Manche Dinge bleiben besser ungesagt

Kapitel 1 – Der Streit

Datum: Montag, Februar 28 ff, 1872

"Ma?"fragte Katie zum dritten Mal in Folge. Sully fragte sich selbt wo seine Frau abgeblieben war.

"Sie wird gleich da sein, Süße, mach dir keine Sorgen!" sagte er in dem Versuch sie zu beruhigen, aber er selbst fing an sich Sorgen zu machen.

"Warum gehen wir nicht hoch und machen dich Bettfertig? Ma wird bestimmt in der Zwischenzeit nach Hause kommen."

Katie schaute ihn mit ihren großen Augen an und lächelte, als sie begannen die Treppen hinaufzusteigen. Als Sully in die Küche zurück kehrte, kam Michaela durch die Vordertür gerannt.

"Es tut mir leid, Sully, ich hab einfach die Zeit vergessen. Ich war so beschäftigt, dass ich nicht einmal bemerkt habe, wie es dunkel geworden ist." Erklärte sie.

Es schien ihr wirklich leid zu tun, und so beschloss Sully ihr keine weiteren Vorwürfe zu machen. Stattdessen ging er zu ihr, um sie mit einem Kuss zu begrüßen, aber als er seinen Arm nach ihr ausstreckte, drehte sie sich von ihm zur Küche.

"Ist noch was zu essen übrig für mich? Ich verhungere." Sully versuchte seine Enttäusching nicht zu zeigen. Später in der Nacht wäre auch noch Zeit, wenn er ihre volle Aufmerksamkeit haben würde.

"Ja, ich hab's vor den Kindern gerettet. Ich wer es nochmal aufwärmen"

"Danke. Ich gehe hoch und mache mich frisch." Sagte sie.

"Das war fabelhaft. Wie hab ich dich nur verdient?"

"Hast du nicht. Ich hab dich verdient." Sully machte die Küche sauber während Michaela ihre medizinischen Instrumente aufräumte.

"Fertig zum hochgehen?" Sully hielt seine Hand zu seine Frau aus, hoffend sie würde nicht zu müde sein für etwas halten.

"Ja es ist schon spät." Michaela gähnte als sie die Hand ihres Gatten nahm und ihm nach oben folgte. Als sie im Schlafzimmer ankamen setzte sie sich aufs Bett und schaute Sully dabei zu wie er sich auszog. Erst dachte er sie wollte, dass sie es gerne hätte wenn er ihr beim Ausziehen half. Als er sich jedoch zu ihr umdrehte, schlief sie bereits tief und fest. Er seuftzte als er seine Hoffnungen auf etwas Zärtlichkeit für diese Nacht dahin schwammen. Er kniete sich vor sie hin und fing an ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie bewegte sich nicht. Als er ihr Hemdchen erreichte und es ihr auszog konnte er nicht anders als seine Hand auf ihrer Brust verharren lassen. Er streichelte sie und küsste Michaela sanft auf ihre Lippen. Sie rührte sich ein wenig, legte ihre Hand auf seine Brust und murmelte leise: "Liebe dich..." bevor ihr Verstand sich wieder in jene Welt jenseits seines Bewusstseins zurückzog. Sully seuftzte erneut und vollendete seine Aufgabe bevor er sich neben ihr niederlegte. Zärtlich nahm er ihren stillen Körper in seine Arme und hielt sie die ganze Nacht durch sicher und warm.

"Hey Brian, wo ist deine Ma?" fragte Sully als er die Treppen runter kam und Brian allein in der Küche sitzen sah.

"Sie ist schon in der Stadt. Schien es irgendwie eilig zu haben."

"Oh, okay." Sully war enttäuscht. Er hatte gehofft sie zu erwischen bevor sie das Haus verließ. Sie schien schon fast vor ihm zu fliehen. Genau dann, fasste er den Entschluss sie heute in der Klinik zu besuchen.

Als Sully um die Ecke der Klink lief, sah er Michaela mit dem neuen Arzt an ihren Fersen herauskommen. Sie schienen gut gelaunt zu sein und lachten den ganzen Weg zu Grace's Café. Sully stand da und kämpfte mit sich selbst ob er sie nun unterbrechen sollte oder nicht. Schließlich entschied er sich umzudrehen und zu gehen. Als er das jedoch tat, stieß er mit Dorothy zusammen.

"Hey, langsam. Warum die Eile?"

"Oh...uh...ich wollte nur...uhm..." stotterte Sully.

Dorothy sah über ihre Schulter in die Richtung aus der er gekommen war. Dort sah sie Michaela mit dem neuen Arzt sitzen. "Ah, verstehe...Was ist los mit euch beiden, huh?"

"Ich weiß es selbst nicht. Sie scheint vor mir wegzulaufen. Sie kommt immer spät nach Hause und selbst dann ist sie zu müde, um zu bemerken, dass wir sie alle vermissen. Ich weiß nicht warum sie das tut. Ich dachte die Dinge hätten sich etwas beruhigt in der Klinik. Selbst Katie bemerkt, dass ihre Ma in letzter Zeit nicht so oft da ist. Jedes Mal, wenn ich versuche mit ihr darüber zu sprechen ist sie entweder nicht in der richtigen Stimmung oder nicht zu Hause."

Dorothy sah in seine Augen und sah den Schmerz dort. "Oh, Sully, Michaela hat noch nie bemerkt, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. Halte durch, es wird besser werden. Versuch mit ihr zu reden oder vielleicht werbe wieder ein wenig um sie. Genau wie du es getan hast, nachdem Katie geboren war. Damals hat es doch geholfen oder?"

"Ja sicher, aber ich bin mir nicht sicher, ob es dieses mal auch helfen wird. Sie hat sogar unser gemeinsames Mittagessen heute vergessen."

Dorothy's Blick kehrte zu den beiden Gestalten im Café zurück, und irgendetwas ließ sie ahnen, dass mehr in Sully's Worten steckte, als er zugeben oder wahrhaben wollte. Sie lächelte ihn wissend an. "Du bist eifersüchtig, nicht wahr?"

Sully sah in Richtung des Cafés und murrte: "Wie könnte ich nicht? Sie verbringt mehr Zeit mit diesem neuen Arzt als mit ihrer eigenen Familie."

Dorothy klopfte ihm auf die Schulter, "So wie ich euch zwei kenne, wette ich ihr werdet das schon hinkriegen. Mach dir keine Sorgen." Damit drehte sich Dorothy um und verschwand wieder in dem kleinen Gebäude ihrer Gazette.

"Ja ich denke, das sollte ich tun," murmelte Sully zu sich selbst, als er zur Klinik ging und sich dort auf die Bank setzte.

Michaela hielt abrupt an als sie um die Ecke kam und Sully auf der bank sitzen sah. Sie lächelte ihn an, aber als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah verschwand ihr Lächeln sofort. Sie hatte gelacht und den Tag und das warme Wetter genossen, aber Sully's Gesichtsausdruck ließ sie sofort annehmen, dass Katie oder einem der anderen Kinder etwas zugestoßen war. Sie drehte sich zu dem Arzt um. "Hey Sam, könnten sie drinnen warten? Ich werde in einer Minute da sein."

"Sicher, Michaela."

"Danke." Sie nickte ihm zu und schenkte ihm ein leichtes Lächeln bevor sie ihr Aufmerksamkeit wieder Sully widmete. "Sully, was ist passiert?"

Sully hatte zu Boden gestarrt, aber jetzt ruhten seine Augen mit einem fast feindseligen Blick auf ihr. Er sagte nicht ein einziges Wort während seine Augen ihre nie verließen.

"Sully?" fragte Michaela noch einmal.

"Hast du dein Mittagessen genossen, Michaela?"

Sie weigerte sich seine Frage zu beantworten, ahnend, dass sie dadurch mehr beantworten würde als er offenkundig gefragt hatte.

"Sully? Was ist hier los?"

"Könnte ich dir nicht die selbe Frage stellen?"

Er schien wirklich wütend zu sein und Michaela war nicht bereit in dieser Stimmung mit ihm zureden. Ganz besonders nicht in der Öffentlichkeit.

"Könnten wir bitte rein gehen und reden?"

"Es gibt nicht viel worüber wir jetzt zu reden brauchen. Wirst du es heute zum Abendessen schaffen?"

Sie verstand seine Verhalten nicht, sie konnte sich nicht erinnern irgendetwas falsch gemacht zu haben. "Ich schätze schon." Antwortete sie.

Damit ging Sully, ohne Kuss oder Abschiedsworte. Ihren Kopf schüttelnd, betrat sie die Klinik. Sully drehte sich um, um ihr nachzuschauen und bemerkte, dass Sam etwas sagte, was sie zum Lachen brachte bevor er die Tür hinter ihr schloss. Sully spürte wie eine Welle von Wut ihn verschlang und er eilte an jedem der ihm im Weg stand vorüber, in dem Wusch einfach nur nach Hause zu gelangen.

"Dürfte ich vielleicht erfahren, seit wann er dich Michaela nennt?" Sully's Zorn verschlimmerte sich mit jeder verstreichenden Sekunde, aber er würde nicht gehen bevor sie sich erklärt hatte. Dies war seine Familie und er würde nichts, am wenigsten diesen Doktor, sie zerstören lassen.

Michaela dagegen, war völlig konfus. Sully hatte ihr nie zuvor mistraut. "Ich schulde dir keine Erklärung, warum ermich Michaela, denn falls du dich erinnern kannst, das IST mein Name, Byron Sully!" Sie war auch wütend, aber für sie war der Grund nicht so klar. Warum machte er eine Szene wegen etwas so verbalem? Sogar Preston rief sie bei ihrem Vornahmen, Sicher, Sully mochte es nicht, aber er hatte auch nie etwas dazu gesagt.

"Uns warum, zum Teufel, nennt jeder andere dich nur "Dr. Mike?"

"Nicht jeder..."

"Wir sind verheiratet, Michaela."

Das ist es, dachte sie. Er war eifersüchtig. Aber warum? "Worum geht es, Sully? Warum streiten wir hier wirklich?" fragte sie, flehte sie fast schon.

Er atmete tief durch, in dem verzweifelten Versuch sein rasendes Herz und sein Temperament zu zügeln bevor er ihr eine Antwort gab. Als er jedoch in ihre Augen sah, konnte er die Worte nicht sagen, seine Lippen würden sie einfach nicht formen. Er drehte sich einfach um und sagte. "Ich glaube du gehst jetzt besser ins Bett." Er wagte nicht sie anzusehen, als er seine Selle in Stücke fallen spürte, genau dort vor der Frau, die er mehr liebte als sein Leben. Sie war die selbe Frau, die genau jetzt nicht wusste, wie sehr er sie liebte und wie sehr er litt.

"Aber du...?"

"Ich denke es ist besser wenn wir uns heute Nacht nicht das Bett teilen," unterbrach er sie, das Wissen im Hinterkopf, dass, wenn sie ihn jetzt bitten würde es zu tun, er ihr nicht würde widerstehen können.

"Warum?" fragte sie einfach nur.

"Warum? Wie kannst du mich das fragen, Michaela?"

Sie sah ihn für eine Weile an, bis sie bemerkte, dass sie bebte. Michaela sah auf ihre Hände hinab und sah, dass sie zitterten, wissend, dass es nicht die Kälte war, die sie schaudern ließ, sondern die aufkommende Angst. Plötzlich spürte sie das überwältigende Verlangen sich zu entschuldigen, aber sie wusste nicht wofür. Sie wollte versuchen ihn irgendwie zu erreichen, durch eine Berührung ihre mentale Verbindung wieder herzustellen, und sie hatte schon ihre Hand gehoben als ihr Verstand sie zurückzucken ließ. Sie hatte nichts falsches getan. Sollte er nicht erklären warum er so wütend auf sie war, würde sie auch nicht nachgeben und sich für etwas entschuldigen, was sie nicht getan hatte. Sie drehte sich nur um und begann die Treppe hinauf zu steigen. Als sie dir Tür zum Schlafzimmer erreichte fühlte sie die Tränen kommen und beeilte sich, wissend, dass sie sie nicht würde aufhalten können. Die Tür hinter sich geschlossen, ließ sie sie sofort auf ihre bleichen Wangen fallen ohne sie wegzuwischen. Als sie in ihr Nachhemd schlüpfte und unter die kalten, einsamen Decken glitt, bebte sie heftig mit Angst und Leid, bis sie sich selbst in den Schlaf geweint hatte.

Sully saß noch lange nachdem das Feuer erloschen war in dem Dunkel des Wohnzimmers. Ihm war nicht danach es wieder zu entfachen, also schaute nur dabei zu wie es erstarb, der Tatsache bewusst, wie die aufkommende Kühle im Haus der Kälte in seinem eigenen Körper glich. Er war totmüde und wusste, dass er ein wenig Schlaf bekommen sollte bevor er wieder aufstehen musste, aber er hatte fürchtete sich zu sehr seine Augen zu schließen aus Angst diese schrecklichen Qualen und Schmerzen wieder und wieder durchstehen zu müssen.

Er hörte weder das bitterliche Weinen seiner Frau noch spürte er seine eigenen Tränen fallen.

"Mama," weinte Katie. Langsam durchdrang die leise Stimme ihren Verstand, zerrte daran und zog sie in die Realität. Sie verharrte in dem Zustand zwischen Schlaf und Bewusstsein und genoss es für eine Weile. Sie wollte nicht aufwachen, wusste aber, dass sie es musste und sich um ihre Tochter würde kümmern müssen.

"MAMA!" Da war es wieder, dieses Mal fordernder, sie nicht entscheiden lassend, ob sie aufstehen wollte oder nicht. Sie setzte sich auf, schllüpfte in ihre Hausschuhe und schlurfte rüber zu der Wiege. Nicht mehr lange, dachte sie, und ihr kleines Mädchen würde in ihr eigenes Zimmer umziehen, den kleinen Raum, vielleicht für jemanden, der noch dazu kommen wird. Sie lächelte bei der Erinnerung. Wie schnell die Zeit doch verging...

Sie sah auf ihre Tochter hinab, die versuchte ihre Arme nach ihrer Mutter auszustrecken und nach ihr zu greifen. Das kleine Mädchen lächelte als das Gesicht ihrer Mutter in ihr Blickfeld kam. Michaela nahm Katie hoch und trug sie in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Als sie die letzte Stufe erreichte wurde sie von etwas im Wohnzimmer abgelenkt. Dort war ihr Mann, zusammengekauert in einem der Sessel vor dem Kamin. Michaela setzte ihr kleines Mädchen in ihren Hochstuhl und ging leise zu ihrem Gatten hinüber. Sie nahm eine Decke und fing an sie über ihn zu legen, als sie seine Tränen nassen Wangen bemerkte. Sie streckte ihre Hand aus und strich zärtlich über sein Gesicht. Er schien so friedlich, wenn er schlief. Sie hoffte, dass er genug Schlaf bekommen hatte, doch die noch feuchten Spuren auf seinen Wangen ließen es sie besser wissen. Sie seuftzte und kehrte zu ihrer Tochter zurück, die darauf wartete gefüttert zu werden. Michaela beobachtete Sully aus dem Augenwinkel während sie Katie fütterte, wartete auf irgendein Zeichen, dass er aufwachen würde. Enttäuschung überkam sie als er noch immer nicht aufgewacht war, bei der Zeit als Katie und sie fertig waren in die Stadt zu fahren. Sie hatte keine Wahl und musste gehen. Ein letztes Mal blickte sie zurück zu ihm bevor sie die Tür öffnete und hinaus trat.

Sully spürte, wie die Decke über ihn gelegt wurde und die zärtliche Bewegung von den Fingern seiner Frau auf seinem Gesicht. Aber er wagte nicht seine Augen zu öffnen aus Angst, dass sie sich wieder streiten würden. Er war nicht bereit den Tag so zu beginnen. Stattdessen lag er völlig still und gab vor zu schlafen bis seine Frau und Tochter das haus verlassen hatten. Erst dann stand er auf und machte sich für den Tag fertig, von dem er wusste, dass es ein langer und anstrengender sein würde.

"Brian"

"Ja Pa?"

"Falls deine Ma fragt, ich sehe nach meine Fallen, okay?"

"Okay Pa, bis dann…"

"Bye."

Sully hatte seine Meinung bereits geändert als er fertig war in die Stadt zu reiten. Er konnte nicht erklären warum es so schwer war darüber zu sprechen, was sie beide beschäftigte, besonders ihn. Um die Wahrheit zu sagen, er war heute in guter Stimmung und wollte nicht einmal darüber nachdenken, dass sein Plan vielleicht nicht aufgehen würde, er musste. Gott, sie waren verheiratet; es musste einen Weg geben ihre Probleme zu lösen ohne ständig in Streit auszubrechen! Bevor er es überhaupt bemerkt hatte, stand er vor der Klinik. Aber er drehte seinen Rücken zur Tür, weigerte sich zu klopfen. Als er sich drehte, sah er die alte Mrs. Callahan, die ihn genau beobachtete. Jeder in der Stadt wusste, dass sie über alles was vor sich ging Bescheid wusste und es nicht für sich behielt.

"Die beiden Ärzte waren heut nicht da, wundert wohl keinen warum." Sagte sie. Sully starrte sie an bevor er sich wutentbrannt umdrehte und auf seinem Pferd so schnell davon ritt wie er konnte.

"Wo warst du heute?" forderte Sully als Michaela spät am Nachmittag durch die Vordertür kam. Sie sah ihn an und bemerkte wie er sie wütend anstarrte. Sein Blick war wütender als am Abend davor.

"Ich hatte zu arbeiten, und du wirst nicht auf diese Art und Weise mit mir reden, Sully. Ich bin deine Frau und nicht deine Dienerin, oder was auch immer du im Moment denkst, das ich bin."

"Ich werde mit dir reden wie ich es will. Wo warst du? Warst du bei diesem Arzt?"

Sie war jetzt nicht mehr wütend, sie war fuchsteufelswild. Auf keinen Fall würde sie ihn so mit ihr reden lassen ohne, dass es Konsequenzen haben würde. "Wenn du es wissen musst, ja, ich war mit Dr. Lloyd zusammen. Er ist mein Kollege, falls du dich erinnerst."

"Ich dachte du nennst ihn Sam." schrie Sully.

"Ja das tue ich," gab sie zurück.

"Du fühlst dich von ihm angezogen, nicht wahr? Du verbringst mehr Zeit mit ihm als mit mir."

Sie fing an sich schuldig zu fühlen. Er hatte recht. Sie vernachlässigte ihn, aber das gab ihm nicht das Recht sie herumzukommandieren. "Ich mag ihn. Und ja, ich verbringe Zeit mit ihm, weil er mein Kollege ist. Und in letzter Zeit ist es leichter Zeit mit ihm zu verbringen als mit dir. Wenn ich bei dir bin, schreist du mich immer an und kommandierst mich herum. Was erwartest du von mir?" fragte sie leise, hoffend, dass er sich letztendlich besinnen würde. Aber was sie hörte ließ sie nach Luft schnappen.

"Hast du mit him geschlafen?" fragte Sully, die Stille durchbrechen, seine Stimme nicht lauter als ein bloßes Wispern.

Michaela war schockiert. Sie konnte ihren Ohren nicht trauen. Hatte er diese Frage wirklich gerade gestellt? "Wie kannst du es wagen!" sagte sie und stürme hinaus zur Scheune.

Sully beobachtete, wie sie ihr Pferd bestieg und in Richtung Stadt davon ritt, bevor das ganze Gewicht, von dem, was er gerade gesagt hatte, ihn traf. Er hatte es nicht sagen wollen, aber das ganze Gerede in der Stadt hatte ihn sich wundern lassen, ob da wirklich etwas zwischen den beiden war. Er dachte nicht, dass sie mit ihm geschlafen hatte. Tatsächlich wusste er, dass sie es nicht getan hatte. Die Angst sie zu verlieren und seine Wut auf sie dafür, dass sie ihre Familie vernachlässigte hatte die Überhand gewonnen. Es war als könnte er sich selbst nicht davor stoppen die Frage zu stellen.

Matthew rannte ins Haus, weckte Brian mit dem Krachen der Tür und seinen Rufen. "Dr. Mike!"

Brian rannte die treppe runter als er seinen älteren Bruder hörte. "Matthew, was ist los? Ma ist nicht zu Hause, sie ist noch immer in der Klinik."

"Nein, ist sie nicht, da war ein Unfall in der Stadt. Wo ist Sully? Wir brauche Hilfe und vielleicht kann er uns sagen wo Dr. Mike ist."

"Weiß ich nicht. Er sagte ich sollte Ma sagen, dass er es heute nicht mehr nach Hause schafen würde, aber Ma ist auch nicht nach Hause gekommen."

"Okay, mach dir keine Sorgen kleiner Bruder. Ich gehe und suche Sully und du bleibst hier und kümmerst dich um Katie."

Brian nickte nur, da er sich schreckliche Sorgen um seine Ma machte.

"Sully, was machst du hier?" fragte Matthew als er sich Sully näherte. Er fragte sich warum Sully in einem seiner alten Unterstände war.

"Hey Matthew, was ist los?" Sully wollte seinem älteste Sohn nichts von den Problemen in seiner Ehe erzählen.

"Da war ein Unfall und wir suchen nach Dr. Mike, aber sie ist nicht im Haus. Ich dachte sie wäre vielleicht bei dir."

"Nein, sie ist nicht bei mir." Antwortete Sully während Angst langsam sein Rückrad hochkletterte. Wo war sie? "Sind Katie und Brian zu Hause?"

"Ja."

Sie würde nicht ohne Katie gehen, oder? Und sie würde nicht gehen ohne ein Wort an ihre Freunde und Patienten oder ohne dafür zu sorgen, dass sie einen neuen Arzt bekommen würden. Sully wusste das. Was war ihr zugestoßen, dass sie mitten in der Nacht nicht zu Hause war?

"Matthew, ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl." Sully sprang auf und rannte zu seinem Pferd. Er wollte keine Zeit verlieren. Er musste sie finden. Plötzlich hatte er eine schreckliche Ahnung, dass ihr etwas Schlimmes passiert war.

"Warte nur, mein Schatz. Nicht mehr lange und wir sind wieder zu Hause. Dann kann uns nichts mehr trennen, nichts, mein Schatz." flüsterte er in ihr Ohr.

Die langsame Bewegung des Zuges drohte ihn in den Schlaf zu lullen, aber das konnte er nicht zulassen. Sie würde vor ihm wegrennen, wenn er nicht da wäre, um ihr zu versichern, dass alles in Ordnung war jetzt da sie wieder zusammen waren und er sie daran erinnern würde, dass es keinen Grund gab ängstlich zu sein. Sie war sogar noch schöner als er sich entsann. Er hätte sie nicht gehen lassen sollen, nicht in ihrer mentalen Verfassung. Er wusste, das sie verrückt war, aber er wollte der Wahrheit nie ins Auge sehen. Doch als sie vor ihm geflohen war, musste er es zugeben. Er hatte nach ihr gesucht. Oh, wie hatte er sich all die Jahre nach ihr gesehnt. Er hatte fast das gesamte Land nach ihr abgesucht bis er von einer Frau hörte, die in einer kleinen Westernstadt Medizin praktizierte. Eine Ärztin, nur Dummköpfe könnten das glauben. Er wusste sofort, dass sie die Frau sein musste. Sie hatte es schon wieder getan, die Leute in die Irre geführt in einer kleinen unschuldigen Stadt. Er würde dieses Mal vorsichtiger sein müssen. Es würde keinen Ausgang aus dem Haus ganz allein mehr für sie geben. Nicht bis er sicher sein konnte, dass sie nicht wieder fliehen würde. Aber das erste, was er würde machen müssen, war sie zur Irrenanstalt zu bringen und ihr dort von fähigen Ärzten helfen lassen. Sie rührte sich ein wenig, also gab er ihr ein bisschen mehr Chloroform,um sie ruhig zu halten.

Sie wollte, dass er sie findet. Er wusste es. Sonst wäre sie nicht so dumm gewesen eine Anzeige in die Zeitung zu setzen für einen neuen Arzt in ihrer Klinik. Er war nur überrascht, dass sie ihn nicht erkannt hatte, als er vor ihr stand. Zugegeben, er hatte sein Haar verändert, aber als sie seinen Namen nicht erkannte, wusste er, dass sie tatsächlich verrückt geworden war.

"Weißt du, wenn wir in Portland sind, wird alles gut werden. Ich gebe dir nicht die Schuld für alles, was passiert ist. Keiner konnte wissen, dass das passieren würde. Der Tod unseres kleinen Mädchens war einfach zu viel für dich. Ich werde das nicht noch einmal geschehen lassen. Ich verspreche es, mein Schatz." Erlehnte sich näher zu ihr bis kein Raum mehr zwischen ihren beiden Körpern war. Dies war die Frau, die für ihn bestimmt war und er war der Mann, der für sie bestimmt war. Es würde einige Zeit brauchen, bis sie es einsehen würde, dachte er. Er bemerkte einige Passagiere in seine Richtung blicken und lächelte sie an.

"Sie ist krank. Ich muss sie zurück nach Hause bringen, weil sie weggelaufen ist." Erklärte er laut. Er merkte nicht einmal, dass keiner der Leute an dem interessiert war, was er ihnen sagte. Sie wunderten sich nur warum er sie so fest hielt und warum sie die ganze Zeit schlief.