xxx

Die Buchstaben 'I' und 'C' dienen mir hier als Kürzel für 'I see' bzw. 'Illogical consequence' gleichermaßen.

Der Inhalt dieser Geschichte hat mit mir selbst zu tun, wie in meinen anderen Storys auch. Bitte habt Verständnis dafür. Ich tippe einfach nur Gedanken und Gefühle nieder.

houseghost

xxx

I C - Illogical consequence

Kapitel 1

Ich sehe ihn vor mir, wie schon unzählige Male. Die Ausstrahlung, die er hat, ist bedrohlich. Kein normaler Mensch würde auf den Gedanken kommen, etwas für ihn zu empfinden. Und sei es noch so klein und unbedeutend; es wäre einfach nur absurd.

Am Ende der Stunde packe ich meinen Kram zusammen und bin die letzte Schülerin, die aus der Tür schleicht. Was in mir vorgeht, kann ich nur schwer beschreiben. Doch als ich heute im Unterricht einen Blick auf Snape erhascht habe, ist etwas mit mir geschehen. Er hat zwar so getan, als hätte er mich nicht gesehen. Tief in meinem Inneren aber bin ich mir sicher, dass das so gut wie unmöglich ist. Durch seine schwarzen Strähnen hindurch hat er mich beobachtet, während ich ihn beobachtet habe.

Alleine das ist schon so absurd, dass es mir kalt über den Rücken läuft. Wieso konnte ich den Blick nicht von ihm nehmen, als er an seinem Pult saß? Waren es diese verrückten zwei Sekunden, in denen ich mir eingebildet habe, etwas Schmerzvolles in seinem Gesicht erkannt zu haben, während er mit Mühe und Not versucht hat, das Zittern seiner Hände in den Griff zu bekommen?

Snape ist der Zaubertränkemeister schlechthin. Bestimmt fällt es ihm nicht leicht, sich einzugestehen, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung ist. Seine ganze Erscheinung deutet darauf hin, dass er in Ruhe gelassen und nicht angesprochen werden möchte. Schwarz. Er trägt immer nur dasselbe. Wenigstens weiß ich jetzt, wieso er diese Frisur hat. Sie konnte erfolgreich einen Teil seiner Schweißperlen verdecken, die auf seiner Stirn geglänzt haben, mitsamt seinem gequälten Ausdruck.

Im Grunde genommen sollte mir egal sein, was mit ihm los ist, schließlich konnte ich ihn nie leiden. Aber er hat damals damit angefangen, nicht ich. Warum also zerbreche ich mir jetzt den Kopf darüber, anstatt mit den anderen den freien Nachmittag zu genießen?

Wenn Harry wüsste, was in mir vorgeht, würde er nicht zögern, mich ordentlich zur Sau zu machen. Mit Ron wäre es dasselbe. Alle hassen Snape, mich eingeschlossen. Bis jetzt.

Es ist eigenartig, aber genau in diesem Moment höre ich, wie hinter mir die Tür zu seinem Klassenzimmer ins Schloss fällt. Ich drehe mich um und sehe ihn an.

Für einen Moment lang scheint er mich nicht zu bemerken, doch dann, als er mit seinen langen Schritten auf mich zuschwebt, wird mir schnell klar, dass ich mich geirrt habe. Er lässt mich nicht aus den Augen.

Plötzlich steht er unmittelbar vor mir und sieht auf mich hinab, wie ich ihn anstarre.

Meine Kehle fühlt sich ganz trocken an, meine Hände schwitzen.

„Wenn Sie genug gesehen haben, sollten Sie zusehen, von hier zu verschwinden, Granger", knurrt er mich an.

Ich nicke mit klopfendem Herzen.

Warum kann ich den Blick nicht von seinen Augen nehmen?

Was hier passiert, ist nicht richtig, aber irgendwie wünsche ich mir, in seiner Nähe zu sein. Er strahlt etwas aus, etwas Verruchtes, das jenseits meiner Vorstellungskraft liegt. Eine Mischung aus Macht und dem sich in mir regenden Bedürfnis, von ihm in Schutz genommen zu werden. Doch wieso eigentlich ausgerechnet er? Wenn es jemanden gäbe, vor dem ich beschützt werden müsste, wäre es er selbst. Er ist alles andere als ein harmloser Zeitgenosse.

Ich muss blinzeln. Seine schwarzen Augen brennen sich förmlich in meine. Wie angewurzelt steht er vor mir, vielleicht einen halben Meter von mir entfernt. Alleine seine Größe jagt mir Angst ein.

Und trotzdem kann ich mich nicht bewegen. Es ist ein Risiko, ja. Aber ich bin bereit, es einzugehen. Es ist neu für mich, so etwas zu empfinden, doch irgendwie bilde ich mir ein, dass es machbar wäre, ihn als Menschen zu betrachten, anstatt wie alle anderen den absurden Bezeichnungen nachzugeben, die seinem Ruf gerecht werden.

Noch während seine eng zusammengezogenen Brauen vor Missgunst über meine bloße Anwesenheit erzittern, kommt mir ein Gedanke.

Kann man jemanden wie ihn lieben?

Warum ich mich das ausgerechnet jetzt frage, hängt vielleicht damit zusammen, dass ich mich einsam und verloren fühle in meiner Haut. Ganz besonders in diesem Schuljahr. Muggelgeborene werden wie andersartige Wesen behandelt und haben nicht viel zu lachen. Obwohl nicht alle an der Schule so auf mich reagieren, gibt es mir jedes Mal wieder das Gefühl, ungeliebt zu sein, sobald ich eine Schimpftirade über mich ergehen lassen muss. Als Folge dessen ziehe ich mich mehr und mehr zurück. Manchmal ist es so schlimm, dass ich vor Einsamkeit und Sehnsucht nach Menschlichkeit schier vergehe. Ich wünsche mir Zuneigung und Wärme. Jemanden, der auf mich aufpasst, der mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass ich nicht aufgeben soll. Vielleicht sogar jemanden, der trotz all meiner Macken etwas Besonderes in mir sieht. Einen Seelenverwandten, der ebenso einsam und ungeliebt ist wie ich.

Vermutlich klingt das absurd, schließlich sind Harry, Ron und ich Freunde. Doch auch die beiden haben ihre Probleme, mit denen sie kämpfen müssen. Erwachsenwerden ist nicht leicht. Schritt für Schritt habe ich das Gefühl, mich auf einen Abgrund zuzubewegen. Die sich beständig steigernde Verantwortung, Angst vor der Zukunft...

Abgesehen von ihnen und den Weasleys habe ich nicht viel Anschluss zu meinen Mitmenschen. Zumindest nicht so, dass ich es als besonders bedeutungsvoll sehen würde. Schon immer war ich zu sehr auf Bücher fixiert, was nicht zwingend ein Vorteil ist, wenn man wie andere soziale Kontakte knüpfen sollte, um früher oder später in der Welt nicht allein dazustehen. Auch meine Eltern und ich haben ein kompliziertes Verhältnis miteinander, was aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Tatsache zusammenhängt, dass ich eine Hexe bin und sie langsam aber sicher nicht mehr so richtig damit klarzukommen scheinen, dass ich mein Leben auf diese Art leben werde, anstatt auf die ihre. Vielleicht habe ich in den letzten Jahren auch einfach zu viel Zeit in Hogwarts und zu wenig davon zuhause verbracht, womit sich erklären würde, weshalb wir uns entfremdet haben.

Als ich mir diese Frage stelle, ist mir kaum noch bewusst, wie bedrohlich er sich vor mir aufgebaut hat.

Ganz plötzlich presst er die Kiefer aufeinander. Seine Nasenflügel beben, dann höre ich seine Stimme, leise und eindringlich.

„Die Antwort ist nein, Granger."

Irritiert klappt mir das Kinn nach unten. Ich muss schlucken. „Was soll das heißen?", frage ich kleinlaut.

Seine Augen blitzen auf, seine Hand schnellt nach oben und packt mich an der Kehle. Starr vor Schreck lasse ich ihn gewähren, obwohl ich kaum noch Luft bekomme.

„Sie sollten besser nicht weiter darüber nachdenken", zischt er mich an.

Ich nicke panisch. „Ja, Sir." Meine Stimme ist ein einziges Krächzen.

Er sieht mich einen Augenblick an. Dann lässt er mich los.

„Gut."

Verängstigt sacke ich in mir zusammen. Mir ist weder nach weinen, noch nach etwas anderem zumute, als ich auf den aufgeblähten Umhang starre, der sich leise raschelnd mit jeder Sekunde weiter von mir entfernt. Ich hätte es besser wissen müssen. Vielleicht ist alles nur ein großes Missverständnis und seine Reaktion eine Konsequenz auf das Verhalten, das andere ihm gegenüber an den Tag legen. So oder so, ich habe verspielt. Auf meiner verzweifelten Suche nach Zuneigung und Verständnis musste ich unweigerlich an den falschen Typen geraten. Von nun an wird er mir das Leben zur Hölle machen.

xxx

PS: bleibt vielleicht nur bei einem Kapitel