Altersfreigabe: ab 18!
Spoiler: Keine.
Inhalt: Zwischen Hass und Liebe liegt mehr als ein schmaler Grad. Dazwischen liegen Welten. Doch das Verlangen macht keinen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Severus /Sirius, Hermine /Sirius, Hermine/Severus, Hermine/Sirius/Severus
Disclaimer: Nichts gehört mir, alles ist Eigentum von J..
Updates: zweimal die Woche, mittwochs und sonntags
Kommentar: Diese Story hat meine Definition des Ausdrucks 'lange Schreibzeit' in ein völlig neues Licht gerückt. Sie hat monatelange Schreibblockaden erdulden müssen und sich so oft in andere Richtungen gewendet, dass es zwei Jahre gedauert hat, bis ich sie vollenden konnte. Und dabei war sie eigentlich nur als kleine Fingerübung für zwischendurch gedacht. XD
Betadank geht an Anja, zusammen mit einer Portion starke Nerven! Du wirst sie noch brauchen. *eg*
Warnings: Slash, Gewalt, Sex
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Diese Story widme ich Lepitera, die mir als Testleserin und für den oftmals fehlenden Ansporn immer zur Seite gestanden hat. Ohne sie wäre die Story nicht das, was sie jetzt ist.
Also Liebes, diese hier ist für dich. ;)
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Persona non grata
- Prolog -
Die Halle war taghell, obwohl nicht eine Fackel an den Wänden brannte. Die funkelnden Lichter der verschiedensten Flüche flogen durch die Luft, Rauch waberte dazwischen umher und wären die Umhänge der Auroren nicht rot gewesen, hätte man sie nur schwer von den schwarzen Roben der Todesser unterscheiden können.
Harrys Atem ging keuchend, seine Blicke waren gehetzt und immer wieder duckte er sich. Dorthin, wo der Qualm am dichtesten war und man ihn hoffentlich nicht so leicht entdecken würde. Einige Flüche hatten ihn dennoch getroffen. Er hinkte und ein schmerzhaftes Kribbeln an seiner linken Augenbraue legte die Vermutung nahe, dass er blutete. Stärker als gut für ihn war, so wie immer bei Kopfverletzungen.
Er stieß einen gezischten Fluch aus und stolperte ein paar Schritte nach vorne. Warum ausgerechnet hier? Warum schon wieder die Mysteriumsabteilung? Warum schon wieder die Halle des Todes? Er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden.
Einige rote Funken stoben über seinen Kopf hinweg und er duckte sich einmal mehr. Entweder waren die Kämpfe härter geworden, seitdem er als Auror arbeitete, oder er hatte es verlernt, auf seinen Instinkt zu hören. Was jedoch noch immer gleich war, war seine Abneigung gegen die Gefahr, in die er alle um sich herum brachte. Selbst durch den grauen Nebel hindurch konnte er zu viele rot gewandete Personen am Boden liegen sehen.
Im nächsten Moment riss er seine Hand mit dem Zauberstab nach oben und feuerte einen Stupor ab. Einer der Todesser war ihm direkt vor die Füße gelaufen, kopflos, blind. Nun erstarrte er und fiel schlaff zu Boden. Harry gab ein zufriedenes Grunzen von sich und lief weiter. Er musste den Standort wechseln, nun da er sich verraten hatte. Zwei Bänke weiter ging er wieder in Deckung.
Was zum Teufel wollte Voldemort schon wieder hier? Er kannte die Prophezeiung. Es gab nichts mehr in der Mysteriumsabteilung, das irgendwie wichtig für ihn sein konnte. Zumindest sollte es nichts derartiges geben. Harry rümpfte missmutig die Nase. Er hasste es, etwas nicht zu wissen. Seitdem er voll für den Orden des Phönix arbeitete mehr als früher.
Eine schwarze Gestalt tauchte aus dem Nichts auf. Harry hatte kaum mehr Zeit zu reagieren und trotzdem war es nicht er, der Bekanntschaft mit dem Hallenboden machte. Als er aufstand und in die Menge lief, schweiften seine Blicke über den Torbogen und den schwarzen Vorhang. Die Todesser sprangen immer wieder davor, schienen nicht die geringste Angst zu haben. Entweder waren sie lebensmüde, oder sie waren so in ihrem Rausch gefangen, dass sie gar nicht bemerkten, welchen Kampfplatz sie sich ausgesucht hatten. Gerade jetzt hatten drei von ihnen dort Stellung bezogen und feuerten Flüche in die Menge. Es schien sie nicht einmal zu interessieren, wen sie damit trafen.
Ein roter Umhang fing Harrys Blick ein. Ron sah nicht zu ihm und dennoch erfüllte er Harry mit einer undefinierbaren Zuversicht. Er zielte auf den mittleren der drei Todesser, Avery, wie Harry durch die verrutschte Maske erkennen konnte, sprach den Fluch und beobachtete mit unverhohlenem Triumph im Gesicht, wie er nach hinten stolperte und im Vorhang verschwand.
Harry schluckte, wandte den Blick ab und warf sich erneut in den Kampf. Er hasste es wirklich, wieder hier zu sein. Und er hasste es noch viel mehr, dass Ron später in der Nacht nicht zu denen gehörte, die das Ministerium zerschlagen und erschöpft, aber lebend wieder verließen.
- Kapitel 1 -
„Ich habe ihn gesehen, Hermine! Er war es!"
„Das ist absolut unmöglich! Und das weißt du auch."
„Weiß ich das? Weißt du es? Wusste Dumbledore es? Im Ernst, Hermine, was wissen wir über diesen Vorhang?"
„Dass es kein Zurück gibt, Harry." Hermine presste ihre Lippen fest aufeinander und hielt Harrys Blick stoisch stand. Sie hatte seine Überzeugung, Avery in einer der letzten Konfrontationen gesehen zu haben – nach seinem Sturz durch den Schleier –, so lange stumm hingenommen, wie es ihn noch nicht in Gefahr gebracht hatte. Wie er nur kopflos Recherche betrieben und sich von dem Verlust seines besten Freundes abgelenkt hatte. Nun war es an der Zeit, ihn von seinem abstrusen Plan abzubringen.
„Das kannst du nicht wissen. Nicht mehr. Higgins hat gesagt, es gäbe vieles, was wir über den Vorhang noch nicht wissen. Und er sagt, Voldemort wäre wieder rausgekommen. Es muss einen Weg geben, wenn Voldemort es geschafft hat!" Selbst auf die Entfernung von mehreren Metern konnte sie seine Halsschlagader wild pochen sehen.
Hermine seufzte schwer. Higgins, einer der Unsäglichen, war seit zwei Wochen das Maß der Dinge. Er wusste Details, die allen neu waren, berichtete Tatsachen, die sich niemand erklären konnte, und brachte sich angeblich in Lebensgefahr, nur weil er Harry gesagt hatte, in welcher Position er arbeitete. Dennoch rückte er mit immer mehr brisanten Informationen heraus, die bei Harry auf fruchtbaren Boden fielen. Er war blind für das Offensichtliche. „Bitte Harry... Ron ist tot. Stürz uns nicht in Hoffnungen, wenn wir nachher doch nur wieder enttäuscht werden." Sie kämpfte gegen den Kloß an, der sich in ihrem Hals bildete, und nach drei Monaten schaffte sie es sogar manchmal, diesen Kampf zu gewinnen.
„Wir können es nicht wissen, wenn wir es nicht versuchen."
In diesem Moment betrat Professor Dumbledore den Raum und den Blick, den er Harry durch seine Brille zukommen ließ, machte deutlich, dass er das Gespräch gehört hatte. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, trat er an den Tisch heran, der Hermine und Harry schon seit einigen Minuten eher als deutliche Trennung gedient hatte. Unbewusst straffte sie ihre Haltung, genauso wie sie es früher immer getan hatte.
„Professor Dumbledore, ich...", begann Harry prompt.
Doch der Schulleiter brachte ihn mit einer erhobenen Hand zum Schweigen. „Ich habe es gehört, Harry. Aber ich kann nicht zulassen, dass du durch diesen Vorhang gehst und nach Mr Weasley suchst."
„Aber..."
„Ich werde nicht darüber diskutieren!"
Hermine erschrak über die Schärfe in der Stimme des alten Mannes. Ebenso wie Harry. Mit großen Augen stolperte er einen Schritt zurück, die Wangen vor Aufregung gerötet.
„Du hast eine Aufgabe, Harry. Und so sehr mir dein Verlust leid tut, es gibt keine Hoffnung mehr für ihn."
Aus der Ecke erklang ein lautes Schnauben und Hermine kniff die Augen zusammen, als sie die Person in den Schatten zu erkennen versuchte. Sie sackte ein Stück in sich zusammen, als Snape geräuschvoll ein Buch zuklappte und aufstand. Seitdem er hier im Hauptquartier wohnte, tauchte er ständig an irgendwelchen Türen oder aus dunklen Ecken auf – rein zufällig natürlich. „Wie lange willst du dem Jungen dieses Märchen noch erzählen, Albus?", fragte er mit schleppender Stimme und gesellte sich in die Runde.
Der Direktor starrte den Tränkemeister auf eine Art und Weise an, die Hermine selbst auf die Distanz das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und die Tatsache, dass Harry nicht gegen die Bezeichnung 'der Junge' aufbegehrte, sprach für sich.
„Märchen? Was hat das zu bedeuten?" Nun offensichtlich wieder mutiger, da wütender, trat Harry zurück an den Tisch. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, seine Halsschlagader pochte noch schneller und ein leichter Schweißfilm stand auf seiner Stirn. Dumbledore schwieg.
Deswegen war es Snape, der sich Harry mit einem herablassenden Blick zuwandte und spöttisch lächelnd sagte: „Es gibt einen Weg zurück. Dem Dunklen Lord ist es in der Tat gelungen und er berichtete allen seinen Anhängern von dem Ausweg, bevor er uns das erste Mal in die Mysteriumsabteilung schickte."
„Das heißt, Sie wissen es?", presste Harry hervor.
„Severus!", fuhr Dumbledore warnend dazwischen.
Snape sah dem Schulleiter mit unverhohlenem Hass in die Augen, als er nickte. „Ja, ich kenne das Geheimnis. Unglücklicherweise ist Voldemort von demselben Verfolgungswahn betroffen, den auch gewisse andere Herren ertragen müssen." Dabei sah er Dumbledore scharf an. „Er hat es mit einem Fideliuszauber geschützt. Glauben Sie mir, Potter, ich hätte Sie liebend gerne persönlich durch diesen Vorhang geschickt. Wenn ihr mich nun entschuldigt." Er zog seinen Umhang um den Körper und drehte sich um, bevor er mit steifen Schritten das Zimmer verließ.
Hermine wünschte sich insgeheim, ihm folgen zu können.
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Severus lief mit mäßiger Geschwindigkeit durch die Flure des Hauptquartiers des Ordens. Jedes Gemälde, jede Tür, sogar der Teppich auf dem Boden erfüllte ihn mit Abscheu. Er saß nun schon seit fast einem Jahr hier fest. Seitdem man ihn als Spion enttarnt hatte. Und inzwischen war er soweit, dass er den Tod diesem Aufenthalt vorziehen würde.
Die einzige Unterhaltung, die er hier bekam, waren das Gemälde von Blacks Mutter und Granger. Sie war hier eingezogen, um Mietkosten zu sparen. Die Uni war nur einen Katzensprung entfernt und es war beinahe logisch. Außerdem war es ihm nach wie vor eine Freude, seine schlechte Laune an Schülern auszulassen – auch wenn es nur ehemalige waren.
Nun, da Albus' kleines Geheimnis jedoch gelüftet worden war, schien es, als würde er doch noch etwas Unterhaltung bekommen. Er hatte dem Schulleiter damals gesagt, dass Potter es irgendwann erfahren würde. Aber es schien, als müsste man selbst im Alter von 121 noch gewisse Lektionen alleine lernen (wobei er natürlich gerne seinen Teil dazu beigetragen hatte).
Mit einem kräftigen Stoß fiel die Tür zu seinem Zimmer hinter ihm ins Schloss und ein lauter Knall hallte durch das Haus. Severus gab ein Knurren von sich, warf das Buch aufs Bett und lief mehrmals auf und ab. Mehr denn je kam er sich wie ein Tiger vor, der in einem viel zu kleinen Käfig gefangen gehalten wurde. Er hasste Albus abgrundtief dafür, dass er ihm das antat. Nach allem anderen.
Deswegen klang sein „Herein!" alles andere als ruhig, als es an seiner Tür klopfte. Potter betrat das Zimmer und schien noch immer so gereizt und entschlossen wie vor fünf Minuten. „Was?", schnappte Severus. „Ist die Stunde der Wahrheit schon vorbei?"
„Sie müssen durch den Vorhang gehen", ignorierte der Junge vollkommen, was Severus gesagt hatte.
Der Tränkemeister schnaubte. „Den Teufel werde ich tun."
„Aber Sie sind der einzige hier, der Ron finden kann!"
„Wer hat denn jemals behauptet, dass ich Weasley finden will?" Severus sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und genoss es zu beobachten, wie Potter nach Argumenten suchte.
„Wir brauchen ihn im Orden."
„Es gibt im gesamten Orden nur drei Leute, die Weasley brauchen. Sie, Granger und seine Mommy." Das letzte Wort spuckte er mit so viel Sarkasmus aus, dass er das Platschen auf dem Holzfußboden beinahe hören konnte. „Er ist kein Verlust."
„Sie sind ein Scheißkerl, Snape!"
„Was für eine Erkenntnis", säuselte Severus, doch er konnte nicht leugnen, dass Potter ihn wütend machte. „Dennoch empfehle ich Ihnen, besser auf Ihre Worte zu achten. Sonst könnte mir der Zauberstab ausrutschen." Er demonstrierte seine Drohung mit einem Zucken seiner rechten Hand.
„Sie müssen ihn suchen!"
„Nicht einmal für eine Million Galleonen würde ich das tun, Potter! Und jetzt machen Sie, dass Sie aus meinem Zimmer kommen, bevor ich mich vergesse!" Severus hatte sich zu dem noch immer wenige Zentimeter kleineren Mann heruntergebeugt und die Augen etwas zusammen gekniffen.
Dennoch zögerte er. „Und für zwei?", fragte er schließlich.
„Für zwei was?"
„Für zwei Millionen Galleonen." Harry verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn vor.
Severus schnaubte ein weiteres Mal. „So viel Geld haben nicht mal Sie."
Die grünen Augen blitzten schelmisch. „Würden Sie darauf wetten, Sir?"
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„Ich werde durch den Vorhang gehen!" Eine weitere Tür knallte ins Schloss, dieses Mal die von Albus' kleinem Büro, das er sich hier im Grimmauldplatz eingerichtet hatte. Es war nicht einmal halb so schmuckvoll wie das in Hogwarts, aber da Severus dieses Haus so selten wie möglich verlassen sollte und sie in den anderen Räumen so gut wie nie ihre Ruhe hatten, hatte er es für nötig gehalten.
„Das wirst du nicht tun", erwiderte Albus gleichmütig und sah nicht einmal von seiner Arbeit auf.
„Und ob ich das tun werde. Ein Jahr Gefangenschaft ist genug, Albus. Entweder lässt du mich durch diesen Vorhang gehen, oder du kannst meinen Körper demnächst vom Dachbalken schneiden." Nun war es an Severus, entschlossen die Arme vor der Brust zu verschränken.
Vielleicht war es der Klang seiner Stimme gewesen, der Albus dazu brachte, ihn doch noch anzusehen. Auf jeden Fall schien er den Ernst der Lage zu begreifen, als er in Severus' Augen blickte. „Das ist Irrsinn, Severus!"
„Nein. Es war Irrsinn, als es um die Promenadenmischung ging. Jetzt ist es durchaus eine Option. Ich bin ohnehin für nichts mehr zu gebrauchen. Und wenn Avery es geschafft hat, zurückzukommen, kann es so schwer nicht sein." Severus zuckte unbekümmert mit den Schultern.
„Es ist drei Monate her, dass Ron verschwunden ist. Er wird nicht mehr am Leben sein."
„Das werden wir nur rausfinden, wenn ich ihm hinterher gehe."
Albus kniff die Augen zusammen. „Warum bist du so wild darauf, durch diesen Vorhang zu gehen?"
„Weil alles besser ist, als auch nur noch eine weitere Woche in diesem verdammten Haus zu sitzen! Ich bin inzwischen soweit, dass ich freiwillig wieder unterrichten würde, Albus!" Er stützte sich so hart auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch auf, dass dieser knarrend über den Boden rutschte.
„Du bist nur hier sicher. Wenn Voldemort erfährt, dass du durch den Vorhang gegangen bist, wird er dir seine Anhänger hinterher schicken."
„Er wird es nicht erfahren. Und wenn Weasley sich nicht absolut dämlich angestellt hat, bringe ich einen Kämpfer mit zurück."
Albus sah ihn mit schmalen Augen an und Severus konnte sehen, wie es in seinem Verstand arbeitete. „Möglicherweise sogar zwei", murmelte er schließlich.
Severus schnaubte. „Das glaubst du doch nicht im Ernst. Der Köter konnte ja nicht mal hier auf sich aufpassen." Dabei zog er sich den Stuhl herum und setzte sich nun doch. Albus dachte nach. Das war schon fast ein Einverständnis. Und die Aussicht, bald dieses grässliche Haus verlassen zu können, erfüllte Severus mit einer tiefen Zufriedenheit.
„Also gut."
Der Tränkemeister feixte.
Und vor der Tür war ein leises Rumpeln zu hören.
„Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie nicht lauschen sollen, Potter?", donnerte Severus. Kurz darauf war ein Poltern und ein harter Aufprall zu hören. „Ich frage mich, von wem er das hat", wandte er sich danach mit ratloser Miene an Albus, der jedoch nur eine Augenbraue hob.
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„Oh, Severus!"
Der Tränkemeister stolperte mit panischem Blick zurück, als Molly Weasley sich an seinen Hals warf und laut vernehmlich schniefte. Über ihre Schulter hinweg konnte er Albus hüstelnd ein Grinsen verbergen sehen und kniff mahnend die Augen zusammen.
„Ich bin dir ja so dankbar, dass du nach Ron suchen willst", schluchzte die rundliche Frau und es klang, als würde sie gerade sein Hemd durchweichen.
„Jaah", knurrte er gedehnt und schob sie von sich. Potter drückte sich an der Tür herum und weigerte sich, Albus anzusehen. So wie Severus es erwartet hatte, hatte Potter es dem Direktor bisher nicht verziehen, dass er ihn angelogen hatte, als es um den Köter gegangen war.
„Versprich mir, dass du auf ihn aufpassen wirst, wenn du ihn gefunden hast!" Molly zog ein großes, gepunktetes Taschentuch aus ihrem Ärmel, ähnlich dem, das Hagrid immer in seinen theatralischen Momenten hervorzog.
„Auf ihn aufpassen?", erwiderte Severus. „Ich dachte, ich gehe ihn suchen, um ihn dann endgültig ins Jenseits zu befördern."
Molly wurde eine Spur blasser, was für Arthur das Zeichen zu sein schien, seine Frau am Arm zu fassen und mit wütenden Blicken für Severus zum Tisch zu führen. „Wenn er ihn findet, wird er ihn zurückbringen", beruhigte er sie dabei mit leiser Stimme.
Severus wischte sich derweil sein Hemd glatt und stellte fest, dass es tatsächlich einen großen feuchten Fleck auf seiner Brust hatte. Ein unwilliges Murren entfuhr ihm. „Können wir nun endlich aufbrechen?", fragte er in die Runde und zog seinen Umhang von der Lehne des Stuhls, auf den Molly sich gesetzt hatte. Mit einem überraschten Laut stand sie auf, als sie feststellte, dass sie sich auch zum Teil auf den Umhang gesetzt hatte. Severus schoss ihr wütende Blicke entgegen und versuchte, die Falten in dem schwarzen Stoff zu glätten.
„Wenn du alles dabei hast, könnt ihr los", schaltete Albus sich nun wieder ein und kam weiter in den Raum.
„Was fasst du denn unter den Begriff 'alles', alter Mann?" Seitdem sie gestern Abend beschlossen hatten, dass er durch den Vorhang gehen würde, lag Albus ihm damit in den Ohren. Dabei dauerte es wahrlich nicht lange, einige Tränke für den Notfall und etwas frische Wäsche zu schrumpfen und in den Taschen seines Umhanges zu verstauen.
„Nun, du wirst schon wissen, was du brauchst", murmelte der Schulleiter diplomatisch und wandte sich zum Kamin um.
Severus belegte sich derweil mit einem Illusionszauber und folgte ihm. Albus streute etwas Flohpulver in die Flammen und bedeutete Potter, der Severus durch seinen Aurorenstatus problemlos durch das Ministerium geleiten konnte, hindurch zu gehen. Er selbst würde nicht mitkommen. Es erregte immer zu viel Aufmerksamkeit, wenn Albus im Ministerium auftauchte. Potter folgte dem Zeichen des Direktors mit grimmiger Miene. „Zaubereiministerium", sagte er deutlich und war kurz darauf verschwunden.
„Pass auf dich auf", raunte Albus, als Severus an ihm vorbei ging.
Severus knurrte lediglich, dann folgte er Potter.
Als er den Kamin im Ministerium wieder verließ, kam ihm der Gedanke, dass der Illusionszauber im Grunde überflüssig gewesen war. Bei dem Gedränge, das hier herrschte, hätte ihn so und anders auch niemand bemerkt. Potter ging ihm voran und hätte Severus nicht ein natürliches Gespür dafür gehabt, Schüler zu verfolgen, hätte er ihn sicherlich verloren. So jedoch schafften sie es ohne Zwischenfälle bis in die weniger bevölkerten Gänge.
Je näher sie der Mysteriumsabteilung kamen, umso ruhiger wurde es. Zwei Gänge vor der unscheinbaren schwarzen Tür war es so still geworden, dass sie ihre Schritte von den Wänden widerhallen hören konnten. „Higgins hat dafür gesorgt, dass wir ungestört bleiben", murmelte Potter und klang sichtlich nervös.
„Das ist nicht zu übersehen", erwiderte Severus und sah sich um. Er kannte diese Gänge noch von früher, als er für seine Anhörung hergeführt worden war. Die Gerichtssäle lagen nur wenige Gänge weiter.
Als sie den runden Raum mit den identischen Türen betreten hatten, drehte Severus sich einmal um sich selbst. Dann schnaubte er und schüttelte den Kopf. Zwei der Türen waren markiert. Die eine mit einem roten Kreis, die andere mit einem blauen Dreieck. „Sind hier auch noch Apachen unterwegs?", fragte Severus spöttisch.
„Halten Sie den Mund", murrte Harry und nickte der Tür mit dem Dreieck zu.
„Passen Sie auf, wie Sie mit mir reden, Potter."
„Ich denke ja gar nicht daran. Immerhin bin ich derjenige, der hierfür bezahlt." Der Junge warf ihm einen vielsagenden Blick über die Schulter zu und öffnete die Tür. „Nach Ihnen, Professor Snape."
Severus rümpfte die Nase und ging voraus in die Halle des Todes. Wie es schien, war hier seit dem Kampf vor drei Monaten aufgeräumt worden. Zumindest war nichts mehr davon zu erkennen. Ein leises Wispern lag in der Luft, das seinen Ursprung im Torbogen in der Mitte des Raumes hatte. Mit ausdrucksloser Miene betrachtete er die Sitzbänke an den Wänden. Sie hatten eine vollkommen neue Bedeutung bekommen, als er erfahren hatte, was es mit dem Torbogen ehemals auf sich gehabt hatte.
Nachdem Severus den Illusionszauber aufgehoben hatte, trat Potter neben ihn und blickte mit steinerner Miene zum Vorhang. „Denken Sie nicht einmal an die Möglichkeit", raunte Severus und fixierte seinen ehemaligen Schüler mit eisigen Blicken.
„Ich denke seit drei Monaten an nichts anderes mehr."
„Das ist mir nicht entgangen." Severus feixte, als Potter ihn mit großen Augen anstarrte. „Sie waren noch nie jemand, der seine Handlungen mit allen Konsequenzen betrachten konnte. Aber seitdem ihr kleiner Freund verschwunden ist, haben Sie Ihren Tunnelblick wirklich perfektioniert. Sie täten besser daran, links und rechts zu schauen, bevor sie einen Schritt tun, Potter. Der Dunkle Lord wartet nur darauf, dass Sie sich einen Fehltritt leisten."
Potter knirschte hörbar mit den Zähnen. „Wenn Sie mit Ihrem Wort zum Sonntag fertig sind, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihren Hintern durch den Vorhang bewegen würden, Snape."
„Sie sollten lieber aufpassen, dass ich Ihnen nicht den ihren versohle."
„Dafür müssen Sie erstmal rankommen, Sir."
Severus neigte seinen Kopf ein Stück nach vorne. „Glauben Sie mir, ich könnte, wenn ich wollte." Und nachdem er dem jungen Mann noch mit einigen sehr stechenden Blicken klar gemacht hatte, dass das kein Scherz war, wirbelte er auf dem Absatz herum und tat einen großen Schritt durch den Vorhang.
