Eine neue Geschichte aus meiner Feder, die Figuren (bis auf den OC) gehören nicht mir und ich schlage keinen Profit hieraus. Es ist möglich, dass diese Geschichte Menschen mit Problemen triggert, bitte lest in dem Fall nicht weiter!
Erleichtert stellte sie fest, dass der Schlüssel in das scheinbar antike Schloss passte und sich mühelos drehen ließ. Mit einem sanften Klicken öffnete sich die Tür, sie sah sehr schwer aus, aber ließ sich völlig leicht bewegen. Hinter der Tür erstreckte sich ein geschmackvoller Eingangsbereich, der auf Reichtum schließen ließ. Auf dem Zettel, den Miranda ihr geschrieben hatte, standen alle Informationen, die sie brauchte. Roselyn fand ohne Mühe den Raum mit den Putzutensilien und putze Gewissenhaft das ohnehin schon saubere Haus. Miranda hatte zwar ihren Arbeitgeber informiert, dass sie eine Vertretung schickte, doch sollte es nicht zu seinem Nachteil sein.
Nachdem sie fertig war, ließ sie ihren Blick noch einmal durch den Eingangsbereich schweifen, dann schloss sie die Tür hinter sich ab und machte sich auf ihren Heimweg. Roselyns Arme schmerzten und pochten, von der Anstrengung und den Wunden, wieder kochte der Hass auf sich selbst in ihr hoch, hatte sie auf dem Weg nach Hause noch ein wenig Stolz verspürt, so war er jetzt restlos verschwunden. Was hatte sie schon geleistet? Sicherlich würde der Mann, dessen Haus sie geputzt hatte, unzufrieden mit ihrer Arbeit sein.
Erschöpft ließ sie die Tür hinter sich in das Schloss fallen, ihr ganzer Körper fühlte sich schwer an und so legte sie sich erstmal auf ihr Sofa, um sie herum herrschte Stille.
Hannibal betrat sein Haus, es roch sauber und er wusste sofort, dass seine Reinigungskraft dagewesen war oder eher ihre Vertretung. Unter der Note von seinen Putzmitteln war noch ein Geruch, nur eine flüchtige Note, dennoch nicht zu ignorieren. Es roch nach Blut und er war sich sicher, dass es heute morgen noch nicht so gerochen hatte. Da er die Quelle des Geruches nicht ausmachen konnte, musste es wohl seine Reinigungskraft gewesen sein, die ihn mitgebracht hatte.
Roselyn erhob sich nach knapp einer Stunde Lethargie von ihrem Sofa und schleppte sich unter die Dusche, anschließend kochte sie sich ein paar Nudeln, die sie vor dem Fernseher in sich hineinstopfte, bevor sie, wie jeden Abend bei dem öden Programm einschlief. Irgendwann in der Nacht wachte sie auf, schaltete den Fernseher und die Wohnzimmerbeleuchtung aus und ging ins Bett. Morgens quälte sie sich aus dem Bett, fühlte sich wie gerädert und wäre am Liebsten liegen geblieben, aber es half alles nichts. Gegen zehn Uhr, war sie mit ihren Nerven am Ende, die Post war unerfreulich gewesen und in einer halben Stunde musste sie wieder für Miranda einspringen. Ehe sie es sich versah, hatte sie wieder mehr Wunden an ihren Armen, genervt bandagierte sie ihre Arme, um ihr Shirt nicht sofort zu versauen. Manche der älteren Wunden schienen entzündet zu sein und taten weh, doch sie ignorierte es und machte sich auf den Weg zu ihrem Auftrag. Seitdem sie ihr Studium abgebrochen hatte, ging es bergab mit ihr, sie war todunglücklich.
Anders, als gestern war die Tür heute nicht abgeschlossen und so rief sie zögerlich "Hallo?" und hoffte, dass niemand antworten würde, doch vergebens.
Ein Mann erschien auf dem Treppenabsatz und antwortete höflich: "Guten Tag, mit wem habe ich die Ehre?"
Leise antwortete sie: "Ich bin Roselyn und soll Miranda vertreten, ich werde Sie nicht weiter stören und mich an die Arbeit machen!" dann verschwand sie in dem Raum mit den Putzsachen, um nicht den Eindruck zu machen ihre Arbeitszeit zu vertrödeln. Wie eine Besessene schwang sie den Wischer, verbissen schweigend arbeitete sie sich durch die Räume und hoffte, dass der Mann sie nicht ansprechen würde. Roselyn arbeitete mit solch einem Tempo, dass sie nach kurzer Zeit außer Atem war und schwitzte, das Pochen in ihren Armen war in ihrem ganzen Körper zu spüren.
Sie putzte weiter und tat ihr bestes ihre Grenzen zu ignorieren, auch als sie begann zu schwanken, forderte sie sich weiter. Als sie fast fertig war, gaben ihre Beine unter ihr nach, hastig rappelte sie sich wieder auf und war froh, dass der Mann es nicht gesehen hatte. Säuberlich verstaute Roselyn ihre Materialien und rief: "Ich werde jetzt gehen, es ist alles gewischt!" Der Mann erschien wieder auf dem Treppenabsatz und antwortete ruhig: "Kommen Sie sicher nach Hause und einen angenehmen Tag noch."
"Vielen Dank, das wünsche ich Ihnen auch!" rief sie, bevor sie die Tür hinter sich schloss.
Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, fiel ein Teil der Anspannung von ihr ab, als sie das Grundstück hinter sich ließ, atmete sie tief durch, dann ging sie nach Hause. Das Ritual von gestern wiederholte sich heute, Lethargie, duschen, Essen vor dem Fernseher und anschließend auf dem Sofa einschlafen, doch dieses Mal schlief sie die Nacht durch.
Hannibal schaute auf die Uhr, als er ihre Stimme hörte, sie hatte sich wohl sehr beeilt, nicht einmal eine kurze Pause gemacht. Anscheinend war es Roselyn sehr unangenehm zu putzen, während jemand im Haus war. Trotz ihres Tempos hatte sie sich sehr leise im Haus bewegt, als wolle sie ihn nicht bei seiner Arbeit stören. Wieder duftete es nach den Putzmitteln, heute war dieser unterschwellige Geruch nach Blut noch stärker, er hatte ihn bereits wahrgenommen, als sie das Haus betrat.
Unerbittlich klingelte ihr Wecker, halb verschlafen suchte sie ihr Handy, um den Lärm abzustellen, als es endlich ruhig war, war sich richtig wach. Roselyn fühlte sich sehr unwohl, alle Knochen im Körper taten weh, ihre Wangen schienen zu glühen und selbst die Haut tat ihr weh. Sie wusste nicht, wie sie es schaffen sollte, den Rest der Woche Miranda zu vertreten, wenn sie sich heute schon so elend fühlte. Als sie an dem Haus ankam schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass niemand zu Hause ist, dann drehte sie den Schlüssel im Schloss und freute sich, dass ihr Gebet anscheinend erhört worden war. Als sie die dicke Tür hinter sich schloss, wurde es still um sie herum, ganz weit entfernt tickte eine Uhr. Roselyn hielt einige Augenblicke inne, dann machte sie sich an ihre Arbeit, auch heute schonte sie sich nicht. Ein leichtes Zittern kam und ging, mehr als einmal musste sie innehalten, weil sie keine Kraft hatte und ihre Beine sie nicht tragen wollten.
Mit den vielen kleinen Pausen kam sie gut voran, dennoch hatte sie erst die Hälfte geschafft, als sie zusammenbrach, ihre Beine gaben einfach unter ihr nach und sie reagierte, wie in Zeitlupe. Geistesgegenwärtig spannte sie ihren Nacken an und verhinderte so, dass ihr Kopf auf den Boden schlug. Sie lag auf dem Bauch, eine Hand unter ihr begraben und die andere von sich gestreckt, auch jetzt noch spürte sie, wie sie glühte, sie musste Fieber oder so haben. Bevor sie sich Gedanken machen konnte, wie der Hausherr reagieren würde, wenn er sie so vorfand, wurde es ihr schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein.
Hannibal kam nach Hause und wunderte sich, als er merkte, dass die Tür zwar geschlossen, aber nicht abgeschlossen war. Er verspürte einen Anflug von Empörung, der aber schnell verschwand, als er sah, dass die Tasche und die Jacke von Mirandas Vertretung noch da waren. Es war früher Abend, sie hätte schon längst mit dem Haus fertig sein müssen, alle seine Sinne gingen in Alarmbereitschaft. Hannibal ging durch jedes Zimmer, bis er sie schließlich im Wohnzimmer fand, sie lag mitten im Raum, neben ihr der, inzwischen trockene Wischer. Roselyn war nicht bei Bewusstsein, als er ihre Stirn berührte, wusste er auch, warum, sie hatte hohes Fieber. Vorsichtig drehte er sie auf den Rücken und hob sie auf eines der Sofa, ihre Wangen waren vor Wärme gerötet, ihr Körper kämpfte. Das Thermometer zeigte 40,1°C an, das war schon gefährlich hoch, fragte sich nur, woher dieses Fieber kam.
Als er ihren Blutdruck messen wollte, fand er den Grund ihres Fiebers, unter ihren Ärmeln verbargen sich Schnitte, unterschiedlich alt und teilweise entzündet, die jüngsten mussten von gestern sein. Nun ergab alles Sinn, der Geruch nach Blut, das Fieber, ihr Unwohlsein, weil jemand mit ihr im Haus war. Nun würde er erstmal ihr Fieber senken müssen, damit ihr Gehirn keine Schäden nahm, er legte ihr einen kalten Lappen auf die Stirn und umwickelte ihre Unterschenkel mit feucht-kalten Handtüchern. Geduldig flößte er ihr etwas Wasser ein, bevor er das Tuch auf ihrer Stirn erneuerte.
Nun kam er zu ihren Armen, er begutachtete und notierte sich jeden einzelnen Schnitt, einige würde er nähen müssen. Sie brauchte jetzt sowohl lokale Antibiose, als auch ein ein Breitband-Antibiotikum in Verbindung mit einem Antiphlogistikum, um der Entzündung Herr zu werden.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er alles in die Wege geleitet und die tieferen Schnitte genäht hatte. Es war schon etwas später, als er seine Materialien wieder verstaute, doch nun war sie versorgt und als er ihre Temperatur nochmal kontrollierte, war sie schon etwas gesunken. Als er das Wohnzimmer verließ, schlief Roselyn friedlich und es war gut, sie sollte sich gesundschlafen, bevor sie ihm den Grund für ihr Verhalten erläutern würde.
