Eine der Randfiguren aus dem Umfeld von Harry Potter hat mich inspiriert.
Deshalb werde ich von einer fanatischen FF-Leserin zur Schreiberin.

Beta: "Gwin" (Ich drück Dich ganz fest!)

Und das übliche: Mir gehört nichts und ich will auch nichts damit verdienen!
Ich danke JKR für die Erschaffung der wunderbaren Charaktere.

Das andere Leben

Kapitel 1: Tante Petunia stellt Fragen

Es war verrückt! Nein, es war nicht nur einfach verrückt, sondern es war das verrückteste, was sie in ihrem Leben je getan hatte!
Aber sie hatte auch lange gebraucht, um sich zu diesem Schritt durchzuringen. Und nun war er unterwegs: Der Brief an den Menschen, der ihr hoffentlich helfen würde, endlich Klarheit in ihre Erinnerungen und Gedanken zu bringen.

Angefangen hatte alles nach Harry´s erstem Schuljahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei.

Er war in den Ligusterweg Nummer 4 zurückgekommen, um seine Sommerferien dort zu verbringen. Sein Onkel Vernon hatte ihn ja schon immer gehasst, und nachdem er nun auf diese "Verrückten-Schule" ging, wurde das Verhältnis zwischen ihm und Harry noch schlimmer, soweit das überhaupt möglich war.
Dudley machte Harry ebenfalls das Leben schwer, aber auch mit einer gewissen Skepsis, ob sein Vetter ihm nicht vielleicht etwas anhexen könnte, ein paar Schweinsohren beispielsweise, passend zu dem Ringelschwänzchen, das er von Hagrid bekommen hatte im vergangenen Sommer.

Alleine sie selbst, Petunia, die Schwester von Harry´s verstorbener Mutter Lily, hatte einen besseren Kontakt zu ihrem Neffen entwickelt seit dessen ersten Sommerferien nach der Erkenntnis, dass er ein Zauberer sei.

Es war in der zweiten Urlaubswoche gewesen, an einem schönen Sommernachmittag. Vernon war bei der Arbeit und Dudley bei einem Freund zum Spielen - Harry lag im Garten, zwischen Büschen versteckt auf dem Rücken und schaute den Wolken am Himmel zu.

Diese zogen träge dahin, die Luft schien fast zu stehen. Da Harry´s Schulbücher weggeschlossen worden waren, fühlte er sich leer und lag einfach nur faul rum.

Da hatte Petunia die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sich zu Harry ins Gras gesetzt.

"Harry, möchtest Du mir ein wenig von Deiner neuen Schule erzählen?"

"Von Hogwarts, Tante Petunia?" Harry hatte sich blitzschnell aufgesetzt und sah sie verdutzt an.

"Ja, Harry", antwortete sie und sah leicht verlegen aus.

"Interessiert es dich wirklich?", fragte Harry und als sie nickte und hinzufügte, "Natürlich muss das unter uns bleiben", da hatte er gegrinst und sie wohl zum ersten Mal in seinem Leben richtig angesehen.

"Was möchtest Du denn wissen?"

"Na ja, wie es da so ist - das Schulgebäude, die Klassenzimmer, die Schlafräume usw.? Was für Lehrer du hast, ob du mit ihnen klarkommst, und deine Klassenkameraden -sind sie nett? Was lernt ihr da so alles? Habt ihr auch Sport? Was machst du in deiner Freizeit in Hogwarts?"

Ihr Gesicht hatte sich gerötet und sie holte nach dieser Aufzählung erst mal tief Luft.

Harry auch! "Das ist ganz schön viel auf einmal, weißt du, Tante Petunia?"

"Ich weiß - entschuldige bitte!"

"Nein, nein, lass nur, ich freue mich ja, nur - es kommt so überraschend. Ich war bisher der Meinung, dass du nichts, aber auch wirklich rein gar nichts mit der Magischen Welt zu tun haben willst!"

Petunia wirkte nun wirklich verlegen.

"Ja, Harry, den Eindruck habe ich dir wohl von Anfang an, als du zu uns kamst, vermittelt. Aber es stimmt nicht ganz, es ist nur alles so verwirrend und ich weiß nicht, was ich denken soll. Vor allem kann ich mit deinem Onkel Vernon natürlich nicht darüber reden. Das konnten wir noch nie. Und deshalb war es für mich all die Jahre das beste, die Tatsache, dass du offensichtlich das "Talent" deiner Eltern geerbt hast, zu verdrängen. Als dann aber der Brief kam, dass du nach Hogwarts gehen sollst, brachen alle alten Erinnerungen an meine Jugend und die deiner Mutter wieder auf und der alte Neid und das alles.
Wenn du mich teilhaben lässt an einigen deiner Erfahrungen vom letzten Jahr, dann könnte mir das vielleicht helfen, mit mir selbst, und den Schuldgefühlen, die ich immer noch gegenüber meiner Schwester - deiner Mutter, verspüre, ins Reine zu kommen!"

Sie hatte sehr leise gesprochen und ihren Neffen dabei nicht angeschaut.

Beide schwiegen einige Minuten, dann fing Harry, zuerst stockend, dann immer flüssiger, zu erzählen an.
Von der Einkaufstour mit Hagrid in der Winkelgasse, von Gringotts, vom Gleis 9 ¾, von der Fahrt mit dem Hogwarts-Express, der Überfahrt über den See, dem Schloß, dem Sprechenden Hut und seinem Auswahlverfahren, von Ron und Hermine, von Dumbledore und Professor McGonagall, usw. usw.

Einmal hatte ihn Tante Petunia unterbrochen, als er zaghaft, und leicht beschönigend, sein etwas schwieriges Verhältnis zu seinem Zaubertränkelehrer beschrieb. Als er geschildert hatte, wie dieser in der ersten Stunde in das Klassenzimmer gerauscht war, und wie er aussah, da hatte sie auf einmal gefragt:

"Severus Snape? Heißt dieser Lehrer Severus Snape?"

Harry sah sie fassungslos an. "Professer Severus Snape - ja, so heißt er! Wieso? Woher kennst du denn den?"

Doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt, etwas gemurmelt, das sich anhörte wie "...ach, deine Mutter hat ihn mal erwähnt, und ihn genau so beschrieben...", und ihn dann gebeten, weiter zu erzählen.

Natürlich hatte er nicht in allen Einzelheiten berichtet von den Abenteuern, die er mit seinen besten Freunden zusammen erlebt hatte, aber irgendwie machte es ihm Spaß, ihr mitzuteilen, was für ihn die Faszination an diesem neuen Leben ausmachte. Und er hatte ihr auch klar zu verstehen gegeben, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als möglichst noch heute nach Hogwarts zurückzukehren.

Als er nicht mehr wusste, was er noch erzählen sollte, und sie fragend ansah, da lächelte sie leicht, und er sah eine Träne in ihren Augen aufblitzen.

"Danke, Harry! Danke!", hauchte sie nur, erhob sich aus dem Gras und ging hinüber zur Wäscheleine, um die getrocknete Wäsche abzunehmen und ins Haus zu bringen.

Harry schüttelte verwundert den Kopf und fragte sich, ob er die letzte halbe Stunde wohl nur geträumt hatte. Er legte sich wieder zurück und sah weiter den Wolken zu.

Drei Wochen passierte eigentlich gar nichts, wenn man von den üblichen Provokationen durch Vernon und Dudley mal absah.

Auch Petunia hatte ihr Verhalten Harry gegenüber nicht geändert, aber nur, wenn ihr Mann oder ihr Sohn dabei waren.

Waren die jedoch nicht in der Nähe, steckte sie Harry regelmäßíg etwas zum Essen zu, oder ein Bonbon, oder sie drückte ihm ganz kurz im Vorbeigehen die Schulter und schenkte ihm ein schnelles Lächeln. Einige Male ließ sie ihn auch an seine Schulbücher - stundenweise - und schloß sie natürlich wieder weg, bevor sein Onkel nach Hause kam.

Drei Tage vor Ende der Ferien klopfte es spät am Abend auf einmal an Harry´s Zimmertür und als er öffnete, huschte seine Tante herein, legte den Zeigefinger an ihre Lippen und flüsterte: "Harry, ich wollte dich noch etwas fragen."

Als er sie erwartungsvoll ansah, sprach sie ihre ungewöhnliche Bitte aus:

"Schickst du mir ab und zu eine Eule? Damit ich weiß, wie es dir geht? Meinst du, du kannst Hedwig..." , sie sah zu dem Käfig mit der schneeweißen Eule hinüber, "... so instruieren, dass sie die Briefe nur abliefert, wenn Vernon und Dudley nicht zuhause sind?"

Harry sah nun auch zu Hedwig hinüber, die zwar etwas unglücklich wirkte, weil sie die ganzen Ferien über nie richtig fliegen durfte, aber sehr interessiert herüberblickte und fast unmerklich mit dem Kopf nickte.

"Ja, ich denke, das geht", meinte er und nahm überrascht die Hand, die seine Tante ihm reichte, während sie sagte:

"Gut, Harry! Danke! Und ich wünsche dir ein schönes und erfolgreiches zweites Schuljahr in Hogwarts!"

Damit verschwand sie aus der Tür und ließ ihn ein weiteres Mal erstaunt zurück.

Und so war sein zweites Schuljahr in Hogwarts vergangen, Harry hatte ab und zu Hedwig in den Ligusterweg Nummer 4 geschickt und seiner Tante ein paar nette Zeilen geschrieben. Nur oberflächliches Zeug zwar, und es kam auch nie eine Antwort - das wäre wohl zu gefährlich für Petunia geworden - aber irgendwie hatte Harry das Gefühl, dass es so richtig war. Nach dem zweiten Schuljahr in den Sommerferien hatten Harry und Petunia wieder Möglichkeiten gefunden, sich über Hogwarts zu unterhalten, vor Vernon und Dudley hatte sich ihr Verhältnis aber nach wie vor nicht geändert.

So, wenn Ihr wollt, dann gehts weiter. Ein paar klitzekleine Reviews vielleicht? Nur damit ich weiß, ob die Story überhaupt Interesse weckt.