Harry Potter und die purpurne Elf

                            ~Fight the future~

Anmerkung der Autorin:

So, da bin ich wieder! *lächelt* Das hier ist die Fortsetzung zu Harry Potter und die goldene Phoenixfeder. Es wird düsterer und nicht so harmlos wie die Phoenixfeder, daher das erhöhte Rating auf PG-13 *huiiii* Es kann auch sein, dass spätere Kapitel mal R werden, mal schauen… Tja, mal sehen wohin das ganze führt.

Nichts gehört mir, alles JKR's, bis auf einige Sachen. Ich verwende öfters auch Zitate aus „Buffy"…also, das gehört dann natürlich Joss Whedon.

~AnnaMoonlight~

Fackeln im Sturm

Es war ein schöner, sonniger Tag und Harry Potter wartete. Es war sieben Uhr abends des zehnten Augusts und Harry stand am Straßenrand. Trotz der späten Stunde strahlte der Himmel in einem leuchtenden Blau. Vor fünf Minuten schon hatte Harry seinen Zauberstab ausgestreckt, damit der Fahrende Ritter, ein Bus für Hexen und Zauberer, ihn mitnahm. Warum also kam er nicht?

Energisch wedelte Harry noch einmal mit seinem Zauberstab.

Nichts.

Harry krauste die Stirn und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Er hatte den Weasleys doch fest zugesichert, dass er zum Abendessen bei ihnen sein würde!

In diesem Moment hörte er einen ohrenbetäubenden Knall hinter sich und Harry wirbelte erschrocken herum. Der Fahrende Ritter! Aber er sah gar nicht aus wie Harry ihn in Erinnerung hatte…Jetzt war er zerschrammt, die Fenster waren verdreckt, er hatte viele Beulen und ein Seitenspiegel fehlte. Doch Harry hatte gar keine Zeit, das äußere Erscheinungsbild des Ritters näher zu betrachten, denn plötzlich schnellte ein Arm hervor und zog ihn unsanft ins Innere des Busses. Ehe Harry es sich versah, lag er auf einem der vielen Betten und der Bus fuhr weiter.

„Hey!" keuchte Harry. „Was soll das?"

„Harry!" rief Stan Shunpike, der Schaffner, aufgeregt. „Meine Güte! Du wirs' es ja nich' glauben, was uns gerade passiert is', nich' wahr, Ern? Wir sind mitten in ein Schlachtfeld geraten! Es brannte überall und vor, neben und hinter uns explodierten Gebäude. Menschen schrien und liefen weg…Leichen überall! Und dann standen uns plötzlich Du-weißt-schon-wessen Anhänger gegenüber…Die wollten auch uns in die Luft sprengen! Und dieser Bus kann nur von einem Ort zum anderen springen, wenn uns jemand winkt! Wir waren verloren…aber dann hast du uns gewunken!"

Anscheinend war Stan so geschockt, dass er automatisch völlig korrektes Englisch sprach und sogar sein ständiges „Nich' wahr, Ern?" vergass…

„Und warum dauerte es trotzdem so lange, bis ihr kamt?" fragte Harry geschockt.

„Ja, stell dir vor, das Gaspedal klemmte! Ern musste erst seinen Zauberstab suchen…Die Todesser griffen uns bereits an und wollten gerade die nächste Bombe zünden…da schaffte Ern es und wir verschwanden…Ein wenig von der Bombe erwischte uns allerdings noch!"

Ein wenig?"

„Ja, du musst dir den Bus angucken, Harry!" rief Ern hektisch.

„Hab ich schon."

Harry starrte aus dem Fenster. Voldemort wurde immer mächtiger…Was konnte ihn noch aufhalten?

Den Rest der Fahrt verbrachte er schweigend.

Kaum jedoch stieg er auf dem Hof der Weasleys aus, stürzte Mrs. Weasley mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu.

„Harry! Merlin, geht es dir gut? Alles in Ordnung?"

Sie drückte Harry so fest an sich, dass er kaum noch Luft bekam.

„Ja…alles okay…" brachte er röchelnd heraus.

Mrs. Weasley nahm ihn am Arm und sie gingen ins Haus.

„Er ist da!" rief sie und zog Harry in die Küche. Ron, Ginny, Fred, George und Mr. Weasley saßen am Tisch und sahen sehr erleichtert aus.

„Harry, Alter!" rief Fred und schlug ihm auf die Schulter.

„Harry, Merlin sei Dank, du bist in Ordnung!" rief Mr. Weasley erleichtert.

„Mensch, Glück gehabt!" rief George.

„Ist wirklich alles in Ordnung?" fragte Ron und umarmte Harry kurz.

„Merlin, bin ich froh…" sagte Ginny und küsste ihn.

Harry lächelte glücklich und erzählte kurz, was vorgefallen war.

Familie Weasley war geschockt.

„Wo führt das noch hin…?" flüsterte Ginny.

Harry drückte ihre Hand.

„Jetzt essen wir aber erst einmal!" rief Mrs. Weasley und begann, den Tisch zu decken.

Während des Essens versuchten alle verzweifelt, über belanglose Themen zu reden. Sie wollten nicht, dass Voldemort ihnen alles nahm…Sollte es nicht noch andere Gesprächsthemen als Voldemorts Angriffe geben? So erfuhr Harry auch, dass Percy nicht mehr hier wohnte. Er hatte sich eine Bleibe in London gesucht – direkt gegenüber von seiner Arbeitsstelle. Jetzt, wo sein ehemaliger Chef, Mr. Crouch, tot war, arbeitete er für Cornelius Fudge.

Plötzlich schrie George erschrocken auf.

„Was ist das?" rief er und deutete zum Fenster.

Harry folgte Georges Blick, sah den schwarzen Himmel und einen wunderschönen Vollmond – und begriff erst nach einigen Sekunden, was der rothaarige Junge meinte.

„Häh? Was meinst du denn?" fragte Ron verblüfft.

„Überleg' doch mal!" erwiderte George. „Es ist halb acht Uhr abends, Sommer – da wird es normalerweise erst um zehn oder elf dunkel. Aber draußen sieht es aus, als wäre es mitten in der Nacht!"

„Und ich habe das Gefühl, dass der Wind zunimmt…" sagte Ginny verwundert.

Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, begann es richtig zu stürmen. Die Fensterladen knackten und knirschten, das Geschirr zitterte. Und das von einer Sekunde auf die andere!

„Schnell, schaut nach ob alle Fenster geschlossen sind!" schrie Mrs. Weasley.

Harry, Ron, Fred und George rannten die Treppen hinauf und schauten in alle Zimmer. In Percys altem Zimmer war ein Fenster offen. Alles wirbelte durcheinander, es war ein einziges Chaos. Mit vereinten Kräften schlossen Harry und Fred das Fenster. Dann rannten sie alle wieder in die Küche.

Mr. Weasley stand vor dem Kamin und raufte sich die Haare.

„Warum erreiche ich niemanden?!" schrie er wütend.

„Er versucht, das Zaubereiministerium zu erreichen", berichtete Ginny den anderen. „Aber er kommt nicht durch!"

Plötzlich flackerte es im Kamin und für einen winzigen Moment erschien der Kopf eines Mannes. Doch dann verschwand er sofort wieder.

„Rupert!" schrie Mr. Weasley verzweifelt – doch der Kopf kam nicht wieder.

Dann wurde er auf einmal ganz ruhig. Er nahm seinen Zauberstab, murmelte irgendetwas und vollführte eine komplizierte Bewegung. Plötzlich schien alles um Harry herum zu glitzern. Doch schon nach wenigen Sekunden war es vorbei.

„Wusste ich es doch", sagte Mr. Weasley grimmig. „Das ist kein gewöhnlicher Sturm. Da ist jede Menge Magie im Spiel…Ein Angriff auf uns!"

Harry griff sofort nach Ginnys Hand.

„Aber…warum?" fragte Fred. „Was haben sie für ein Interesse…"

Er brach ab und sah Harry an, so wie alle anderen. Dieser konnte nicht anders – er wurde rot und senkte den Kopf. Nun waren die Weasleys wegen ihm in Gefahr!

„Nein, denk' das nicht!" sagte Ginny scharf.

Harry sah sie erschrocken an.

„Man sieht es dir an!" sagte sie nur.

„Was machen wir denn jetzt?" fragte George.

„Wir warten!" sagte Mr. Weasley kurz.

Alle schwiegen.

Doch nach einigen Minuten meldete sich Fred zu Wort.

„Ich verstehe das nicht…" sagte er. „Das Ministerium muss doch gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt…Zumindest dieser Rupert! Warum kommen sie nicht um uns zu helfen?"

Mr. Weasley lachte. Es war ein hartes, verbittertes Lachen. „Die trauen sich nicht! Wissen nicht, was sie tun sollen. Sind ganz einfach zu feige, um uns zu helfen!"

Harry sog scharf die Luft ein. Das war unglaublich! Und Mr. Weasley sagte ihnen das…wo er doch im Ministerium arbeitete…

„Ja, ich glaube schon lange nicht mehr an das Ministerium, Harry", sagte Mr. Weasley, der Harrys Blick ganz richtig gedeutet hatte. „Seit Fudge Minister ist – Entschuldige, wenn ich das jetzt so sage – ist das Ministerium nicht als ein Haufen aufgeblasener Scheißer! Glaub mir, wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich meinen Job sofort aufgeben – doch wohin soll ich gehen?"

Harry sagte nichts. So hatte er Mr. Weasley noch nie reden gehört…

„Sie werden uns also nicht helfen", sagte Fred leise.

Mr. Weasley schüttelte den Kopf.

Harry war ganz schlecht. Was sollte jetzt geschehen? Wie in Trance stand er auf, nahm sich einen Federkiel und Pergament von der Eckbank und ging zur Tür, die in den Flur führte.

„Ich will – " sagte er nur und verschwand.

Niemand hielt ihn zurück, wofür er sehr dankbar war. Er setzte sich auf die Treppe und begann zu schreiben.

Lieber Sirius,

Es ist etwas passiert, das heißt eigentlich passiert es immer noch. Wir werden angegriffen! Ein magischer Sturm und das Ministerium ist zu feige, um zu helfen, sagt Mr. Weasley. Sie wollen doch nur mich und jetzt gerät Familie Weasley in Gefahr…

Mach dir bitte keine Sorgen (Obwohl du dir natürlich welche machst), es wird schon irgendwie gehen.

Und wage es ja nicht, hierher zu kommen! Du musst Viola helfen und außerdem sollst du nicht wegen mir in Gefahr geraten.

Bis Bald,

Dein Harry

Harry las den Brief noch einmal durch und stellte fest, dass er sehr durcheinander klang, aber er änderte nichts mehr. Er öffnete ein Wohnzimmerfenster schickte Hedwig hinaus in den Sturm.

„Harry?"

Er sah sich um. Ginny stand vor ihm. Harry sagte nichts, zog sie einfach in seine Arme.

„Weißt du…" flüsterte er. „Ich habe dich so vermisst…und habe mich so gefreut, dich wieder zu sehen. Und jetzt das!"

„Aber wir werden es überstehen!" sagte Ginny fest.

„Bist du dir da sicher?" sagte er nur.

Sie nickte.

„Ich liebe dich…" wisperte er.

„Und ich liebe dich", sagte Ginny. „Komm. Wir müssen schauen, ob wir helfen können!"

Es war etwas ganz Neues für Harry, dass Ginny auf einmal die Stärkere von ihnen beiden war. Sie machte ihm Mut…

In der Küche saß Mr. Weasley am Tisch und murmelte vor sich hin. Als er Harry und Ginny sah, verzog er nur das Gesicht. „Der Sturm wird immer stärker, spürt ihr es?"

Harry und Ginny nickten.

„Ich weiß nicht, wie lange das Haus noch stand hält", sagte Mr. Weasley. „Und ich sehe nur eine Möglichkeit: Wir müssen uns ihnen stellen."

„Was?!" rief Ginny. „Wir sollen da hinausgehen?!"

Mr. Weasley nickte.

„Aber warum?" fragte Harry. „Wir liefern uns ihnen doch aus!"

„Das ist das einzige, was sie nicht erwarten", erklärte Mr. Weasley.

Als wolle er Mr. Weasleys Worte bestätigen, begann der Wind noch lauter und kräftiger zu heulen. Harry hörte eine Fensterscheibe zerbrechen.

„Wo sind die anderen?" fragte Ginny jetzt.

„Sie suchen wichtige Papiere und Erbstücke zusammen", entgegnete Mr. Weasley leise. „Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen."

In diesem Moment kamen Mrs. Weasley, Fred, George und Ron zurück. Sie waren blass, sahen aber entschlossen aus.

„Also, wie gehen wir die Sache an?" fragte Mrs. Weasley mit zitternder Stimme.

„Egal, was wir jetzt tun, es sollte bald geschehen", entgegnete Fred und deutete auf das zerbrochene Geschirr und die bebenden Wände.

„Wir gehen da jetzt hinaus", sagte Mr. Weasley und seine Stimme ließ keinerlei Widerspruch zu. „Zaubert, belegt sie mit allen Flüchen, die euch einfallen. Dann müsst ihr versuchen, euch zu entfernen. Versucht zu fliehen! Ich…ich halte sie auf…"

„NEIN!" riefen alle wie aus einem Mund.

„Doch!" schnappte Mr. Weasley und trieb sie wie eine Schafherde zur Tür, keinerlei Widerstand zulassend.

Harry war verzweifelt. Das konnte er doch nicht zulassen! Mr. Weasley wollte, dass sie alle flohen…Aber alleine hatte er keine Chance! Niemand hatte das!

Sie stolperten in die Nacht. Es war so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Und erst der Sturm…Harry hatte das Gefühl, jeden Moment weggeweht zu werden…Krampfhaft umklammerte er mit beiden Händen seinen Zauberstab. Wie, um Himmels Willen, sollten sie denn in dieser Dunkelheit die Todesser erkennen?

Im selben Moment warf Mr. Weasley eine Fackel auf den Boden. Sie strahlte ein grellgrünes Licht aus und hatte eine enorme Reichweite – Der ganze Garten der Weasleys erstrahlte nun in hellem Schein.

Jetzt sah Harry sie. Sie standen ihnen direkt gegenüber, es waren bestimmt an die hundert. Und dann…begann Harrys Narbe zu schmerzen. Er ging in die Knie und hielt sich die Stirn. Sein Kopf begann zu dröhnen. Trotzdem konnte er Voldemort ganz genau erkennen, wie er dort zwischen den Todessern hervortrat. Ein Glitzern lag in Voldemorts Augen…ein Glitzern des Triumphes...und gleichzeitig Verblüffung, als er sah, dass alle Weasley, samt Harry,  mit erhobenen Zauberstäben da standen.

In diesem Moment reagierten sie alle. Wie auf ein unsichtbares Zeichen begannen sie, Zaubersprüche und Flüche zu schreien, zu rufen, zu murmeln, zu wispern.

Harry schoss blitzschnell jeden Fluch ab, an den er sich in diesem Moment erinnerte. Die fünf Jahre seiner magischen Ausbildung forderten ihren Tribut. Jeder Zauberspruch, jeder Fluch, jede noch so kleine Anweisung, wie man sich im Falle eines Kampfes zu verhalten hatte, wurde jetzt genutzt. Harry bemerkte die anderen nicht mehr...nur noch sein Zauberstab zählte.

Und doch rückten die Todesser immer näher. Sie waren nur zu siebent, die Feinde waren über hundert…

Langsam geriet Harry in Panik, nahm auch wieder wahr, was um in herum geschah. Fred wurde von drei Todessern eingekreist. Harry stürzte auf ihn zu, wollte ihm helfen, doch dann…

Crucio!" schrie George, die reine Verzweiflung in der Stimme.

Der Fluch traf einen der Todesser, der schreiend und winselnd auf den Boden fiel.

Für diesen Moment schien die Zeit stillzustehen. Alle, ja, wirklich alle, sahen diesen Todesser an. George hatte einen der Unverzeihlichen Flüche benutzt…Er hatte ein Tabu gebrochen. Er hatte gegen eine der wichtigsten Regeln der Zaubererwelt verstoßen…

Doch zugleich schien George eine Art Bann gebrochen zu haben.

Harry sah, wie ein Todesser den Zauberstab gegen Mrs. Weasley hob. In diesem Moment dachte er nicht, nein, er handelte nur…nicht ahnend, dass Ron und Ginny in eben diesem Moment genau dasselbe taten…

„Avada Kedavra!"

Wie in Zeitlupe sah Harry, dass ein grüner Blitz auf  den Todesser zuschoss…und dann lag er am Boden, ohne ein Zeichen von Verletzungen – und doch unverkennbar tot.

Harry starrte auf seine Hand, die den Zauberstab hielt. Sie schien nicht mehr ihm zu gehören…Das war nicht er gewesen…das war nicht seine Hand gewesen…

Dann wurde alles schwarz, er glitt hinab ins bodenlose Nichts…

*

Wieso lag er den auf der Erde? Wieso…wieso beugte sich Sirius über ihn?! Was war denn bloß passiert?

Harry schaute sich vorsichtig um. Er lag auf dem kalten Erdboden. Und nur das winzige Licht eines Zauberstabs leuchtete. Die grüne Fackel leuchtete nicht mehr…Voldemort und die Todesser…waren weg!

Dann dämmerte es ihm, was er soeben getan hatte.

„Sirius…" flüsterte Harry.

Doch weiter kam er nicht. Ein Weinkrampf schüttelte ihn. Er konnte nicht sprechen, nicht atmen, gar nichts konnte er. Er merkte kaum, dass Sirius ihn in die Arme nahm.

„Ich…ich habe einen Menschen getötet…" weinte Harry. „Ich…"

Er sah Sirius an und erkannte, dass ihm ebenfalls Tränen die Wangen hinunterliefen. Harry schluckte.

Er setzte sich auf, von Sirius gestützt. In der Ferne sah er kleine Lichter, die sich schnell näherten.

„Was sind das?" fragte er leise – diesen Satz brachte er ohne zu weinen heraus.

„Fackeln", entgegnete Sirius ebenso leise. „Alte Freunde von Arthur. Sie kommen, um uns zu helfen."

Harry sah sich weiter um. Dann zuckte er zusammen. Ron und Ginny saßen ebenfalls auf dem Boden – und boten ein ähnliches Bild wie Harry. Ginny klammerte sich weinend an ihre Mutter und Ron umarmte Fred und George und schluchzte heftig.

„Ihr drei habt den Todesfluch gemeinsam losgelassen", erklärte Sirius.

Harry zuckte bei dem Wort „Todesfluch" zusammen und begann wieder heftig zu zittern. Tränen stürzten aus seinen Augen. Er fiel Sirius in die Arme.

„Ich habe einen Menschen getötet", begann er wieder. „Ich habe einen der Unverzeihlichen Flüche benutzt! Ich lande in Askaban! Ich bin doch nicht viel besser als Voldemort..."

Sirius hielt ihm erschrocken die Hand über den Mund. „Nein, Harry! So etwas darfst du nicht sagen! Es war ein Kampf…es war Notwehr…und in diesen Zeiten kommt niemand mehr nach Askaban! Es gibt Askaban nicht einmal mehr, das heißt es gehört dem Feind. Wir befinden uns im Krieg, Harry, und wenn es der guten Seite dient, dann war der Todesfluch richtig! Du hast einen Todesser getötet, einen Feind."

Weiter kam Sirius nicht, denn in diesem Moment kamen die Menschen mit den Fackeln in der Hand auf den Hof. Harry konnte Remus Lupin und Arabella Figg erkennen, die anderen kannte er jedoch nicht.

Mr. Weasley ging auf Arabella zu und redete leise mit ihr. Er erzählte ihr wohl, was geschehen war.

Harry versuchte aufzustehen, scheiterte jedoch kläglich. Seine Beine trugen ihn nicht, er fühlte sich ganz ausgelaugt. Er ließ sich wieder auf den Boden fallen und sah zu Ginny und Ron. Ihnen schien es ähnlich zu gehen. Als er die beiden so sah, stiegen ihm wieder Tränen in die Augen.

Sirius sah ihn besorgt an. Dann bückte er sich, hob Harry ohne besondere Anstrengung hoch und trug ihn ins Haus. Fred und Mrs. Weasley folgten mit Ron und Ginny auf dem Arm.

Harry schloss die Augen. Nie hatte er sich so gefühlt wie jetzt. So…verletzlich und geborgen zugleich. Als könnte ihm nichts auf der Welt etwas anhaben…denn Sirius war ja da. In diesem Moment wusste er, wie es war, einen Vater zu haben.

*

Harry blinzelte. Um Himmels Willen, hatte er schon wieder geschlafen? Er verpasste ja alles…

Er sah sich um. Er lag im Wohnzimmer der Weasleys. Sirius saß bei ihm. Er schien jedoch noch nicht bemerkt zu haben, dass Harry wach war.

„Hasst du mich jetzt?" fragte Harry leise.

Sirius zuckte zusammen, sah Harry erschrocken an und sagte sofort: „Harry! Wie kannst du nur so etwas denken?"

„Du wurdest beschuldigt, den Todesfluch auf dreizehn Menschen losgelassen zu haben. Dafür bist du nach Askaban gekommen. Und jetzt habe ich, dein Patensohn, diesen Fluch benutzt. Willkürlich. Musst du mich deshalb nicht hassen?"

„Glaubst du, das könnte ich?" flüsterte Sirius. „Verdammt, Harry, es war ein Todesser, den du da angegriffen hast! Du hast für das Gute gekämpft! Was willst du hören? Dass ich dich nie wieder sehen will, nur weil du Mrs. Weasley das Leben gerettet hast?! Du bist wie ihn ein Sohn für mich und ich liebe dich sehr! Also, hör' bitte auf damit!"

Diese einfache Aussage trieb Harry wieder die Tränen in die Augen. „Okay. Aber weißt du, es ist nicht so leicht, einfach so weiterzumachen…"

„Das weiß ich", sagte Sirius ernst. „Als ich den Todesfluch des erste Mal aussprach…"

„Du hast ihn benutzt?" unterbrach Harry ihn erschrocken.

Sirius nickte. „Nicht nur einmal. Ich war Auror, da gehörte es zur Ausbildung. Man hat sich zwar bemüht, ihn so wenig wie möglich zu benutzen, aber es ließ natürlich nicht vermeiden. Beim ersten Mal war es schrecklich. Ich war Tage lang nicht mehr ansprechbar. Viele meiner Freunde und Bekannten wurden mit genau diesem Fluch getötet. Aber ich habe gelernt, es zu akzeptieren. Ich musste mir immer wieder sagen, dass ich für die Gute Seite kämpfe…Und ich würde den Todesfluch im Kampf gegen den Feind auch heute noch ohne zu zögern einsetzen."

Harry nickte. „Ich verstehe."

Er starrte vor sich hin. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein. „Sirius, was ist mit Viola? Du bist hierher gekommen…und ich hatte dir doch gesagt, dass es nicht nötig ist…"

„Und letztendlich war es anscheinend sehr wohl nötig", sagte Sirius trocken.

Harry nickte verlegen.

„Snape kümmert sich vorerst darum – zusammen mit Nicolas Keft", erzählte Sirius.

„Ihr habt sie also noch nicht gefunden?" fragte Harry leise.

„Nein", sagte Sirius traurig. „Als Nicolas zu uns stieß, hatten wir nicht die leiseste Ahnung. Jetzt stehen wir etwas besser davor. Nicolas spürt irgendwie, wo sie sich befindet, zumindest können wir das Gebiet eingrenzen. Er liebt sie wohl noch immer."

Harry nickte und erzählte kurz von seiner letzten Begegnung mit Nicolas.

„Das sieht ihm ähnlich", entgegnete Sirius lächelnd.

Dann schwiegen sie beide.

Harry legte sich wieder hin. Doch plötzlich schoss er wieder hoch: „Sirius!"

„Was denn?" fragte Sirius erschrocken.

„Warum sind die Todesser denn überhaupt verschwunden? Und Voldemort natürlich?"

„Oh…" sagte Sirius. „Dadurch, dass ihr den Todesfluch eingesetzt, hat Voldemort wohl erkannt, dass ihr nicht mehr jung und hilflos seid…Er hat seine Todesser sofort zurückgerufen."

Doch Harry entging nicht, dass Sirius den Kopf gesenkt hielt und ihm nicht in die Augen schaute. Verschwieg er Harry irgendetwas? Harry wollte gerade nachhaken, doch da kam Mrs. Weasley ins Wohnzimmer und bedankte sich überschwänglich, dass er sie gerettet hatte.

So kam Harry nicht mehr dazu nachzufragen und später vergass er es ganz einfach.