Hallo ihr Lieben und herzlich willkommen zu meinem ersten Projekt seit Langem. Ich freue mich schon darauf! Es ist so, dass die komplette Fanfic als Rohbau schon steht. Ich werde mich immer am Wochenende hinsetzen und den nächsten Teil auf Rechtschreibung, Ungereimtheiten und Unsinn gegenlesen und auch Hinweise von euch einarbeiten. Die eigentlichen Kapitel sind viel zu lang geworden, sodass ich sie immer in zwei Parts teilen werde. Über den Inhalt will ich gar nicht so viel verraten, also lasst euch überraschen. Über Reviews freue ich mich sehr! Alles Liebe Mary

Jederzeit

I will move away from here
You won't be afraid of fear
No thought was put into this
Always knew it'd come to this
Things have never been so swell
I have never failed to fail
You know you're right

Nirvana

Katie trank nicht oft, dafür anscheinend aber jedes Mal zu viel. Ihr war völlig schwindelig und auch ein bisschen schlecht, doch das hielt sie nicht davon ab, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Schließlich waren Gryffindors mutig und tapfer. Vor allem galt das für die, die Quidditch spielten. Deshalb schämte sie sich ein wenig dafür, dass sie sich vor der Umsetzung ihres Plans doch tatsächlich Mut antrinken musste. Eigentlich klang es bei den anderen immer so einfach und ... naja ... zielführend. Alicia hatte es getan, Leanne hatte es getan und Angelina hatte es sogar schon mehrfach getan. Alle schwärmten davon, also war Katies Neugier natürlich geweckt. Sie wollte ihren Freundinnen um nichts nachstehen, auch wenn sie ein wenig Angst hatte.

Vorsichtig erhob sich Katie, um sich noch einmal genauer umzusehen. Die Party war schön und ausgelassen, die meisten Teilnehmer kamen aus Gryffindor oder Ravenclaw. Sicheres Terrain, entschied die stets pragmatische Katie. Oliver hatte sie auf ihr Drängen hin mitgenommen, doch ihn hatte sie schon seit Stunden (oder waren es Minuten?) nicht mehr gesehen. Er hatte noch die Stirn gerunzelt und sie darauf hingewiesen, dass die meisten Partygänger aus seinem Jahrgang stammten, sie also kaum jemanden näher kannte. Katie hatte aber nur mit den Schultern gezuckt und insgeheim beschlossen, es heute zu tun. Der Raum war angenehm schummrig, aber die wilden Lichter halfen nicht dabei, ihren Schwindel im Zaum zu halten. Sie verzog sich in eine dunkle Ecke, von hier aus war es viel leichter, alles im Blick zu behalten. Die Musik wummerte laut, aber Katie war schon immer gut darin, störende Geräusche auszublenden. Schließlich verbrachte sie mehr Zeit mit Oliver, als normale Menschen aushielten, und der konnte ununterbrochen über Quidditch reden.

Katies Blick flog über die vorbeigehenden Menschen. Braune Augen, ein blaues Kleid, blonde Locken... alles floss vor ihren Augen zu einem einzigen Zusammenspiel aus Farben zusammen. Man sollte meinen, dass die sonst so pragmatische Katie den Kontrollverlust verabscheute, aber heute nicht. Heute wollte sie das schummrige Gefühl zu ihren Gunsten nutzen, um endlich die eine Erfahrung zu machen, auf die sie so neugierig war. Sie brauchte nur noch einen geeigneten Gegenüber. Nimm einen, den du nicht kennst, hatte Leanne ihr mit gerunzelter Stirn empfohlen und im selben Atemzug ihren Plan als bescheuert und ihre Freundin als gefühlskalt abgestempelt. Dein Experiment wird schneller nach hinten losgehen, als dir lieb ist, hatte sie noch hinzugefügt. Katie war jedoch viel zu neugierig und hatte im selben Augenblick noch sämtliche Warnungen mit einem Schulterzucken abgetan. Oliver, mit dem sie laut Alicia und Angelina mehr Zeit verbrachte, als ihr guttat, hatte sie vorsichtshalber nichts erzählt. Manche Dinge besprach man besser mit Freundinnen als mit dem besten Freund, das war schon immer so.

Katies Blick blieb an einem dunklen Haarschopf hängen. Sie mochte es, wie sich das Licht auf den dunklen Strähnen widerspiegelte und wie sich die Person die Haare immer wieder aus dem Gesicht strich. Die Strähnen waren ein wenig zu lang, sodass sie nur schwer zu bändigen waren. Immer wieder fielen sie nach vorn und immer wieder sah Katie dabei zu, wie sie wieder nach hinten gestrichen wurden. Je länger Katie den dunklen Haarschopf betrachtete, desto näher rückte er ihr. Komisch, dachte sie noch verwirrt.

„Ist was?", fragte der dunkle Haarschopf mit aggressivem Unterton.

Huch, dachte Katie und drückte sich ein Stück weiter in ihren dunklen Beobachtungsposten. Der war aber plötzlich nahe. „Ne, bei dir?", antwortete sie höflich. Zu den dunklen Haaren gehörte ein Paar blaue Augen und ein undefinierbarer Gesichtsausdruck. Katie musste sich aber noch im selben Moment eingestehen, dass sie noch nie gut im Gesichterlesen gewesen war. Sie verließ sich darauf, dass ihr die Leute sagten, was sie dachten.

„Bist du betrunken?", fragte ein Mund, der sich zu einem leichten Lächeln verzogen hatte.

„Ja", antwortete Katie leichthin, „und du?" Irgendwie mochte sie sein Gesicht, vor allem die Lippen. In ihren Gedanken braute sich langsam ein Entschluss zusammen. Dieser Mensch war genauso gut wie jeder andere auch. Sie würde ihn wählen für ihren Plan. Er stand hier vor ihr, war ganz passabel und sie musste nicht weitersuchen, wenn sie ihn aussuchte. Langsam hob sie ihre Hand und strich mit ihrem Finger fasziniert über seine Lippen.

„Nicht annähernd so sehr wie du, Bell", nuschelte ihr Opfer an ihrem Finger vorbei, machte aber keine Anstalten, ihre Hand wegzunehmen.

„Du kannst mich Katie nennen", bestimmte sie mit einem zufriedenen Lächeln. Er war der Richtige. Aufregung machte sich kribbelnd in ihrer Magengegend breit. Heute Nacht würde sie ihren Plan umsetzen und endlich wissen, wie es war. Ein mulmiges Gefühl vermischte sich mit der Aufregung. Hoffentlich fühlte es sich so gut an, wie ihre Freundinnen behaupteten. Zum Glück ließ der Alkohol ihre Sorgen schön klein bleiben.

„Wieso?", fragte er. Seine Irritation war so groß, dass sie selbst zu Katie vordrang.

Seufzend ließ sich Katie zu einer Erklärung herab: „Weil ich dich will. Für heute Nacht bist du gut genug." Seine Lippen fühlten sich so schön weich unter ihren Fingerspitzen an. Sie dachte an ihren ersten Kuss beim Flaschendrehen mit Fred (oder George?). Seine Lippen waren nicht so weich gewesen und er hatte sie ganz schön feucht auf ihre gedrückt. Das hatte ihr nicht so gut gefallen und es war irgendwie eklig gewesen. Diese Lippen hier würden bestimmt anders küssen. Sicherlich würde sie es gleich herausfinden. Sie ließ ihre Finger in seinen Nacken gleiten und zog probeweise an ihm.

„Na wenn du das sagst..." Ihr Gegenüber klang amüsiert, doch Katie verstand nicht, warum. Wenigstens gab er dem Druck ihrer Hand ein wenig nach und beugte sich vor.

Im Grunde war es Katie auch egal, schließlich senkten sich seine Lippen jetzt zögernd auf ihre. Warum war er bloß so vorsichtig? Sie schloss die Augen, schlang ihre Arme um ihn und stellte sich auf Zehenspitzen. Fast schon ein bisschen fest trafen ihre Lippen die seinen, doch es störte sie nicht. Sie mochte, wie er roch und dass er seine Finger in ihren Haaren vergrub. So zu küssen fühlte sich gut an. Ein angenehmes Prickeln breitete sich in ihrer Magengegend aus und veranlasste sie dazu, den Kuss noch zu vertiefen. Oh ja, er war eine gute Wahl. Ein kleines Seufzen entwischte ihr, als er sich von ihr löste, um sie noch tiefer in die dunkle Ecke zu schieben. Katie spürte die kalte Wand an ihrem Rücken, doch ihre Wangen glühten so sehr, dass sie die Kälte als angenehm empfand. Ein wenig Furcht stieg in ihr auf. War das wirklich eine gute Idee? Dieses Mal küsste er sie nicht zögerlich, sondern fordernder und irgendwie auch wilder. Das Kribbeln in ihrem Bauch verwandelte sich in ein merkwürdiges Ziehen, das sie dazu veranlasste, beide Hände unter sein Shirt zu schieben. Sie spürte weiche Haut und ein warmes Verlangen, das sich rasend schnell in ihr ausbreitete und beständig die Furcht auslöschte.

„Mein Schlafsaal ist leer heute Nacht", flüsterte Katie in sein Ohr, bevor die Furcht wiederkommen und ihren Plan kaputtmachen konnte. Heute Nacht würde sie erfahren, wie es war.

Am nächsten Morgen erwachte Katie mit leichten Kopfschmerzen und dem seltsamen Gefühl, dass ihr irgendetwas Wichtiges entgangen war. Sie griff nach ihrer Wasserflasche und trank ein paar große Schlucke, um die Kopfschmerzen zu vertreiben. Stirnrunzelnd bemerkte sie, dass sie nackt war und stellte die Wasserflasche langsam wieder zurück. Das seltsame Gefühl wurde immer stärker und Katie wappnete sich innerlich vor dem, was gleich kommen würde. Zögernd drehte sie sich um und sah einen dunklen Haarschopf halb versunken zwischen zwei Kissen herausragen. Na toll, dachte sie und durchforstete ihr Gehirn nach Details von gestern Nacht. Da hatte sie endlich ihr erstes Mal, auf das sie so furchtbar neugierig gewesen war, und das einzige, an das sie sich erinnerte, waren ein paar ziemlich heiße Küsse. Vorsichtig lupfte sie die Decke und sah an sich herunter. Es war noch alles dran und es tat auch nichts weh, das war doch ein gutes Zeichen. Angestrengt dachte sie nach und erinnerte sich schließlich vage an sanfte Küsse auf ihrem Bauch und an ein Paar ziemlich hungrige blaue Augen. Langsam stieg ein ungutes Gefühl in ihr auf und sammelte sich als kleiner Kloß in ihrem Hals. Was er wohl mit ihr gemacht hatte?

Kein Problem, dachte Katie und unterdrückte das aufsteigende Unwohlsein mit einem tiefen Atemzug. Beruhige dich. Dann musste sie eben pragmatisch an das Problem ihres vergessenen ersten Mals herangehen. Den Pragmatismus schätzten ihre Freunde schließlich so an ihr. Sie würde den netten Jungen neben sich jetzt einfach wecken und stumpf nachfragen. Dann würden die Erinnerungen schon wiederkommen. Bevor der Mut sie wieder verließ, strich sie mit den Fingerspitzen über die nackten Schultern ihres Bettgenossen an seinem Rücken entlang nach unten. Bei der Gelegenheit konnte sie ihn auch gleich nach seinem Namen fragen. Wie peinlich.

„Hmmm", machte er schläfrig und streckte sich. Die Decke rutschte ein wenig nach unten, als er sich ihr zuwandte und seine Arme um sie schlang. Katies Blick glitt über eine helle, gleichmäßige Haut und einen flachen Bauch. Nicht schlecht, dachte sie zufrieden. Mit nur einer Hand umschloss er ihre beiden Hände und streichelte sanft über ihre Finger. Es störte sie ein wenig, dass ihre Bewegungsfreiheit so eingeschränkt war, aber laut Angelina war Kuscheln nach dem ersten Mal wohl Pflicht, deshalb hielt Katie still. Mit gerunzelter Stirn musterte sie das zerknautschte und verschlafene Gesicht ihres Gegenübers. Es war ihr bekannt, doch ihr fiel beim besten Willen der Kontext nicht mehr ein. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während Katie angestrengt nachdachte. Der Restalkohol vernebelte ihre Sinne noch ein wenig, aber das würde bestimmt gleich nachlassen. Er zog sie noch ein bisschen näher an sich und schlang ein Bein über ihre Beine, dann öffnete er seine Augen.

„Wie stehen meine Chancen, dein Bett lebend zu verlassen?", fragte er und strich mit seiner freien Hand spielerisch über ihre Wange.

Katie traf die Erkenntnis wie ein Schlag. Adrian Pucey. „Oh nein", stöhnte sie und versuchte, von ihm abzurutschen. Seine Umarmung wurde sofort fester und sie konnte sich nicht mehr bewegen.

„Das klang gestern Nacht aber noch ganz anders, Gryffindor", bemerkte Adrian mit breitem Grinsen. „Da warst du noch ziemlich scharf auf mich."

„Ich war betrunken, Adrian", knurrte Katie vorwurfsvoll, „Das hast du schamlos ausgenutzt." Wenn er schon so offensichtlich über ihre Aktivitäten gestern Nacht redete, konnte sie ihn schließlich auch beim Vornamen nennen. „Jetzt lass mich endlich los", fügte sie noch hinzu. Egal wie sehr sie sich auch wandte, er hielt sie ohne Schwierigkeiten fest. War das peinlich! Von allen Mitschülern in ganz Hogwarts hatte ihr betrunkenes Ich ausgerechnet Adrian Pucey ausgesucht, den selbstverliebten Jäger aus der Slytherin-Mannschaft. Natürlich sah er gut aus, das hatte sie sich schon vor Jahren eingestehen müssen, aber er war auch arrogant und spöttisch und überhaupt nicht der Typ Mensch, den sie mochte. Ihr Plan war Drachenmist, das sah sie jetzt ein.

„Damit du mir im Gegenzug eine verpasst? Keine Chance", erwiderte Adrian arrogant und hielt auch ihren Versuchen, ihn zu treten, stand. „Und seit wann sind wir eigentlich beim Vornamen?", fügte er noch provozierend hinzu.

Katie hörte auf, sich zu wehren, in der Hoffnung, dass Adrians Griff lockerer würde. „Seitdem wir beide offensichtlich miteinander geschlafen haben, Arschloch", antwortete sie und verdrehte die Augen. Rein rational gesehen brachte es eh nichts, ihn aus dem Bett zu werfen. So würde sie nie erfahren, wie ihr erstes Mal war.

„Hm", machte Adrian unbestimmt. Er nutzte ihre mangelnde Gegenwehr, um mit seiner freien Hand ihren Arm zu streicheln. Auf und ab... auf und ab... Eine Gänsehaut machte sich auf Katies Körper breit. „Was meinst du mit ‚offensichtlich'?", fragte er nach.

„Zu viel Alkohol", nuschelte Katie verlegen und viel zu ehrlich, wie ihr im nächsten Moment bewusst wurde. Die Streicheleinheiten lullten sie eindeutig ein. Trotzdem schob sie ihren Körper ein wenig näher an seinen.

Adrian lachte amüsiert. „Schade", murmelte er und nahm ihre Nähe als Anlass, ihr einen schnellen Kuss zu stehlen. „Du fandest es nämlich ziemlich gut", erklärte er ihr arrogant.

„Wirklich?", fragte Katie ungeniert nach und schluckte ihren Stolz herunter. Jetzt war der Zug der Peinlichkeiten eh schon abgefahren und im Grunde genommen hatte er sie schon seit gestern Nacht in der Hand.

„Das hast du selbst gesagt", bestätigte Adrian herablassend und so selbstverliebt, wie es nur ein Slytherin sein konnte. Seine Hand legte sich auf ihren Bauch und streichelte sie dort weiter. Als Katie ihn weiter fragend ansah, fügte er mit einem belustigten Seufzen hinzu: „Du weißt, was du willst, Gryffindor. Das hat mir gefallen." Sein Griff wurde noch lockerer und er ließ es zu, dass Katie eine Hand befreien und sie auf seine nackte Brust legen konnte. Sein Lächeln war verschmitzt, als er anbot: „Ich kann deinen Erinnerungen gern mit einer weiteren Runde auf die Sprünge helfen."

Angestrengt dachte Katie nach. Wenn sie Adrians Worten Glauben schenken konnte, war ihr erstes Mal also auch noch schön gewesen. Merlin, wie gern würde sie sich an das erinnern, was gestern Nacht passiert war, doch ihr Hirn blieb leer. Lediglich ihr Körper verriet sie mit einer leichten Gänsehaut. Vor Neugier wollte sie ihm am liebsten tausend Fragen stellen, doch sie ahnte schon, dass sie nie eine befriedigende Antwort erhalten würde. Außerdem waren die meisten Fragen ihr mehr als peinlich. Wenn sie wirklich wissen wollte, wie es war, musste sie jetzt das Angebot annehmen oder die Chance war vorbei. Blöderweise hatte sie viel zu viel Angst davor, dass es doch nicht schön sein könnte oder dass sie irgendetwas falsch machte oder... Adrian fing an, ihr kleine Küsse auf ihren Hals zu geben. Das brachte sie völlig aus dem Konzept und fühlte sich außerdem besser an, als es sollte. Nur Mut, dachte sie, jetzt oder nie.

„Das bleibt unter uns", bestimmte Katie mutiger, als sie sich fühlte, „und es bleibt einmalig." Mit ihrer antrainierten Quidditch-Wendigkeit wand sie sich aus seinem lockeren Griff und schob ihren Körper über den seinen. Ihr Blick blieb derweil an seinen Lippen hängen.

„Ich behalte es für mich, Gryffindor", murmelte er mit halb geschlossenen Augen, während seine Hände über ihren Körper wanderten, „aber falls dein Schlafsaal wieder leer ist, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung." Er küsste sie kurz. „Jederzeit", wiederholte er, während Katie wie in Trance nickte.

Katie saß schon seit geraumer Zeit im Gemeinschaftsraum neben Oliver und sah ihm dabei zu, wie er sich durch einen Aufsatz quälte. Schon seit einer halben Stunde überlegte sie, ob sie mit ihm über ihr kleines Geheimnis reden sollte. Es war erst ein paar Tage her, doch Adrian ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Seine Berührungen, seine Küsse, einfach alles hatte sich so verdammt gut angefühlt, dass Katie ein schlechtes Gewissen bekam, wenn sie auch nur die Farbe Grün sah. Sie wollte ihn ja vergessen, vor allem weil er aus Slytherin kam und Oliver ihr den Kopf abreißen würde, aber jedes Mal landete sie mit ihren Gedanken wieder bei ihm. Sie hatte keinerlei romantische Gefühle für ihn, dafür war sie viel zu pragmatisch, aber es war mit ihm einfach zu gut gewesen, um es wieder zu vergessen. Hätte er nicht einfach schlecht im Bett sein können? Die Geschichten, die Leanne und Alicia erzählt hatten, ließen keine Zweifel daran, dass deren erstes Mal auf keinen Fall so ... befriedigend gewesen war. Hätte sie nicht mit irgendeinem Ravenclaw schlafen können? Bei dem wäre sie auf ‚jederzeit' schon längst eingegangen.

Irritiert sah Oliver von seinen Hausaufgaben auf. „Ist was?", fragte er Katie mit gerunzelter Stirn.

„Ja", sagte Katie direkt, wie sie nun mal war, und gab sich einen Ruck. Sie musste ihm ja nicht alles erzählen und konnte erst einmal auf sicherem Terrain beginnen. „Sag mal, Oli, wie war eigentlich dein erstes Mal so?" Er hatte ihr damals erzählt, mit wem er es hatte, aber sie hatte nie weiter nachgehakt.

Oliver sah sie an, als würde ihr ein zweiter Kopf wachsen. „Äh", machte er hilflos, „Es ging so." Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich wusste nicht so richtig, wie ich es anstellen sollte. Nackte Mädels können ganz schön einschüchternd sein. Wieso willst du das wissen?"

Katie zog ihre Schultern hoch. Also eingeschüchtert war Adrian auf keinen Fall gewesen. Ganz im Gegenteil, er hatte ziemlich genau gewusst, was er tat. „Ich habe mit jemandem geschlafen", bekannte sie zögernd.

„Oh", machte Oliver und drehte die Feder zwischen Daumen und Zeigefinger. „Daher weht der Wind. Wie war's denn für dich, wenn ich fragen darf?"

„Viel zu gut", gestand Katie und verzog ihr Gesicht. Sie wollte unbedingt darüber reden, aber auf keinen Fall durfte er alles wissen.

„Wo ist dann das Problem?", hakte Oliver besorgt nach. „Habt ihr nicht verhütet?"

„Doch, doch", murmelte Katie verlegen und merkte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Aber es war mehr so eine einmalige Geschichte und jetzt muss ich andauernd daran denken." ‚Jederzeit' hatte Adrian gesagt, doch für Katie war klar, dass das nicht in Frage kam.

Oliver nahm ihre Hand in seine und drückte sie kurz. „Mach's dir nicht so schwer, Mädchen", empfahl er. „Geh' zu ihm und sag' ihm, dass du mit ihm zusammen sein willst. Dann hast du so viel guten Sex, wie du willst. Der Gefühlskram wird sich von allein einstellen."

„Das geht nicht", erwiderte Katie und konnte kaum die Verzweiflung aus ihrer Stimme verbannen. „Der Kerl ist tabu."

„Ich hoffe für dich, dass er nicht vergeben war", tadelte Oliver und winkte ab, als Katie etwas antworten wollte. „Ich will es gar nicht so genau wissen", bemerkte er trocken. „Such' dir eben einen Anderen", empfahl er schließlich. „Vielleicht bringt der dich ja auf andere Gedanken."

Nachdenklich kaute Katie auf ihrer Lippe, während Oliver sich wieder seinem Aufsatz zuwandte. Im Moment konnte sie es sich gar nicht vorstellen, auch nur mit einem anderen zu knutschen, aber vielleicht sah es in ein paar Wochen schon wieder anders aus. Ihr Blick lag auf Olivers Hand, die mit der Feder über das Pergament kratzte. Die Idee war gar nicht so schlecht. Sie würde wie ein ganz normaler Teenager einfach mit jemandem ausgehen und ihn völlig nüchtern küssen. Dann nach ein paar Dates würden sie sich vielleicht etwas näher stehen. Wenn sie sich schließlich bereit für mehr fühlen würde, würde sie morgens neben jemandem aufwachen, der ihr kein schlechtes Gewissen bereitete und der vor allem nicht so furchtbar arrogant war. Das war ein solider und guter Plan. Nach der Nacht mit Adrian würde sie sich so schnell auf keine weiteren Experimente, wie Leanne sagte, einlassen. Das ging nur wieder nach hinten los und Worte wie ‚jederzeit' gewannen eine viel zu große Bedeutung. Adrian würde ihr kleines Geheimnis bleiben.

„Mann Katie, hör' endlich auf mich anzustarren", murrte Oliver genervt. „Versuch's doch mit Roger Davies, der hat mir erzählt, dass er auf dich steht."

Katie verschränkte stöhnend die Arme vor der Brust. Hätte sie das nur eher gewusst.

Hat euch der Auftakt gefallen? Über Rückmeldungen aller Art freue ich mich sehr!