Titel: Nackt
Disclaimer: Die Figuren gehören J. K. Rowling, ich leih sie mir nur aus. Die Idee zu dieser Story basiert auf einem Roman von Doris Dörrie. Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld etc. pp
Inhalt: Würdet ihr euren Partner mit verbundenen Augen wieder erkennen? Eine Wette mit Folgen. Hermine & Snape. Harry & Ginny. Ron & Lavender.
Genre: Romance/ Humor
Rating: K
A/ N: Da „Nackt" einer meiner Lieblingsfilme ist, kam mir die Idee, dass Ganze ein wenig anders zu verpacken. Keine Sorge, mit „Verlorene Zeit" wird es auch bald weitergehen. Mir fehlt im Moment nur ein wenig die Inspiration (Reviews könnten helfen gg).
oOoOo
Das Klopfen an der Tür drang erst in Hermines Bewusstsein, als der ungeduldige Besucher schon aufgegeben hatte. Sie bahnte sich einen Weg durch Bücherberge, Papierstapel, leere Kaffeetassen, achtlos über den Boden verteilt.
„Professor."
Er war schon auf halbem Weg die steile Wendeltreppe hinunter, blickte griesgrämig zu ihr hinauf.
„Und ich dachte schon, Sie würden nicht öffnen."
„Höre ich da eine stille Frustration heraus, dass ich doch geöffnet habe, Professor Snape?"
„So still ist die gar nicht."
Er drängte ich an ihr vorbei in die kleine Einzimmerwohnung.
„Oha, Miss Granger, Sie erstaunen mich immer wieder aufs neue. Hier sieht es ja beschissen aus. Sie sehen beschissen aus."
Er drehte sich ruckartig zu ihr um, musterte sie ein wenig besorgt. Sie war schmaler geworden. Ihre braunen Augen wirkten ein wenig glasig, so als hätte sie Fieber und seit sie sich die Haare glätten ließ, hingen sie schlaff auf ihre Schultern herab. In ihrem orangen Spagettiträgertop und der khakifarbenen Dreiviertelhose sah sie zugegebenermaßen noch immer gut aus, aber von ihrem Gesamtbild ging eine stete Erschöpfung aus.
„Ganz in schwarz, Professor. Ich sehe, Sie sind immer noch der Alte."
„Wenn Sie wüssten."
Hermine überging seine Bemerkung, griff stattdessen nach ihrer Jacke.
„Gehen wir!"
„Miss Granger, ich habe genauso wenig Lust wie Sie auf diesen Abend, aber wenn Sie dort erscheinen, dann doch bitte nicht so."
„Wie soll ich denn erscheinen?", kam die trotzige Erwiderung von Hermine.
Snape zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht so, dass man Ihnen nicht sofort ansieht, wie scheiße es Ihnen geht. Potter wird denken Sie wären in der Gosse gelandet."
„Nein, mir geht's klasse!", kam es sarkastisch zurück.
Sie hatte Voldemort heil überstanden, ihre Freunde lebten. Was bedeutete es schon, dass der Krieg sie zur Vollwaisen gemacht hatte? Für Snape war es einfach. Er hatte niemanden, den er durch den Krieg hätte verlieren können. Er hatte gewonnen, war rehabilitiert worden und Potter als gefeierter Held, hatte endlich Frieden mit seinem Erzfeind schließen können. Und jetzt waren Sie zum Abendessen bei Harry und Ginny eingeladen, die kurz nach dem Krieg geheiratet hatten und seitdem das perfekte Leben zu führen schienen. Harry und Ginny, Ron und Lavender. Hermine fühlte sich einsam, wenn sie an all die glücklichen Paare dachte. Sie steckte als angehende Heilerin immerzu in einem Berg von Arbeit, hoffte, dass der Tag vorbei ging, um dann ins Bett zu kriechen, sich ihrer Einsamkeit bewusst zu werden und auf den nächsten Tag zu warten.
„Was ist damit?"
Snape hielt ihr ein schwarzes Kleid vor die Nase, das auf einem Stuhl gehangen hatte. Hermine rümpfte die Nase.
„Schwarz? Das ist doch keine Beerdigung."
Ein Schulterzucken.
„So können Sie jedenfalls nicht gehen. - Ich weiß was."
Er schwenkte seinen Zauberstab, verwandelte das schwarze Kleid in einen olivgrünen Kordrock mit passendem Blaser.
„Dafür bin ich zu jung", kommentierte Hermine Snapes Klamottenwahl.
Dieser schwenkte nun wiederum den Zauberstab, brachte mit einem Schmunzeln ein gelbes Sommerkleid mit weißer Schleife zu Tage, das an den knien weit abstand.
„Dafür sind Sie nicht zu jung, oder Miss Granger?"
Sie warf ihm einen Blick zu, der seinem Todesblick in nichts nachstand.
„Ich geh mich umziehen."
Keine zehn Minuten stand sie vor ihm. Das Kleid sah aus, wie aus den Siebzigern und sie kam sich verkleide vor. Aber sie würde Snape nicht die Genugtuung geben, das Kleid abzulehnen und so trat sie direkt vor ihn und richtete den Kragen seines schwarzen Hemdes. Er sah ihr aufmerksam zu, registrierte jede ihrer Bewegungen. Sie konnte seinen warmen Atem an ihrer Hand spüren. Das war zu nah. Bilder tauchten auf, Bilder an eine gemeinsam Nacht, nach dem Ende des Krieges. Sie waren alle so glücklich gewesen. Hatten gelacht, getanzt, gefeiert, getrunken – sich in den Armen gelegen. Es sollte nur eine Umarmung sein. Und dann wurde mehr daraus, soviel mehr. Hermine und Severus hatten es kaum noch in die Kerker geschafft, da hatten sie sich schon die Kleider vom Leib gerissen. Wollten fühlen, dass sie noch lebten, wollten die Wärme spüren, die der Krieg ihnen entzogen hatte. All das Blut, das vergossen worden war, all die Toten. Severus war nicht der, den sie wollte, doch in diesem Moment war es egal. Er sollte sie halten, ihr beweisen, dass sie noch existierte. Und er tat es mit einer Leidenschaft, von der sie nicht wusste, dass er sie besaß.
Hermine verscheuchte die Bilder, merkte, wie ihre Hände an seinem Kragen zu zittern begannen.
„Ach, mach das doch selber."
Er zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie waren also wieder beim Du angelangt.
„Denkst du noch manchmal an uns."
Ein untypische Frage für ihn, aber er hatte so viele Jahre darüber nachgedacht, musste es einfach wissen.
„An was? – Natürlich denke ich noch daran."
Sie seufzte schwer, band ihr braunes Haar im Nacken zusammen.
„Es ist nur passiert, weil Ron mit Lavender zusammen war und du niemanden hattest, der dich zu sich lässt. Was soll's. Es ist halt passiert."
Irrte sie sich, oder war da Enttäuschung in seinen Augen zu lesen. Sie musste es wissen.
„Gab es jemanden, seitdem wir..."
Er wiegte den Kopf, gab aber keine Antwort.
„Und bei dir?"
„Mmh."
„Erzähl!"
„Lass doch! Es war was Einmaliges."
„Potter."
„Woher...?"
„Die Art wie er immer deinen Blick gemieden hat. Für ihn war es nie platonisch."
Er schnaubte verächtlich.
„Und bei dir?"
Stille. Er wandte den Blick ab, musterte den Raum, blieb an einem Schwarzweißfoto hängen. Eine schwangere Frau beim Lesen. Man sah nur ihren nackten Bauch und die gekreuzten Beine, auf denen das Buch lag. Familie. Ja, manchmal hatte er sich das auch gewünscht.
„Sie hieß Leona. Ich habe sie bei Derwisch und Banges kennen gelernt. Wir wollten beide das gleiche Buch kaufen."
„Eine Zaubertrankfetischistin?"
„Nein, Hilfe zur Selbsthilfe für Zauberer und Hexen."
Hermine musste über Snapes trockene Stimme lachen. Er nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis.
„Sie hat gefragt, ob wir es gemeinsam lesen wollen. Ich hab gefragt, zu mir oder zu dir und wir sind zu ihr nach Hause gegangen."
„Was für eine Nutte. Sie kannte dich doch gar nicht."
„Es war ganz nett..."
„Aber?"
„Ich konnte Sie nicht riechen."
Hermine gluckste.
„Du konntest was?"
„Ich konnte sie nicht riechen. Komm jetzt, wir müssen los!"
