Einige hatten mich nach Beendigung von 'Stolz und Vorurteil' gefragt, ob ich nicht einen weiteren Teil schreiben wollte. Damals fiel mir aber keine gute Geschichte ein. Im letzten Jahr habe ich dann viele Geschichten über Draco Malfoy gelesen und mir überlegt, wie es 'meinem' Draco denn weiter ergehen würde. Wie wäre wohl Astoria? Hätte er etwas aus seinen Fehlern gelernt? Viele Geschichten verbandeln ihn entweder mit Hermine oder mit einer genauso reinblütigen Astoria. Aber ich dachte, Draco kann doch sicher mehr, als dann doch das zu tun, was von ihm erwartet wird – oder wenniger, denn Hermine ist schon ein rießiger Schritt. Wie würde er Astoria treffen? Und wie würde eine Frau auf ihn reagieren? Nicht auf sein Aussehen, sondern auf seine Vergangenheit und das ganze Paket, dass er so mit sich herum schleppt...

Ich denke, es ist nicht nötig 'Stolz und Vorurteile' zuerst zu lesen, aber es hilft sicher bei manchen Szenen und ist ja auch nicht so lang.

So, noch schnell folgende Anmerkung:

Mir gehört nichts, ich verdiene kein Geld mit der Geschichte oder dem Schreiben im allgemeinen. Ich versuche keine Rechte zu verletzen und hoffe den Charakteren gerecht zu werden. Das gilt für dieses und alles kommenden Kapitel der Geschichte!

Viel Spaß!


Freiheit und Gerechtigkeit

1. Kapitel

„Astoria, kann ich kurz mit ihnen sprechen?" Hermine hatte ihren Kopf durch die Tür gesteckt. Astoria schaute von ihrer Arbeit auf. „Aber natürlich!"

Hermine trat ein und setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch. „Ich weiß, sie sind gerade mit dem Slinger-Fall betraut und haben alle Hände voll zu tun, aber ich würde sie gerne um einen Gefallen bitten! Ich würde Ihnen gerne einen anderen Fall geben."

Hermine legte eine Akte vor Astoria auf den Tisch. In der linken oberen Ecke konnte Astoria den Namen ‚Malfoy, Draco' erkennen. Ihr Magen krampfte sich zusammen.

Hermine sah sie ernst an. Astoria wurde nervös. Sie war zwar schon seit zwei Jahren in der Abteilung, aber sie hatte noch nie ein persönliches Gespräch mit Hermine Granger gehabt.

„Ich möchte Ihnen die Betreuung von Draco Malfoy anvertrauen." Der Satz klang endgültig. Es war keine Frage und Astoria hatte keine Ahnung, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen konnte.

„Miss Granger…" begann sie. Hermine lächelte. „Nennen Sie mich doch Hermine." Astoria räusperte sich. „Hermine, ich fühle mich wirklich geschmeichelt, dass Sie mir einen so wichtigen Fall übertragen, aber …"

Hermine unterbrach sie erneut, immer nich mit einem strahlenden Lächeln auf ihrem Gesicht. „Astoria, Sie sind die Beste unter meinen Leuten! So wie sie sich um unsere Klienten kümmern, macht das kein anderer! Sie haben das richtige Gespür für sie!"

Astoria lief rot an. Sie wusste, dass sie gerade in die alte Falle tappte. Chef lobt dich über den grünen Klee und dann erkläre ihm einmal, du kannst etwas nicht – hah!

Sie versuchte es trotzdem. „Hermine, ich war in Hogwarts…"

Hermine ließ sie wieder nicht ausreden. „Ich weiß! In Huffelpuff – aber sie haben so gute Noten gehabt, Sie hätten gut nach Ravenclaw gepasst." Astoria begann, zu schwitzen. Und die alte Schlange vor ihr hätte gut nach Slytherin gepasst.

Hermine erhob sich. „Ich spreche mit Anton über ihren laufenden Fall. Er wird sich dann um Mister Slinger kümmern. Sollten Sie Fragen zu dem Fall Malfoy haben, steht meine Tür Ihnen jederzeit offen."

Mit einem weiteren breiten Lächeln schwebte sie aus Astorias Büro.

Entsetzt schaute diese auf die Akte, die auf ihrem Tisch lag. Sie war dick und einige Blätter schauten heraus. Sie hatte das Gefühl die Akte würde sie hämisch angrinsen.

Sie wollte diesen Fall nicht! Vielleicht hätte sie den Satz nicht mit „Ich war in Hogwarts" anfangen sollen, sondern mit „Ich hasse Draco Malfoy"? Ob das Miss Granger – Entschuldigung! Hermine - aufgehalten hätte?

Sie war drei Jahre jünger als das ‚Goldene Trio' und Draco Malfoy. Ihre Familie war reinblütig, hatte sich aber beim ersten Krieg neutral verhalten. Sie war in Huffelpuff gelandet, weil Reinblütigkeit ihr nicht wichtig war, sie weder mutig, noch intelligent genug war, um in ein anderes Haus zu kommen. Huffelpuff nahm alle, die sonst übrig blieben. Nun ja, vielleicht hatte sie auch ein großes Herz.

Ihr viertes Schuljahr war ein Horror. Snape als Schulleiter war gruselig gewesen. Aber die Carrows waren einfach … ihr lief immer noch ein Schauer über den Rücken, wenn sie an die zwei dachte.

Hufflepuff bestand fast nur aus Muggelgeborenen oder Mischkindern. Im Laufe des Schuljahres wurden es immer weniger. Die wenigen, die noch zur Schule gingen, litten gnadenlos unter dem Terror-Regime der Todesser. Astoria hatte sich fast jede Nacht in den Schlaf geweint. Vertrauensschüler waren damals durch eine Art Schülerpolizei ersetzt worden, die durch Crabbe, Goyle und Malfoy angeführt worden war.

Diese Miliz hatte allen das Leben zur Hölle gemacht.

Sie selbst war nicht einmal besonders schlecht behandelt worden. Genauso, wie alle anderen. Aber das genügte, damit sie Malfoy noch weitere 5 Jahre in Azkaban verrotten lassen wollte!

Und nun war sie seine Sozialarbeiterin! Sie sollte ihm zurück in ein normales Leben helfen? Was sollte sie tun – ihm gleich eine Liste aller dunklen und zwielichtigen Ecken und Gestalten in die Hand drücken?

Verzweifelt ließ sie ihren Kopf in die Hände sinken.

ooo

Sehr geehrter Herr Malfoy,

Sie werden darum gebeten sich am kommenden Donnerstag, den 14. August 2003 um 10: 00h im Zaubereiministerium, 2. Stock Abteilung für magische Strafverfolgung, Unterabteilung Resozialisierung, Raum 317/15 einzufinden.

Mit freundlichen Grüßen

A. Greengrass

Resozialisierungsbehörde

Draco sah von dem Pergament auf und starrte den mausbraunen Ministeriums-Kauz an. Wartete dieser A. Greengrass auf eine Antwort?

„Draco, Schatz, gib der Eule einen der Eulendrops. Die Schachtel steht auf dem Regal links neben dir."

Deshalb wartete das Tier also noch. Eer hatte wirklich alles vergessen. Er holte einen der Drops und legte ihn vor den Vogel. Dieser schuhute einmal hochnäsig, schnappte sich das Futter und schwang sich dann in die Luft.

„Mutter? Hast du von einer Abteilung gehört, die Resozialisierung heißt?" Narcissa Malfoy saß im Wohnzimmer mit einem Buch in der Hand. „Schätzchen hat Miss Granger dir nichts davon erzählt?"

Draco setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel. Das Polster gab unangenehm nach. Er war das ganze weiche, federige Zeug, das es hier in der normalen Welt gab, nicht mehr gewohnt. Er hatte fünf Jahre in einer Zelle gelebt, die mehr oder weniger nur aus Stein bestanden hatte. Alles war hart gewesen: der Boden, die Wände, der Stuhl, das Bett.

Seit er vor zwei Tagen in Freiheit entlassen worden war, schien alles um ihn herum weich zu sein und unter seinen Füßen, Händen oder Hintern einfach nachzugeben. Das brachte ihn aus dem Gleichgewicht.

Und alles lenkte ihn ab. „Nein, ja, keine Ahnung …" Er seufzte, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Kann sein, dass sie was gesagt hat. Aber ich habe alles, was nach der Verhandlung war, einfach nicht wissen wollen. Ich habe nicht wirklich mit einer Entlassung gerechnet."

ooo

Narcissa ließ das Buch sinken. Wenn sie ehrlich war, hatte sie auch nicht damit gerechnet. Gerechtigkeit war doch ein merkwürdiges Konzept. Dass es auch für die Feinde anwendbar war, konnte sie immer noch nicht richtig glauben.

Auf der anderen Seite war Gerechtigkeit eine sehr vage Sache. Sie war zwar nie inhaftiert worden und durch Harry Potters Aussage stand sie außerhalb jeglicher juristischer Angriffe, aber sie hatte trotzdem alles verloren.

Ihr schönes Herrenhaus war weg, samt Kleider, Möbel und Elfen. Ihr Status war binnen Kurzem von ganz oben nach ganz unten gerutscht. Viele ihrer früheren Freundinnen grüßten sie nicht mehr oder gingen auf die andere Straßenseite, wenn sie sie sahen.

In der Winkelgasse war sie mehr als einmal beschimpft worden. Aber sie hatte ein kleines Hexenhäuschen gefunden, in der Nähe von Andromedas Haus. Und sie konnte immer noch nicht glauben, dass Andromeda mit ihr zu tun haben wollte. Ausgerechnet Andromeda!

Und nun war ihr Sohn wieder zurück. Aber auch hier hatte Gerechtigkeit eventuell ihre Spuren hinterlassen. Er war so gar nicht mehr, wie ihr Draco. Er schien schreckhaft und nervös, konnte sich kaum auf eine Sache konzentrieren. Sie hoffte, das würde sich bald ändern.

ooo

„Möchtest du, dass ich dich begleite?"

Draco sah sie erstaunt an. Sie hatte ihn noch nie irgendwohin begleitet. Sie hatten ihn nach Kings Cross gebracht, aber das war auch schon alles. Die Todessertreffen, zu denen ihn sein Vater 'begleitet' hatte, zählten wohl nicht.

Er sah, wie sie nervös auf ihrer Unterlippe herumkaute. Das war sehr undamenhaft. „Es könnte vielleicht unangenehm werden." Sie sprach so leise, dass er sie kaum verstand. Misstrauisch kniff er die Augenbrauen zusammen. „Was soll das heißen? Unangenehm?"

Sie spielte mit dem Einband des Buches herum. „Wenn man dich auf der Straße erkennt, kann es zu … Unannehmlichkeiten kommen."

„Man könnte mich angreifen?" Er hatte immer noch die Augenbrauen zusammengekniffen und sah so sehr düster aus. „Nein, zumindest hoffe ich das nicht." sie wich seinem Blick aus.

Er seufzte und fuhr sich noch einmal durch das Haar. „Dann solltest du lieber nicht mitkommen, Mutter. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. Außerdem werde ich nicht auf der Straße sein. Ich gelange über das Flonetzwerk in das Ministerium und so komme ich auch wieder nach Hause." Er stand auf.

„Ich … ich gehe auf mein Zimmer." Sie nickte ihm stumm zu. Er konnte ihren besorgten Blick im Rücken spüren, als er aus dem Zimmer lief.