Ho, ho, ho ... Es ist wieder so weit, die Adventszeit hat begonnen, wir stecken mitten in der Woche und alle Welt bemüht sich, nicht in den Weihnachtsstress zu geraten – und tut es doch.

Vielleicht können wir Abhilfe schaffen in dieser Zeit, die eigentlich der Besinnlichkeit dienen sollte – wir müssen uns aber selbst an die Nase fassen, denn bei uns war es die Vor-Adventszeit, die ganz schön höllisch war.

Warum? Na, ich glaube die Überschrift sagt alles ;) Wir mussten ja rechtzeitig fertig werden, nachdem wir im letzten Moment beschlossen hatten, für euch das dritte Jahr in Folge (wenn auch in anderer Besetzung als im ersten) einen Adventskalender zu zaubern.

Zaubern ist das falsche Wort. Wir haben gerackert. Und Nachtschichten eingelegt. Gebibbert und Blackouts schneller überwunden, als der Blitz. Und dann die Hälfte noch einmal umgeschrieben. Wenn das kein Stress war … ;)

Wir werden den Kalender auf beiden Profilen unter demselben Titel etc. posten, es ist also kein kopierter Doppelgänger. Bitte bedenkt aber kurz, bei wem ihr welches Feedback hinterlasst – Leila hat dieses Jahr alle geraden Zahlen übernommen, Mia alle ungeraden.


Charaktere: Sam und Dean Winchester sowie alles was ihnen so üben den Weg läuft :)

Spoiler: Bis Staffel 6

Rating: T / R 16

Summary: Ein Deal ist ein Deal – und Crowley hält, was er verspricht. Ob dieses Versprechen den Winchsters gefallen wird?

Disclaimer: Ein schönes, warmes Kaminfeuer, Sam und Dean und wir zwei Schreiberlinge … Wie immer haben wir das Recht auf sie nur in unseren Träumen, denn Luzifer Kripke besitzt sie mit Haut und Haar. So bleibt für uns nur die Welt der Fantasie …

Wir verdienen hiermit kein Geld und wollen es auch nicht. It's just for fun.

Und jetzt – viel Spaß mir Türchen eins :)


Seelenlos Teil 1

Der Schneeregen peitschte unaufhörlich gegen die Frontscheibe und die Scheibenwischer kämpften einen aussichtslosen Kampf dagegen. Die Wolken hatten uns begleitet auf der Reise an den Lake Elwell, Montana.

Der Ersatzteufel persönlich wusste, warum wir hier heraus kommen sollten, beim furchtbarsten Wetter, das man sich vorstellen konnte.

Ich kämpfte mit der kaum befestigten Straße, unaufhörlich fluchend und mit wenig bis gar keinen Reaktionen von Sam auf dem Beifahrersitz. Er hielt sich nicht einmal fest, wenn wir ins Schlingern gerieten, sondern hatte die Hände im Schoß liegen, den Kopf zum Fenster gewandt.

Warum musste dieses Mistwetter uns jetzt einholen? Konnte es Anfang Dezember nicht normalen Schnee geben, wie überall sonst? Musste es dieses schmierige Schmuddelzeug sein, das jede noch so gut geräumte und asphaltierte Straße in eine Todesrutschbahn verwandelte?

Der See war groß und ein weiter Teil davon zugefroren. Im Scheinwerferlicht gänzlich schwarz und bedrohlich lag er immer links von uns, während wir uns daran entlang kämpften, genau zum Tiber Dam Airport.

Wie um Gottes Willen konnte so ein Nest hier einen Flugplatz haben?

Wir waren seit fast fünf Stunden unterwegs, immer noch Blutschlieren an den Händen, rostrote Ränder unter den Fingernägeln. Es war keine Zeit geblieben, um eine Dusche zu nehmen. Mit all unserem Gepäck im Wagen hatten wir nicht einmal eine Dusche zur Verfügung gehabt und gerade jetzt hätte ich alles dafür gegeben, heißes Wasser auf mir zu spüren. Den Dreck abzuwaschen.

Stattdessen bewegte ich meine kalten Finger, griff das Lenkrad fester und zog nach links, um der Straße für gute zwei Kilometer zu folgen, bis wir endlich anhalten konnten.

Der Flugplatz war leer. Die Lichter abgeschaltet und nur der Scheinwerfer malte Lichtkegel an die hohen, eisblauen Wände der Gebäude. Ich wollte ein Stück weiter nach vorne setzen, doch die Räder drehten lediglich im Matsch durch, also blieb ich, wo ich war.

Und das war auf dem Fahrersitz. Die warme Luft der Heizung blies mir auf die Finger und Handgelenke, die ich nicht bewegt hatte. All die Zeit hatte ich mich auf die Straße konzentrieren können – jetzt war das vorbei. Mir kroch die Übelkeit den Magen hinauf, durch die Speiseröhre bis in meinen Hals und Mund, wo ich schlussendlich bittere Magensäure schmecken konnte, die kein Burger der Welt hätte zerstören können.

„Wir sind da", eröffnete ich überflüssigerweise und sah zu Sam hinüber. Die Gestalt, die dort saß, war mein Bruder und gleichzeitig eine völlig fremde Person, die mir mehr Angst machte als Luzifer persönlich. Zu wissen, was in ihm steckte, war einfacher gewesen.

Jetzt? Jetzt war er einfach nur leer. Eine Hülle. Emotionslos.

In gewisser Weise erinnerte er mich an Castiel. So unerfahren und gleichzeitig selbstsicher. Wie Kinder. Die Welt konnte ihnen nichts anhaben – sie waren unbesiegbar. Wenn dem nur so wäre, hätte ich vielleicht ruhig schlafen können. Da die schier grenzenlose menschliche Selbstüberschätzung neben mir leider keine Minute Schlaf brauchte, war es um meinen auch nicht gerade großartig bestellt.

Dumpfes Pochen kündete davon, dass unsere ruhige Fahrt wirklich zu Ende war.

Ich biss mir auf die Lippe, zog den Schlüssel ab, stieg aus, versank bis zu den Knöcheln in nassem Schnee und schluckte den Kommentar hinunter, der mir auf der Zunge lag. Verdammter Mist!

Der kalte Wind presste seine Mitbringsel durchweichend in meine Jacke und ich fragte mich, ob meine Lederjacke jetzt noch zu gebrauchen war, nachdem sie eine halbe Ewigkeit als Unterlage gedient hatte.

Für was und in welchem Zustand hatte ich mir nicht näher angesehen. Erst jetzt, als ich den Kofferraum öffnete und mir wütende Augen entgegen funkelten, bereute ich es, unseren Wagen nicht vorher ausgeräumt zu haben.

„Sam, ruf Crowley", ordnete ich tonlos an und starrte auf den Mann mittleren Alters, der sich in den geklauten Polizeihandschellen wand. Das offensichtliche Fehlen von Befestigung in unserem Kofferraum hatte bewirkt, dass sämtlicher Inhalt quer verteilt, teilweise zerstört war. Ein Kreuz war zerbrochen, der Rosenkranz nur noch ein Faden mit vier Perlen. Bücher lagen in Fetzen, als wäre eine Katze darüber hergefallen. Sie hatten eine merkwürdige Ähnlichkeit mit dem nicht vorhandenen Schnee.

Immerhin waren die Schutzzauber noch intakt, sonst wäre ich innerhalb von Sekunden tot gewesen und ich entging einem dummen Kommentar, dank des Knebels, der immer noch an Ort und Stelle saß.

„SAM!", rief ich ungehalten über die geöffnete Heckklappe hinweg, erhielt aber keine Antwort.

„Hm. Nicht ganz das, was ich erwartet hatte."

Die Stimme ließ mich herumfahren und meine Deckung dem Gefangenen gegenüber aufgeben.

Das Bild, das sich mir bot, war nicht ganz das, was ich erwartet hatte, aber es hatte die geforderte Wirkung. Crowleys Arm lag um Sams Kehle und mein … Bruder sah nicht mehr als verwundert aus über diese Veränderung der Situation.

Mir hingegen machte es doppelt Angst. Die Gänsehaut überlief mich nicht, sie packte mich wie ein Angreifer und stellte alle Haare meines Körpers gleichzeitig auf. Der kühle Winterwind strich über die feinen Härchen in meinem Nacken, über die Schweißperlen auf meiner Stirn. Der Schneeregen fühlte sich auf meiner Kopfhaut an wie kalte Nadeln, aber das alles wurde vom Adrenalin in ungenehme Höhen gepuscht.

„Wir hatten einen Deal", erinnerte ich Crowley leise knurrend.

„Um genau zu sein, hatten wir eine lose, mündliche Abmachung, keinen Deal", wurde ich berichtigt und mein Herz sank ein paar Etagen tiefer. Waren wir genau in die Falle getappt? Hatten wir nicht weit genug mitgedacht?

Ich wusste nicht, ob er Recht hatte, aber schaden konnte der Versuch nun auch nicht mehr, während Crowley ein Messer aus seiner Tasche zog und es aufklappte. „Eine mündliche Abmachung und deren Erfüllung dürfte es dir wert sein, dich an die Regeln zu halten."

„Die Regeln mache ich, Dean", erwiderte Crowley nachsichtig und lächelte, als er das Messer auf Höhe seines Armes brachte.

Heiß glühende Ungehaltenheit flutete durch mich und er deutete harsch auf sein Mitbringsel. „Wir haben den Alpha – lebendig! Wir hatten eine Abmachung! Gib Sam seine Seele zurück!"

Crowley grinste inzwischen. Er hatte einen höllischen Spaß an der Situation, wie man unschwer erkennen konnte. Mein Spaß hingegen wollte nicht aufkommen.

„Weißt du, Dean … ich mag dich. Es ist eine Verschwendung, dich wieder hier auf der Erde zu haben. Du hättest eine große Zukunft in der Hölle haben können. Stell dir vor – ich auf dem Thron und du mein … Assistent. Wirklich, du hast diese Art an dir. Dieses Ernste, das Verlangen. All deine Wut." Er blickte auf den braunen Schopf neben sich. „Aber die habt ihr beide, nicht wahr?"

Mit gerunzelter Stirn beobachtete ich jede Bewegung, bereit, einzugreifen. Das alles waren Dinge, die ich nicht hören wollte. Meine Zeit in der Hölle war vorbei – endgültig. Und auch wenn ich nicht stolz auf meine Taten war, war ich immerhin dabei, sie allmählich zur Seite zu drängen.

Sie zu verarbeiten, dazu hatte mein Leben nicht genug Tage. Die Zeit war etwas, das Erinnerungen nicht besser machte – aber das Leben war das, was einem nicht genug Zeit ließ, die Vergangenheit immer wieder in den Mittelpunkt des Denkens zu zerren.

„Gib Sam seine Seele und wir sind quitt", erwiderte ich gezwungen ruhig und näherte mich den beiden. „Du hast deinen Alpha – ohne größere Verletzungen. Er hat sogar seine Zunge noch."

„Das klingt verlockend, Dean."

Mein Blick flackerte zu Sam, der ungerührt nur versuchte, den Griff um seinen Hals etwas zu lockern, damit er besser atmen konnte. Er sagte kein Wort. Um ehrlich zu sein … er wirkte, als würde es ihn nicht interessieren und bei allem, was ich in letzter Zeit über Seelen gelesen hatte, war es vermutlich genau das. Es störte ihn nicht. Er vermisste seine Seele nicht, weil das eine Empfindung war, zu der er nicht in der Lage war.

Himmel, aber ich vermisste Sam.

Ihn tot zu glauben war … nur eine andere Seite von dem Schmerz, den ich fühlte, wenn ich ihn jetzt ansah.

„Gib ihm seine Seele", bat ich heiser und ignorierte den geschmolzenen Schnee, der mir in den Kragen lief.

Wie in Zeitlupe ließ Crowley Sam los, drehte ihn zu sich herum und Sam – dieser verdammte Dummkopf! – blieb stehen.

Total fasziniert.

Crowley senkte das Messer, bis es ungefähr auf Herzhöhe war.

Mein Herz setzte aus. „NEIN!"

Ich schoss nach vorne, wollte verhindern, was der Dämon tun wollte, aber ich prallte gegen eine Wand. Eine unsichtbare.

„Crowley! Wir haben einen Deal!", wiederholte ich wütend und meine Finger pressten sich gegen die summende Wand aus Energie. Sie vibrierte unter meinen Fingerkuppen vor negativer Emotion. Hilflosigkeit machte sich in mir breit. „SAM!"

Was war nur los? Konnte er paralysiert sein? Er konnte doch nicht tatsächlich dort stehen und ganz ohne Zutun beobachten, wie er abgestochen wurde!

Mit aller Macht hämmerte ich gegen die Wand, trat mit dem Fuß danach, aber alles, was es mir einbrachte, waren Schmerzen, die meine Glieder hinauf schossen.

Crowley wog das Messer in der Hand, drehte es einmal und ich konnte sehen, wie er etwas murmelte. Sam legte den Kopf schief, die Augen auf das Messer gerichtet, aber ich konnte sehen, dass er aufmerksam zuhörte.

„SAM! Beweg deinen Arsch!" Ich fuhr herum, wandte mich von der Szene ab und stierte in den Nachthimmel. Die Scheinwerfer des Impalas tauchten alles in ein merkwürdig unreales Licht. Wie ein Traum, der sich nur auf eine Stelle fokussierte, verschwamm alles außen herum, tauchte ab in der alles verschlingenden Dunkelheit der Einsamkeit Montanas.

Ein Alptraum.

„CASTIEL!"

Nichts.

Mein Atem bildete kleine Wölkchen und die Stille ware ohrenbetäubend. Sie legte sich wie ein fester Eisenpanzer auf die Szene.

Nur mein Blut rauschte in den Ohren.

Zögernd drehte ich mich zurück zu Sam und Crowley. „Halt schön still", hörte ich ihn sagen. „Wir wollen doch beide nicht, dass es daneben geht, oder?"

Marionette. Sam war nicht mehr als eine Marionette, das wurde mir in dem Augenblick bewusst, als Crowley das Messer etwas weiter senkte. Er musste ihn in seiner Gewalt haben. Kein Wunder – er hatte ihn zurück geholt.

Das Messer … Mein Unterbewusstsein fand die Antwort vor meinem bewussten Denken.

Er zielte tatsächlich auf das Herz, aber er musste von unten hinein stechen. Stoßen … mit Stechen kam man nicht weit.

Die festen Muskeln mussten zerstört und zerteilt werden, Fasern und Sehnen umgangen und noch dazu der Rippenbogen überwunden.

Die jetzt glühende Klinge erinnerte mich irgendwie an Herr der Ringe. Runen und Schriftzeichen leuchteten feuerrot darin auf, wurden schwarz, während das Glühen einen merkwürdig warmen Schimmer auf Sams Gesicht warf.

Das Messer wurde länger, verwandelte sich in einen Dolch. Vermutlich ein uralter Ritualdolch.

Crowley stieß zu und Sams Körper schien in Flammen zu stehen. Buchstäblich. Der Ausdruck in seinen Augen war überrascht, sein Blick wanderte an sich hinunter und er wollte die Hände heben wie in dem irrsinnigen Versuch, das Messer aus sich heraus zu ziehen. Nichts tat sich. Nur seine Finger zuckten ein letztes Mal.

Meine Brust kollidierte äußerlich mit der Wand, als ich unbewusst lossprang – innerlich drehten sich meine Organe zusammen wie ein gordischer Knoten. Nicht Sammy – nicht jetzt! So kurz vor dem Ziel …

Angewidert von dem Blut, das die Klinge hinunter lief, ließ Crowley Sam los und der Körper meines Bruders fiel regungslos zu Boden.

„Das war ein Designerstück", grollte der Dämon, sah an seinem schwarzen Mantel hinab und wischte die Klinge mit dem weißen Matsch ab. Direkt neben Sam.

Ich stolperte, als die Wand verschwand – so plötzlich, wie sie gekommen war. Panisch kämpfte ich mich zurück in mein Gleichgewicht und hechtete die paar Meter weiter, um genau neben Sam schmerzhaft auf meinen Knien zu landen.

„Sam!"

Er rührte sich nicht. Meine Hände zitterten, als ich das Blut beobachtete, das sich seinen Weg von seiner Brust aus in den Schnee suchte und dort schmale Spuren hinein schmolz. Es erreichte meine Jeans und das warme Lebenselixier, das in Berührung mit meiner Haut kam, riss mich zurück in die Wirklichkeit.

Mit fliegenden Fingern tastete ich nach einem Puls.

„In ein paar Tagen wird der Schmerz vorbei sein. Er wird nicht sterben", informierte mich Crowley und völlig entgeistert hob ich den Kopf, aber er hatte nur wieder sein übliches Pokergesicht aufgesetzt. „Wie sonst, dachtest du, würde die Seele wieder in seinen Körper kommen?"

Und damit verschwanden sowohl Crowley als auch der Alpha aus unserem Kofferraum.