Prolog: Frustration
Ginny hatte ein Problem. Es war nichts Lebensbedrohliches, aber das machte es nicht unbedingt besser.
Sie saß im Verwandlungsunterricht, langweilte sich zu Tode und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
Dummerweise landete sie in ihre Tagträumen immer in bestimmten Situationen. Sie lag in einem weichen Bett und raue Hände strichen fordernd über ihren glühenden Körper...
„Miss Weasley! Würden sie mir die Ehre erweisen mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken?" Professor McGonagalls stechender Blick war auf sie gefallen und Ginny errötete. Wie gut, dass niemand im Raum ihre Gedanken lesen konnte.
„Entschuldigen sie, Professor, es wir nicht wieder vorkommen."
Seit sie sich von Harry getrennt hatte wurde sie von diesen Gedanken abgelenkt und jetzt träumte sie von den Dingen, die sie in ihrer Beziehung vermisst hatte. Harry hatte sie berührt, als sei sie seine Schwester. Das Knistern hatte gefehlt, die Leidenschaft. Der Schritt war ihr nicht leicht gefallen, aber es war besser so. Sogar Harry hatte das eingesehen, auch wenn er es zunächst nicht hatte wahr haben wollen.
Die Tatsache, dass sie mit ihm ihren Frieden gemacht hatte, verbesserte ihre Situation aber nicht. Sie war 17 Jahre alt, und ihre Hormone spielten verrückt. Es war nicht so, dass sich niemand für sie interessiert, aber sie hatte noch niemanden gefunden, der ihr ein ebenbürtiger Partner gewesen wäre.
Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl umher und versuchte, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. 'Sex ist nicht alles im Leben', versuchte sie sich einzureden, aber ihre Bemühungen waren nur von mäßigem Erfolg gekrönt.
„Ginny, jetzt konzentriere dich schon, was ist denn los mit dir!", zischte Hermine neben ihr und schuldbewusst senkte sie den Blick. Wenn Hermine durch ihr merkwürdiges Verhalten aus ihrer tranceähnlichen Aufmerksamkeit gerissen wurde, musste sie sich schon reichlich seltsam benehmen. Sie war so weit weg mit ihren Gedanken, dass sie die Blicke nicht bemerkte, die ihr zugeworfen wurden.
Am Ende der Stunde packte Ginny resigniert ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zum Mittagessen. Sie setzte sich neben ihren Bruder und begann, ihren Teller mit Essen zu beladen.
„Was ist los Gin? Willst du zunehmen?", fragte Ron und begann gleich darauf, über seinen eigenen Witz zu lachen. Als er bemerkte, dass das keiner lustig fand, wurden seine Ohren sehr rot und er versuchte das Thema zu wechseln.
„Hermine, kannst du mir nachher bei den Verwandlungshausaufgaben helfen?"
'Sehr subtil, Bruderherz', dachte Ginny verächtlich und konzentrierte sich auf ihr Kartoffelpüree. Seit Ron und seine beiden besten Freunde wieder in Hogwarts waren, um ihr siebtes Schuljahr nachzuholen, versuchte Ron an Hermine heranzukommen. Hermine hatte ihr in einem vertraulichen Gespräch erzählt, dass Ron sie einmal geküsst hatte, aber zu mehr war es zunächst nicht gekommen. Seitdem wartete das kluge Mädchen darauf, dass Ron es fertig brachte, sie auf ein Date einzuladen. Bislang vergeblich.
Ginny seufzte. Immerhin konnte sich ihre Freundin der Zuneigung eines Mannes sicher sein. Bei ihr war das etwas anderes. Genervt ließ sie die Gabel sinken und ließ die Gespräche an sich vorbeirauschen. Sie musste etwas gegen diesen Zustand unternehmen.
Das Schicksal wollte es, dass es jemanden gab, der nur zu gewillt war, ihrem Warten ein Ende zu setzen.
