Kapitel 1: Die Legende beginnt
Seit grauer Vorzeit wird in den verschiedensten Hyänen-Clans die Legende von 7 Hyänen erzählt, die jeweils ein Element beherrschen. Diese Elemente sind Feuer, Wasser, Wind und Erde. Viele Jungtiere spielten die Legenden nach und taten dabei so, als wären sie die Legendären Elementar-Hyänen.
Eine junge Hyäne, die in einem abgeschiedenen Clan lebt, kannte diese Legende ebenso. Sie hasste die aber, denn sie beherrschte das Feuer. Um ihre Kräfte geheim zu halten, verkroch sie sich immer in eine Feuersteinhöhle, um dort ein bisschen für sich zu sein und ihre verhassten Kräfte zu testen, ohne dass jemand das mitbekommt oder verletzt wird.
Zudem wollte sie nicht, dass Löwen, Geparden, Windhunde oder andere Tiere was von den Kräften mitbekamen, was in Kämpfe ausgeartet hätte. Der jungen Hyäne war klar, dass die Welt, in der sie lebte, gefährlich war. Wilde Kreaturen, die in Tiergestalt umherschweiften, rissen auf brutale Art und Weise ihre Beute. Man konnte fast annehmen, dass sie nur zum Spaß und Zeitvertreib töteten, wie die Menschen und nicht, um ihren Hunger zu stillen.
Raw starrte gelangweilt in das Lagerfeuer, welches sie für sich entfacht hat, während draußen vor der Höhle ein regelrechter Monsun losbrach. Viel zu früh, kam es ihr in den Sinn. Nur kam sie so nicht raus. Sie mochte den Regen nicht wirklich gern. Er konnte ihre Flammen löschen und brachte darüber hinaus nur Kälte. In einem kleinen See oder Fluss zu baden war was völlig anderes.
Da sie nun sich selbst wegsperrte, kam ihr wieder der Wortlaut der Legende in den Sinn. Wenn man sie rausrechnete, dann blieben nur noch sechs Hyänen übrig. Hyänen aus verschiedenen Clans und Arten. Mit dem Gedanken, sich vielleicht doch auf die Suche nach denen zu machen, um die Bestien in Tiergestalt in ihre Schranken zu weisen, schlief sie schließlich ein.
Tage später regnete es immer noch.
Doch irgendwas lag in der Luft. Ein Geruch, den sie bislang nicht kannte. Eine fremde Hyäne. Sie gehörte nicht zu ihrem Clan.
Raw setzte sich widerwillig in Bewegung. Raus in die Kälte, raus in den Regen, der ihr nicht behagte.
Der Wind trieb ihr den Geruch weiterhin in die Nase und er wurde immer Stärker.
Sie lief mehrere Tage und entfernte sich immer mehr vom Revier ihrer Familie. Sie musste aber weiter. Wenn sie recht behalten sollte, dann würde sie jemanden treffen, der dasselbe Schicksal inne hatte, wie sie.
Sie näherte sich der afrikanischen Küste. Salzgeruch brannte in ihrer empfindlichen Nase, sodass sie versuchte es mit der Pfote wegzumachen.
„Na sieh mal einer an. Eine Hyäne aus der Steppe", drang ihr eine Stimme ans Ohr.
„Wer bist du?" Raw kam der fremden Hyäne vorsichtig näher. „Dein Geruch…dein Geruch reichte bis zu mir."
„Ach ja?" Die fremde Hyäne hüllte sich in Wellen, die sie schützten und gleichzeitig auf Raw eine seltsame faszinierende Wirkung ausübten. „Wie heißt du, Kleines?"
„Ich bin Raw", antwortete sie, noch immer vom Wasser mitgerissen. Sie kam etwas näher und spie etwas Feuer auf einen dornigen Busch, der sofort Feuer fing.
„Kein Wunder, dass du mich erschnüffeln konntest. Du hast dieselben Kräfte wie ich…naja, fast. Ich bin Titana. Ich beherrsche das Wasser, also komm mir besser nicht zu nahe, Püppchen. So gesehen bin ich dein Natürlicher Feind."
„Titana also…dann kennst du auch die Legende, oder?"
Die Angesprochene knurrte verächtlich. „Klar kenne ich die! Wer kennt sie nicht? So eine dämliche Frage kann auch nur von einer kleinen Spinnerin kommen, deren Fell sich noch nicht vollständig verfärbt hat."
Raw belächelte sie nur. „Bist auch nicht älter als ich…blas dich nur nicht so auf."
Titana fletschte die Zähne und scharrte angriffslustig mit den Pfoten über den Boden. „Pass auf, Püppchen! Sonst endest du als Geierfutter!"
„Wir sind keine Feinde. Ich will dir nicht mal dein Territorium streitig machen, also hast du auch keinen Grund mich anzugreifen." Raw beäugte sie genau und stellte sich innerlich auf eine Abwehr ein. „Hast du nicht Lust mit mir die anderen 5 Hyänen zu suchen, die dieselben Kräfte haben, wie wir zwei? Von diesen Bestien, die wie die Menschen andere Tiere aus purem Zeitvertreib töten, weißt du sicher auch."
Titana horchte auf. „Glaubst du wirklich, dass du sie finden, zusammentreiben und überzeugen kannst gegen diese Trottel von Tieren zu kämpfen? Die sind nicht nur hier, sondern überall auf der Welt. Selbst in Gefangenschaft könnte man sie finden. Und unsere Art ist nicht grade beliebt bei den Menschen."
„Das schreckt mich nicht. Das ist immer noch besser, als hier rum zu gammeln und mit ungeübten Kräften die Zeit tot zu schlagen, anstatt die gesammelt dafür einzusetzen, diese Kreaturen auszumerzen." Raw setzte sich auf den Hintern und betrachtete die Wellen, die sich anscheinend allein auf Titanas Gedanken hin, formten und ins Meer hinaus gejagt wurden.
Die Hyäne ihr gegenüber schien nachzudenken. Viel zu lange, wie sie dachte. Doch als Titana anfing zu reden, schreckte Raw zusammen.
„Einverstanden. Aber damit wir uns gleich richtig verstehen: Ich bin nicht dein Freund!"
„Hab ich auch nicht drum gebeten…", antwortete sie trotzig.
Und so machten sich zwei der sieben Hyänen auf den Weg, um den Rest der Truppe zu finden.
