théoden, König von Rohan, nicht mehr Herr seiner Sinne war.
„Dann ist es also wahr," murmelte sie und erntete dafür scharfe Blicke, doch keiner wies sie zurecht oder fragte was genau sie damit meinte. Offensichtlich stand es schlimmer um Rohan als sie angenommen hatte. Einer Gefahr von außen konnte man trotzen, die Geschwüre die sich im Inneren der Stadt befanden waren weit aus schwerer auszumerzen.
„Élodain," Éomers Stimme durchbrach ihre Gedanken. „Hol die Pferde. Sie reitet mit uns, wenn wir hier fertig sind!" Befahl er dem Krieger neben sich.
Mit einem Nicken hatte sich dieser herumgedreht, bevor sie etwas sagen konnte.
„Und was macht euch so sicher, das ich gedenke mit euch zu reisen?" Fragte sie, erbost über so viel Dreistigkeit. Andere hätten ihr ein Pferd angeboten sie jedoch nicht gezwungen mitzukommen. Zugegeben, andere hätten sie wohl auch einfach hier draußen stehen gelassen oder schlimmeres.
„Weil ich es sage!" Kam die knappe Antwort.
„Ihr seid nicht mein Herr, ihr habt nicht die Macht mir zu sagen, was ich zu tun habe!"
„Da mögt ihr recht habe, aber ihr seid eindeutig in der schlechteren Position um euch zu weigern, Fálawyn."
Das zog eine Reihe von gedämpften Gelächter mit sich und Amárie war sicher das es genauso viel mit dem Namen zu tun hatte wie mit süffisanten Klang seiner Stimme als er ihr unter die Nase rieb, dass sie zu tun hatte was er wollte.
Das Gewitter das hinter ihrer, nur mühsam aufrecht erhaltenen, Beherrschung aufzog war beinahe fühlbar und es juckte ihr in den Fingern diesem unverschämten Rohirrim zu zeigen, dass sie weit davon entfernt war eine hilflose Frau zu sein. Doch sie ließ es bleiben und streifte ihn stattdessen mit einem vernichtenden Blick, den er lediglich mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte.
Einen Moment später tauchte Élodain wieder auf, mit drei Herrenlosen Pferden im Schlepptau. Offensichtlich hatten die Rohirrim doch Verluste hinnehmen müssen und mit einem schnellen Blick zur Seite stellte sie fest, das die Reiter tatsächlich einen zweiten Scheiterhaufen errichtet hatten. Ihre Wut auf den Pferdeherrn verzog sich schnell und Bedauern machte sich an dessen Stelle breit.
„Herr, diese drei sind ohne Reiter. Doch ich fürchte Nachtschatten wird niemanden tragen können. Die Wunde an ihrer Flanke ist zu tief."
Die Worte des Reiters lenkten ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse vor ihr. Der Rappe hinter ihm hinkte deutlich und sie vermutete das es das selbe Tier war, das von dem Ork gebissen wurde.
Selbst im Halbdunkel konnte Amárie erkennen, das es ein prachtvolles Geschöpf war. Ohne den beiden anderen Pferden einen Blick zu zuwerfen trat sie auf die rabenschwarze Stute zu.
„Ich werde mich um sie kümmern!"
Wieder war ein Schnaufen zu vernehmen und sie brauchte sich nicht herum zu drehen um zu wissen das es Éomer war.
„Ihr werdet einen der anderen reiten." Entgegnete er. „Nachtschatten ist zu schwer verletzt. Ihr werdet uns nur aufhalten und ihr unnötige Schmerzen zufügen."
Élodain schien die angespannte Stimmung zwischen ihnen schlichten zu wollen und suchte nach einem nachvollziehbaren Einwand.
„Nachtschatten ist unbeherrscht und stur, Herrin." Argumentiere er und ignorierte Éomers gemurmeltes da haben sich zwei gefunden geflissentlich. „Hasufel und Arod sind gute Pferde. Sie werden euch keinen Ärger machen."
„Ihr müsst euch keine Sorgen um uns machen." Versicherte sie dem Mann und hielt Nachtschatten ihre Hand vor die Nüstern damit die Stute sich mit ihrem Geruch vertraut machen konnte. Sie machte sich keine Sorgen darum das das Pferd sie nicht akzeptiere würde. Tiere wussten in der Regel ganz genau wen sie zu fürchten hatten und wen nicht.
„Habt euren Willen, Fálawyn aber jammert nicht, wenn ihr nicht Schritt halten könnt." Fauchte Éomer und stapfte davon noch bevor sie anmerken konnte, das er es war der auf ihre Mitreise bestanden hatte und es ihr herzlich egal sein konnte ob sie Schritt halten konnte.
„Ihr müsst ihm verzeihen, Herrin." Es war Élodain der sprach und sie blickte ihn kurz an bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Pferd richtete. „Es ist sonst nicht seine Art, aber die Zeiten sind dunkel und niemand bleibt davon verschont!"
Sie wusste das er recht hatte und sie brauchte sich nur umblicken um mehr als einen Grund zu finden, warum der Pferdeherr solch einen groben Ton an den Tag legte. Die herrenlosen Pferde waren ein weiterer und sie sollte es ihm wirklich nicht nachtragen, dass ihm der Verlust seiner Männer aufs Gemüt schlug.
„Ihr braucht keine Entschuldigung für euren Herrn finden. Ich mag nicht erfreut darüber sein das mir Befehle erteilt werden, aber ich verstehe was ihn dazu treibt." Sowie sie Éomer einschätzte war es nichts weiter als eine gute Portion Misstrauen.
„Herrin," Setzte der Mann erneut an.
„Amárie," unterbrach sie ihn. „Mein Name genügt völlig."
„Danke das ihr mir das Leben gerettet habt, Amárie."
„Gern geschehen." Ihre Finger waren inzwischen bis zu der tief klaffenden Wunde gewandert und sie musste ein paar beruhigende Worte sprechen um Nachtschatten davon abzubringen von ihr weg zu tänzeln. Am liebsten hätte sie die Wunde umgehend geheilt, doch Amárie wusste das das keine gute Idee war. Éomer war unter den gegebenen Umständen schon nicht von ihr begeistert, sie sollte seinen Zorn nicht unnötig heraufbeschwören. Und nirgend womit ging das schneller als wenn man Dinge tat, die nicht einfach zu erklären waren. Das hatte sie schon mehrfach am eigenen Leib erfahren müssen.
Als sechsjährige hatte sie einen sterbenden Vogel im Wald gefunden und ihr Kinderherz hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als das es ihm wieder gut ginge und er fliegen könnte. Sie hatte ihn einsammeln wollen um sich um ihn zu kümmern, doch in dem Moment in dem sie ihn berührte hatte er die Flügel ausgebreitet und war mit laut trillernder Stimme davon geflogen.
Einer der Männer die den Vorfall gesehen hatten, hatte sie als Hexe bezeichnet und sie von da an gemieden wie die Pest, auch wenn sie damals nicht verstanden hatte warum. Schließlich hatte sie doch nichts böses getan. Es war eine Gabe.
Aber wie die meisten Gaben, forderten sie einen Preis. Einen den sie sparsam einsetzten musste. Ihr Onkel hatte es ihr erklärt und ihr das Versprechen abgenommen sorgsam damit umzugehen und sie hatte ihr Versprechen gehalten. Seit dem hatte sie lediglich vier Mal auf diese Art und Weise geheilt und kein Mal hatte sie es bereut.
Statt also ihre Hände auf die Wunde zu legen, begann sie in eine ihrer Gürteltaschen nach etwas zu suchen. Schließlich fand sie die Salbe. Diese betäubte Schmerzen und förderte die Heilung. Zumindest konnte sie das damit vortäuschen.
„Ihr seid Heiler?"
„Nein, aber ich weiß einfache Wunden zu versorgen!" Nach einem Augenblick drehte sie sich herum. „Habt ihr Wunden die versorgt werden müssen?" Es war immer eine gute Idee sich mit denen gut zu stellen auf die man angewiesen war. Und es wäre sicherlich angenehmer mit einer Gruppe von Rohirrim zu reisen die sie mochten, als mit welchen die sie nur als unnötige Belastung ansahen.
„Nein. Aber einige der Männer sind verletzt worden."
„Sobald ich hier fertig bin, werde ich es mir ansehen!" Nickte sie und strich die Salbe dünn auf die Bissverletzung während sie gleichzeitig ihre Gabe einsetzte. Sie würde nach und nach den Prozess wiederholen müssen damit niemand Verdacht schöpfte. Aber auch wenn die Wunde äußerlich weiterhin sichtbar sein würde, sollte die Stute nicht mehr viel davon spüren.
Das leise Wiehern von selbiger ließ sie zufrieden lächeln. Offensichtlich funktionierte es.
„Danke Her- Amárie."
Eine halbe Stunde später waren beide Scheiterhaufen lichterloh am brennen, jedoch nicht groß genug um eine Gefahr für den Wald darzustellen.
Und während Amárie die wenigen Wunden der Männer versorgt hatte waren die anderen eifrig dabei gewesen ihren Aufbruch vorzubereiten.
Offensichtlich gedachten die Rohirrim noch ein oder zwei Stunden weiter zu reiten und dann ihr Lager für die Nacht aufzuschlagen. So weit entfernt wie möglich von stinkenden Orkleichen und den toten Körpern ihrer gefallenen Kameraden.
Hungrig und müde schwang sich die Waldläuferin auf ihr neues Pferd das geduldig stehen blieb, bis sie Platz im Sattel gefunden hatte. Es war einige Zeit her das sie geritten war und sie hoffte inbrünstig das sie am nächsten Morgen keinen Muskelkater in den Beinen haben würde. Amárie konnte weder die Einschränkung ihrer Bewegung noch den Spott der Pferdeherren gebrauchen.
Und obwohl die meisten von ihnen dankbar zu sein schienen, dass sie sich um ihre Wunden gekümmert hatte und ihnen gegen die Orks zur Seite gestanden hatte spürte sie jetzt doch deutlich die Blicke der Männer auf sich. Jemand der es nicht schaffte alleine auf ein Pferd zu klettern und dies zu reiten, hatte bei den Rohirrim weniger Chancen als ein Zwerg unter Elben.
Keine ihrer Fähigkeiten würde diesen Makel ausgleichen können und sie konnte sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen als sie sich ins Gedächtnis rief, das sie sehr wohl reiten konnte. Kaum so gut wie einer der Pferdeleute, aber wer konnte das schon?
Jedenfalls würde es genügen um nicht zum Gespött zu werden.
Sie durfte wohl sagen, das sie sich recht gut gehalten hatte. Doch als sie die Schritte der Pferde ein paar Stunden später langsamer werden spürte, konnte sie es kaum erwarten endlich wieder festen Boden unter ihren Füßen zu spüren.
Seit sie los geritten waren hatte sie mit niemanden mehr gesprochen und auch jetzt als sie damit beschäftigt war Nachtschatten abzusatteln und zu versorgen spürte sie keinen Drang dazu. Stattdessen versuchte sie sich nützlich zu machen und den Männern beim Lageraufbau zu helfen, immer darauf bedacht Éomer aus dem Weg zu gehen. Hin und wieder konnte sie ihn Befehle donnern hören und sie legte keinerlei Wert darauf in die Schusslinie seiner schlechten Laune zu geraten. Sie kannte ihr eigenes Temperament gut genug um zu wissen, das es schlecht enden würde. Höchstwahrscheinlich schlecht für sie selbst, hatte der Rohirrim nicht nur mehr zu sagen als sie sondern offensichtlich auch ein Talent ihr Gemüt an zustacheln.
Ihre Bemühungen waren vergeblich wie sie bald feststellte.
„Amárie, Lord Éomer wünscht euch zu sprechen."
Jetzt war er also schon ein Lord?
Élodain führte sie zu einer der Feuerstellen deute ihr an auf einer der Steine Platz zu nehmen. Es sah furchtbar unbequem aus, aber sie setzte sich trotzdem und schenkte Élodain ein riesiges Lächeln als er ihr eine Minute später eine Schale mit Brot und Käse reichte.
Essen! Bei den Valar, ihr Magen zog sich bei dem Anblick beinahe schmerzhaft zusammen und sie musste sich zusammen reißen nicht wie eine Barbarin über die Speisen herzufallen.
Éomer gestattete ihr wenigstens, erst in Ruhe zu speisen bevor er ein weiteres Mal begann sie mit Fragen zu löchern. Die meisten waren leicht beantwortet. Auf einige davon wusste sie jedoch beim besten Willen keine Antwort und wieder andere trieben ihr die Röte vor Wut in die Wangen. Eine jedoch führte dazu das sie wutentbrannt aufsprang.
„Spion Isengards?" Fauchte sie. „Ich glaube ihre seid zu oft vom Pferd gefallen und habt euch euren Kopf einmal zu oft angestoßen."
„Hütet eure Zunge wenn ihr nicht wollt, das herausgeschnitten wird!" Schnauzte er zurück und selbst aus den Augenwinkel konnte sie erkennen, das Élodain überrascht von der Reaktion seines Herren war.
„Wieso? Damit ihr mir weiterhin Unterstellungen und Beleidigungen entgegen schleudern könnt, ohne das ich mich zu verteidigen vermag?" Fragte sie erzürnt ohne einen Deut zurück zu weichen. „Wie ich sehe ist König Théoden nicht der einzige der nicht vermag Freund von Feind zu unterscheiden! Ich habe Seite an Seite mit euch gegen die Uruks gekämpft, eure Männer geheilt und keine Schwierigkeiten gemacht, was verlangt ihr noch als Beweis das ich auf eurer Seite stehe?"
Hilfe kam dieses Mal in unerwarteter Form, nämlich in der seiner Männer die ihre letzten Aussagen bekräftigten, sowie Élodain der erwähnte das sie ihm das Leben gerettet hatte.
Offensichtlich unzufrieden in die Defensive gedrängt zu werden, aber unfähig sich den Worten seiner Männer entgegen zu stellen seufzte er schließlich und befahl den Umherstehenden sie alleine zu lassen.
Als er sich selbst wieder auf seinen Platz sinken ließ, wirkte er schlagartig um Jahre gealtert.
„Was ist los in Rohan, das ihr einer einzelnen Frau so großes Misstrauen entgegen bringen müsst?" Fragte sie vorsichtig und zu ihrem Erstaunen antwortete er.
„Mein König ist nicht mehr Herr seiner selbst. Dunkle Mächte haben von seinem Verstand Besitzt ergriffen, so das er nicht länger den rechten Weg zu finden weiß. Rohan ist in Gefahr während er tatenlos zusieht!"
„Aber was ist mit euch? Mit euren Männern?"
„Wir stehen weiterhin treu zu unseren König, aber wir sind nicht länger willkommen in der Heimat unserer Väter. Wir sind geächtet!" Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, erhob er sich und kehrte ihr den Rücken zu. „Wir brechen früh auf. Ihr solltet euch ausruhen!" Damit ließ er sie am Feuer mit ihren Gedanken allein.
Wenn sie ihn richtig verstand, sah es um Rohan wesentlich schlimmer aus als sie angenommen hatte.
28 Februar – 1. März 3019 D.Z. (nördlich vom Fangornwald)
Wie Éomer ihr gesagt hatte, brachen sie früh am nächsten Morgen auf. Doch Amárie war ihr Leben lang nichts anderes gewohnt als mit den ersten Strahlen der Sonne den Tag zu beginnen. Noch bevor viele der anderen die Augen aufschlugen, hatte sie bereits ihr Lager, das Élodain ihr zugewiesen hat, geräumt und ihr Pferd gesattelt und noch einmal nach der Wunde geschaut.
Ein Reiter der auf den Namen Lywen hörte, reichte ihr einen Kanten Brot und ein wenig Käse was sie mit einem dankenden Nicken entgegen nahm. Sie verspeiste den Käse und die Hälfte des Brotes, bevor sie ich wieder Nachtschatten zu wandte. Die verbleibende Hälfte brach sie entzwei und verwahrte eine davon in ihrer Tasche während sie die andere der Stute darbot, die sich nicht zwei mal bitten ließ die Delikatesse zu verspeisen.
„Und ihr glaubt, Bestechung wird euch ihre Freundschaft einbringen?" Aus einem Grund den sie selber nicht verstehen konnte, war sie nicht erstaunt Éomers Stimme hinter sich zu vernehmen. Doch auch wenn seine Worte nicht nett waren, fehlten ihnen doch der unterschwellig feindselige Tonfall des Vorabends.
„Nein aber meine Zuneigung wird es!" Antwortete sie ohne sich die Mühe zu machen sich herum zu drehen. Nachtschatten schnaubte bestätigend und sie tätschelte ihr grinsend den Hals.
„Hat sich jemand jemals die Mühe gemacht, euch mitzuteilen, dass ihr recht unverschämt seid?" Noch immer fehlte jeglicher bedrohlicher Unterton, da war lediglich missfallen. Offensichtlich war er es nicht gewohnt das man ihn nicht beachtete.
„Ich scheine mich lediglich der Gesellschaft anzupassen. Ich denke andere brauchen nicht fürchten, das der Zustand von Dauer ist!" Doch plötzlich wurde sie herumgedreht und starrte gegen eine Leder bekleidete Brust, bevor sie ihren Schreck überwinden konnte, hatte Éomer ihr eine Hand unters Kinn gelegt und zwang sie ihn an zu blicken.
„Ihr, Fálawyn seid vorlauter als euch gut tut."
„Und ihr ungehobelter als euch zusteht!" Knirschte sie zurück.
„Fordert mich nicht heraus!"
„Wenn ich mich recht erinnere, seid ihr es der unentwegt nichts anderes tut als mich herauszufordern!" Entgegnete sie hitzig und packte ihm am Handgelenk. Sie macht sich nicht die Mühe seine Hand fort zu ziehen, es genügte ihn wissen zu lassen das er sie nicht herum schubsen konnte wie es ihm gefiel. „Wenn ihr meinen Respekt wollt, werdet ihr ihn euch verdienen müssen! Einschüchterung wird euch nicht weit bringen!"
Das schien ihn schließlich zum nachdenken zu bewegen. Zumindest zog er sich ein Stück zurück. „Ihr seid eine seltsame Frau." Unwillkürlich versteifte sie sich.
„Warum bedeutet anders zu sein immer gleich seltsam!"
„Ich habe niemals behauptet das es etwas schlechtes sei!"
Dieses Mal war sie es die schnaufte. „Dann sollte ihr an eurem Ton arbeiten." Bevor er jedoch etwas erwidern konnte sprach sie weiter. „Werde ich euch weiterhin begleiten?"
Ein nicht zu identifizierender Ausdruck huschte über seine gut geschnittenen Gesichtszüge. Schließlich zuckte er mit den Achseln. „Meine Männer berichten ihr seid eine gute Kämpferin. Offensichtlich könnt ihr reiten und wisst euch in einer Gruppe zurecht zu finden ohne euch zu beklagen."
„Bietet ihr mir einen Platz in euren Reihen an?"
„Man kann sich seine Mitstreiter dieser Tage nicht aussuchen." Brummte er und Amárie konnte sich nur mit Mühe davon abhalten die Augen zu verdrehen.
„Nein offensichtlich nicht!" Erwiderte sie trocken.
Bevor er etwas darauf sagen konnte, war ein lautes Räuspern hinter ihnen zu vernehmen und erst jetzt fiel Amárie auf wie dicht sie immer noch beisammen standen. Éomer schien das auch bemerkt zu haben und trat hastig einen Schritt zurück.
„Herr, wir sind bereit aufzubrechen!" Teilte ihm einer seiner Männer mit, der sich offensichtlich unwohl fühlte und seinen Blick hastig zwischen ihnen hin und her pendeln ließ.
„Gut!" Die Antwort schien dem Rohirrim zu genügen und mit einem hastigen Nicken suchte er das Weite. Bevor Éomer selbst sein Pferd aufsuchte, drehte er sich noch einmal zu ihr herum. „Was den Respekt angeht. Ich hoffe euch ist bewusst, das das auf Gegenseitigkeit beruht!"
Damit war er ein weiteres Mal fort, doch dieses mal machte sich ein Grinsen auf ihren Gesicht breit.
Sie waren noch nicht lange unterwegs und ritten weiter Richtung Norden, als plötzlich die Stimme eines Mannes über den Hügel zu hören war.
„Ihr Reiter von Rohan, was gibt es neues in der Mark?" Über den Lärm der Pferde, war er kaum zu verstehen, doch Éomer der an der Spitze ritt hatte ihn offensichtlich vernommen und gab Befehl zu wenden. Amárie folgte den Beispiel der anderen und bildete einen Kreis um die drei Fremden die aus ihrem Versteck getreten waren und nun, umzingelt von der Reiterschar, mit Speeren bedroht wurden. Eine der Gestalten erkannte sie sofort und war plötzlich froh weiter hinten in der Gruppe zu verweilen. Sie hatte wirklich keine Ahnung wie sie ihm ihre Anwesenheit erklären könnte, sollte er sie unter den Rohirrim entdecken. Sicherheitshalber zog sie sich die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht.
Aber Aragorn war nicht alleine. Mit ihm reisten ein Zwerg und ein Elb. Es war wahrscheinlich die merkwürdigste Gruppe Reisende die sie je zu Gesicht bekommen hatte.
„Was treiben ein Elf, ein Mensch und ein Zwerg hier in der Ridermark? Sprecht!" Offensichtlich besaß Éomer grundsätzlich einen harschen Ton mit Fremden und nicht nur ihr gegenüber. Irgendwie ließ sie das besser fühlen.
„Gibt mir euren Namen, Pferdeherr, dann werde ich euch meinen nennen," entgegnete der Zwerg der augenscheinlich eben so begeistert war von Éomers Tonfall wie sie gewöhnlich.
Sehr zum Unglück des Zwerges schien sie heute früh jegliche Geduld die Éomer eventuell besaß, bereits aufgebraucht zu haben. Mit eiserner Miene warf er Élodain seinen Speer zu und sprang vom Pferd hinunter. Sie konnte sehen wie Aragorn dem Zwerg einen Arm auf die Schulter legte, als der Pferdeherr auf sie zu marschierte und den rotbärtigen Zwerg mit wütendem Blick fixierte.
„Ich würde euch den Kopf abschlagen Zwerg, wenn er nur etwas höher über den Erdboden ragte."
Schnell wie der Wind war plötzlich ein Pfeil auf ihn gerichtet. „Ihr würdet sterben ehe ihr zum Streich ausholt!" Drohte der Elb und seine Mimik ließ keinen Zweifel das er es ernst meinte. Die näher rückenden Rohirrim jedoch auch nicht. Von Éomer einmal ganz zu Schweigen.
In dem Versuch die eskalierende Situation zu schlichten senkte Aragorn den Bogen des Elben der sich etwas widerwillig schließlich fügte.
„Ich bin Aragorn, Aratorns Sohn. Das ist Gimli, Glóins Sohn und Legolas aus dem Waldlandreich. Wir sind Freunde Rohans. Und Théodens, eures Königs!" Beteuerte der Waldläufer nachdem er sie alle vorgestellt hatte.
„Théoden vermag nicht länger Freund von Feind zu unterscheiden," und Amárie wusste das Aragorn damit einen empfindlichen Punkt getroffen hatte. In einer fließenden Bewegung nahm Éomer sich schließlich den Helm ab und offensichtlich genügte das um den Männern zu signalisieren die Speere zu heben. „Selbst seine Sippe erkennt er nicht."
Sippe? Amáries Augen wurden groß für einen Moment bevor sie sie frustriert zusammen kniff. Natürlich, musste sie sich gleich mit einem Mitglied der Königsfamilie auf Kriegsfuß stellen, dachte sie. Allerdings erklärte das sein herrisches Auftreten ebenso wie seine unangefochtene Autorität unter den Männern.
„Saruman hat den Geist des Königs vergiftet und fordert die Herrschaft über dieses Land. Meine Herrschaar besteht aus jenen die treu zu Rohan stehen. Dafür wurden wir verbannt." Erklärte er bevor er fort fuhr. „Der weiße Zauberer ist listenreich. Er erscheint hier und dort, heißt es. Als alter Mann in Kapuze und Mantel. Und überall schlüpfen seine Spitzel durch unsere Netze."
Das ließ sie die Augen wieder öffnen. So deutlich war er mit ihr gestern Nacht nicht gewesen.
„Wir sind keine Spitzel," protestierte Aragorn und sie konnte sich schwerlich ein Schnaufen verkneifen. Als würde sich Éomer davon überzeugen lassen. „Wir verfolgen eine Horde Uruk'hai westwärts über die Ebene!" Unbeabsichtigt streifte ihr Blick Élodains der genau wie sie fragend eine Augenbraue in die Höhe wandern ließ.
„Sie haben zwei unserer Freunde gefangen genommen!"
„Die Uruks sind vernichtet. Wir erschlugen sie in der Nacht."
„Aber da waren zwei Hobbits. Habt ihr unter ihnen zwei Hobbits gesehen?" Drängte der Zwerg und ihre Augenbraue wanderte immer höher. Zwerge, Elben und jetzt auch noch Hobbits?
„Sie wären klein gewesen – nur Kinder in euren Augen!" Aragorns Stimme hatte einen verzweifelten Unterton bekommen und Éomer streifte ihn mit einem mitleidigen Blick.
„Wir ließen keinen am Leben. Die Kadaver legten wir auf einen Haufen und verbrannten sie." Schüttelte der Pferdeherr den Kopf, doch Amárie überlegte. Hatte sie einen Hobbit gesehen? Etwas ungewöhnliches? Sie war ihnen nahe auf den Fersen gewesen, aber doch nicht so nah, das sie alles hätte sehen können. Nein sie konnte beim besten Willen nicht sagen, das sie Halblinge gesehen hätte. Andererseits hatte sie natürlich auch nicht darauf geachtet und hatte nicht nach Gefangenen Ausschau gehalten.
„Sie sind tot?" Der entsetzte Tonfall des Zwergs ließ selbst Éomer betrübt den Blick abwenden bevor er nickte. „Es tut mir leid!" Doch auch sein Beileid konnte das Grauen auf den Gesichtern der drei nicht mildern.
„Hasufel! Arod!" Rief Éomer und die beiden herrenlosen Pferde die sie abgelehnt hatte kamen angelaufen, nach dem er einen grellen Pfiff ausstieß. Er drückte Aragorn die Zügel in die Hand, während der Elb nach den anderen griff.
„Mögen euch diese Pferde einen besseren Schicksal entgegen tragen als ihren letzten Herren." Damit war für ihn die Unterhaltung beendet und nach einem letzten scharfen Nicken, drehte er sich herum, setzte seinen Helm auf und schwang sich auf sein Pferd.
„Sucht nach euren Freunden, aber macht euch keine Hoffnung. Die ist verloren in diesem Land." Wie schon am Abend zuvor konnte sie einen anderen Mann aus ihm sprechen hören. Einen der jede Hoffnung aufgegeben hatte und den Kummer und Leid auf zu fressen schienen.
„Wir reiten nordwärts!"
Betrübt wendete sie ihr Pferd und folgte den anderen während sie feststellte das ihr ein schlecht gelaunter Éomer alle Male lieber war als ein gebrochener.
TBC
