"Wherever I go I try to leave signs for you to find me some day when we both are okay."
Es hatte mit der Haarspange auf dem Minigolfplatz angefangen. Zumindest nannte er sie, wenn er nach dem Beginn gefragt wurde. Es war keine besondere Spange: blau mit roten Kirschen - eine Spange, wie man sie überall kaufen konnte. Doch er erinnerte sich genau, wie er sie einst für sie gekauft hatte. Das war eine Woche vor ihrer geplanten Hochzeit gewesen. Sie waren damals auf dem Ku'dam unterwegs gewesen und der Wind hatte ihre Haare immer wieder in ihr Gesicht geblasen. Also hatte er ihr die bunteste Spange gekauft, die er in dem kleinen Geschäft hatte finden können und ihre Haare damit fest gesteckt. Dabei war aus einem ihm noch immer unerfindlichen Grund ein wenig von der bunten Bemalung abgeplatzt: die zweite Kirsche vom Spangenende. Genau die fehlte auch auf der, die er nun in der Hand hielt. Rokko schluckte, als er daran dachte, in wessen Haaren sie gesteckt hatte. Vielleicht war es nur Zufall. Vielleicht hatte jemand anderes genau die gleiche zerkratze Spange besessen. Vielleicht hieß es aber auch, dass sie zurück in Berlin war. Er hatte vor drei Jahren von ihrer Scheidung gelesen. Und obwohl fünf Jahre seit ihrem desaströsen Hochzeitstag, an dem sie sich gegen ihn entschieden hatte, vergangen waren, liebte er sie noch immer. Oder: er liebte noch immer die Lisa, die er einst gekannt und die er gebeten hatte, seine Frau zu werden. Doch er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn sie doch wieder vor ihm stünde. Er hatte es sich tausendmal ausgemalt, was er ihr sagen würde. Tausendmal mindestens. Eher öfter. Viel öfter. Aber bisher war er nie mit seiner Wortwahl zufrieden gewesen. Er wusste nicht, ob er sie überhaupt wiedersehen wollen würde. Er wusste nur eins: Rokko Kowalski hatte nie wieder eine andere geliebt, denn sein Herz hatte er Lisa gegeben und nie zurückgefordert. Rokko hatte die Haarspange aufgehoben und in seine Jackentasche gesteckt. Tief hinein, damit sie nicht mehr rausfallen könnte.
