Miu
Shigure saß im Wohnzimmer und las gerade die Zeitung als sich die Tür öffnete und Yuki eintrat. Er wirkte aufgebracht. Shigure blickte von seiner Zeitung auf. „Was ist Yuki?", fragte Shigure verwundert. „Wieso ist sie hier?", sagte Yuki, die Luft um ihn schien zu schwirren. Etwas wirklich Schreckliches muss geschehen sein. „Miu ist hier!", sagte Yuki anklagend. Kyo, der auf der Terrasse gesessen war, riss die Tür auf. „Miu?!", brüllte er. Er schien genauso entsetzt. „Sie ist schon da?", sagte Shigure und stand auf, einen unschuldigen Ausdruck auf dem Gesicht. Er ging nach draußen zur Tür und ließ die beiden Teenager stehen. Kurz darauf vernahm man im ganzen Haus ein lautes Lachen. Ein Lachen, das auch Toru aus der Küche zog. Neugierig ging sie den Gang entlang und sah wie Shigure die Tür öffnete. „Hi Shigure.", hörte sie eine mystische sanfte Frauenstimme sagen. „Miu, du wirst von mal zu mal attraktiver.", sagte Shigure. „Und du von mal zu mal älter.", erwiderte sie spöttisch. Shigure trat zur Seite und eine junge Frau trat ein. Langes blauschwarzes Haar fiel ihr über die Schultern und bildete einen wunderschönen Kontrast zu ihrer schneeweißen Haut. Ihr Gesicht war das einer klassischen Schönheit mit hohen Wangenknochen und einer schmalen Nase. Sinnlich geschwungene rote Lippen waren zu einem schelmischen Grinsen verzogen. Doch ihre Augen, sie waren das unglaublichste. Sie waren von einem intensiv leuchtendem rot, der Farbe frischen Blutes nicht unähnlich. Die junge Frau blickte zu Toru herüber und lächelte freundlich. „Toru Honda. Die Prinzessin des Hauses.", sagte sie und ging auf Toru zu, streckte ihr die Hand entgegen. Schüchtern reichte ihr Toru die Hand. Die Frau war größer als sie, etwa einen halben Kopf kleiner als Shigure und hatte einen traumhaften Körper. „Ich bin Miu Soma. Ich stamme aus einer entfernt verwandte Zweigfamilie von Shigure.", sagte sie. „Und jetzt wohnt sie hier!", sagte Shigure freudig. „WAS?!", kam es erschrocken aus dem Wohnzimmer und Kyo und Yuki kamen in den Gang. „Yuki, Kyo. Ihr seid ja so groß geworden!", sagte Miu und ging zu den beiden herüber kniff jedem in die Wange. „Lass das!", fauchte Kyo, woraufhin Miu nur lachen musste. „Armer kleiner Kyonkichi.", sagte sie und kniff Kyo noch ein bisschen mehr in die Wange. „Hast du es den armen Kleinen etwa nicht erzählt, Gure-San?", sagte sie lachend, noch immer Kyo in die Wange kneifend. Sie war eindeutig kein ruhiger Mensch, müsste man sie mit einem der Somas vergleichen war sie wohl am ehesten Shigure ähnlich. „Ich wollte sie überraschen, verzeih mir!", erwiderte Shigure theatralisch, bevor die beiden zu lachen begannen und nach oben gingen.
Ayame war nun schon seit drei Tagen hier und er und Shigure schienen sich bestens zu amüsieren. Miu hingegen war zu einem Besuch ins Haupthaus der Somas gefahren und hatte keine Nachricht hinterlassen, wann sie wiederkommen würde. Gerade saßen Shigure mit Ayame im Wohnzimmer und betrachtete alte Fotos als Yuki, Kyo und Toru nach Hause kamen. „Ah, ihr seid direkt von der Schule heimgekommen um mich zu sehen.", stellte Ayame begeistert fest und ließ sein Ayame-typisches Lachen hören. Yuki sah genervt zu Shigure hinüber, wann würde sein älterer Bruder endlich wieder gehen, reichte es denn nicht, dass er ihnen einen Tag auf die Nerven ging? „Was ist das schon wieder für ein Lärm?", kam plötzlich Mius rauchige Stimme von der Tür. Ayame riss den Kopf herum und ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Ich wusste gar nicht, dass du hier bist Miu-mi!", sagte Ayame schmunzelnd. „Aya!", kam es von Miu erfreut und sie hüpfte an den Teenagern vorbei in Ayame ausgebreitete Arme. Als sich die beiden Erwachsenen umarmten sah man wie Ayame glücklich die Augen schloss.
Toru blickte zu Kyo herüber, der die beiden mit gesträubten Nackenhaaren betrachtete, Yuki hingegen verbarg peinlich berührt das Gesicht in den Händen. Langsam lösten die beiden Erwachsenen ihre Umarmung. Die beiden blickten sich lächelnd an, bevor sie sich endgültig voneinander lösten. Toru blickte immer noch leicht benommen auf die seltsame Versammlung, ratlos, verwirrt. „Aya und Miu stehen sich sehr nahe.", erklärte Shigure mit einem süffisanten Grinsen. „Wieso hast du nicht gesagt, dass du wieder in Japan bist?", sagte Ayame anklagend zu Miu. „Ich bin erst seit vier Tagen hier und bin erst heute Nacht vom Haupthaus zurückgekommen.", erwiderte sie lächelnd. „Du hast es mir also vorenthalten die heutige Nacht bei meiner einzigen geliebten Miu zu schlafen?", fragte Ayame tadelnd. „Aya, du weißt wir hätten die ganze Nacht nicht geschlafen…und die Wände hier sind so dünn.", erwiderte Miu mit verführerischem Grinsen. „Willst du etwa den anderen unsere Liebe vorenthalten?", sagte Aya schmeichelnd und drehte Mius Kopf sanft zu sich, blickte ihr mit seinen unglaublichen Augen in ihre viel unglaublicheren Augen. „Wie könnte ich?", erwiderte sie grinsend, bevor Aya sanft seine Lippen auf ihre legte, den zuerst verhaltenen Kuss leidenschaftlich, feurig werden ließ. Toru fiel die Kinnlade herunten, sie hätte nicht erwartet, dass sich die beiden so nahe standen. „Müsst ihr das jedes Mal machen?", sagte Kyo mit leicht angewiderter Stimme. „Ein Mann muss sein sexuelles Verlangen stillen, Kyonkichi.", sagte Ayame im Ton seiner zahlreichen Belehrungen was jegliche Art von sexuellen Belanglosigkeiten anging. „Nenn mich nicht so!", sagte Kyo wütend. „Wie soll er dich nicht nennen? Kyonkichi?", hakte Miu schmunzelnd nach. Kyo fauchte die beiden wütend an. „Sei doch nicht so empfindlich, Kyonkichi.", sagte Shigure und die drei Erwachsenen lachten erneut.
Toru blickte noch immer verwirrt auf das ganze Geschehen. Sie verstand es nicht, wieso konnte eine Frau, die nicht ein Teil des Tierkreises war ein Mitglied des Tierkreises berühren ohne dass sich dieses sofort in seine Tiererscheinung verwandelte. Sie wollte aus Höflichkeit nicht fragen, doch sie war zu neugierig. „Wieso…verwandelt sich Ayame nicht?", fragte sie schließlich. Kyo wirkte als hätte ihn ein Stein erschlagen, Yuki hingegen eher als würde gerade die Welt untergehen. „Ah, ich dachte du würdest das fragen! Komm setzt dich Toru ich werde es dir erzählen.", sagte Miu und klopfte auf den Platz neben sich. Toru setzte sich gehorsam, während die beiden anderen Teenager noch immer im Zimmer standen. „Na los setzte euch, Zeit dass du etwas über deinen Bruder lernst, Yuki!", sagte Ayama befehlerisch. „Ich kenne dich Geschichte.", sagte Yuki finster. „Dann hörst du sie dir eben noch einmal an, oder willst du Toru allein mit Shigure und mir lassen?", sagte Ayama mit einem schmutzigen Grinsen. Yuki setzte sich. Kyo hingegen rutscht an der Wand herunter und blieb dort sitzen.
