Prolog: Fetzen von Licht

Dumpf pochte ein unerklärlicher Schmerz gegen seine Schläfen und jede Faser seines Leibes, besonders die in den Beinen und im Nacken brannten unaufhörlich weiter, während Farben in der Dunkelheit seiner geschlossenen Augenlieder einen endlosen Reigen tanzten.
Wie lange er sich wieder in diesen halben Wachzustand befand, konnte er nicht sagen. Vielleicht hatte er erst seit wenigen Sekunden das Bewusstsein wieder erlang, vielleicht war dies aber alles schon Teil seiner Reisen ins Land der Ahnen.
Völlig neben sich stehend, bemerkte er trotzdem wie sein Körper sich leicht regte und ein schmerzersticktes Stöhnen seinen Lippen entwich.
Ein dicker Nebel durchzog seine Gedanken und blockierten jede seiner Anstrengungen auch nur einen einzigen vernünftigen Gedanken zu fassen.
War er nun tot oder nicht?
Die einzige Frage, welche beständig es schaffte in seinem Geist sich zu manifestieren und in einer Endlosschleife ihm immer wieder vor Augen kam. Plötzlich vernahm er ein Rucken…
Aus seiner geistigen Apathie aufgeschreckt, merkte er wie seine kleine Schmerzenswelt, welche noch Augenblicke zuvor in völliger Trägheit ihren Lauf nachhing, hektischer wurde.
Die tanzenden Lichtpunkte hinter seinen Augengliedern wurden immer greller und größer, bis das Schwarz endgültig von warmen, beinahe hitzigen Farben verscheucht wurde.
Rot… orange… gelb… weiß… orange….
Völlig ohne Konzept wechselte die Hintergrundfarbe in einem immer schnelleren Tempo.
Doch auch die Erschütterungen jagten sich in ein steigerndes Tempo hinter einander ab und verursachten ihm regelmäßige Wellen der Schmerzen. Auch konnte er jetzt Stimmen vernehmen und das hastige Geräusch von Schritten. Er verstand nicht wirklich was diese Schatten sagten, erkannte aber durchaus den geistigen Stress unter dem sie standen.
Plötzlich jedoch kristallisierte sich eine Stimme, welche er selbst in einen solchen Zustand jederzeit wieder erkennen würde.
Sein Bruder…
Sein älterer Bruder, der einzige welcher ihm geblieben war, rief nach ihm! In einer Verzweiflung, welche ihm wahrscheinlich die Kehle zugeschnürt hätte, wenn er in diesem Moment auch nur einen Nerv von diesem Körperteil spüren würde. Verbissen versuchte er die Splitter seines Willen aufzusammeln und seinen Körper zu befehlen sich aus diesen schmerzhaften Puzzleteilen wieder zusammen zu setzten.
Doch es gelang ihm nicht. Der einzige Lichtblick, welchen er zusammen brachte war das zögerliche Aufflackern seiner Augenlieder und das Hineinblinzeln in ein unnatürlich grelles Licht.
Selbst wenn dieser Augenblick nur ein paar Momente dauerte und er es nicht einmal zusammen brachte seine Augen wenigstens eine Sekunde ganz zu öffnen, so brannte sich dieses unnatürlich grelle Licht tief in sein Gedächtnis ein.
Er kannte kein Feuer, und sei es noch so groß, welches ein solch grelles Weiß ausstrahlte. Also ist das, der Ende des berühmten Tunnels, schoss es ihm in den Kopf, als sich im nächsten Moment seine Augen endgültig schlossen.
Das ist also das Licht in dem ich aufgehen werde, wenn ich sterbe…
Er wünschte sich er hätte die Stimme seines Bruders zuvor nicht gehört. Dann hätte ich mit mehr Frieden den Tod begrüßt, dachte er noch bitter zu sich, bevor er erneut das Bewusstsein verlor.

Tut mir leid, Madara, ich habe es nicht geschafft an deiner Seite zu überleben...
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