Es war mal wieder einer der Tage, an denen absolut nichts los war.
Keine Vergewaltigung, kein Mord, absolut gar nichts. Mein Kollege und
Partner Elliot Stabler hatte sich frei genommen um den Tag mit seiner
Familie verbringen zu können. Eigentlich hätte ich auch
meinen freien Tag gehabt, aber vor einigen Stunden kam Captain
Craigen zu mir, mit der Bitte, mich um die neue Staatsanwältin
zu kümmern. Sie ein wenig im Revier rumführen und so. Ich
sagte zu, doch groß Lust den Reiseführer für irgend
so eine Staatsanwältin zu spielen, die ich nicht mal kannte,
hatte ich wirklich nicht. Ich war dabei mir sie vorzustellen, als ich
in meinen Gedanken unterbrochen wurde. Eine junge, verdammt gut
aussehende Frau kam an meinen Schreibtisch und sprach mich
an.
„Entschuldigen Sie, ich suche jemanden"
„Tut mir
Leid, aber für vermisste Personen sind wir nicht
zuständig"
„Nein, ich glaube ich hab mich etwas falsch
ausgedrückt, Entschuldigung. Ich suche einen Detective
Benson"
„Einen Detective Benson gibt es hier nicht", meinte
ich und grinste
„Das verstehe ich nicht. Captain Craigen sagte
mir, dass ich mich bei einem Detective Benson melden soll"
„Sie
sind die neue Staatsanwältin?", fragte ich staunend
„Ja,
Alexandra Cabot"
„Tja, also mit einem Detective Benson kann
ich nicht dienen", meinte ich und stand nun auf, „aber vielleicht
kann ich Ihnen helfen. Mein Name ist Olivia Benson. Und ich bin
Detective. Zwar kein Mann, aber vielleicht kann ich Ihnen trotzdem
weiterhelfen", lächelte ich sie an.
„Oh, das tut
mir Leid Detective, da habe ich wohl etwas falsch verstanden",
entschuldigte sie sich.
„Ist doch kein Problem. Und nennen Sie
mich ruhig Olivia"
„Alex", lächelte sie und wir
schüttelten uns die Hände.
„Tja, wollen Sie sich hier
umsehen? Soll ich sie rumführen?"
„Ich kann mich auch
alleine umsehen. Sie haben sicher besseres zu tun"
„Um ehrlich
zu sein nicht. Heute wäre eigentlich mein freier Tag
gewesen"
„Das ist mit aber jetzt äußerst
unangenehm"
„Kein Problem. Hier um die Ecke gibt's eine Bar.
Wenn Sie wollen, dürfen Sie mich nachher auf einen Drink
einladen", grinste ich.
„Geht klar", nickte sie und
lächelte
Wir machten eine kleine Besichtigungstour durch
das Revier. Ich zeigte ihr alles sehenswerte. „Tja, das ist unser
bescheidenes Reich"
„Beeindruckend"
„Die anderen werden
Sie sicher auch noch kennen lernen. Das sind alles ganz nette Leute
hier, Sie werden sich sicher schnell hier einleben"
„Das hoffe
ich doch"
„Wie lange sind Sie schon in New York?"
„Seit
etwa einer Woche"
„Schon die Stadt gesehen?"
„Bisher
noch keine Zeit dafür gehabt"
„Tja, nächstes
Wochenende habe ich wieder frei. Wenn Sie wollen, mache ich Ihnen den
Reiseführer, kostenlos versteht sich"
„Ich werde drauf
zurück kommen. Jetzt werde ich Sie erst einmal zu Ihrem
verdienten Drink einladen"
„Ist gut", lächelte ich und
schnappte mir meine Lederjacke. Waffe und Dienstmarke natürlich
immer dabei, man konnte ja nie wissen.
Wir gingen in die Bar und
setzten uns an den Tresen. Ich bestellte mir eine Cola, Alex einen
Whiskey. Sie schaute mich erstaunt an.
„Doch keinen Drink?"
„Ich
trinke eigentlich nicht und außerdem muss ich noch
fahren"
„Achso, verstehe", meinte sie. Irgendwann hob ich
mein Glas.
„Auf gute Zusammenarbeit", sagte ich. Auch sie hob
ihr Glas.
„Darauf und auf gute Freundschaft"
„Prost",
erwiderte ich und wir stießen an.
Wir unterhielten uns eine
Weile, dann meldete sich meine Blase zu Wort und ich entschuldigte
mich kurz. Etwa fünf Minuten später kehrte ich wieder
zurück und sah, dass Alex von einem schmierigen Kerl angebaggert
wurde. Sie schien sichtlich erleichtert, als sie mich sah. Ich musste
grinsen. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Alex sah einfach
umwerfend gut aus. Ich stellte mich zwischen die beiden und lächelte
den Kerl an.
„Das ist mein Platz", meinte ich höflich.
„Die hübsche Lady hat eine hübsche Freundin, wie
nett", grinste er dreckig.
„Ich würde jetzt gerne mit
meiner Freundin in Ruhe das Bier austrinken. Und zwar alleine",
meinte ich noch immer höflich und lächelte.
„Keine
Angst Baby, meine Liebe reicht für euch beide"
„Ach, ist
das so?", grinste ich leicht.
„Aber sicher"
„Wie heißt
du?"
„Du kannst mich Schatz nennen", sagte er und grinste
erneut. Ich drehte mich zu Alex um und grinste sie an. Dann drehte
ich mich wieder zu dem Kerl um und zeigte ihm meine Marke.
„Dir
ist klar, dass das sexuelle Belästigung ist. Du könntest
uns ja aufs Revier begleiten. Da kannst du uns mal so richtig zeigen
was du drauf hast...Schatz", meinte ich kühl und jede Art
von Mimik verschwand aus meinem Gesicht.
„Tut mir Leid Lady.
Das sollte doch nur ein kleiner Scherz sein"
„Wenn ich heute
noch einmal sehe, wie du eine Frau anquatschst, die sichtlich kein
Interesse an dir hat, dann trete ich deinen Arsch persönlich
aufs Revier. Haben wir uns verstanden?"
„Ist ja schon gut",
sagte er kleinlaut und verschwand. Ich setzte mich wieder auf meinen
Stuhl und schaute zu Alex. Diese schaute mich an und fing an zu
lachen.
„Das war unglaublich. Seinen Arsch persönlich aufs
Revier treten. Klasse. Ich musste mich echt zusammen reißen um
nicht laut los zu lachen". Auch ich musste nun lachen.
„Der
wird sich so schnell an keine Frau mehr ranschmeißen"
„Ihnen
ist aber klar, dass es keine wirkliche sexuelle Belästigung war
und, dass Sie rein Rechtlich gesehen nichts gegen ihn unternehmen
dürfen oder?"
„Mir ja, aber ich bezweifle, dass er das
auch weiß"
„Mir wäre so ein Spruch nie
eingefallen"
„Mit solchen Kerlen haben wir oft zu tun. Diese
dummen Anmachsprüche kenne ich alle auswendig. Irgendwann lernt
man die passenden Gegenantworten"
Nachdem wir uns noch einige
Zeit lang unterhalten hatten, hatte Alex inzwischen drei Gläser
Whiskey getrunken und war schon leicht angeheitert. Somit war es ihr
unmöglich alleine nach hause zu fahren.
„Soll ich Sie
vielleicht nach hause fahren, Alex?", fragte ich sie, als wir
bezahlt hatten. Sie stimmt zu und wir verließen zusammen das
Gebäude.
Ich fragte sie nach ihrer Adresse und fuhr sie
dann nach Hause. Dort angekommen, musste ich sie förmlich aus
dem Auto ziehen.
„Kommen Sie Alex", meinte ich und nahm ihr
die Tasche ab. An ihrer Wohnung angekommen, suchte ich ihren
Schlüssel und schloss die Türe auf. Ich half ihr zum Sofa
zu kommen, wo sie sich hinsetzte. Ihre Tasche stellte ich auf dem
Tisch ab.
„So, Alex. Es war ein sehr schöner Abend, aber
jetzt sollte ich nach Hause fahren. Sie sollten jetzt vielleicht
besser ins Bett gehen", verabschiedete ich mich und ging zur
Tür.
„Im Kühlschrank steht noch eine angebrochene
Flasche Wein, helfen Sie mir, sie zu leeren?"
„Klingt
verlockend Alex, aber ich muss noch fahren. Ein andermal
vielleicht"
„Kommen Sie, ein halbes Glas"
„Ich halte
das für keine gute Idee"
„Leisten Sie mir dann wenigstens
Gesellschaft?", fragte sie. Ich dachte nach. Ich mochte Alex, vom
ersten Moment an. Wieso sollte ich dann einfach gehen, wenn sie mich
bittet zu bleiben? Ich seufzte kurz.
„Klar, ich bleibe noch ein
bisschen", meinte ich und setzte mich auf die Couch. Alex stand auf
und ging zum Kühlschrank und holte die Flasche Wein raus.
Zusammen mit der Flasche und zwei Gläsern kam sie zurück.
„Für
den Fall, dass Sie doch etwas wollen", lächelte sie. Ich
erwiderte das Lächeln, lehnte aber ab.
„Ich sagte ja schon,
dass ich eigentlich nicht trinke. Schon ein Glas Wein, macht mich
betrunken"
„Dann ein halbes?". Ich wusste nicht wieso, aber
ich nahm das angebotene Glas an. Sie brauchte mir nur in die Augen zu
schauen, schon war meine Willenkraft gebrochen. Ich trank das Glas
aus und merkte schon, wie mir etwas mulmig wurde.
Ich wusste nicht was passiert war, aber als ich am frühen morgen aufwachte, sah ich, dass ich in einem Bett lag. Aber es war nicht mein Bett und auch nicht mein Schlafzimmer. Mich überkam auf der Stelle ein schrecklicher Gedanke. Ich hatte doch nicht... Ein Blick zur Seite, bestätigte meinen Verdacht. Neben mir lag Alex und schlief. Ich hob die Decke und sog tief Luft ein. Wir beide waren völlig unbekleidet. ‚Shit', dachte ich. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett und suchte meine Klamotten zusammen, was gar nicht so leicht war, denn meine Sachen waren in der ganzen Wohnung verstreut. Mein Blick fiel auf den Couchtisch. Es war nicht nur die halbe Flasche die geleert auf dem Tisch stand. Drei weitere, leere Flaschen standen daneben. Ich seufzte. Als ich mich fertig angezogen hatte, verließ ich ihre Wohnung und fuhr schnell nach Hause. Ich hoffte sehr, dass sie sich an das Geschehene genauso wenig erinnern konnte wie ich. Zu Hause angekommen, duschte ich und zog mich um. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es Zeit war zum Revier zu fahren. Es würde nicht lange dauern, dann würde ich Alex begegnen.
Etwa eine Stunde nachdem ich ins Revier gefahren
bin, kam Alex. Ich versuchte so neutral wie möglich zu sein, was
mir aber nicht wirklich gelang, da sie mich anlächelte. Ich saß
zusammen mit Elliot an unserem Schreibtisch, als sie auf uns zu
kam.
„Hi Olivia", lächelte sie
„Hi Alex", begrüßte
ich sie und musste schlucken, „das ist übrigens Elliot
Stabler, mein Partner"
„Hey, Alexandra Cabot, freut mich Sie
kennen zu lernen", meinte sie zu Stabler.
„Ah, die neue
Staatsanwältin. Freut mich, Elliot Stabler". Alex blickte
wieder zu mir und wollte gerade was sagen, als Cragen sie in sein
Büro rief. Sie lächelte mich an und ging dann zu
Cragen.
„Was ist los mit dir? Hast du was gegen die
Staatsanwältin?", wollte er wissen
„Wieso? Sie ist
nett"
„Das sah aber gerade anders aus", meinte er und
schaute mich eindringlich an. Ich seufzte.
„Was ist los? Stimmt
was nicht?"
„Ich hab mit ihr geschlafen, das ist los"
„Mit
wem?"
„Alex"
„Alexandra Cabot?", fragte er und
staunte nicht schlecht.
„Ich weiß nicht"
„Wie du
weißt nicht, habt ihr oder nicht"
„Keine Ahnung. Cragen
bat mich gestern sie hier im Revier rumzuführen. Anschließend
sind wir in die Bar um die Ecke gegangen. Ich hab sie dann noch nach
Hause gefahren und sie in ihre Wohnung gebracht. Sie bot mir ein Glas
Wein an und du weißt ja was passiert wenn ich trinke"
„Und
dann?"
„Keine Ahnung, als ich aufwachte, lagen wir zusammen in
ihrem Bett, nackt"
„Verstehe und was jetzt?"
„Ich weiß
nicht. Vielleicht erinnert sie sich ja auch nicht mehr"
„Und
wenn doch?"
„Man, ich weiß es nicht. Ich mag Alex. Aber
ich weiß nicht wie sie die Sache sieht. Ich hab Angst, dass
durch diese Sache jetzt unsere gerade erst begonnene Freundschaft
schon wieder vorbei ist"
„Magst du sie? Oder ist da
mehr?"
„Kann ich nicht sagen, ich meine ich kenne sie doch
erst seit gestern. Aber sie ist nett. Und attraktiv finde ich sie
auch, aber selbst wenn, das geht nicht. Du kennst meinen Vorsatz.
Fange nie etwas mit einem Kollegen an"
„Genau genommen ist sie
nicht unsere Kollegin, sie ist unsere Chefin"
„Das hat doch
damit nichts zu tun. Mir doch egal ob wir miteinander, füreinander
oder gegeneinander arbeiten. Fakt ist, wir arbeiten zusammen"
„Wer
weiß, vielleicht war da ja auch gar nichts"
„Selbst
wenn. Sie ist ja nicht blöd. Als sie aufgewacht ist, wird sie
sich sicher zusammen gereimt habe, dass da irgendetwas war"
„Da
kommt sie, frag sie doch einfach", meinte er und deutete auf
Cragens Büro, dessen Türe sich gerade zufällig
öffnete.
„Was? Hast du sie noch alle?", fragte ich ihn
wütend. Alex kam direkt auf uns zu.
„Was ist los? Wieso so
nervös?", grinste er.
„Du bist so ein Idiot",
schüttelte ich genervt den Kopf und warf meinen Stift nach ihm.
Dadurch, dass er seinen Kopf zur Seite nahm, traf ich Alex, die jetzt
genau hinter ihm stand.
„Oh, Alex. Das tut mir Leid",
entschuldigte ich mich
„Schon OK, ist ja nichts passiert",
lächelte sie und gab mir meinen Stift wieder. Dabei berührten
sich kurz unsere Finger. Sofort bekam ich eine Gänsehaut, die
durch meinen Pullover zum Glück nicht zu sehen war.
„Was
ich noch fragen wollte. Gehen Sie beide zusammen mit mir nach
Feierabend essen? Dann haben wir die Chance uns besser kennen zu
lernen. Die Kollegen Munch und Tutuola sind natürlich auch
herzlich eingeladen"
„Aber sicher, sehr gerne sogar", meinte
Elliot und schenkte ihr sein schönstes und verführerischstes
Lächeln. Unbemerkt von Alex, schaute ich ihn wütend an. Er
grinste nur.
„Kommen Sie auch mit?", fragte mich Alex
„Ähm,
ich...", fing ich an. Alex sah mir erneut in die Augen. Wie am
Vortag konnte ich ihr nicht widerstehen. Sie lächelte.
„Klar,
ich komme mit", meinte ich schließlich.
„Freut mich.
Also dann, wir sehen uns nachher", meinte sie und ging. Ich drehte
mich um und sah, dass auch Alex sich kurz umdrehte und mich
anlächelte. Dann verschwand sie.
„Ich fasse es nicht",
meinte Elliot belustigt
„Was?"
„Du bist ernsthaft
verliebt"
„Verliebt? In Alex? Du spinnst doch"
„Und
wieso hast du mich dann so angesehen, als ich versucht habe sie
anzubaggern?"
„Was? Das bildest du dir ein. Ich und verliebt.
Was für ein absurder Gedanke"
„Eben. Aber trotzdem, du
bist verliebt. Ganz eindeutig verliebt"
„Wer ist hier
verliebt?", hörten wie Munch fragen
„Niemand ist
verliebt, John", meinte ich nur.
„Unsere liebe Olivia hat sich
doch tatsächlich verliebt", grinste Elliot Munch an
„Ohne
Scheiß? Du bist verliebt? Ich wusste gar nicht, dass das
überhaupt möglich ist"
„Wirklich sehr witzig Munch.
Und zu deiner Information, ich bin NICHT verliebt. Und jetzt
entschuldigt mich. Ich muss nach Hause. Wir sehen uns beim
Essen...vielleicht", sagte ich und stand auf.
„Nicht
vielleicht. Du hast es ihr fest zu gesagt. Du willst sie doch nicht
enttäuschen"
„Du bist so ein Idiot Elliot", meinte ich
sauer
„Essen? Kann mich mal jemand aufklären?"
„Frag
unseren lieben Kollegen Stabler. Er hat ja anscheinend von allem eine
Ahnung", meinte ich noch immer verdammt wütend und ging.
Wütend fuhr ich nach Hause. Was bildete er sich eigentlich ein. Zu Hause angekommen knallte ich meine Jacke in eine Ecke und setzte mich aufs Sofa. Noch etwa eine Stunde, bis ich zum Essen mit Alex musste. Ich beschloss erst einmal duschen zu gehen. Als das heiße Wasser über meinen Körper floss, war es, als floss die Wut auf Elliot mit ab. Nach der dusche, ging ich zu meinem Schrank. Wie aus einem Instinkt heraus, nahm ich eine enganliegende Jeans und eine weiße Bluse. Schnell zog ich mich an. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit war zu gehen, da ich schon jetzt zu spät kommen würde. Ich schnappte mir meine Lederjacke und machte mich auf den Weg.
Im Restaurant
angekommen, sah ich Alex, Munch, Tutuola und Elliot bereits an einem
Tisch sitzen. Offenbar schienen sie sich prächtig zu amüsieren,
da alle anfingen zu lachen. Alex drehte sich in meine Richtung und
lächelte. Ich ging auf sie zu und setzte mich auf den freien
Platz zwischen Munch und Tutuola. Ich saß Alex gegenüber.
„Ich
dachte schon, dass Sie nicht kommen würden"
„Tut mir
Leid. Ich hab's nicht eher geschafft", entschuldigte ich mich.
Elliot schaute mich kurz an.
„Könnte ich dich kurz unter
vier Augen sprechen?", fragte er. Ich nickte und wir gingen kurz
vor die Türe.
„Ähm, wegen der Sache eben. Tut mir
Leid, war nicht so gemeint"
„Vergiss es einfach", meinte ich
nur.
„Bist du noch sauer?"
„Vergiss es Elliot. Aber tu
mir einen Gefallen, misch dich nie wieder in meine Angelegenheiten.
Selbst wenn ich verliebt wäre, was ich absolut nicht bin, geht
dich das nichts an, klar?"
„Schon gut. Tut mir echt Leid"
„Ach
und noch etwas. Mein Privatleben geht niemanden etwas an. Ich warne
dich, wenn du noch einmal mit jemanden über mich redest, dann
werde ich wirklich sauer"
„Ja, geht klar"
„Dann haben
wir die Sache ja geklärt. Los, gehen wir wieder zu den anderen",
meinte ich und ging wieder zu Alex und den anderen. Ich setzte mich
und fing den fragenden Blick von Alex auf. Ich lächelte nur und
war froh, dass ein Kellner kam und unsere Bestellungen entgegen nahm.
Wenig später kam das dann das Essen. Während des Essen
schwieg ich, wobei die anderen sich anregend unterhielten.
Anschließend verabschiedeten sich Munch und Tutuola. Elliot
schaute erst Alex, dann mich an. Schließlich entschuldigte er
sich auch und ging ebenfalls. Nun waren Alex und ich alleine.
„Haben
Sie beide Streit?", fragte sie
„Wer, Elliot und ich? Nichts
weltbewegendes, das haben wir geklärt"
„Dann ist zwischen
Ihnen wieder alles OK?"
„Wieso wollen Sie das wissen?",
fragte ich und schaute sie an
„Nur so. Es ist schon schwierig,
wenn Kollegen eine Beziehung beginnen, aber wenn's dann auch Streit
gibt, ist das für das interne Klima nicht besonders gut". Fast
verschluckte ich mich an meiner Cola. Einen Moment lang schaute ich
sie verwundert an, dann fing ich an zu lachen.
„Was ist
los?"
„Sie glauben, dass Elliot und ich...", meinte ich und
konnte mich kaum noch einkriegen.
„Das nahm ich an. Ist dem
nicht so?"
„Um Gottes Willen. Er ist ja ein netter Kerl, aber
mehr auch nicht. Außerdem, mein Typ ist er auch nicht. Und um
ganz genau zu sein, das richtige Geschlecht hat er ebenfalls nicht",
meinte ich und konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen
„Achso,
verstehe", lächelte sie
„Ich hatte schon seit Jahren
keine Beziehung mehr"
„Tja, ähm, das tut mir Leid"
„Muss
es nicht. Ich komme auch sehr gut alleine klar"
„Dann wollen
Sie also gar keine Beziehung?"
„Ich weiß nicht. Mir muss
erst die richtige Frau begegnen"
„Ist Sie Ihnen schon
begegnet?", fragte sie. Ich fragte mich, was diese Fragerei
sollte.
„Ich weiß nicht, schon möglich", meinte ich
und zuckte mit den Schultern.
„Was ist mit Ihnen? Gibt es einen
Mister Cabot?"
„Nein, den gibt es nicht. Ich suche auch eher
nach einer Misses Cabot"
„Verstehe. Haben Sie sie schon
gefunden?"
„Ich bin mir nicht sicher, vielleicht"
„Das
ist schön", lächelte ich.
„Sagen Sie, eine Frage.
Was ist eigentlich gestern passiert?", fragte sie und nun
verschluckte ich mich wirklich an meiner Cola.
„Was meinen
Sie?"
„Ich weiß noch, dass ich Sie in meiner Wohnung auf
ein Glas Wein eingeladen habe. Das nächste was ich noch weiß
ist, dass ich in meinem Bett aufgewacht bin, völlig
unbekleidet"
„Oh", sagte ich nur
„Sie wissen nicht
zufällig was vorgefallen ist oder?"
„Um ehrlich zu sein,
nein. Ich weiß es auch nicht"
„Als ich aufwachte, war
der Platz neben mir in meinem Bett noch warm"
„Tja,
ähm..."
„Lief da was zwischen uns?", fragte sie nun
direkt
„Ich weiß es nicht, ehrlich. Ich bin ebenso
unbekleidet neben Ihnen aufgewacht. Ich kann ehrlich nicht sagen, ob
wir, nun ja, Sex hatten"
„Und jetzt? Was machen wir
jetzt?"
„Am besten vergessen wir die ganze Sache einfach.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Sie, sehr sogar, aber dieser
dumme Ausrutscher gefährdet unsere Freundschaft. Ich möchte
nicht, das dieses Ereignis zwischen uns steht. Es wäre besser,
wenn wir das einfach vergessen und ganz normal, wie Kollegen und
Freunde zusammen arbeiten", meinte ich, doch so entschlossen wie
meine Worte klangen, fühle ich mich nicht.
„Ähm, ja.
Sehe ich auch so", antwortete sie und den leicht traurigen Unterton
bemerkte ich nicht.
„Puh, freut mich, dass wir das geklärt
haben. Soll ich Sie noch nach Hause fahren?"
„Nein, nein. Ich
habe noch etwas vor"
„OK, verstehe. Wir sehen uns ja dann
sicher Morgen. Gute Nacht Alex", verabschiedete ich mich und fuhr
nach Hause.
Am nächsten Tag fuhr ich aufs Revier. Alex
unterhielt sich gerade mit Cragen. Sie schaute zu mir rüber und
lächelte. Doch es war nicht das selbe Lächeln wie sonst. Es
hatte sich verändert.
Ich lächelte zurück und
fühlte mich irgendwie unwohl. Ich ging zu meinem Schreibtisch
und setzte mich.
„Was ist denn mit euch los?", fragte
Elliot
„Wie?"
„Na mit dir und Alex"
„Keine Ahnung
was du meinst"
„Hattet ihr Streit?"
„Nein, wir haben
geredet"
„Über diese Sache?", fragte er vorsichtig
„Ja.
Sie wusste, dass etwas gelaufen sein musste, also hat sie mich
gefragt. Na ja ich meinte, dass es besser wäre, wenn wir die
Sache vergessen"
„Das ist doch, was du wolltest oder?"
„Ja
schon, aber..."
„Ich verstehe schon. Ihr beide seid so was von
blöd", lächelte er
„Was?"
„Du magst sie, sie
mag dich. Also wo ist das Problem?"
„Und? Du magst mich
auch"
„Das meine ich gar nicht und das weißt du"
„Woher
willst du wissen, ob sie mich genauso sehr mag wie ich sie?"
„Das
ist doch wohl mehr als offensichtlich"
„Und was soll ich jetzt
deiner Meinung nach tun?"
„Das kann ich dir nicht sagen. Es
ist dein Leben und deine Entscheidung. Du hast ihr gesagt, dass du
nichts von ihr willst, also musst du wissen, was du jetzt machst",
lächelte er. Ich schloss die Augen und dachte nach. Mehr und
mehr wurde mir klar, dass Elliot recht hatte. Ich hatte mich in Alex
verliebt. Aber ich hatte ihr mehr als eindeutig zu verstehen gegeben,
dass ich kein Interesse an ihr habe.
„Was auch immer du jetzt
tun willst, du solltest es jetzt tun, sie geht gerade zum Ausgang",
meinte Elliot. Ruckartig öffnete ich die Augen und ehe ich groß
nachdenken konnte, sprang ich auf uns lief ihr hinterher.
„Alex,
warten Sie", rief ich ihr hinter her. Sie drehte sich um und
schaute mich an.
„Was gibt's? Ich habe noch einen Termin"
„Es
dauert nur eine Minute"
„OK, dann schießen Sie los"
„Ich
weiß nicht, was da vorletzte Nacht passiert ist und ich weiß
auch nicht wieso ich sagte, dass ich das vergessen will, denn ich
kann es nicht vergessen. Ich meine es ist verrückt, ich kenne
Sie ja kaum, aber ich mag sie, ich mag sie sogar mehr als ich es
eigentlich sollte. Ich verstehe wenn Sie jetzt Distanz zwischen uns
halten, aber ich wollte, dass Sie das wissen, ich musste es Ihnen
sagen. Tja, dann viel Spass bei Ihrem Termin", sagte ich und ging
wieder zu meinem Schreibtisch zurück. Ich setzte mich und
schaute Elliot an.
„Ist sie noch da? Hast du gesehen wie sie
reagiert hat?"
„Sie ist schon weg. Ich weiß zwar nicht
was du gesagt hast, aber während du gesprochen hast, hat sie
dich erstaunt angeschaut. Und als du dich umgedreht hast, hat sie dir
mit offenem Mund nachgeschaut. Dann hat sie kurz gelächelt und
ist gegangen"
„Wirklich? Sie hat wirklich gelächelt?"
„Glaubst
du ich lüge dich an?"
„Nein, aber ich weiß nicht,
was als nächstes kommt. Wenn sie mich nicht liebt gibt's nur
eine Möglichkeit. Ich verlasse die Stadt und ändere meinen
Namen"
„Du spinnst doch. Gib ihr einfach ein wenig
Zeit"
„Wenn du dich geirrt hast, dann stehe ich jetzt wie der
letzte Idiot da"
„Wirst du nicht, vertrau mir"
„Wenn du
dich doch geirrt hast, dann rede ich nie, nie wieder ein Wort mit
dir"
Die nächsten Tage hatte ich das Gefühl, dass
sie mir irgendwie aus dem Weg ging. Es war nicht so, dass sie mich
ignorierte, aber wirklich reden wollte sie auch nicht mit mir. Ich
saß alleine an unserem Schreibtisch und spielte mit einem
Stift. Elliot setzte sich nach einiger Zeit dazu.
„An was
denkst du gerade?", wollte er wissen.
„Ich überlege
welcher Name am besten zu mir passt und in welche Stadt ich umziehen
werde"
„Du hast Liebeskummer. Ich hätte nie gedacht, dass
ich das noch erleben würde"
„Das ist alles deine Schuld.
Hätte ich bloß nicht auf dich gehört, als du gesagt
hattest ich soll ihr sagen was ich fühle"
„Keine Angst,
du wirst dich noch wundern, vertrau mir"
„Nie wieder. Ich
denke ich nehme mir jetzt erst einmal Urlaub, fahre so weit wie
möglich weg und vergesse sie. Und vielleicht komme ich gar nicht
erst wieder"
„Sie liebt dich, das ist nicht zu
übersehen"
„Anscheinend hat sie es übersehen"
„Gleich
haben wir Feierabend. Lass uns was trinken gehen"
„Nein, ich
will nach Hause. Ich wird mir ein schönes, heißes Bad
einlassen und Alex einfach aus meinem Leben waschen"
„Du
weißt, dass du das eh nicht schaffst"
„Schon möglich.
Aber es ist schon komisch. Das ist das erste mal, dass ich wirklich
verliebt bin"
„Das ist doch was schönes"
„Nein,
finde ich nicht. Liebe ist grausam, deswegen wollte ich mich auch nie
verlieben"
„Tja, manchmal kann man das nicht ignorieren. Du
bist verliebt, akzeptiere es"
„Mag sein und es mag ja auch
sein, dass sie mich liebt, aber ich habe einen Entschluss
gefasst"
„Und der wäre?"
„Ich lasse mich nicht
verarschen. Nicht mal von Alex. Wenn sie wirklich in mich verliebt
ist, dann soll sie mir das sagen. Ich habe keine Lust mehr länger
auf irgendein Zeichen von ihr zu warten. Was auch immer ich für
sie empfinde, das ist jetzt vorbei. Die einzigste Beziehung die wir
von nun an haben werden, ist eine rein berufliche"
„Das hältst
du nicht durch", meinte er und verstummte, als Alex das Revier
betrat. Zielsicher steuerte sie unseren Tisch an.
„Störe
ich?", fragte sie, als sie unseren Tisch erreichte
„Nein",
antwortete Elliot
„OK", meinte sie und wandte sich an
mich
„Sie wollten mir doch die Stadt zeigen. Steht das Angebot
noch?". Einen Moment schaute ich überrascht. Aber ich hatte
einen Entschluss gefasst. Den wollte ich auch einhalten
„Ich
kann nicht", meinte ich so neutral wie möglich, „ich muss
nach Hause"
„Oh, ähm, tja, das ist schade", sagte sie
traurig
„Fragen Sie Elliot. Der macht das sicher gerne",
meinte ich unberührt und schnappte mir meine Jacke.
„Habe
ich Sie irgendwie verärgert?"
„Ich wüsste nicht
womit und jetzt entschuldigt mich bitte", sagte ich und ließ
beide einfach stehen. Alex kam mir hinter her.
„Jetzt warten Sie
doch bitte", meinte sie und hielt mich an der Schulter fest.
„Was
wollen Sie?", fragte ich ein wenig aggressiv
„Was habe ich
Ihnen getan? Geht es darum, was Sie mir neulich gesagt
haben?"
„Selbst wenn, es ist egal. Ich habe mit der Sache
abgeschlossen. Für mich ist das alles nie passiert. Und jetzt
entschuldigen Sie mich bitte. Ich will nach Hause"
„Also soll
ich das, was Sie mir gesagt haben, einfach vergessen?"
„Ich
weiß nicht wovon Sie reden, dieses Gespräch hat nie
stattgefunden", sagte ich und ging zum Ausgang.
Am nächsten
Tag war ich schon früh im Revier. Ich unterhielt mich gerade mit
Tutuola, als Munch kam. Dicht gefolgt von Elliot.
„Hey, könnte
ich dich kurz sprechen, unter vier Augen?", fragte Elliot.
„Klar",
antwortete ich und ging mit ihm ein Stück
„Also? Was
willst du?"
„Alex war ziemlich enttäuscht, als du gestern
einfach so gegangen bist"
„Und ich war ziemlich enttäuscht,
als sie mich einfach so ignoriert hatte"
„Sie liebt dich, das
war gestern wohl mehr als eindeutig"
„Ich sagte doch schon,
für mich hat sich die Sache erledigt. Sie ist die erste Frau in
die ich mich verliebt habe und sie wird die letzte sein. Mir ist
klar, dass ich meine Gefühle nicht abstellen kann, denn selbst
wenn ich wollte würde mir das nicht gelingen, da ich sie
vermutlich für den Rest meines Lebens lieben werde, aber ich
kann meine Gefühle unterdrücken. Und jetzt entschuldige
mich, ich muss kurz wohin", sagte ich und verschwand in Richtung
Toiletten. Als ich wieder kam, sah ich Alex, die bei den anderen
stand.
„Wo ist sie?", hörte ich sie fragen. Etwas in
ihrer Stimme hatte sich verändert. Sie wirkte fest entschlossen.
„Ich bin hier", antwortete ich und stellte mich genau vor
sie. Sie trat einen Schritt vor und verringerte so die Distanz
zwischen uns.
„Für Sie mag das unser Gespräch und das
vorherige Ereignis ja nicht stattgefunden haben. Ich kann und will es
nicht vergessen oder verdrängen. Aber bitte, von mir aus können
Sie das hier auch vergessen", sagte sie und küsste mich.
Sofort riss ich die Augen auf und es war, als jagten Millionen von
Stromstößen durch meinen Körper. Ehe ich reagieren
konnte, machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ das Revier.
Noch immer schaute ich ihr wie paralysiert hinterher. Irgendwie
schaffte ich es mich aus meiner Starre zu lösen und drehte mich
um. Ich blickte in die Grinsenden Gesichter meiner drei Kollegen.
„Na los, worauf wartest du noch", fragte Fin
„Sie hat
keinen Wagen. Wenn du dich beeilst, bist du vor ihr in ihrem Büro",
meinte auch John
„Hier", sagte Elliot und warf mir die
Wagenschlüssel zu, „fahr schon". Das ließ ich mir
nicht zweimal sagen und machte mich sofort auf den Weg. Auf dem Weg
zu Alex' Büro überfuhr ich mindestens drei rote Ampeln,
aber das war mir egal. Ich hatte vorsorglich schon das Blaulicht
angestellt. Mit quietschenden Reifen blieb ich vor Gebäude der
Staatsanwaltschaft stehen. Ich hatte keine Ahnung wo sich ihr Büro
befand, doch das würde ich schon rauskriegen. Ich ging zum Büro
von Arthur Branch, in der Hoffnung, dass er da war und mir sagen
konnte, wo sich ihr Büro befand. In seinem Büro brannte
noch Licht, also klopfte ich an.
„Herein", kam es von drinnen
und ich öffnete die Türe
„Detective? Was kann ich für
Sie tun?", fragte er freundlich.
„Ich suche das Büro von
Alex Cabot"
„Das ist gleich drei Türen weiter, auf der
rechten Seite"
„Danke Arthur", sagte ich und ging wieder.
Alex war noch nicht da, also betrat ich einfach ihr Büro und
setzte mich auf ihren Schreibtisch. Etwa zehn Minuten später kam
dann auch Alex. Sie legte ihre Jacke ab und machte dann Licht.
Erschrocken blickte sie mich an.
„Was tun Sie denn hier? Und wie
sind Sie so schnell hier her gekommen?"
„Ich bin Polizistin,
mit Blaulicht geht alles", lächelte ich sie an.
„Und was
tun Sie hier?"
„Immer noch Lust auf eine Stadtführung?",
fragte ich und lächelte zögernd. Vielleicht war es doch
keine so gute Idee gewesen, dachte ich, doch als Alex mich freudig
anlächelte und nickte, war jeder Zweifel verschwunden.
