An deiner Seite
Kapitel 1
Der Hauch des Lebens
Leise Musik drang aus der Spieluhr, welche auf der Kommode stand. Safae beobachtete die Bewegungen des kleinen tanzenden Paares, während ihre älteste Schwester ihre Haare bürstete. Und obwohl sie diese schon auswendig kannte, faszinierten sie das junge Mädchen immer noch. Kurz trafen sich ihre Blicke im Spiegel, welcher vor ihnen stand und sie lächelten einander an. Diese Melodie war ihnen so vertraut, wie die Stimme ihrer Großmutter. Seit dem Tag ihrer Geburt, begleitete dieses Lied ihr ganzes Leben. Ein Wiegenlied. Von Generation zu Generation weitergereicht.
„Heute musst du besonders hübsch aussehen.", sprach Elva, während sie mehrere Schleifen an das rote Haar ihrer elfjährigen Schwester hielt, um festzustellen, welche am besten zu ihrem dunkelblauen Kleid passen wollte.
„Aber das tust du ja immer, du kleiner Sonderling. Selbst in einem Kartoffelsack würden dich alle noch bezaubernd finden."
Safae verzog kurz das Gesicht zu einer Grimasse, hatte sie den stichelnden Unterton in der Stimme ihrer großen Schwester keineswegs überhört. Sie mochte es gar nicht, wenn die Schwarzhaarige sie aufzog. Besonders heute nicht, wo sie doch so lange schon auf diesen Tag gewartet hatte. Heute würde endlich ihr Vater nach Hause zurückkehren. Sie hatten ihn so lange vermissen müssen.
Vorsichtig legte Elva eine Hand auf den Deckel der Spieluhr und schloss diese, als sie ihre Arbeit beendet hatte.
„Es wird nun Zeit. Zieh deine Schuhe an und lass uns endlich gehen."
Der kleine Wirbelwind sprang förmlich von dem edlen Stuhl herunter und griff nach ihren besten Schuhen, welche sie auf nur einem Bein stehend anzog und dabei bereits Richtung Tür hüpfte, um keine Zeit zu verlieren.
„Safae!", ermahnte ihre Schwester streng und ihre Miene verfinsterte sich.
„Pass auf, sonst stürzt du noch und Großmutter wird wütend werden, wenn du das neue Kleid zerreißt. Es wird langsam Zeit, dass du lernst, wie sich eine richtige Dame benimmt."
Elva hatte gut reden, schlug sie doch in fast jeder erdenklichen Weise nach ihrer Mutter. Das tiefschwarze Haare und die feine, helle Haut machten ihre Verwandtschaft zueinander unverwechselbar. Sie war zart und zerbrechlich und ihre Schönheit machte dem Volk der Vahla alle ehre. Safae hingegen, war vollkommen anders, als ihre Geschwister. Als sogenanntes Mischkind geboren, waren ihr feuerrotes Haar und die tief blaue Augen eine Seltenheit unter den Vahla. Und es gab keinen einzigen Tag, an dem sie sich nicht wünschte, kein Sonderling in ihrer Familie zu sein. Auch wenn ihre Großmutter ihr stets versicherte, dass die Feuergöttin Vahl sie mit dieser Besonderheit gesegnet hätte.
Das es ein Geschenk sei, für das sie eines Tages dankbar sein würde. Doch Safae fragte sich, wann dieser Tag jemals sein würde. Schnellen Schrittes und mit gerafften Röcken, eilte Safae die Steinstufen hinunter und machte einen gewagten Sprung von den letzten drei Stufen, ehe sie weiter spurtete. Kopfschüttelnd, doch mit einem Lächeln auf den Lippen, beobachtete ihre Großmutter den kleinen Wildfang, der so ganz anders war, als ihre Schwestern, welche der älteren Damen pflichtbewusst in einer Reihe folgten. Den frisch gefallenen Schnee mit den Schuhe anschiebend, machte sich das junge Mädchen anscheinend überhaupt keine Gedanken, über nasse Füße oder eiskalte Zehen. Was würde ihre Großmutter nicht alles dafür geben, diese verzauberte Welt noch einmal mit den Augen eines Kindes sehen zu dürfen. Vollkommen sorglos und mit unzähligen Träumen. Zwei uniformierte Kiffar, flankierten ihren Gleiter, während einer ihnen die Tür aufhielt und das lebhafte Mädchen zum einsteigen hochhob.
„Eure Hoheit.", begrüßten Sie die ältere Dame gewohnt höflich und verneigte sich tief.
Amariel, Safaes Großmutter, nickte den beiden Diener anerkennend zu, ehe sie sich ebenfalls setzte und der Gleiter vom Boden abhob. Unaufhörlich rieselte Schnee vom Himmel, welchen das kleine Mädchen zu ihrer rechten immer wieder mit der Nasenspitze auffing und gleichzeitig die unzähligen bunten Lichter der Stadt bewunderte, während Elva sich Notizen in einem kleinen Büchlein machte.
„Sag mal Großmama, was genau waren das eigentlich für Verhandlungen, die Papa so dringend zu erledigen hatte? Beinahe hätte er Safae's Geburtstag verpasst."
Die Fünfzehnjährige, dessen tiefschwarze Augen so durchdringend waren, wie die ihres Vaters, bemerkte sofort die Beklemmung ihres Gegenübers. Die Ältere war oftmals ernst und wirkte für ihr Alter viel zu erwachsen.
„Nun, es gibt Dinge in dieser Welt, Elva, die etwas zeitintensiver sind als andere. Früher oder später, wirst auch du diese Erfahrung machen müssen."
Die Reise dauert nicht lange, als das Mädchen mit dem roten Haar bereits die lange Lichter der Scheinwerfer erblickte, welche gen Himmel ragten, und sich vorfreudig in dem fliegenden Gefährt aufsetzte. Der Verkehr wurde dichter und sie flogen nun nur noch in gemäßigtem Tempo hinter anderen Flugobjekten hinterher.
„Da seht nur, das große Tor. Wir sind gleich da!", zeigte die Elfjährige ganz aufgeregt und konnte es kaum erwarten, endlich anzukommen.
Als kleines Mädchen, war sie oft an diesem Ort gewesen. Doch seit ihre Mutter bei der Geburt ihres jüngeren Bruders vor zwei Jahren eben genau hier verstorben war, mieden ihr Vater und ihre älteren Schwestern den pompösen Palast und hatten sich auf ein Landgut außerhalb der Stadt zurück gezogen.
Es war ein so schrecklicher Tag gewesen, auch wenn das kleine Mädchen nicht wusste, was genau passiert war. Niemand redete darüber. Alles wurde nur totgeschwiegen. Es hatte Zeiten gegeben, da durfte niemand auch nur den Namen der verstorbenen Königin erwähnen. Und so plötzlich, wie ihre Mutter von ihnen gegangen war, so plötzlich hatte Safae ihr Zuhause und alles was ihr lieb und teuer gewesen war verlassen mü sehr die Rothaarige ihr Zimmer und ihre Spielsachen vermisste. Als der Gleiter zum stehen kann, erblickte Safae bereits unzählige Leute in feierlicher Abendgarderobe, die sich angeregt unterhielten und begrüßten. Kaum das die Tür des Flugobjekts vom Fahrer geöffnet wurde, sprang die kleine Prinzessin hinaus und huschte durch die Leute ins Innere.
„Safae!", rief ihre Schwester das zweite Mal an diesem Abend mahnend, doch die Kleinere hörte bereits nicht mehr zu.
Dieser Tag gehörte nur ihr und er war fast schon vorüber. Die Sonne war bereits vor einigen Stunden untergegangen und nun wollte die Elfjährige noch alles auskosten, was ihr blieb.
„Hab Geduld meine Liebe.", sprach Amariel, während sie eine Hand auf die Schulter ihrer Enkelin legte.
„Du warst auch einmal in ihrem Alter. Sie wird ihren Platz schon noch finden."
„Fragt sich nur wann.", murmelte Elva leise und folgte der Jüngeren ins Innere des Palastes.
Vollkommen außer Atem blickte das rothaarige Mädchen auf den Festsaal, während sie an der große Treppe stehe blieb, welche auf die Tanzfläche führte. Unzählige Paare bewegten sich zur fröhlichen Musik und es wurde gescherzt und gelacht. Alles war festlich geschmückt und hell erleuchtet, so wie es Safae in Erinnerung hatte. Vor den großen Fenster standen lange Tische mit Speisen und Getränken. Und als sich die kleine Prinzessin auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie sogar ihren Stuhl am anderen Ende der Halle sehen, welcher umgeben war von bunt verpackten Geschenken.
„Sieh nur, da steht dein Vater.", flüsterte ihre Großmutter der Elfjährigen ins Ohr und winkte ihrem Sohn voller Zuneigung zu.
Er war wirklich da. In eine schneeweiße Uniform gehüllt, saß er auf seinem Thron, hinter dem das eindrucksvolle Bild der Familie seinen Platz hatte. Eine der wenigen Erinnerungen, die ihre Mutter bildlich darstellte. Von der Widersehensfreude wie gelähmt, wagte die kleine Prinzessin für einen Moment nicht, ihrem geliebten Vater entgegen zu laufen, als er ihren Gruß erwiderte und sich auf den Weg zu ihnen machte. Er war tatsächlich gekommen. So, wie er es versprochen hatte. Am Morgen ihres Geburtstages, hatte die Rothaarige noch Zweifel gehabt, ob er es wirklich schaffen würde.
Nómóvil hatte den Thronsaal zur Hälfte durchschritten, als Safae losstürmte und flink wie ein junges Reh durch die tanzende Menge hüpfte. Ihrem Vater in die Arme springend, wirbelte er seine Tochter glücklich lachend herum und drückte sie fest an sich. Es tat gut, wieder Zuhause zu sein.
„Alles Gute zu deinem Geburtstag, meine süße Safae."
Mit diesen Worten hob er sie hoch und hielt sie für einen kurzen Moment in der Luft.
„Genieß diesen Abend, mein strahlender Stern. Deine Mutter, sieht gewiss zu uns herab."
Dies reizte das junge Mädchen zum Kichern.
„Wenn du mich so hoch hälts, ganz sicher Papa."
Vorsichtig stellte der Herrscher des Planeten Kiffu seine Tochter wieder auf die Beine. Gespielt vornehm, verbeugte sich das rothaarig Mädchen und forderte somit zum Tanz auf, welchen ihr Vater nur zu gern annahm. Klatschend, stampfend und pfeifend, schwebte das lustige Mädchen förmlich durch den Raum, bis sie keine Luft mehr bekam und ihre Wangen beinahe die selbe Farbe annahmen, wie ihre Haare. Doch war Safae unermüdlich und ganz gleich welches Stück auch gespielt wurde, so gönnte sie weder sich noch ihrem Vater eine kurze Pause. Kurz vor Mitternacht und unzählige Tänze später, stieg die Prinzessin die zahlreichen Stufen zum Thron hinauf, um endlich ihre Geschenke öffnen zu können.
Auf dem blanken, edlen Boden sitzend, riss sie neugierig ein Paket nach dem anderen auf und jubelte stets freudig über dessen Inhalt, was sämtliche Gäste immer wieder zum Lachen reizte. Nachdem auch das Letzte ausgepackt war, kniete sich Safae zu ihrer Großmutter, welche ihr mit einer Geste klar gemacht hatte herzukommen und legte die Hände in ihren Schoß.
„Wenn du dich so freust und lachst, sehe ich stets den Geist meines Nómóvil in dir, deines lieben Vaters."
Einen Diener heran winkend, der eine große Schatulle brachte, griff die ehemalige Herrscherin an ihren Hals und brachte ein dünnes Goldkettchen zum Vorschein, welches einen ebenso winzigen Schlüssel trug und sich stets unter ihren Gewändern verbarg. Schon oft hatte sich die Elfjährige gefragt, wofür dieser war und welches Schloss er wohl öffnen würde.
„Ich weiß, dass du mich bereits unzählige Male gebeten hast, nicht nach Coruscant zurück zu kehren, obwohl du weißt, dass es meine Pflicht ist. Und es zerreißt mir schier das Herz, dass ich nicht bleiben kann, obgleich es mir bewusst ist, wie viel es dir bedeuten würde. Deswegen haben wir noch ein ganz besonderes Geschenk für dich, meine liebreizende kleine Safae."
Spannung machte sich in der Elfjährigen breit und sie kaute ungeduldig auf der Unterlippe. Mit nur wenigen Handgriffen öffnete sich die große Kiste und brachte ein strahlendes und funkelndes Diadem zum Vorschein, dass in einem weichen Bett aus blauem Samt lag. Safae hielt bei dessen Anblick überwältigt den Atem an und machte große Augen. Dunkel erinnerte sich die kleine Prinzessin an jene Tage, als ihre Mutter das kostbare Stück ihren Töchtern aufgesetzt hatte und diese voller Stolz durch den Palast gelaufen waren. Und wie viel es ihrer Mutter doch bedeutet hatte.
„Doch du hast die Schönheit deiner Mutter, Galéwe. Und kein anderes Juwel könnte dich besser krönen, als das erste Diadem, dass sowohl sie, als auch ich getragen haben."
Mit diesen Worten, setzte Amariel ihrer jüngsten Enkelin das Schmuckstück vorsichtig auf den Kopf und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht. Voller Zuneigung blickte sie dem kleinen Mädchen in die Augen und drehte sie anschließend zu dem großen Spiegel um, welchen zwei weitere Dienstboten heran getragen hatten, um sich selbst betrachten zu können. Ungläubig blickte Safae ihr Spiegelbild an und erkannte tatsächlich das erste Mal in ihrem Leben ihre eigene Mutter in sich selbst wieder. Eine Erkenntnis, die ihr die Tränen in die Augen trieben
„Wir haben beide sehr daran gehangen. Gewöhne dich ruhig an den Anblick. Das heißt, wenn du den Entschluss fassen solltest, mich nach Coruscant zu begleiten."
Amariel konnte nicht sagen, wessen Überraschung wohl größer war. Die Safae's oder aber ihres Vaters.
„Wirklich?", fragte das kleine Mädchen freudig und warf sich in die Arme ihrer Großmutter, als diese zustimmend nickte und die Arme für sie ausbreitete.
Lachend, drückte die ältere Dame das Kind an sich. Mit dieser Reaktion hatte sie schon gerechnet.
„Mutter, soll das etwa heißen, dass meine jüngste Tochter die nächste Herrscherin über unser Land werden soll?"
Zurückhaltend, strich Amariel ihr Kleid glatt, nachdem ihre Enkelin sie losgelassen hatte. Sie wusste, sie müsste ihre Worte mit bedacht wählen, damit sie Safae's Schwestern nicht kränkte. Denn eigentlich hatte Elva als Erstgeborene Anrecht auf den Thron.
„Sie ist die machtsensitivste deiner Töchter. Safae wird eines Tages herrschen, vorausgesetzt, dies ist ihr freier Wille."
Doch noch ehe die Elfjährige überhaupt antworten konnte, spürte sie eine Kälte in ihrem Rücken, die durch ihre Knochen zu kriechen schien. Unheimlich. Gefährlich.
„Welch wunderschöner Anblick.", vernahmen alle Umstehend eine dunkle Stimme vom Eingang des Palastes.
Wie ein Schatten legte sich Dunkelheit über das große Gebäude und sämtliche Lichter erloschen augenblicklich, wie die Kerze, welche vom Wind ausgeblasen wurde.
Leises, angsterfülltes Gemurmel setzte ein, während zwei in schwarz gehüllte Personen den Saal betraten. Mit jedem Schritt, welchen die beiden vermummten Gestalten machten, teilten sie die Menge vor sich, ehe diese knapp hinter ihnen wieder zusammen stieß und den Männer vorsichtig mit Abstand folgte. Die Neugier war anscheinend noch stärker als die Furcht, welche man nichts desto trotz in ihren Gesichtern deutlich lesen konnte.
„Lord Sidious.", flüsterte eine Frau voller Schrecken und ließ ihr Weinglas vor dessen Füße fallen.
Doch ihr Missgeschick wurde gar nicht beachtet, stattdessen trat besagte Personen in die Scherben, welche unter seinen Füßen geräuschvoll brachen und zog die Reste des Getränks wie eine Blutlache hinter sich her. Safae lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie kannte die Fremden nicht und ihre Gesichter waren unter einer dunklen Kapuze verborgen. Doch wie sie sich bewegten und langsam auf sie zuschritten, hinterließ einen bedrohlichen Eindruck bei der Elfjährigen.
„Wahrlich, sie kommt wirklich ganz nach ihrer Mutter. Zu schade, dass diese ihr Kind am heutigen Tag nicht mehr erblicken kann."
Die Worte des Sith trieften vor Ironie, während er sich daran erinnerte, wie die Herrscherin des Planeten wirklich ihren Tod fand. Voller Zorn trat Nómóvil dem Fremden entgegen und verstellte ihnen den Weg.
„Wie könnt Ihr es wagen, diesen Ort noch einmal zu betreten und dieses Fest zu stören.", brachte er mit mühsam beherrschter Stimme hervor, während seine jüngste Tochter hinter seinen Rücken hervor lugte.
Neugierig wagte sie einen Blick, zu einem der Männer hinauf und erblickte leuchtend gelbe Augen, umgeben von einem flammenden Rand. Das Gesicht des Unbekannten zeigte unzählige schwarze Zeichnungen auf einer scheinbar rötlichen Haut. Der Sith neigte sein Haupt ein Stück und starrte das kleine Mädchen vor ihm nieder, doch diese kräuselte nur kurz die Nase und streckte dann frech die Zunge heraus. Maul knurrte kaum hörbar auf und bleckte für einen kurzen Moment die Zähne, während Sidious eine Hand schmerzhaft um das Kinn des kleinen Mädchens legte, um ihr Gesicht besser betrachten zu können.
„Nur ein wenig ungeschliffen wie es scheint.", bemerkte der Sith-Lord wie nebenbei, ehe ein Blitz sein Bewusstsein durchzuckte und sich schmerzhaft von seinem Arm über den gesamten Körper hinaus zog.
Die Erschütterung in der Macht spürend, blickte Maul zu seinem Meister, dessen Griff um das rundliche Gesicht des Kindes immer fester zu werden schien. Was ging hier vor? Bilder tauchten vor Sidious innerem Augen auf und zeigte ihn selbst.
Erinnerungen, wie er als Senator auf Naboo agierte, sowie auch als Darth Sidious, welcher seinen Schüler ausbildete und keine Sekunde schonte. Wichtige Informationen und Pläne huschten durch seine Gedanken und schienen sich vollkommen ineinander zu verwirren. Erst als er unter Höllenqualen das Gesicht des Mädchens losließ, wurde sein Blick wieder klar und sein Verstand gehörte ihm allein. Schwer atmend, versuchte Palpatine zu verstehen, was da gerade passiert war. Und er erinnerte sich, schon einmal unter solch einem unerwünschten Einfluss gestanden zu haben.
„Meister?", wand der junge Sith kurz flüsternd das Wort an seinen Herrn, da ihm die Störung in der Macht nicht entgangen war. Dieser warf dem Zabrak jedoch nur einen kurzen Seitenblick zu und gebot seinem Schüler, zu schweigen. Sidious wusste, dass es eine natürliche Gabe der Kiffar war, aus diversen Gegenständen einzelne Geschichten herauslesen zu können. Dazu verlangt es nur, den jeweiligen Gegenstand zu berühren, um dann vor dem inneren Auge Bilder zu sehen, die mit dem gewünschten Objekt im Zusammenhang stehen. Doch diese Fähigkeit richtig anwenden zu können, verlangte jahrelanges Training und war von einem Kind in diesem Alter nicht zu erwarten. Jedoch viel schockierender war die Tatsache, dass Safae scheinbar nicht nur aus Gegenstände Informationen einholen konnte, sondern auch aus anderen lebenden Individuen.
Eine Fähigkeit, die nur durch die Zuhilfenahme der dunklen Seite der Macht möglich war. Dem Gesichtsausdruck der Prinzessin nach zu urteilen, hatte sie mehr gesehen, als gut für sie war, wenn auch nicht absichtlich. Die Pläne, alle Informationen, waren für dieses Kind zugänglich gewesen. Ängstlich, verbarg sich das Mädchen hinter ihrem Vater, welcher sie zurück zu ihrer Großmutter schickte.
„Wir haben weder etwas mit den Jedi zu tun, noch mit Eures Gleichen. Der Planet ist neutral und so soll es auch in Zukunft bleiben. Also schert euch davon."
Mit ausgestreckte Arm, verwies Nómóvil zur Tür, doch die Sith bewegten sich nicht von der Stelle. Es stimmte. Der Planet Kiffu gehörte keiner der beiden Machtgruppe an und galt als unabhängig. Doch seine Lage und die Tatsache, dass sie den Nachbarplaneten als Gefängniswelt nutzten, machten ihn umso reizvoller.
„Eure Worte könnten Euer Untergang sein, Nómóvil.", sprach Darth Sidious leise und mit düsterer Stimme.
Erschreckt aufgrund dieser Worte, hielt Amariel ihre Enkelinnen fest im Arm und schickte ein Stoßgebet zu Himmel mit dem Wunsch, die Fremden würde einfach verschwinden. Was hatte ihr Planet denn schon groß zu bieten, dass es für diesen Sith-Lord so wichtig wäre?
„Schließt Euch unserem Bündnis an und Eurer Familie wird kein Leid geschehen. Tut Ihr es nicht, besiegelt Ihr euer eigenes Schicksal."
„Niemals.", vernahm man die vor Wut schäumende Stimme des Herrschers der Kiffar.
Der Mann mit den flammenden Augen, legte in einer fließenden Bewegung seinen Umhang ab. Geräuschlos segelte der tiefschwarze Stoff zu Boden und enthüllte das beängstigende Antlitz eines Zabrak. Sein Aussehen bestach durch seine rote, mit schwarzen Tätowierungen überzogene Haut und den kleinen, spitzen Hörnern auf dem Kopf. Eine Hand hebend, führte der junge Sith einen kurzen Wink aus und die großen Flügeltüren zum Thronsaal öffneten sich wie von Zauberhand. Der eiskalte Wind trug unzählige Schneeflocken herein und wehte ein unerwartetes Geräusch heran. Die Sekunden verstrichen und es wurde immer lauter. Immer bedrohlicher. Bis Safae den ersten Droiden erblickte, der einen Blaster in der Armbeuge hielt. Der blecherne Schädel blickte sich nur kurz um, eher er weiter in den Saal hinein schritt und unendlich viele seiner Art ihm folgten. Eine ganze Armee, welche sämtliche Ausgänge eingenommen hatte. Einen metallenen Gegenstand von seinem Gürtel ziehend, sah die Prinzessin nur noch kurz zwei rote Lichter aufleuchten, bevor sich eines davon tief in den Körper ihres Vaters schob. Nómóvil gab nur noch ein kurzes Röcheln von sich, ehe der Zabrak das Lichtschwert aus seinem Opfer zog und dieses vornüber zu seinen Füßen fiel.
Fortsetzung folgt…
