Prolog

„Du mieses Stück Dreck!"

Ein weiterer Tritt traf Hermine in ihre Seite und sie schrie auf vor Schmerz. Ihr Zauberstab, irgendwo musste er doch sein. Hermine blinzelte und versuchte durch ihre zugeschwollenen Augen ihren Zauberstab auszumachen. Dort, ein paar Meter entfernt, lag er, unerreichbar weit weg.

„Crucio!"

Alle Gedanken an ihren Zauberstab verließen Hermines Verstand. Nur noch Schmerz war da. All umfassend, alles verschlingend. Gierig bohrten dunkle Kreaturen scharfe Reißzähne in ihren hilflosen Körper. Hermine konnte die Zähne spüren, wie sie messerscharf in ihr Fleisch schnitten. Knochen zerbarsten unter dem Druck. Ihre Gliedmaßen wurden aus ihren Gelenken gedreht und gerissen, bis von Hermine nur noch ein blutiger Torso übrigblieb. Sie schrie und schrie als der erbarmungslose Schmerz trotz allem immer noch nicht von ihr ablassen wollte. Nichts war da mehr. Nur Schmerzen. Und Hermine wünschte sie wäre tot.

Dann jedoch gaben die Schmerzen sie abrupt frei. Hermine wimmerte leise als sie auf dem Boden lag. Ihr ganzer Körper pochte dumpf, gerüttelt von den Nachwirkungen des Folterfluchs. Eine Hand schloss sich um ihre Schulter und drehte sie vorsichtig auf den Rücken.

„Mine?" flüsterte eine Stimme besorgt.

Hermine blinzelte. Alles verschwamm vor ihr und sie fühlte sich übel. Dann sah sie unglaublich grüne Augen, wie sie besorgt zu ihr hinunter blickten.

„Harry?" flüsterte sie heiser.

„Ja," antwortete er. Bevor er hektisch befahl, „Schnell jetzt, steh auf. Wir müssen hier weg."

Seine Hand packte Hermine fester und er zog sie hoch. Sie torkelte etwas und stand unsicher auf ihren Beinen. Wortlos drückte Harry ihr ihren Zauberstab in die Hand. Dann drehte er sich um und zog sie mit sich.

„Schnell. Sie haben die Gegend mit einer Appariersperre umspannt," erklärte Harry kurz angebunden, während er die benommene Hermine mit sich zog.

„Was- was ist mit Nagini?" fragte sie atemlos.

Sie spürte wie Harrys Griff um ihren Arm fester wurde. Er schaute nicht zu ihr als er dumpf antwortete,

„Wir haben uns verkalkuliert."

„Was meins-„

Hermine wurde jäh unterbrochen als ein giftgrüner Fluch, knapp über ihrem Kopf vorbeisauste. Die Luft knisterte förmlich mit dunkler Magie. Um Hermine drehte sich immer noch alles. Trotzdem griff sie ihren Zauberstab nun fester. Sie sah sich um und ihr Atem stockte als sie die Männer sah, die Harry und ihr dicht auf den Fersen waren. Die Gesichter versteckt hinter weißen Masken und die Zauberstäbe bedrohlich erhoben, stürmten die Todesser hinter ihnen her. Es waren mindestens zehn. Hermine schluckte. Die Männer fuhren fort Flüche der dunkelsten Art nach Harry und ihr zu schleudern. Instinktiv erhob Hermine ihren Zauberstab und schwang ihn in einer komplizierten Bewegung.

„Succurr!"

Eine hellgelbe durchsichtige Mauer legte sich zwischen sie und ihre Verfolger. Dieser Schild war ein sehr mächtiger Zauber und Hermine konnte fühlen wie er von ihren magischen Reserven zehrte. Gegen die geballte Kraft der Todesser konnte er jedoch nicht lange standhalten. Bald erschienen Risse in dem Schutzzauber und Hermine konnte fühlen wie die Flüche der Todesser an der Macht des Schilds zogen. Plötzlich flackerte ihr Zauber kurz, dann brach er komplett zusammen. Sofort setzten die Todesser ihre Verfolgung fort. Flüche sausten durch die Luft. Harry zerrte Hermine mit sich. Sein Griff um ihr Handgelenk war nun schmerzhaft fest. Gefährlich nahe schlugen Zauber in den Boden ein, so dass Erde in die Luft stob. Hermine schrie auf als sie ein Steinsplitter traf und einen tiefen Schnitt in ihrer Wange hinterließ.

„Dahinten!" keuchte Harry.

Nur ein paar Schritte entfernt konnte Hermine einen bläulichen Schein wahrnehmen. Magie pulsierte in der Luft. Das musste die Grenze der Appariersperre sein. Harry hob seinen Zauberstab und wirbelte ihn durch die Luft während sie auf die Appariersperre zu rannten.

„Diffringa!" fauchte er.

Hermine konnte hören wie der blauen Schutzzauber widerwillig raunte und in einem statischen Geräusch summte. Er wollte sie nicht passieren lassen. Harry gab nicht auf und verstärkte seinen Zauberspruch. Schließlich schaffte er es eine Öffnung in die bläuliche Mauer zu reißen. Schnell wollte er Hermine durch die Öffnung ziehen. Doch sie weigerte sich hindurch zu schlüpfen.

„Warte," keuchte sie. „Ron! Wir können Ron doch nicht einfach hierlassen."

Panisch drehte sich Hermine um. Die Todesser hatten sie nun fast eingeholt. Wo war Ron? Hatte er vielleicht einen anderen Weg hier raus gefunden? Angst umhüllte Hermine und ließ ihr Herz beinahe zerspringen.

„Wir haben keine Zeit," erwiderte Harry hastig ohne ihr in die Augen zu blicken.

Hermine schüttelte den Kopf und wiedersetzte sich seinem Griff. Harry ließ sie nicht los, sondern befahl scharf,

„Komm jetzt!"

Gewaltsam zerrte er sie mit sich, durch das Loch im blauen Schutzzauber und aus der Appariersperre. Kaum hatten sie den Zauber verlassen, apparierte Harry weg und nahm Hermine mit sich.

Viele Kilometer entfernt, erschienen Harry und Hermine wieder. Sie waren in einer kleinen verdreckten Seitenstraße Londons gelandet. Zwielicht umgab sie. Die Sonne hatte die Häuserschlucht schon lange verlassen. Große Mülltonnen lehnten gegen eine heruntergekommene Backsteinmauer. Abfall lag hie und da auf dem Boden und dichter Dampf stieg von den Gullideckeln. Hermine hatte jedoch keine Augen für ihre Umgebung. Panik umschleierte ihre Gedanken als sie zu Harry herumwirbelte.

„Was soll das?" brüllte sie Harry an, Wut und Verzweiflung in ihrer Stimme. „Wir können doch nicht einfach abhauen! Was ist mit Ron? Spinnst du?"

Mit zittrigen Fingern wollte sie ihren Zauberstab heben um sofort wieder zurück zu apparieren. Harrys Hand auf der ihren stoppte die Bewegung. Wütend riss sich Hermine von ihm los. Warum tat her das?

„Harry," zischte sie wütend, obwohl langsam Tränen in ihre Augen stiegen. „Wir müssen zurück."

„Nein," sagte Harry leise. „Nein, das müssen wir nicht."

Hermine konnte ihn nicht verstehen. Ron war sein bester Freund. Wie konnte Harry ihn so im Stich lassen? Sie blickte flehentlich zu ihm auf. Harrys Gesicht war wie versteinert. Seine sonst so strahlenden grünen Augen waren ganz glanzlos und stumpf. Hermine wollte ihn anschreien und eine Erklärung für sein Verhalten verlangen, als Harry plötzlich einen Schritt auf sie zu tat und seine Arme um sie schlang. Er presste sie fest gegen seine Brust und Hermine verkrampfte sich. Irgendwas stimmte doch nicht. Was war denn nur los mit Har-

„Er ist tot."

Mit einem Mal kamen Hermines Gedanken zu einem Stillstand. Es war als hätte man ihr einen Eimer Eiswasser ins Gesicht geschüttet. Ihr Atem stockte, alles zog sich zusammen. Ihr Mund öffnete sich und ein zittriges Wort fiel heraus,

„W- was?"

Harrys Arme drückten sie noch fester an ihn. Eine seiner Hände war zu ihrem Kopf gewandert. Seine Finger waren vergraben in ihren Locken und er hielt sie sanft.

„Ron ist gestorben," flüsterte Harry, Schmerz in seiner Stimme.

Hermines Hals schnürte sich zusammen. Sie konnte nicht mehr atmen, sie konnte nicht mehr denken. Die ganze Welt hörte auf sich zu drehen.

„Nein," wisperte sie, ihre Stimme aufgeraut und heiser. „Nein. Das- das ist nicht wahr. Das kann nicht sein."

Hermines ganzer Körper begann zu zittern. Harry hauchte behutsam einen Kuss auf ihre Stirn. Dann lösten sich seine Arme von ihr. Sie hob ihren Blick und starrte ihn an. Es konnte nicht wahr sein. Hermine wollte es nicht glauben. Doch die schreckliche Wahrheit brannte in Harrys Augen. Langsam hob er eine Hand und strich seine Finger liebevoll über Hermines Wange.

„Es tut mir so leid," sagte er und die Trauer in seiner Stimme zerbrach Hermine.

Erst sachte, dann immer heftiger rollten Tränen von ihren Augen. Sie flossen ihr Gesicht hinunter, brannten in der Schnittwunde auf ihrer Backe, und tropften von ihrem Kinn auf ihr T-Shirt. Stumm weinte Hermine während sie in Harrys grüne Augen starrte. Sein Gesicht verschwamm hinter ihren Tränen und verlor Kontur. Allesverlor Kontur. Nichts war mehr von Bedeutung und Hermine stürzte hinunter in einen schwarzen Abgrund. Nie wieder würde sie ihn verlassen können.

Ihre Tränen wollten nicht versiegen. Hermine sah nichts, hörte nichts. Nur fühlen, fühlen konnte sie noch. Schlimmer als es der Folterfluch je sein könnte. Sie wurde von innen her zerfressen. Hermine bekam gar nicht mit wie Harry einen Arm um ihre Schultern legte und sie vorsichtig wegführte.

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An die Tage danach konnte sich Hermine nur mehr schemenhaft erinnern. Da war ein Zimmer in einem billigen Hotel. Sie lag, zusammengerollt zu einer Kugel, auf einem Bett. Es war als hätte Hermine verlernt zu atmen, so schwer fiel ihr jeder Atemzug. Harry war bei ihr. Er hielt sie, er strich ihr sanft über den Rücken, er flüsterte ihr liebe Worte zu. Er war da.

Hermine brauchte Tage bis sie aus ihrer Starre erwachte. Immer noch tat alles weh. Doch sie setzte sich langsam auf dem Bett auf und blickte Harry an. Er war gerade zur Tür hereingekommen. Eine Tüte mit Sandwiches baumelte von seiner Hand. Hermine öffnete ihren Mund. Ihre Stimme war rau, da sie sie schon so lange nicht mehr benutzt hatte.

„Was ist passiert?"

Harry kam zu ihr herüber und setzte sich auf das Bett. Seine schönen grünen Augen waren noch immer furchtbar stumpf. Dann begann er zu erzählen,

„Überall waren Todesser. Ron und ich, wir haben dich einfach aus den Augen verloren. Ich wusste, dass Voldemort nicht mehr da war."

Harrys Augen verhärteten sich als seine Finger über die blitzförmige Narbe auf seiner Stirn strichen. Dann sagte er schneidend,

„Ist wahrscheinlich abgehauen als es brenzlig wurde, der Feigling."

Harrys Blick wanderten zurück zu Hermine und sofort verschwand die kalte Wut aus ihm. Er seufzte leise und setzte seine Geschichte leise fort,

„Wir wollten die ganze Sache abblasen und dich suchen gehen. Aber plötzlich ist Nagini aufgetaucht."

„Voldemort hat sie nicht mitgenommen?" fragte Hermine überrascht.

Harry schüttelte seinen Kopf. „Nein. Das war ja das komische. Ron hatte immer noch Gryffindors Schwert. Bevor ich irgendwas machen konnte hat er Nagini angegriffen."

Harry knetete seine Hände nervös als er das Erlebte heraufbeschwor,

„Ich konnte sie kämpfen sehen. Ich wollte Ron helfen, aber da waren so viele Todesser. Ich kam einfach nicht zu ihm durch." Harry machte eine Pause bevor her flüsterte, „Dann… Nagini ist vorgeschnellt und hat Ron… hat Ron in den Arm gebissen. Er hat trotzdem weitergekämpft. Am Ende hat er ihr mit dem Schwert den Kopf abgeschlagen. Danach ist er zusammengebrochen. Als ich endlich bei ihm war… war es schon zu spät. Das Schlangengift hat..."

Hermine schluchzte laut auf. Harry streichelte ihren Arm vorsichtig als er leise gestand,

„Als ich da stand… Ich habs gleich gespürt. Nagini war keins."

Hermine schaute auf zu ihm. Wovon sprach Harry? Ein furchtbarer Verdacht quoll in ihr hoch als sie ängstlich fragte,

„Was?"

„Nagini war kein Horkrux" erwiderte Harry dumpf.

„Das- das kann nicht sein," stotterte Hermine panisch. „Wir haben das doch recherchiert. Es kann nur die Schlange gewesen sein." Sie starrte Harry an. „Du musst dich irren."

„Nein," gab Harry traurig zurück. „Du weißt wo Voldemorts letztes Seelenstück ist, nicht?" Er deutete direkt auf seine Brust. „Ich kann es spüren, wenn eins seiner Horkruxe nah ist, Hermine. Ich fühle es, wenn wir eins zerstören. Und bei Nagini, da war gar nichts."

Hermine schüttelte ihren Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Wie ein Gebet ratterte sie innerlich die Gegenstände herunter: Slytherins Medaillon, Tom Riddles Tagebuch, Gaunts Ring, Hufflepuffs Pokal, Ravenclaws Diadem und… Nagini. Alle Horkruxe hatten sie zerstört. Nur die Schlange war noch übrig. Nagini was der letzte Horkrux. Hermines braune Augen füllten sich mit Tränen als sie Harry anblickte. Nagini war kein Horkrux? Sie konnte nichts dagegen tun, ein Schluchzer brach aus ihr heraus.

„Also ist Ron umsonst gestorben?"

Sofort schlang Harry seine Arme um sie. Er hielt sie behutsam als sie weinte. Als ihre Schluchzer etwas nach ließen, flüsterte er sanft,

„Ron ist nicht umsonst gestorben. Er ist gestorben als er für eine Sache kämpfte an die er glaubte. Er ist gestorben um die zu beschützen, die er liebte."

Hermines ganzer Körper bebte als sie weinte. Ihre Finger verkrampften sich um den Stoff von Harrys T-Shirt und ihr Gesicht war vergraben in seiner Brust. Harry hielt sie in seinen Armen und wiegte sie leicht.

„Ich will ihn wieder haben," flüsterte Hermine tränenerstickt. „Ich will ihn wieder haben."

„Ich weiß, Hermine," summte Harry beruhigend. „Ich auch."

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A/N: So, das war jetzt das erste Kapitel zu meiner neuen Story. Wäre ganz toll wenn ihr mir ein Review schreiben könntet wie es euch gefallen hat. (Naja, soo viel ist ja noch nicht passiert...)
Ursprünglich hatte ich vor UR ins Deutsche zu übersetzen, aber dann hab ich gemerkt, dass ich mit Übersetzen ganz schlecht bin -.- Also wird das hier eine brandneue Tomione. Ich hoffe sehr sie wird euch gefallen ^^