Kapitel 1

~Annie~

„Hallo und herzlich Willkommen in der University of Houston!" ein schlankes, blondes Mädchen trat energisch und mit Zahnpasta Lächeln auf Annie zu.

„Mein Name ist Jenny Goodwill und ich bin Buddy für die Erstsemester." Strahlend reichte sie Annie ihre Hand.

Jenny Goodwill hatte perfekt manikürte Fingernägel und Nagelbetten zum Niederkniehen.

Um ihr Handgelenk baumelte ein zartes Silberarmband auf dem mit kleinen Edelsteinen und in filigraner Schrift ein J stand. Sie trug ein hell rosarotes Polohemd und beige Caprihosen.

Alles an Jenny Goodwill schrie „Tochter aus gutem Hause".

„Hey." Annie konnte nicht anders als zurück zu lächeln.

„... und du bist?"

Auffordernd, die perfekt gezupften Augenbrauen nach oben gezogen sah Jenny sie an.

„Oh! Ach ja... Ich bin Annabel Cresta."

„Na dann, Annabel Cresta, lass uns doch mal sehen, wo du untergebracht bist!" voller Tatendrang machte sich Jenny daran ihre endlos lange Liste zu durchsuchen.

Während Jenny in ihren Unterlagen zu blättern begann, hatte Annie Zeit, den Campus genauer zu beobachten.

Eines war schon mal klar. Die University of Houston war groß. Laut dem Flyer, den Annie während der Anreise immer und immer wieder durchgelesen hatte, fasste das College 36.000 Studenten.

Der Campus war ein einziges Gewusel von Menschen. Große, kleine, dicke, dünne. Wohin man auch sah, neue Gesichter. Annie war absolut begeistert.

Allein der Gedanke, jetzt auch zu diesen 36.000 Studierenden zu gehören machte sie ganz hibbelig.

„Ah! Na da haben wir dich ja! Annabel Cresta, du bist in den Moody Towers untergebracht, Nord Turm, 5. Stock, Zimmer 503. Hier hast du einen Plan vom Campus. Damit du uns nicht gleich verloren gehst." zwinkernd drückte sie ihr eine zusammengefaltete Karte, auf der in großen, roten Buchstaben UH prangte, in die Hand.

„Okay, danke."

„Keine Ursache. Und falls du irgendwelche Fragen hast, du weißt wo du mich findest."

Ein weiteres Mal lächelte Jenny Goodwill Annie zu, dann wendete sie sich an den nächsten in der Warteschleife.

„Hallo und herzlich Willkommen in der University of Houston..."

Annie öffnete den Plan. Was hatte Jenny gesagt? Moody Towers, Nordturm.

Sie überflog die Skizze des Campus. Ah! Da war es ja! Wenn der Karte Glauben zu schenken war, befanden sich die Towers gleich hinter dem Willkommenscenter.

In einer Hand den Campus Plan, mit der anderen ihren Koffer ziehend, machte Annie sich auf den Weg.

Schließlich ragten vor ihr zwei große, graue Türme in die Höhe.

Auf einem roten, rechteckigen Schild stand in dicken Lettern „Moody Towers"

und mit Pfeilen war angezeigt, wo es zum Süd- und wo zum Nordturm ging.

Annie war erleichtert, die erste Hürde war geschafft.

…...

Vorsichtig öffnete Annie die Tür zu Zimmer 503. Auf ihr Klopfen hatte keiner reagiert, wahrscheinlich war ihre Zimmergenossin also noch nicht angekommen.

Sie betrat den Raum. Er war schmal geschnitten, links und rechts von ihr stand jeweils ein Einzelbett, hinter den Betten befanden sich, wieder genau parallel zu einander, Schreibtische und Bücherregale und an der Stirnseite spendete ein großes Fenster Licht.

Annie beschloss erst mal ihre Sachen auszupacken. Sie hievte ihren Koffer auf das linke Bett und machte sich an die Arbeit.

~ Finnick und Jo ~

„Sag mal bist du aufgeregt? Du hast so seltsam glasige Augen."

„Was ich?! So ein Quatsch!"

„Doch! Ganz sicher! Den Blick hattest du das letzte Mal drauf, als Mike O'Conell in der Grundschule gedroht hat dich zu verprügeln."

Finnick konnte einfach nicht anders als sie ein wenig aufzuziehen. Er kannte Johanna Mason nun schon sein ganzes Leben lang, hatte sie in den verschiedensten Emotionslagen erlebt. Fröhlich, traurig (als ihr Hund Thatcher gestorben war), immer mal wieder wütend und gerne ein wenig herablassend. Aber aufgeregt? Nein das war ein Gefühl, das Johanna Mason nun mal einfach nicht kannte.

Und doch stand sie nun vor ihm. Der Blick nervös herum fliegend, die Hände verkrampft. Sie versuchte vielleicht es zu vertuschen, aber Finnick kannte sie zu gut. Sie war aufgeregt.

„Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, ich bin ja bei dir." Spöttisch blickte er auf sie herunter.

„Ach halt doch die Klappe Finn!" giftete Jo.

„Und wenn deine Mitbewohnerin total eklig zu dir ist und dir deine Stofftiere wegnimmt, dann kannst du zu mir ziehen, du schläfst einfach auf dem Teppich."

„Kannst du nicht mal fünf Minuten ruhig sein?!"

„Na ja... können schon." Finnicks Augen blitzten vor Vergnügen.

„Argh! Ich geh jetzt rüber, nach meiner Zimmernummer fragen." Genervt stapfte Jo davon.

„Ich warte hier auf dich!" flötete Finnick und setzte sich dann auf eine Bank in der Nähe.

Er freute sich dass Johanna und er nun das selbe College besuchten. Sie waren Nachbarn in Oakland und waren auf die selbe Schule gegangen. Jo war wie eine Schwester für ihn und obwohl er es nie zugeben würde hatte sie ihm im letzten Jahr gefehlt.

Finnick war nun ein Sophomore in den Fächern Englische Literatur und Journalismus. Er hatte noch keine Ahnung, was er nach dem Studium machen wollte aber um ehrlich zu sein hatte er auch gar keine Lust darüber zu nachdenken. Er war ein wahrer Meister darin Sachen zu verdrängen und würde sich erst Gedanken darüber machen, wenn er seinen Abschluss in der Tasche hatte.

„Hey Odair!"

Finnick fuhr herum und erkannte das grinsende Gesicht Thresh Davis.

Thresh war Finnicks Zimmergenosse und einer seiner besten Freunde an der Universität.

„Davis! Lange nicht gesehen!" Finnick stand auf und die beiden begrüßten sich mit einem Schulterklopfen.

„Was geht ab Alter? Wie war der Sommer in Kalifornien?"

„Ganz ok. Und bei dir? Wie war dein Job bei Davis – Möbel für den Außenbereich?"

„Du hast ja keine Ahnung! Mein Vater ist völlig vernarrt in die Idee, dass ich bei ihm einsteige. Ich hab keinen Plan wie ich ihm beibringen soll, dass ich Gartenmöbel ätzend finde." Thresh lachte, der verzweifelte Unterton in seiner Stimme blieb jedoch.

„Ich hab dir gleich gesagt..."

„... ja ich weiß 'Thresh, das ist eine blöde Idee, dein Vater wird gleich davon ausgehen, dass du in seine Fußstapfen treten willst.' Hätte ich mal lieber auf dich gehört. Aber lass uns von etwas anderem sprechen, ich muss sagen, ein paar der Erstsemester haben echt Potential. Wenn du verstehst was ich meine?"

Die beiden grinsten sich an.

„Wir müssen..."

„Diese Jenny Goodwill hat echt eine nervtötende Art." wurde Thresh von Jo unterbrochen

„Ich musste mich echt zusammen reißen, fast hätte ich ihr eine geknallt"

Mit genervtem Gesichtsausdruck und einem „UH-Campusguide" in der Hand stand Johanna vor ihnen.

Leicht irritiert musterte Thresh sie.

„Thresh, das ist Johanna Mason, sie kommt auch aus Oakland und ist für Wirtschaftswesen eingetragen. Jo, Thresh Davis, ebenfalls Wirtschaftswesen und mein Mitbewohner." stellte Finnick die beiden vor, die sich daraufhin die Hände schüttelten.

„Ich hab schon viel von dir gehört." grüßte Thresh

„Hoffentlich nur gutes?"

„Das beste."

Thresh und Jo grinsten sich, immer noch Hände schüttelnd, an.

„Sag mal flirtet ihr?! Ist ja widerlich!"

Finnick verzog das Gesicht.

„Jo? Was ist denn nun deine Zimmernummer?"

„Warte, ich habe es mir aufgeschrieben..." Jo wühlte in ihrer Hosentasche.

„Da! Nord Turm, Zimmer 503. Weißt du wo das ist?"

„Klar weiß er das! Wir sind im gleichen Turm!" meinte Thresh gut gelaunt

„Wir bringen dich hin."

…...

„501, 502, 503! Da haben wir es!" Finnick deutete auf eine helle Holztür, auf der in schwarzer Schrift '503' stand.

Kurz musterte Jo die Tür, dann stapfte sie darauf zu und öffnete sie ohne Anzuklopfen. Typisch Jo.

Zimmer 503 war eindeutig schon bezogen worden, auf dem linken der beiden hellbraunen Betten lag ein himmelblauer, bereits ausgeräumter Koffer, das Bett war schon mit einer zitronengelben Bettwäsche überzogen und an der Pinnwand, die über dem Bett hing, waren einige Fotos angebracht.

Ansonsten jedoch war das Zimmer leer. Scheinbar hatte sich Jos Zimmergenossin auf Entdeckungstour gemacht.

„Ich wette mit euch sie studiert Literatur." meinte Thresh, das linke Bett musternd.

„Wie kommst du denn bitte darauf? Ich sehe hier kein einziges Buch."Jo sah ihn fragend an, während sie die Fotos an der Pinnwand genauer betrachtete.

„Ich weiß nicht, aber dieses Bett ist so ordentlich, es wirkt nahezu literarisch, so stelle ich mir die Zimmerhälfte einer Literaturstudentin vor." erläuterte Thresh mit näselnder Stimme und einem Professorenblick. Bevor er in schallendes Gelächter ausbrach.

„Alter! Ich studiere Literatur! Von wegen ordentlich!" warf Finnick ebenfalls grinsend ein.

„Ausnahmen bestätigen die Regel mein Freund!" Die beiden Jungen sahen sich an und prusteten dann zeitgleich los.

„Ihr seid schrecklich kindisch, wisst ihr das? Jo, die immer noch die Fotografien musterte verdrehte die Augen. „Aber wenn wir jetzt eine Wette über ihr Hauptfach abschließen, sage ich sie studiert Fotografie."

„Ernsthaft? Nur weil an ihrer Pinnwand Fotos hängen? Die können genau so gut von jemand anders sein, außerdem ist es nicht so, als wären das hier professionelle Bilder. Das sind Fotos von ihr und ihren Freunden nichts weiter." bestimmt schüttelte Finnick den Kopf „Ich tippe auf Psychologie."

„Psychologie? Warum das denn?" Thresh sah seinen Mitbewohner fragend an.

„Keine Ahnung, nenne es männliche Intuition."

„Also gut, Thresh sagt Literatur, ich bin für Fotografie und Finnicks Intuition sagt ihm, dass sie Psychologie studiert. Was ist der Einsatz?"

„Keine Ahnung, wie wäre es mit so einer Art 'Du hast was gut Gutschein'" Finnick zuckte mit den Schultern.

„Ach komm! Langweiliger geht es nicht." Johanna rümpfte die Nase „Ich bin für eine richtig schön fiese Aufgabe für die Verlierer, was und wann legt dann der Gewinner fest."

„Klingt gut." pflichtete Thresh bei.

Finnick beugte sich zu Thresh herüber. „Wenn Jo gewinnt sind wir am Arsch."

„Das kannst du laut sagen."

…...

Finnick kämpfte sich, seine Kursübersicht in der Hand, durch die Mengen.

Am schwarzen Brett wurden am ersten Tag alle Kurs- und Vorlesungstermine ausgehängt.

Finnick war von Anfang an klar gewesen, dass das ganze ein ziemliches Gedränge werden würde, daher war er erst extra spät (es war schon sieben Uhr) in Richtung Universitätszentrum aufgebrochen.

Und hatte es sich was gebracht? Nein. Es war ein heilloses Durcheinander.

Finn hatte für nur einen Blick aufs Schwarze Brett, mit anschließendem Abschreiben seiner Kurse, fast eine halbe Stunde angestanden.

Endlich war der Ausgang in Sicht. Finnick setzte sich auf die Stufen vor dem Gebäude um den Plan genauer zu studieren.

Sein erster Kurs war am Dienstag um 9:20 Vorlesungssaal 3 – Klassische Literatur mit Professor Cohen.

Immer noch den Kursplan studierend machte er sich auf den Weg zurück zu den Moody Towers.

Er hatte noch nicht einmal angefangen auszupacken, wahrscheinlich würde er wieder einmal die ersten Wochen einfach nur aus dem Koffer leben. So lange bis er alles getragen hatte, dann würde er alles auf einmal waschen und schließlich in seinen Schrank räumen. So lief es nach den Ferien immer ab.

Seine Mutter nannte so etwas einen schleifenden Lebensstil.

Als Finnick gerade die Eingangstür zum Nord Turm öffnen wollte knallte er plötzlich ziemlich heftig gegen eine andere Person. Finnick konnte sich gerade noch auf den Beinen halten, aber sein gegenüber, ein zierliches, dunkelhaariges, Mädchen, landete mit voller Wucht auf dem Pflasterboden.

„Oh Mann, Scheiße, tut mir Leid! Geht es dir gut?" Finnick beugte sich zu ihr herunter.

„Alles in Ordnung,, ich..." plötzlich riss sie erschrocken die Augen auf. „Meine Kamera!"

Finnick folgte ihrem entsetzten Blick und erspähte besagte Kamera etwa zwei Meter von ihnen entfernt, auf dem Boden. Das schwarze Gehäuse war herunter gebrochen.

Auf allen Vieren rutschte das Mädchen darauf zu.

„Oh, Scheiße, Scheiße, Scheiße" murmelte sie während sie versuchte das Gehäuse wieder an zudrücken.

„Verdammt, hab ich sie geschrottet?" zerknirscht kratzte sich Finnick am Hinterkopf.

Da erst schien dem Mädchen wieder einzufallen, dass sie nicht allein war.

Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr und blickte zu ihm auf.

„Ich hoffe mit ein wenig Klebeband wird es wieder."

„Ok. Gut. Also, Sorry noch mal."

„Aber das war doch nicht deine Schuld, ich hätte besser aufpassen sollen."

Das Mädchen rappelte sich auf und streckte ihm ihre Hand entgegen „Ich bin übrigens Annie."

Er griff nach ihrer Hand.

„Finnick."

...

Also dann...

Das ist sie also, meine erste richtige Fanfiction. (woooohooo!)

Ich hab die Idee dazu jetzt schon seit gut einem halben Jahr im Kopf, hab mich aber nur dazu durchringen können anzufangen.

Ich will ehrlich sein, ich bin so ziemlich das Gegenteil von einem konsequenten Menschen.

Ob diese FF also jemals vollendet wird steht in den Sternen.

Ich bitte euch daher und weil ich nun mal einfach wissen will, was ihr von meiner Geschichte (bis jetzt) haltet, ganz ganz fleißig zu kommentieren. *flehender Blick*

Dann bis hoffentlich zum nächsten Kapi.

LG

Schaukelpferdchen 3