Ein sanfter Wind glitt über das Geländer Hogwarts. Der Herbst hatte Einzug gehalten, doch sah man von der bunten Blätterpracht nur noch wage Schatten. Hier und da funkelten die Baumwipfel im sanften Schein des zunehmenden Mondes. Ein ruhiger Abend wie manch anderer auch, so dachte Prof. McGonagall und huschte von einem Gebüsch zum nächsten. In ihrer Animagusform war es, zumindest im Freien, um einiges leichter einen Kontrollgang zu voll ziehen. Den geschärften Sinnen nach, war es kurz nach Mitternacht. Eine Zeit, die so ein mancher Schüler noch für einen kleinen Spaziergang nutzte. Vor allem, wenn die Nacht, trotz des Herbstes, noch so angenehm warm war. Die getigerte Katze lies etwas wie ein Seufzen hören. Wieso nur mussten unter den meisten von den Ausreißern ausgerechnet ihre Schützlinge dabei. Sie mochte es wirklich nicht ihrem eigenen Haus Punkte abzuziehen. In dieser Hinsicht war sie wie ein gewisser Tränkeprofessor. Ein Rascheln lies sie ihre Ohren spitzen. Da war etwas! Genau dort am anderen Ende des Geländes, nahe der Mauer in einem der Gebüsche. Sie traute sich schon fast nicht nach zu sehen, welches Liebespaar sie nun schon wieder erwischt hatte?! Mit einem Lächeln, was reichlich seltsam bei einer Katze aussah, wollte sich die Verwandlungslehrerin schon abwenden. Doch stieg ein Geruch in ihre äußerst empfindliche Nase, den sie lieber nie auf Hogwarts riechen wollte. Blut.
Für eine kleine Schnitt- oder Beißwunde, war dieser, in ihrer Nase, Gestank schon zu bestialisch. Ohne auch nur länger zu warten sprintete sie in geschmeidigen Bewegungen durch die Nacht, direkt auf das dichte Gebüsch zu. Hätte Minerva es gekonnt, so würde sie sich die Nase zu halten. Der Geruch schien zu quasi zu erdrücken, ihr die Luft zum Atmen zu nehmen. Ein paar kleine Äste verpassten ihr Kratzer an den Seiten, doch das war jetzt egal. Doch was sie dann erblickte, hielt ihre Bewegungen auf. Wie erstarrte blickten ihre sonst so strengen Augen auf das Bündel von Stoff, Haaren und Blut. Die Gestalt unter dem weiten Kleidungsstück war kaum auszumachen. Um so deutlicher war die Spur der Verletzung. Die Mauer zierten blutige Striemen, so als ob die Person sich bis eben noch auf den Beinen gehalten hatte und dann zu Boden glitt. Das musste das Rascheln gewesen sein, was sie gehört hatte. Ihr Blick richtete sich auf die Blutlache um den Körper, die immer größer zu werden schien. Jetzt endlich Begriff sie die lebensbedrohliche Lage. Keine Minute später war von der Katze nichts mehr zu sehen. Stattdessen stand dort nun Minerva McGonagall, ihres Zeichen Hauslehrerin Gryffindors und Verwandlungslehrerin. „Mobilcorpus!" Der Körper vor ihr fing an zu schweben. Sogleich eilte sie in Richtung Krankenflügel. In diesem Moment war es ihr egal wen oder was sie dort auf gefunden hatte. Hauptsache demjenigen konnte geholfen werden, bevor es zu spät war. Dann würde noch immer Zeit sein, heraus zu finden, wer sich nach Hogwarts verirrt hatte und woher die Verletzungen stammten.
TBC?