Die folgende Geschichte stammt wieder aus einer Weihnachtswichtelaktion. Dieses Mal sollte ich für BlackPriestess schreiben und sie wünschte sich eine James/Severus-Geschichte, die nicht auf Hate!Sex als Lösung für das Paar basiert.
Pairing: James/Severus
Rating: T
Genre: Humor/Romance
Disclaimer: Alle hier verwendeten Figuren des Harry Potter-Universums gehören nicht mir sondern sind das geistige Eigentum von JKR. Sie sind lediglich ausgeliehen und ich verdiene damit auch kein Geld. Mir gehören lediglich die Detailideen sowie die von mir erfundenen Charaktere.
Story:
Pas de Deux
I.
Freitagnachmittag Anfang Oktober, und die Schüler der sechsten Klasse, die sich im Korridor vor dem Kerkergewölbe, in dem Zaubertränke unterrichtet wurde, versammelt hatten, waren in Gedanken eigentlich schon bei dem bevorstehenden Wochenende – dem ersten Hogsmeade-Wochenende in diesem Jahr.
Überall wurden eifrig Pläne geschmiedet, beratschlagt, in welche Läden man unbedingt wollte und letzte Verabredungen getroffen.
„Hey, Evans, willst du morgen mit mir nach Hogsmeade gehen?", rief ein hochgewachsener Junge mit strubbeligem, schwarzem Haar zu einem hübschen rothaarigen Mädchen hinüber.
„Träum weiter, Potter!" Lachend wandte sich das Mädchen wieder ihren Freundinnen zu.
„Keine Sorge, James, eines Tages wird sie noch ja sagen", versuchte ein kleiner, etwas pummeliger Junge seinen Kameraden, der soeben einen Korb bekommen hatte, zu trösten.
„Sieh es positiv, Krone, jetzt hast du wenigstens mehr Zeit, mir bei Zonko's ein paar nette Scherzartikel zu besorgen." Aufmunternd schlug Sirius seinem Freund auf die Schulter. „Denn Moony vergisst bestimmt, sobald er den Honigtopf sieht, dass sein Kumpel Tatze hier ganz alleine und einsam zurückbleiben musste und sich nach einem quälend langen Nachmittag in der Gesellschaft von Erst- und Zweitklässlerpimpfen bestimmt über eine kleine Aufmerksamkeit freuen würde."
Remus gab sich als hätten ihn die Worte zutiefst getroffen. „Als ob James noch an dich denkt, wenn er den Quidditchladen entdeckt."
Alle vier lachten sie, ob der treffenden Beschreibung.
„Wenn ich nach Hogsmeade dürfte, würde ich dir die Sachen besorgen", sagte Peter treuherzig, was ihm von Sirius aber nur ein schwaches Lächeln einbrachte. Denn immerhin war es schon fast grenzenlose Dummheit gleich dreimal hintereinander in Zauberkunst Professor Flitwick gestehen zu müssen, dass man die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Und so war es wenig verwunderlich, dass sich Peter für Samstagnachmittag eine Strafarbeit bei dem allseits verhassten Hausmeister Apollyon Pringle eingehandelt hatte.
„Da Sie offenbar Ihre Zeit nicht auf die Hausaufgaben zu verwenden gedenken, stimmen Sie mir sicherlich zu, dass es dann ratsam wäre, sie anderweitig sinnvoll zu nutzen, Mr. Pettigrew. Deswegen werden Sie am kommenden Samstag unserem Hausmeister zur Hand gehen, wenn er die Rüstungen in den Korridoren poliert!"
Bei diesen Worten hatte der zwergwüchsige Lehrer gar nicht mehr so klein gewirkt. Oft genug täuschte dessen geringe Körpergröße über seine Kraft und seine Fähigkeiten hinweg, doch die Schüler hatten rasch gelernt, dem kleinen Professor mit Respekt zu begegnen, weshalb Peter es auch nicht gewagt hatte, zu widersprechen, sondern nur kleinlaut genickt hatte.
„Aber mal im Ernst, Sirius", sagte jetzt Remus, „vielleicht wäre es gar nicht so verkehrt, wenn du in nächster Zeit mit deinen Streichen etwas kürzer treten würdest. Denn schließlich war es einer deiner ‚genialen' Einfälle, der erst dafür gesorgt hat, dass du hier bleiben musst. Ich sage ja nicht, dass du ganz aufhören sollst, aber wenn du es nicht immer so übertreiben würdest, könntest du dieses Wochenende selbst zu Zonko's gehen." Noch während er sprach, bekam Moony das untrügliche Gefühl, dass sein Freund allenfalls die Hälfte von dem mitbekam, was er ihm sagte. Denn Sirius hatte schon wieder dieses gefährliche Glitzern in den Augen, das harmlose Zeitgenossen als gutmütigen Schalk bezeichnen würden. Nur, dass Remus es besser wusste.
„Das ist überhaupt die Idee. Ich geh selbst einkaufen... Du bist genial, Moony! Krone, du leihst mir doch bestimmt deinen Tarnumhang, oder? Dann könnte ich euch problemlos im Honigtopf treffen. Schließlich hab ich die Strafarbeiten schon abgesessen und die Erst- und Zweitklässler werden mich weder vermissen noch verpetzen." Sirius war regelrecht begeistert von seinem Plan. Wäre doch aber auch zu schade so vortreffliche Ressourcen wie die Karte der Rumtreiber (ihr Meisterwerk, wie er fand) und James Tarnumhang nicht zu nutzen.
Remus stöhnte bei diesen Worten leise auf. Denn wie er James kannte, würde dieser lachen und Sirius den verdammten Umhang überlassen. Umso größer die Überraschung als James erwiderte: „Tut mir leid, Tatze, aber nach der Sache neulich wäre es wirklich besser, wenn du dieses Mal hier bleibst und somit erst gar nicht die Chance besteht, dass du in Schwierigkeiten gerätst. Denn wenn du in Hogsmeade erwischt würdest, weiß ich nicht, ob dich Professor Dumbledore nicht doch noch suspendiert."
„Blöder Schniefelus", grummelte Sirius. „Was ist der auch so doof und gibt einmal in seinem Leben etwas auf das, was ich sage? Hat ihn doch sonst nie gekümmert!" Doch auch ihm steckten die Ereignisse des vergangenen Vollmonds noch in den Knochen, selbst wenn er sich nach außen hin unbekümmert gab. Er wusste, dass er verdammtes Glück gehabt hatte, denn sonst hätte er ein Menschenleben auf dem Gewissen gehabt. Und egal, wie wenig er Severus Snape auch mochte, umbringen wollte er ihn nicht. Das hatte er auch dem Schulleiter gegenüber immer und immer wieder beteuert und vermutlich war es nur die Aufrichtigkeit, die dieser hinter seinen Worten erkannt hatte, die Sirius vor einem Rauswurf bewahrt hatten.
„Sieh es mal so, Tatze, irgendwer muss schließlich unter den Erst- und Zweitklässlern würdige Nachfolger für uns finden, immerhin haben wir nur noch knapp zwei Jahre. Und es wäre doch zu schade, wenn mit uns diese glorreiche Ära der Streiche zu Ende ginge", versuchte James seinen besten Freund zu trösten. „Abgesehen davon, dass niemand dafür so gut geeignet ist, wie du, ist morgen die Gelegenheit auch noch unschlagbar günstig, weil bis auf die Kleinen und dich alle in Hogsmeade sind."
„James, unter diesen Umständen wäre es vielleicht besser, wenn du Sirius den Umhang doch überlässt", sagte Remus gespielt besorgt, als hätte er die Gefahr, in der die Kleinen allein mit Sirius schwebten, bislang vollkommen verkannt.
Wieder brachen alle vier in Gelächter aus.
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Etwas abseits von den übrigen Schülern stand ein einzelner Junge, scheinbar in sein Schulbuch vertieft. Und doch beobachtete Severus Snape seine Umgebung genau. Als er die vier Gryffindorjungen lachen und scherzen sah, verfinsterte sich seine Miene. Wie konnten sie nur so unbekümmert sein? Aber irgendwie war das auch wieder typisch. Erst brachte Black ihn mit seinen dämlichen Ideen in Lebensgefahr – zugegeben, es war auch nicht gerade schlau von ihm selbst gewesen, seiner Neugier zu folgen und Blacks Worten Taten folgen zu lassen –, dann waren alle wahnsinnig zerknirscht, kamen mit einem blauen Auge davon und jetzt bereits schien sich Black wieder wie ein kleines Kind aufzuführen.
Irgendwie war das Leben ungerecht. Für die Rumtreiber, wie sich die vier Jungen großspurig nannten, war alles nur ein großer Spaß, solange sie nur einander hatten – noch nicht einmal Mädchen waren bei den vier zu einem Streitthema geworden – und was hatte er, Severus? Seit dem letzten Sommer war seine Freundschaft zu Lily Evans nicht mehr das, was sie einmal gewesen war, seine Hauskameraden würde er bestenfalls als Bundesgenossen aber nicht als Freunde bezeichnen und nun schuldete er obendrein James Potter, ausgerechnet Potter, sein Leben. Severus verbot es sich, sich zu fragen, ob es noch schlimmer kommen konnte, denn selbst er wusste, dass das Schicksal, das Leben, die Natur oder auch einfach nur sein alter Freund Murphy ihm dann in kürzester Zeit bewiesen, dass diese Frage stets mit ‚Ja' zu beantworten war.
Aber wo er schon in Gedanken bei James Potter war, wieso hatte dieser überhaupt eingegriffen? Zuerst hatte Severus ja angenommen, dass er mit Black unter einer Decke steckte und das ganze eine abgekartete Sache war, damit sich Potter als Held aufspielen konnte. Doch nachdem der erste Schock überwunden und die erste Wut verraucht waren, hatte Severus nicht umhinkönnen, sich einzugestehen, dass Potter viel zu abgehetzt, viel zu knapp und viel zu realistisch gewirkt hatte, als er ihn gerettet hatte. Hätten die beiden Gryffindors das geplant gehabt, dann hätte Potter bestimmt in einer Nische in dem unterirdischen Gang zur heulenden Hütte gewartet oder so, aber keinesfalls wäre er die ganze Strecke gerannt, um ihn, den verhassten Slytherin, noch rechtzeitig zu erreichen. Doch genau so war es gewesen.
Immer wieder geisterte Severus Blick zu den vier Rumtreibern herüber, und als hätte er geahnt, dass dieser gerade an ihn dachte, wandten sich James Augen in genau diesem Moment Severus zu. Für einen Bruchteil einer Sekunde schien es, als wäre die Welt stehen geblieben, als gäbe es keine Schulhäuser, keine jahrelange Feindschaft, keine schlechten Scherze auf Kosten des jeweils anderen. Als wären sie für diesen Bruchteil nur schlicht zwei Jungen an der Schwelle zum Erwachsenendasein, zu jung, der Welt die Stirn zu bieten und doch vom Gegenteil überzeugt, zwei neutrale, zwei gleiche Wesen im Universum. Und dann war dieser Augenblick auch schon wieder vorbei, Black machte einen Scherz, schlug Potter auf die Schulter, der daraufhin pflichtschuldig lachte und Severus konnte sich nur fragen, woher diese unsinnigen, philosophischen Gedanken kamen.
Die Tür zum Kerker ging auf und Professor Slughorns Ruf, sie mögen sich doch bitte alle auf ihre Plätze begeben, machte seinen Grübeleien ein Ende.
