Fly metal bird to Hiroshima
and away your load
Speak the magic word to Hiroshima
let the sky explode
(Wishful Thinking-Hiroshima)
Sie wusste nur, dass Flammen waren. Es brannte. Hitze. Davor ein Knall. Druck. Durch die Luft geschleudert. Schreie. Leichen. Brennende Menschen. Dunkelheit. Ihre Schwester weinte. Angst. Tod. Das Lachen des Amerikaners.
Sakura riss es aus ihrem Schlaf, als sie von unten im Haus Schreie hörte. „Du, du, mieser kleiner Amerikanersack, du hast meine Schwester fast getötet! SIE IST MEINE LIEBE KLEINE SCHWESTER!" „Wenn du wüsstest was ich noch getan habe!", erwiderte der Amerikaner auf die Rage des Japaners hämisch. Ja, sie wusste es. Und wollte absolut nichts mehr damit zu tun haben. Er hatte ihr alles genommen. Würde. Ehre. Unschuld. Und nun sollte ausgerechnet Alfred Frederick Jones, dieser Blondie, ungeschoren davonkommen und ihr eigenes Land zur Rechenschaft ziehen.
Eins musste sich die Kleine zugestehen, Japan hatte definitiv Dreck am Stecken. Massaker von Nanking, Pearl Harbor, et cetera. Doch der Amerikaner spielte jene Ereignisse, die die Japaner verursacht hatten hoch auf, während er die, die er ihnen antat völlig verharmloste. „Ich hab den Krieg beendet, freut euch doch, ich habe Frieden gebracht!", hörte Sakura aus dem Stimmenwirrwar heraus.
Nun hörte sie die schwache Stimme ihrer älteren Schwester Umeko, Hiroshima: „Du blödes Amischwein, Frieden bringen? Hörst du dir selber überhaupt zu? Weißt du was du mir angetan hast? Und Nanako? Sakura? Alle Bürger Hiroshimas und Nagasakis? DU HAST UNSER LEBEN ZERSTÖRT!" Dann hörte man zuerst einen Schrei des Amerikaners und einen Schuss. Ein Aufschrei Umekos und das Aufheulen Kikus. Sakura durfte nicht aufstehen. Sie musste im Zimmer bleiben. Bis es ihr besser ginge. Und dies tat es eigentlich, jedoch waren sie trotzdem vorsichtig. Also es ging ihr besser, doch seit einigen Tagen war ihre Gesundheit an einem grausamen Tiefpunkt gelangt. Obwohl es ihr Kiku verboten hatte, machte sich Sakura oft auf den Weg zu anderen Betroffenen. Die auch in der Nähe lebten. Die auch litten. Doch als Land selbst, als Personifikation, war das Leben noch schwieriger. Herrische Chefs, idiotische Blicke. Aber Sakura hatte gelernt.
Sie hatte gelernt, dass man den eigenen Vorgesetzten auch leicht unter Druck setzen darf, und Blicke mit dem Mörderblick sofort abwenden konnte. Viele, viele Dinge konnte man mit einfachen Handlungen wenden, jedoch war diese Situation eine höchst verzwickte. Hoffen und Bangen, dass man nicht stürbe. Dass man wenigstens keine bleibenden Schäden davontrüge. Irgendwie ging das schon, besonders als Land. Irgendwie war sie müde geworden, doch dann hörte sie das Keuchen Umekos. Sie rannte nach oben und riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und blockierte sie, während jemand dagegenhämmerte. Nicht länger untätig bleiben wollte Sakura, jedoch bekam sie es ebenfalls mit der Angst zu tun. Zwar war dieser Ami äußerlich leicht dümmlich, aber innerlich war er ein strategisches, kaltherziges Genie. Eine Person, mit der man sich nur anlegen würde, wenn man stark alkoholisiert wäre. Sonst nicht. Eine leichte Gier lag in Alfreds Stimme, als er Umeko zuckersüß bat, herauszukommen. Keine Antwort, außer ein distanziertes „Nein"
Nein.
Das hatte sie auch gesagt. Als er sie fragte, ob er Recht hatte.
Plötzlich stürmte Alfred in Sakuras Zimmer, packte die Jüngere am Kragen und fragte sie mit Hass in den Augen: „Wieso antwortet deine dumme Schwester nicht?"
Die Japanerin gab völlig abfällig zurück, dass sie es nicht täte, weil er so bescheuert wäre, jedoch war dies keine gute Entscheidung. Gleich fing sie sich eine Ohrfeige ein und hielt sich die Wange. „Mädchen schlägt man nicht."
„Weltmachten beleidigt man nicht."
„Du bist keine Weltmacht, nur ein Idiot."
