Ich sags nur einmal, denn es gilt für die ganze Geschichte: alles gehört J.K. Rowling, ich habe mir die Charaktere und das ganze Drum und Dran bloss ausgelehnt, um ein bisschen zu spielen. Ausserdem verdiene ich kein Geld mit der Story.
1. KAPITEL
Hermione lag in ihrem Bett im Haus Nummer 12 Grimmauld Place und lauschte auf die Atemzüge der jungen Frau, die mit ihr das Zimmer teilte. Als der Atem von Ginny Weasley regelmässig und tief wurde, erhob sich Hermione leise und schlich zum Fenster. Sie teilte den bodenlangen, schweren Vorhang in der Mitte gerade so weit, dass sie hindurchschlüpfen und ans offene Fenster treten konnte. Eine Weile verharrte sie still, erneut auf die Atemzüge ihrer Freundin konzentriert, bevor sie langsam auf das Fensterbrett kletterte und schliesslich ganz in dem hohen Fenster stand. Obwohl sowohl Ginny als auch Harry und Ron von ihrer ansonsten geheimen Fähigkeit wussten, machte sie nach wie vor lieber ohne Zeugen von ihr Gebrauch. Und diese Nacht war ausgesprochen geeignet. Der warme Sommerwind zog sachte an ihrem grossen T-Shirt, das ihr als Nachthemd diente und der Himmel war klar und von Sternen übersäht. Erneut sammelte sie ihre Konzentration, doch richtete sie sie diesmal auf den Zauberspruch, der die Verwandlung einleiten würde. Endlich murmelte sie den Spruch und fühlte sogleich, wie sie zu schrumpfen begann. Noch immer staunte sie darüber, dass dieser Vorgang, der sämtliche Körperteile verformte, hier etwas davon nahm und da etwas dazugab, nicht schmerzte. Als die Verwandlung abgeschlossen war, verharrte Hermione reglos, um sich an ihre neue Form und die damit verbundenen Wahrnehmungen zu gewöhnen. Momente später breitete sie ihre ledernen Flügel aus und schoss in die Nacht hinaus. Sie hatte sich mittlerweile mit dem Ortungssystem angefreundet und war so fluggewandt, dass sie auch von einem Kenner kaum mehr von den echten Fledermäusen unterschieden werden konnte.
Es war bereits spät, als Hermione am nächsten Morgen aufwachte. Das ganze Haus lag still und sie beschloss, sich mit dem Aufstehen Zeit zu lassen. Ginny, Harry und Ron waren schon früh zusammen mit Alastor Moody und Tonks als Leibwache zu den Halbfinalen der europäischen Quidditch-Meisterschaft gereist und würden erst am Abend zurückkehren. Vor ihr lag also ein durchwegs ruhiger Tag, den sie mit Lesen zu verbringen gedachte. Am Nachmittag würde zwar ein Treffen des Ordens des Phoenix' stattfinden, doch damit hatte sie nichts zu schaffen. Harry hatte das grosse Haus nach Sirius' Tod vor gut zwei Jahren geerbt und fühlte sich geehrt und verpflichtet, es weiterhin dem Orden für die geheimen Treffen zur Verfügung zu stellen, allerdings unter der Bedingung, dass er und seine Freunde Teile der Ferien hier verbringen durften. Letzte Woche, vierzehn Tag vor Schulbeginn, hatten sie sich wieder hier getroffen. Harry war wie immer erleichtert gewesen, endlich den Dursleys zu entkommen, auch wenn er jetzt wusste, wie wichtig sein Aufenthalt dort war. Ron und Ginny mussten sowieso nie zweimal dazu aufgefordert werden, sich zu Harry zu gesellen und sie selber genoss das Zusammensein mit ihren Freunden ohne den drückenden Schulstress im Nacken sehr, auch wenn sie sich durchaus bewusst war, dass sie sich anders entwickelt hatte als die drei. Harry und Ron hatten zu Beginn des sechsten Schuljahres noch versucht, sie von ihren verstaubten Büchern aufzustöbern und zu allerlei Schabernack zu animieren, doch nach einem Monat konsequenter Weigerung hatten sie eingesehen, dass da wohl nichts zu machen war. Hermione hatte bereits in den Ferien zuvor beschlossen, den weniger dichten Stundenplan des sechsten Jahres – nach den O.W.L.'s wurden nur noch sechs Fächer belegt – zur unabhängigen Wissensvermehrung und für eigene Projekte zu nutzen. Angesichts des schwelenden Krieges war es ihr schwer gefallen, unbeschwert irgendwelche Flausen auszuleben. Natürlich hatte sie verstanden, dass die beiden die Zeit bis zum nächsten Kampf möglichst geniessen wollten, ohne allzu viele Gedanken an die tödlichen Gefahren zu verschwenden und sie hatte auch eingesehen, dass all die vergleichsweise harmlosen Dummheiten Harry vom Verluste Sirius' ablenkten, aber sie hatte nur noch selten wirklich Lust verspürt, die kostbaren freien Minuten mit herumtollen zu verbringen. Deshalb hatte sie auch Harry von der Notwendigkeit, sein Occlumency-Training wieder aufzunehmen, zu überzeugen versucht. Nach Wochen der Hartnäckigkeit war es ihr dann gelungen und da Snape sich weigerte, Harry wieder zu unterrichten, hatte Dumbledore persönlich diese Aufgabe übernommen. Und nun stand also der Beginn des letzten Jahres in Hogwarts vor der Türe. Hermione war, wie viele andere auch, sicher, dass Voldemort irgendwann in diesem Jahr zur finalen Schlacht ansetzen würde. Das letzte Jahr war zu ruhig verlaufen und bestimmt bloss die Ruhe vor dem Sturm gewesen.
Hermione seufzte tief, streckte sich und rutschte aus dem Bett. Sie wechselte ihr Nacht-Shirt gegen ein etwas engeres, dunkelrotes T-Shirt aus und schlüpfte in ein paar leinene, knielange, schwarze Shorts. In ihre Schultasche packte sie Sonnenbrille, Bücher, Papier und Feder ein und gelangte nach einem kurzen Umweg durch die Küche in den kleinen Garten. Dort setzte sie sich unter ihren Lieblingsbaum und begann mit ihrer Lektüre.
