So wiedermal was kurzes und spontanes. Der Kontext siedelt sich in der Antike an und streift das Thema Eifersucht.

Hohles Lächeln

Irgendwann im zweiten Jahrhundert vor J.C. - Irgendwo im alten Griechenland

Das Lachen, die Musik, die Lebensfreude, all das mischte sich im schummrig gehaltenen Raum zu einer durch jede Faser des Leibes spürbaren ausgelassenen Stimmung.
Helena schmunzelte still und kaum merklich in ihrem Inneren, während ein breites, sinnliches Lächeln ihre Lippen zierte.
Alles lief bis hier her perfekt.

Ihre Gäste waren bestens gelaunt und vergnügten sich an den Angeboten, welche sie nur um ihrer Ehre willen zusammengestellt hatte. Einzig die Anwesenheit dieses blonden Barbaren missfiel ihr auf äußerste. Nicht das sie krankhaft eifersüchtig wäre, aber die Art wie sehr er die Aufmerksamkeit Roms beanspruchte, zerrte ein wenig an ihrer Selbstbeherrschung.
Während Karthago versuchte mit der schwarzen Schwester Nefirt ein gehobenes Gespräch über die militärische Lage an der südlichen Küste des Mittelmeeres zu führen und einmal nicht damit beschäftigt war, Rom in allen Festspielen auszustechen, versuchte dieser sein mitgebrachtes Anhängsel, so einfühlsam wie möglich in die Festgesellschaft einzuführen.
Dabei war die Anspannung, unter der der langhaarige Blonde litt, selbst bis zu ihr merklich spürbar. Aus der Ferne betrachtete die Repräsentantin des geeinigten Hellas den nicht erwarteten Gast, welcher mehr den Eindruck eines verschreckten Tieres machte, als eines stolzen Kriegers, welcher Rom nun seit Generationen Wiederstand leistete.
Es war nur ihrer tiefen Freundschaft zu Rom zu verdanken, dass sie sich überwunden hatte überhaupt zuzustimmen, dass dieser Wilde, mochte er noch mit einer sauberen Erscheinung auftreten, dem Gelage beiwohnen durfte.

Dabei hatte der hochgewachsene Mann durchaus ansprechende Gesichtszüge und einen wohlgeformten Körper, aber er blieb einfach ein Barbar, noch dazu einer, welcher im Gegensatz zu den anderen, durch den Mangel an Bildung, hier nichts zu suchen hatte.
Aber dennoch behielt sie alle nötige Höflichkeit ihm gegenüber aufrecht und versuchte wenigstens den äußeren Schein zu wahren. Sie wusste nur zu gut aus persönlicher Erfahrung, wie Rom es ohne Worte ausdrückte, wenn er, wenigsten für eine Weile, jemanden als Favoriten erwählt hatte.
Wenn die Nacht fortgeschritten sein würde, der Alkohol in großen Mengen geflossen war und sich jeder, ob nun allein oder in Begleitung, noch ganz berauscht von dem Fest, in ein Eck ihrer Residenz zurückgezogen hätte, so konnte sie sich vorstellen, wer sich dann der Bettgesellschaft des Römers sicher sein konnte.
Etwas Dunkles, Fieses nagte innerlich an ihr, doch wie sie ihre Stolla anmutig über die Schultern schwang, so versuchte sie dieses Gefühl aus ihrem Geist zu wischen. Das Lächeln auf ihren Lippen war geblieben, wenn es auch nicht mehr ihre Seele berührte. Später, beim Ausklang des Festes konnte sie sich im Schutze der Dunkelheit ihrem Neid und der Verzweiflung gegenüber dem Verlust des Geliebten hingeben, aber bis dahin war das Gebot der Stunde die Freunde am Fest zu wahren und das Gastrecht zu ehren.
Wie oft musste man mit einem falschen Lächeln die ehrliche Absicht kaschieren…

Betagelesen von Mimmi