Kurzer Prolog:
Eine wunderschön anmutige, stolze Elfenfrau mit bis zum Boden langen und dadurch halb verdreckten Haaren und wirklich sehr süßen Rundungen ritt auf ihrem Kamel zusammen mit zwei anderen unbedeutenden Elfen die dunkle Straße entlang, als ein böses geschminktes Etwas mit roter Nase und riesengroßen, gelben Schuhen hinter einem wundervollen Baum hervorsprang.
„Oh nein", rief sie. „Ein Schatten."
Ihre Begleiter griffen nach ihren unbeschreiblich scharfen Elfenschwertern, als sie von tausenden und abertausenden spitzen Pfeilen getroffen wurden, die überall aus dem anmutigen Dunkel der ruhelosen Bäume mit unglaublich atemberaubender Geschwindigkeit geschossen kamen. Sie sanken mit einem singenden Krächzen zu Boden.
„Ha, ha, ha! You fell into a burning ring of fire!", rief der Schatten.
Die wunderschöne Elfe schauderte. Sie hatte befürchtet, dass der Schatten mit dieser geheimnisvollen und extrem wunderlichen Sprache sprach, die Zauberkräfte enthielt. Wie auf ein unglaublich schönes Kommando flammten alle Bäume um die schöne Elfe in ein lodernd brennendes, feuerrotes Feuer auf.
„It burns, burns, burns", antwortete die Elfe. Doch es war natürlich schon zu spät.
Schatten: „Gib mir Klotz!"
Unglaublich wunderschöne Elfe: „Nö."
Schatten: „Los, her damit!"
Unglaublich wunderschöne Elfe: „Niemals."
Schatten: „Na komm schon, sonst ich dich umbringen..."
Sie holte einen rechteckigen, wie ein Rubin funkelnden Stein aus ihrem zauberhaften, in der Hitze des Feuers wedelnden Umhang und hob ihn gen Himmel. Schon wurde das geschminkte Lächeln des Schattens breiter und breiter, bis die Elfe nun rief:
„Drachenstein, flieg und sieg."
Der Schatten machte eine Trauermiene. Und der wie ein Rubin funkelnde Klotz verschwand.
Kapitel 1
Und der rote Klotz tauchte wieder auf.
Eragon war gerade dabei seine Rehe zu essen, die er eben gefangen und erlegt hatte, 4 Stück an der Zahl. Er löste seinen Biss um den Hals des Tieres, als es plötzlich Knallte. Er schaute sich um. Das war nicht der Klotz, sondern sein Bruder, der einen Feuerwerkskörper angezündet hatte. Aber den Stein bemerkte Eragon trotzdem. Er lag im Gras. Eragon hob ihn auf und untersuchte ihn. Er war rot und viereckig und hatte auf der oberen Seite mehrere Herausragungen. Außerdem war er auf den beiden breiteren Seiten mit klitzekleiner Schrift bedruckt, die Eragon aber nicht lesen konnte.
„Schau mal, Lolan", sagte Eragon zu seinem Bruder. „Hier ist ein Stein aufgetaucht."
Lolan kam näher und schaute ihn sich an. „Er sieht wertvoll aus. Verkauf ihn und mach dir mit dem Geld ein schönes Leben."
„Willst du ihn nicht haben? Ich brauche das Geld nicht und du bist von uns beiden der mit dem Spielproblem."
„Nö, nö. Ich darf mit meinen Finanzen vor dem letzten Kapitel nicht zurechtkommen."
Eragon nickte und steckte sich den Stein ein. Als er im Dorf war, waren rein zufällig die Händler aus den Nachbardörfern hier, von denen man in Zukunft nichts mehr hören wird. Eragon fragte jeden von ihnen, ob sie ihm den Klotz abkaufen würden, doch obwohl er so wertvoll aussah, wollte ihn niemand nicht einmal für ein Apfel und ein Ei kaufen. Verwundert ging er zurück zum Hof, welches irgendwo im Nirgendwo im Wald herumstand. Enttäuscht schmiss er den Klotz in eine Kiste und machte sich an das Abendmahl, welches er für seinen besoffenen Vater kochen musste, als er ein stöhnen hörte. Er ging umher und suchte seinen besoffenen Alten, schaute in alle Zimmer und konnte ihn nicht finden, bis er feststellte, dass der Klotz es war, der so stöhnte. Er stöhnte und stöhnte noch eine Weile, bis es sich zuspitzte und nach einem „aaah" verstummte. Verwundert ließ Eragon das Essen stehen und wollte herausfinden, was auf diesem Stein eingraviert war. Also holte er seine Lesebrille heraus, doch die Schrift war auch dafür zu klein. Verwundert setzte er die Brille ab. Obwohl er -26 Dioptrien hatte, hatte ihn seine Brille noch nie im Stich gelassen. Immerhin war sie fast 30 cm lang. Noch wollte er aber nicht aufgeben, also ging er zur Gerümpelkiste seines besoffenen Vaters und suchte das Mikroskop. Er legte den Stein unter die Linse.
„LeeGooTM", las er und kratzte sich am Kopf. „Was das wohl bedeuten mag?"
Er nahm den Klotz und das Mikroskop, zog sich an und ging zurück in die Stadt. Es war zwar schon dunkel, aber es gab einen alten Greis in der Stadt. Eragon klopfte an seine Tür und hoffte, dass der Alte nicht schon wieder am Spielautomat in der Taverne hockte. Und tatsächlich, die Tür öffnete sich und ein weißer Bart stand zwischen den Türrahmen. Eragon schob ihn zur Seite und der Alte kam zum Vorschein.
„Hallo Elanor!", rief er erfreut. Eragon verdrehte die Augen.
„Nicht Elanor, Eragon", erklärte er. „Ich dachte, du hättest dir meinen Namen aufgeschrieben?"
„Habe ich auch, irgendwo." Er zupfte sich am Bart. „Was möchtest du? Eine meiner langen und langweiligen Geschichten hören?"
Eragon fluchte innerlich. Keiner wollte diesen Blödsinn hören, aber der Alte bekam es immer hin jemandem damit in den Ohren zu liegen. „Später. Erstmal wollte ich dich fragen: wenn du schreiben kannst, kannst du doch auch sicher lesen?"
„Ja, ich kann lesen. Was für eine Frage."
Eragon hielt ihm den Klotz hin. Verwundert nahm ihn der Alte entgegen und drehte ihn in seinen Fingern herum. Er ging ins Haus und im Wohnzimmer auf und ab. Eragon schloss die Tür, reichte ihm sein Mikroskop und machte es sich im Sofa bequem. Der Alte setzte sich an den Tisch und steckte den Stein unter die Linse. Eine Weile saß er da, bis er schließlich aufschaute, gerade noch rechtzeitig, ehe Eragon einschlief.
„Wo hast du ihn her?"
„Er ist einfach so im Wald aufgetaucht."
Der Alte nickte verstehend. „Einfach so... verstehe. Also Eduard, das ist nicht irgendein Klotz, sondern ein..." Er zögerte kurz, um den Augenblick möglichst mystisch erscheinen zu lassen. „Ein Lego-Klotz!"
Eragon ahnte, was nun kommen würde, gähnte und ignorierte, so viel er konnte. Der Alte fuhr fort:
„Große mächtige Drachen erschufen sie, indem sie sich gegenseitig ein Stück ihrer Nase oder ihrer Ohren abbissen und dann hoch aus dem Himmel dieses Stück fallen ließen. Wenn sie damit jemanden erschlugen, kamen aus diesen Klötzen neue Drachen hervor, und die meisten dieser Personen, bei denen die Drachen schlüpften, hießen..." Er holte ein Zettel aus seinem Bart. „... Eragon. Ein ziemlich seltener Name."
Eragon wurde hellhörig. „Alle hießen genau wie ich? Aber was ist mit Galgenmoritz?"
„Galgenmoritz ist der abtrünnige Drachenreiter, der alle anderen Reiter verraten und abgeschlachtet hatte. Ja, sie ritten alle auf Drachen. Tatsächlich! Ich als Drache würde mir das mal garnicht gefallen lassen!" Der Alte schüttelte kräftig den Kopf, um seine Worte zu unterstreichen. „Aber naja. Die Drachen sind nu auch alle tot."
Der Alte hatte ihm oft davon erzählt, viel zu oft. Der böse, böse Galgenmoritz hatte sie alle gejagt und getötet. Es hieß sogar, dass er zwei von ihnen gegessen hätte, denn in dieser Geschichte essen die Bösen gerne Menschen.
Der Alte setzte sich auf einen alten Stuhl. „Hör zu, Erwin, jetzt da die Handlung endlich beginnt, kann ich dir alle Geheimnisse anvertrauen. Erstens: die bösen Drachenreiter hießen alle anders, als du. Damit ist natürlich auch klar, dass du für den Rest der Geschichte der Gute bist. Zweitens: du bist der einzige Gute. Wir wollen es ein bisschen spannender machen. Drittens, und das kannst du dir sicher denken: der Klotz wird irgendwann zerbersten und dann wird es Tote geben. Massenhaft Tote. Achja, und du wirst natürlich ein Drachenreiter."
„Das heißt, dass ich gegen Galgenmoritz kämpfen muss, richtig?" Eragon machte ein trauriges Gesicht. „Ich habe eigentlich gehofft für den Rest meines Lebens den Acker zu pflügen und Rehe jagen zu können."
„Nix da. Du musst uns alle vor dem Galgenmox-... Mortin... du-weißt-schon-wen retten."
Eragon seufzte. Was für eine Drecksarbeit.
„Hör zu, Egon. Galgenmerry hat einen Playmobildrachen. Und er hat gegen das Patentgesetz verstoßen. Dafür muss er bestraft werden."
„Patentgesetz?"
„Genau. Laut dem Gesetz ist es nur den Ureinwohnern dieses Kontinents, also den Elfen und Zwergen, gestattet Superlative und alle anderen Arten von Wörtern mit starkem Ausdruck zu verwenden. Die Elfen haben sogar das Alleinrecht an all den schnörkeligen Umspielungen. Von mir aus können sie es auch gerne behalten. Aber Galgenmartin hat das Patent gebrochen und benutzt diese Wörter, ohne gestraft zu werden. Damit nicht genug: er überschreitet auch die maximale Anzahl der Adjektive, die ein Mensch pro Tag verwenden darf."
„Und dass er so viele Tötet und das Reich unterjocht?"
„Das sind natürlich auch Probleme, klar..."
Eragon stand auf. „Nicht meine Probleme! Ich will nach Hause und den Garten pflügen! Nichts wird mich jemals dazu bringen meinen schönen Garten aufzugeben. Und ich muss auch auf meinen Vater aufpassen, der sich sonst zu Tode säuft." Mit gemischten Gefühlen, hauptsächlich Wut und der Sehnsucht nach seinem Garten, verließ Eragon das Haus des Alten. Er stapfte los und kurz bevor er seine Hütte erreichte, sah er etwas rotes in der Nacht lodern. Angst durchflutete ihn, wie die Angst ein Kaninchen durchflutet, kurz bevor es vom Fuchs gefressen wird. Er rannte zum Haus und entdeckte es in Flammen. Vor dem Haus standen zwei Fässer Bier, eins davon ein wenig angekokelt. Aus der Tür kam sein brennender, besoffener Vater mit dem dritten Fass, doch kaum war er draußen, ließ er es fallen und es zerbrach. Das Bier spritzte und der besoffene Alte fiel in die Pfütze und versuchte alles wieder aufzulecken. Immerhin löschte das seine brennende Kleidung. Eragon rannte auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.
„Eragon", krächzte er, „hast du... den Herd angelassen?"
„Ja, habe ich, Vater. Hast du deinen Vodka drüber gekippt?"
„Ja, habe ich, Sohn. Ähm, aus Versehen. Deswegen bist du Schuld an meinem Tod, du Idiot."
Eragon ließ ihn los und erhob sich. Er war irre wütend. „Immer gibst du mir die Schuld für alles. Du bist so gemein!" Tief im inneren war er furchtbar traurig und verletzt, aber wir wollen den Augenblick jetzt nicht noch schnulziger machen. „Hast du jemals daran gedacht, dass ich den Herd vielleicht auch aus Versehen angelassen habe?"
„Rette wenigstens mein Bier", rief der besoffene Vater. Dann platschte sein Kopf in die Bierfütze und er war tot. Tot! Getötet vom Vodka, so wie der Schankwirt es vorausgesehen hatte! Aus Eragons Augen flossen so viele Tränen herunter, dass er damit das Haus hätte löschen können. Aber er machte es nicht, es war eh zu spät, sein Vater war tot. Nun, da der Hof runterbrannte, konnte er seinen Weg gehen und gegen den bösen Galgenmoritz kämpfen. Er würde sich an ihm rächen! Für seinen Vater, der damit nix zu tun hatte, und für die ganzen Leute, die Eragon nicht interessierten. Er brauchte nur diesen Drachen aus diesem Legostein. Nur den Drachen...
