CONFESSION
Ich sehe in seine feuchten Augen. Liebevoll und begehrend blicken sie in meine. Die wenigen Zentimeter, die unsere Gesichter von einander trennen, laden sich auf: Neugier, Ungeduld, Hitze. Nichts nehme ich mehr wahr, von dem was um mich herum passiert. Mir ist es egal wo ich bin, wer ich bin und was ich sein soll. Mich interessiert nur das hier und jetzt. Das Jetzt. Das Sofort. Die wenigen Sekunden, die mich in eine andere Welt heben. Eine Welt ohne Verpflichtung, eine Welt ohne Bindungen, eine Welt in der ich selbst entscheide, in der ich frei bin. Endlich frei.
Seine Lippen formen Wörter, ich kann sie nicht hören, doch ich fühle sie. All seine Liebe, all sein Verlangen überbrückt die physische Distanz und strömt in mich hinein. Ich fühle, wie sie zuerst meine Wangen, dann meinen Kopf erhitzt, wie sie kalte, aufregende Schauer über meinen Rücken jagt und wilde Schmetterlinge in meinen Bauch zaubert. Ja, sie zaubert. Diese Liebe bezaubert mich, sie fühlt sich so wundervoll, so unerforscht an. Ich möchte sie testen, sie an mich lassen. Wenn auch nur für diese wenigen Sekunden, die es uns erlaubt diese Liebe auszukosten.
Ich kann seine starke Hand in
meinem Rücken spüren. Leise und unbemerkt hat sie sich mir genähert
und meine Haut wird heiß und protestiert dort, wo sich unserer
Körper berühren. Sie hält mich fest, sie ist bestimmend, sie
kontrolliert, denn sie lässt es nicht mehr zu, dass ich aus diesem
kurzen Augenblick entfliehe. Aber ich genieß es. Nie würde ich
diese Chance aus meinem goldenen Käfig auszubrechen, verpassen.
Nicht mit ihm.
Es fühlt sich an wie der erste Flügelschlag in
die Freiheit, in die Selbstbestimmung. Leise hauche ich seinen Namen
ohne zu wissen, ob er es hört.
Jetzt.
Jetzt ist es soweit. Ich kann seinen warmen, lieblichen Atem fühlen.
Er lullt mich ein und legt sich sanft über meine Haut. Es ist als
würde er mich umschließen und mit dieser Liebe noch enger verbinden
als es jemals möglich sein wird. Meine Lippen werden heiß, ich
werde heiß. Ich fühle mein Herz rasen, vor Aufregung und Wollen.
Ich will. Ich will.
iBeeil dich/i, sonst ist es zu
spät. Sonst werden wir uns verabschieden ehe wir uns vereinigen
konnten. In ein und demselben Moment dasselbe zu denken, dasselbe zu
fühlen, dasselbe zu wollen.
Seine
Lippenspitzen streicheln meine Haut, so sanft und so weich, wie es
nur diese sein können. Nur seine. Nur seine. Behutsam, so zärtlich
bedecken sie meine Wangen. Mein Körper gibt nach, doch ich falle
nicht, denn er hält mich. Stark und beschützend. Ich schwebe und
meine Welt verschwindet. Endlich. Eine neue Welt begrüßt mich. Sie
ist so zauberhaft, so unbestimmt. Sie lädt mich ein und heißt mich
willkommen. Es ist seine Welt. Ich liebe sie, denn sie macht mich
glücklich.
Ich wünschte dieser Augenblick würde nie vergehen.
iLass uns doch für immer so verharren!/i Man soll uns
einfrieren, uns und diese Gefühle. Sie sind so stark, so
unverwundbar, aber sie sind nicht für die Ewigkeit bestimmt.
iNein,
lass nicht los!/i schreit mein Herz und mein Körper als sich
die Distanz wieder gewaltsam zwischen uns drängt. Meine Welt nimmt
mich wieder in ihren Besitzt und kettet mich an. Nie wieder will sie
mich loslassen. Nie wieder.
Ich keuche, ich weine. Meine Wangen
sind noch immer rot von der Hitze, von der Berührung.
iKomm
zurück!/i schreie ich innerlich iLass mich nicht
alleine!/i Aber ich verharre still. So einsam, so verlassen war
ich noch nie, denn ich weiß er wird nie wieder zu mir zurück
kehren. Denn er darf nicht, denn ich darf nicht.
Ein letztes Mal spreche ich seinen Namen mit Liebe aus. Ich hoffe, er kann meine Enttäuschung hören. Ich hoffe, er weiß nun wie viel er mir bedeutet. Wie fest er sich an mein Herz gebohrt hat und wie herzlich es ihn aufgenommen hat. Er hat einen festen Platz darin, für immer. Doch keiner außer ihm wird es je ehrfahren.
„Seiya!", seufze ich. iIch liebe dich!/i
