Kapitel 1
- Aus Blut geboren -

New York bei Nacht, die Stadt die niemals schläft und sich auch vom Tages- und Nachtrhythmus kaum beeindrucken lässt. Ein imposantes Spektakel für Touristen, für die Einwohner ein alltäglicher Anblick, kaum beeindruckender als der tägliche Gang zur Arbeit. Mia Conner lebte nun schon seit fast 5 Jahren hier und obwohl sie in einem Randgebiet zur Innenstadt lebte, lächelte sie über die erstaunter Gesichter von Urlaubern die sie Tag für Tag sah wenn es sie mal in die Innenstadt zog, was selten war. Sie hatte genug die letzten Jahre mit gemacht, mied große Menschenaufläufe, aber hier war ihr Zuhause. Nach dem auf und ab, das ihr das Leben bisher geboten hatte, war es das einzig bodenständige was sie zustande gebracht hatte. News York war und blieb eine schnelllebige Stadt und wer hier nicht aufpasste, der ging gnadenlos unter.

In dieser Nacht war die Bar randvoll gewesen, ein typischer Samstagabend. Nur, bei ihnen ging es immer etwas ruhiger zu, ihre Gäste waren immer die selben, niemand anderes wagte sich in die Bar. Es war keine der bekannten Ecken New Yorks, keine Gangmeile, kein verarmtes Viertel. Eine Bar mitten in Queens. Unscheinbar, klein und von außen kaum als solches zu erkennen. Und doch hielten sich hier eher zwielichtige Gestalten auf, Verbrecher. Angefangen von Kleinkriminellen bis hin zu solchen, bei denen man nicht wissen wollte, in was sie verstrickt waren. Aber ihr war es egal. Solange ihre Schecks am Ende des Monats stimmten um ihre Rechnungen zu bezahlen, bediente sie die Kundschaft, die meist freundlich und höflich war. Es wagte sich auch niemand sie auf irgendeine Weise zu beleidigen oder gar anzufassen. Sie war ein Schützling von jemanden, der zwar selten hier war, aber wenn, dann herrschte Stille. Keine Stille aus Respekt, Stille aus Angst. Wo dieser Mann auftauchte, da gab es Tote, das wusste jeder. Sie nahm es stoisch hin, sie hatte keine andere Wahl. Widerstand war eh zwecklos.

Sie wollte gerade zuschließen, als genau dieser Mann in die Bar kam. Leicht genervt sah sie auf die Uhr. Es war kurz vor 4 und eigentlich wollte sie nur noch nach Hause.
"Hallo Mia. Willst du mir etwa die Tür vor der Nase zu machen Kleines?" er grinste sie gespielt beleidigt an, stellte den Fuß in die Tür.
"Och Emile, für dich mache ich doch gerne nochmal auf. Und Moss, lass mir heute bitte die Einrichtung ganz oder ich binde dich mit Halsband zu den Hunden raus." lachte sie und ließ die Männer herein und schloss dann die Tür hinter ihnen.
Emile Dufraisne war einer der ganz großen Fische in New York. Der ältere Mann wurde schnell unterschätzt, aber sie würde niemandem Empfehlen sich mit ihm anzulegen. Carson Moss, sein Sicherheitschef war meist auch gleichzeitig sein Bodyguard. Der blonde Hüne hatte eine Figur wie ein Bodybuilder und wirkte mehr als einschüchternd aber Mia kannte ihn zu gut, als das sie Angst vor ihm hatte.
"Ist ja gut und Mia... es war ein Unfall." verlegen ging er sich durchs kurze blonde Haar.
Der kleine Seitenhieb funktionierte immer wieder. Die Geschichte war schon etwas her. Ein betrunkener Gast hatte angefangen zu randalieren. Carson war dazwischen gegangen. Eigentlich hatte sie erwartet das er schlimmeres verhindert, aber genau das Gegenteil war eingetreten. Eine Schlägerei zwischen den Beiden.
"Ja ja, ein Unfall das du den Typen über meine schöne neue Theke gezogen hast. Fünf tiefe teure Kratzer, drei Barhocker im Eimer und die neue Vitrine in Scherben. Fast 15.000 Dollar Schaden. Wers glaubt mein Lieber." sie klopfte ihm unbeeindruckt auf die Schulter und zog sich hinter die Theke zurück.
Es brachte Distanz zwischen sie und Emile. Auch wenn sie sein Schützling war, hatte sie ihn trotzdem nicht gerne in ihrer Nähe. Nur wenn es nötig war und das so selten wie möglich. Moss ließ es wie immer mit einem Grinsen über sich ergehen. Der Mann nahm ihr selten etwas übel.
"Was kann ich für dich ... Kaffee steht da noch und ist heiß wenn du willst Moss ... für dich tun Emile?" sie setzte sich auf einen Barhocker, den sie für solche Fälle dort immer stehen hatte.
Das konnte länger dauern. Er war ja nicht das erste Mal bei ihr wenn sie arbeitete oder vielmehr Feierabend machen wollte. Zu gerne tauchte er dann auf.
"Dir was angucken. Kennst du den?" er setzte sich zu ihr an den Tresen, reichte ihr eine Akte.
Sie blätterte durch die dünne Akte, durch die wenigen Papiere. Ein Foto von einem dunkelhaarigen Mann klebte darin, in schwarzen Klamotten, ein paar wenige notierte Daten.
"Das ist alles? Hast du nicht mehr? Sam Fisher ... ne du, noch nie gehört." sie gab ihm die Akte zurück.
Seit sie aus dem aktiven Dienst beim CIA ausgestiegen war kam Emile öfter zu ihr wenn er Informationen wollte. Sie kannten sich gut, immerhin ... war er ihr Vater.
"Hörst du dich mal um und schaust was du heraus bekommst?" meinte er ruhig.
Sie verdrehte die Augen, das hatte sie erwartet und sie war nur eins: Genervt! Sie stand auf, schnappte sich ein Geschirrtuch. Sie brauchte Ablenkung um nicht auszurasten.
"Dad, meine alten Kollegen werden hellhörig wenn ich das schon wieder tue, aber ich werde schauen ob jemand ihn kennt. Neuer?" sie trocknete die letzten Gläser ab und hielt Moss eine Tasse hin als er wieder suchte, wie jedes Mal.
Dankend nahm er sie an. Sie hörte das klappern der Kaffeemaschine hinter sich.
"Ja, hat Jamie mitgeschleppt. Hat ihm geholfen beim Ausbruch. Du siehst blass aus Kleine. Du arbeitest zu viel." er sah sie an.
"Nicht jeder kann wie du seine Brötchen verdienen.",
knurrte sie,
"Setz dich nicht auf die Ecke Moss, das ist empfindliches Holz."
"Sorry. Ich weiß nicht was du hast Emile. Sie ist wie immer eine Schönheit." er stand auf, blieb aber in der Ecke stehen.
Sie seufzte. Seit sie Moss kannte versuchte er mit ihr zu flirten und hatte sie das eine oder andere Mal schon um eine Verabredung gebeten. Bisher hatte sie immer abgelehnt. Wer ihn nicht kannte hielt ihn für einen zurück gebliebenen Schläger, aber sie wusste es besser. Sie kannte seine Vergangenheit und wusste, das er so manche seiner Unsicherheiten überspielte. Im Grunde war er ein netter Kerl aber wer so mit Emile arbeitete war für sie tabu. Jeden der sie angemacht hatte wenn er es mitbekommen hatte war danach spurlos verschwunden oder sprach nie wieder auch nur ein Wort mit ihr. Das Carson mit ihr herum alberte ließ Emile gerade noch so durch gehen. Er hielt seinen Bodyguard nicht für den Typ Mann mit dem seine Tochter ausging. Sie sah aber schon wieder die böse Blicke ihres Vaters.
"Gibst du irgendwann auf?" grinste sie.
"Weiß nicht." Carson grinste zurück.
Sie lachte kopfschüttelnd. Er würde nicht aufgeben, das war ihr klar. Sie ging sich durch das lange rote Haar. Im Grunde wollte sie nur noch nach Hause, aber sie wagte es sich nicht die Beiden raus zu schmeißen. Das würde nichts als Ärger geben.
"Kommst du morgen Abend mal in die Zentrale wegen der Abrechnung? Du bist meine Tochter, aber Miete zahlst du trotzdem. Muss ja vor dem Finanzamt alles seine Richtigkeit haben." Emile stand auf.
"So gegen 21 Uhr, ist das okay? Vorher schaff ichs nicht. Hab Termine mit Lieferanten." sie sah kurz auf ihren Kalender der vor ihr lag.
"Klingt gut. Moss, du weißt Bescheid? Melde dich bei ihm wenn du da bist. Ich muss los, Dinge ... erledigen. Bis Morgen Kleines." er verließ die Kneipe.
Dinge erledigen ... sie hasste es wenn er das sagte. Sie wusste ganz genau was er damit meinte. Dann floss Blut von wem auch immer. Sie hatte mit diesen Dingen nichts zu tun und wollte auch nichts davon wissen.
"Nicht mal fürn Kaffee hat man Zeit." knurrte Moss, wollte ihr die Tasse wieder geben.
"Warte, ich habe immer meine Kaffeetasse zum Mitnehmen hier." lachte sie, füllte den Kaffee um und gab sie ihm in die Hand, nachdem sie den Deckel darauf geschraubt hatte.
Ihre Hände berührten sich und sie sah wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Carson verlegen? Das waren ja ganz neue Ansichten für sie. Nur um ihn zu ärgern strich sie sanft mit den Daumen über seinen Handrücken.
"Danke. Bis Morgen Mia." auch er ging, hochrot im Gesicht.
Sie putzte noch zu Ende und suchte dann ihre Papiere für den nächsten Abend heraus. Das Finanzamt wollte auch sein Geld.

Sie war pünktlich am nächsten Abend. In der JBA Zentrale war einiges los, mehr als sonst wenn sie kam. Es ging zu wie im Taubenschlag. Leute, die sie teilweise kannte, liefen die Treppen rauf und runter, an ihr vorbei, grüßten sie oder auch nicht. Sie steckte ihre Sicherheitskarte ein. Seit Jahren kannte sie sich hier aus, suchte Moss Büro auf, das leer war. Jason, einer von Moss Leuten kam am Büro vorbei, blieb stehen als er sie sah.
"Suchst du Moss Mia?" fragte er sie gerade heraus.
"Wo ist Moss? Ich wollte gerade zu ihm." sie sah zu ihm.
"Der Boss hat ihn vorhin zu sich bestellt. War irgendein Tumult. Schau mal im Keller." meinte der nur und ging.
Seufzend ging sie den Weg zurück und in die untere Etage. Der Keller ... so nannte Emile den Bereich den sie nur ungern betrat. Bisher hatte sie dort nur Blut gesehen. Sie wollte nicht wissen was dort vor sich ging. Seit 5 Jahren ging sie hier ein und aus und was sich hier wirklich abspielte, das war ihr bisher verwehrt geblieben. Darüber war sie mehr als froh. Das Gebäude war riesig und wer sich nicht auskannte, der verlief sich garantiert. So in Gedanken vertieft stolperte sie beinahe über jemanden, der an einem Türschloss herum fummelte. Der Gang war dunkel und er dunkel gekleidet und leicht zu übersehen.
"Meine Güte. Haben sie keine Augen im Kopf?" knurrte sie, kannte ihn aber sofort vom Foto.
Sam Fisher, der Neue. Seufzend schüttelte sie den Kopf als eine dunkle Ahnung sie überfiel.
"Entschuldigung." meinte er nur, wollte sofort verschwinden.
Sie packte ihn am Arm, zog ihn zurück. Ihre Blicke trafen sich und sie lächelte kopfschüttelnd.
"Anfänger. Man merkt sofort du kennst mich nicht.",
seufzte sie, zog ihre Keycard und öffnete damit die Tür,
"Mia Connor, angenehm. Von mir weiß keiner was."
Sie ging einfach, steckte ihre Karte wieder ein, ließ ihn stehen. Es war nicht der erste, den sie beim Schnüffeln erwischte und sicher nicht der Letzte. Sie interessierte sich auch hierbei nicht für das Warum. Es machte ihr einfach Spaß ihren alten Herrn mit solchen Aktionen zu reizen.

Aus dem Keller kamen laute Stimmen, die Sicherheitsverriegelung war offen. Ohne groß nachzudenken ging sie hinein, erwartete nichts Gravierendes. Eigentlich achtete Emile darauf das es keine Probleme gab wenn sie kam und verschob seine "Geschäfte" auf später. Einfachen Ärger, den kannte sie hier, ließ sich davon nicht beeindruckend. Als sie allerdings den Schuss neben sich hörte und sah wie der Getroffene mit blutendem Schädel zu Boden ging, bereute sie es gleich wieder so kopflos gewesen zu sein. Ihre Ohren klingelten, ihre Papiere fielen ihr aus der Hand und ihr wurde übel. Blass stolperte sie ein paar Schritte zurück. In ihrer Zeit beim FBI hatte sie keinen einzigen Schuss abgegeben.
"Mia! Verdammt, was machst du hier?" hörte sie ihren Vater neben sich.
Sie sah nicht auf, starrte auf den toten Körper auf dem Boden. Ihr Herz raste, ihr Hirn streikte das wahr zu nehmen. Tot, der junge Mann war tot, eiskalt erschossen, hingerichtet. Sie sah wie sich langsam eine Blutpfütze bildete, dort wo diese unförmige Loch im Schädel war. Sie fühlte sich wie in Watte gepackt, unfähig sich zu bewegen, etwas zu sagen oder gar den Blick abzuwenden.
"Moss! Nimm sie mit hier raus!" hörte sie wie von weit weg.
Jemand legte sanft den Arm um ihre Schultern, zog sie sanft aber bestimmend aus dem Raum. Sie spürte einen warmen Körper neben sich der sie führte.

"Hier, trink was. Dann gehts dir gleich besser." Moss hielt ihr den Kaffee hin, setzte sich vor sie auf seinen Schreibtischstuhl.
Er hatte sie mit in sein Büro genommen, weit weg vom Ort des Geschehenen, hatte sie auf seinen Schreibtisch gesetzt. Sie nahm den Kaffee, sah ihn an. Sein besorgter Blick, wie er sanft die Hand auf ihr Bein legte. So fürsorglich hatte sie ihn noch nie erlebt.
"Ihr habt einfach ... tot, der junge Mann ist tot. Wie könnt ihr ..." stotterte sie, knallte die Tasse auf den Tisch.
Ihr fehlten die Worte. Das war eine Hinrichtung gewesen. Ein eiskalter Mord. Wer hatte überhaupt abgedrückt? Sie wusste es nicht und ihr Hirn weigerte sich das ganze erneut durch zu gehen.
"Ruhig, atme tief durch. Das erste Mal ist das Schlimmste. Du kennst die Geschäfte vom Emile, da wundert dich so was noch?" seufzte er, rieb sich die Stirn.
Er schien müde, erschöpft, versuchte es sich nicht anmerken zu lassen.
"Nein, aber es war das erste Mal das ich das gesehen habe Carson." sie nannte ihn nur beim Vornamen wenn sie allein waren.
"Denk jetzt nicht ich nutze das aus." er stand auf, setzte sich neben sie, legte den Arm um sie.
Noch nie war sie ihm so nah gewesen. Seine Wärme ließ sie sich wieder ein wenig mehr beruhigen. Sie gab den Widerstand auf, schob den Kaffee zur Seite und lehnte sich an ihn und wollte den Arm ebenso um ihn legen als er leise schmerzerfüllt aufstöhnte.
"Da sind zwei Rippen angeknackst. Würdest du bitte... besser." er schob ihre Hand etwas tiefer, auf seine Taille.
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Allmählich beruhigte sich ihr Puls wieder und sie kam zurück in das hier und jetzt. Zögernd nahm sie in ihre Arme, spürte wie er ihre Umarmung erwiderte. Ein lautes Räuspern ließ sie aber jäh zusammen fahren und Moss ließ sie augenblicklich los und sprang auf.
"Würdest du bitte die Pfoten von meiner Tochter lassen?" knurrte ihr Vater ihn an.
"Er hat mir nur beigestanden. Lass ihn in Ruhe. Danke Moss." zischte sie ihren Vater an, sah zu Moss, der mehr als nervös wurde.
"Schon okay. Ich verzieh mich dann mal." er ging an Emile vorbei und aus dem Büro.
Mia sah ihm nachdenklich nah. Das war eigentlich nicht Moss Art. Emile war der einzige der es schaffte aus ihn so panisch reagieren zu lassen.
"Du hast dem armen Kerl ja ganz schön Feuer gemacht Dad. Er wollte mir nur helfen." seufzte sie.
Trotzig wie ein kleines Kind verschränkte sie die Arme vor der Brust.
"Deine Papiere?" knurrte er nur und ließ sich gar nicht auf die Diskussion ein.
"Manchmal bist du ein ganz schönes Arschloch!" zischte sie nur kopfschüttelnd und stand auf.
Es hatte keinen Sinn zu Diskutieren wenn er abblockte. Sie würde nachher Moss suchen und in Ruhe mit ihm reden. Sie wollte einfach nur ihre Abrechnung haben und dann ihre Ruhe vor ihrem Vater.

Sie fand Moss in seinem Quartier, auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend. Rücksichtsvoll klopfte sie an.
"Darf ich reinkommen?" lächelte sie, lehnte sich an den Türrahmen.
Kurz sah er zu ihr: "Frag doch nicht so blöd. Komm schon her."
Das er schlechte Laune hatte war kaum zu übersehen und sie kontne es ihm nicht verübeln. Nach einer solchen Abfuhr würde es ihr nicht anders gehen. Sie ließ sich aber davon nicht abschrecken, kam zu ihm und setzte sich an seine Seite.
"Danke nochmal." meinte sie ruhig.
Verlegen legte sie die Hände auf ihre Oberschenkel.
"Du kennst ihn ja." er sah sie an, legte sanft die Hand auf ihre.
"Du spielst mit dem Feuer." lachte sie leise, ließ es aber zu.
"Bei dir wage ich es gerne Mia." seine Finger strichen zärtlich über ihren Handrücken.
"Carson ... Ach verdammt rutsch rüber." kurzentschlossen stand sie kurz auf, schloss die Tür ab und legte sie sich neben ihn aufs Bett.
Seitlich liegend, den Kopf auf ihren Ellenbogen gestützt sah sie ihn an. Er lachte.
"Erst schlägt sie mir jede Verabredung ab, die ich ihr anbiete und jetzt kommt sie gleich zur Sache. Hast dus nicht ein wenig zu eilig?" meinte er.
Sie glaubte ein wenig Röte in seinem Gesicht zu sehen.
"Schüchtern?" neckte sie ihn.
"Darauf würde ich nicht setzen." er zog sie an sich und rittlings aufs Bett und kam über sie.
Warm spürte sie seinen Atem auf ihrer Haut, seine Hände, die zärtlich auf ihrem Rücken ruhten. Lächelnd legte sie die Arme um ihn, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn. Sie spürte wie er im ersten Moment zögerte, sich dann doch darauf einließ, erst zögerlich, dann leidenschaftlicher als sie erwartet hatte.
"Was dagegen wenn ich heute Nacht bei dir bleibe?" flüsterte sie atemlos.
"Wenns nach mir geht, sofort. Wenns nach Emile geht ..." seufzte er.
Sanft legte sie ihm den Finger auf die Lippen. Sie wollte nicht hören was er zu sagen hatte.
"Mich interessiert nicht was er will. Du willst das hier schon seit Jahren und nun hast du die Chance. Vermassel es nicht Carson." sie wartete auf eine Antwort.
Sein Zögern machte sie nervös. Emile war nun einmal sein Boss und der zögerte nicht zu zeigen wie man mit Leuten umging die sich ihm widersetzten wie sie heute erleben musste.
"Wir müssen höllisch aufpassen wenn wir das wirklich wollen. Sei ehrlich. Spielst du mit mir oder meinst du es ernst? Ich werde meinen Arsch nicht für einen One-Night-Stand riskieren." sie sah kurz die Sorge in seinem Blick aufblitzen.
Statt einer Antwort küsste sie ihn leidenschaftlich. Sie wollte ihn, hier, jetzt und Konsequenzen waren ihr egal.

Er hatte nicht erwartet das sie erneut zu ihm kam. Es war jedes Mal wenn sie ihm gegenüber stand. Ihr Lächeln, der Blick, er fühlte sich jedes Mal wie ein dummer Schuljunge mit klopfendem Herzen und gab nichts als Unsinn von sich. Und jetzt, jetzt hielt er sie in seinen Armen, spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut. Er sah sie an, ihre vertrauten blauen Augen in denen ein Verlangen brannte. Ihre Hände fuhren tiefer, zogen sein T-Shirt hoch, zogen es ihm über den Kopf und sie ließ es achtlos zu Boden fallen. Es kam ihm völlig unwirklich vor. Hier, wo Gewalt, Misstrauen und Tod herrschte hielt er die Frau in den Armen, die ihm eine andere Welt zeigte. Ihre Hände fuhren sanft über seinen Rücken, über seine Narben ohne Fragen zu stellen. Er schloss die Augen, ergab sich in ihre Hände. Selbst wenn es bei dieser einen Nacht blieb, Mia war es wert.

Es war noch früh am Morgen als sie sich aus der Zentrale schlich. Sie traf sich mit Moss ein Stück außerhalb, der einen anderen Ausgang genommen hatte. Sie stieg zu ihm ins Auto.
"Hat dich keiner gesehen?" fragte er direkt.
Sie verstand seine Angst. Was sie gestern erlebt hatte ... es schauderte sie wenn sie daran dachte ... sie schob den Gedanken zur Seite. Er war hier, an ihre Seite. Sie musste sich eingestehen, sie hatte ihn mehr als gern.
"Nein, keine Sorge. Das nächste Mal kommst du zu mir. Da muss ich mich nicht raus schleichen und du dich auch nicht. Ich lebe allein." lächelte sie.
"Das warten hat sich gelohnt meine Süße." er legte ihr die Hand unters Kinn, küsste sie sanft.
Seine warmen Lippen auf ihren ließen sie ihre Sorgen vergessen und ihr flatterten Schmetterlinge im Bauch wie einem verliebten Schulmädchen.
"Du bist unmöglich. Was hältst du von Frühstück? Mir knurrt der Magen." lachte sie.