Von Riesenspinnen und anderen Heldentaten
Disclaimer: Nichts was auch nur im entferntesten an Tolkien oder eines seiner Werke erinnern könnte gehört mir.
Autor: Finda
Dank: Vielen dank an Adri, die dieses mal meine Muse war *hihi*
Ein kleines, wenn auch verspätetes Weihnachtsgeschenk für euch, ich hoffe es gefällt euch, natürlich dürft ihr mir sehr gerne eure Kommentare dalassen *hihi*
Verschlafen tapste die winzige Gestalt die schier endlosen Gänge entlang, die Zielstrebigkeit ihrer Schritte nur hie und da durch ein herzhaftes Gähnen unterbrechend. Ab und an würde das Kind einen kurzen Blick über die Schulter zurück werfen, sich fortwährend versichernd, das ihm keine ungebetenen Augenpaare folgten. Doch es waren einzig und allein Fackeln, die seinen Weg säumten. Ihre flackernden Flammen tauchten die weiten Hallen in warmes Licht, ließen ihre majestätischen Höhen erst gänzlich offenbar werden.
Aber die kleine Gestalt schien nicht interessiert zu sein an prächtigen Hallen oder kunstfertigen Schnitzereien. Ihre Aufmerksamkeit galt vielmehr den wundervollen Gesängen, die des Kindes Ohr erreichten, die feierlich zu verkünden schienen, dass es sich auf dem rechten Weg befand. Unversehens wurden Schritte beschleunigt und Vorsicht nicht mehr walten gelassen. Das Ziel war nah.
Kichernd lugte das Kind um die letzte Ecke, die es von der großen Halle trennte. Schon konnte es den verlockenden Lichtschein erkennen, der durch die offenen Saaltüren einladend nach draußen schien, schon konnte es das vergnügte Lachen der anwesenden Elben vernehmen- und lag nicht gar das Aroma von köstlichen Speisen in der Luft? Nicht mehr fähig seine Neugier noch länger zu zügeln, schlich es sich auf leisen Sohlen an die Tür heran.
Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Munde starrte das Kind auf die sich ihm bietende Szenerie. In der großen Halle brannten Tausende von Kerzen, die den Raum beinahe taghell erstrahlen ließen. Viele in prächtige Roben gekleidete Elben waren um einen großen Kamin gescharrt, erfreuten sich an dem behaglich prasselnden Feuer. Ab und an würde einer von ihnen seine glockenhelle Stimme erheben und ein fröhliches Lied anstimmen. Dann wiederum erzählte man sich lustige Begebenheit, um die übrigen Elben damit zu erheitern.
Gebannt ging das kleine Kind immer weiter in den Raum hinein, die erstaunten Blicke der Erwachsenen nicht im geringsten wahrnehmend. Wie alles so schön funkelte und glitzerte. Unwillkürlich musste es lachen, so sehr schlug ihn alles in seinen Bann. Plötzlich gelang es dem Sprössling zwischen all den riesigen Gestalten am Kamin ein vertrautes Gesicht auszumachen.
„Adar!" Noch bevor der Angesprochene überhaupt wusste wie ihm geschah fühlte er sich auch schon von einem blonden Wirbelwind umarmt und auf die Wange geküsst.
„Legolas!" Lachend ging der Elb in die Knie, erwiderte liebevoll die stürmische Begrüßung. „Solltest du nicht schon längst im Bett liegen?" Seinen Worten die nötige Strenge verleihend, zog er gehaltvoll eine Augenbraue in die Höhe, doch der kleine Junge schien sich davon nicht im mindesten beeindrucken zu lassen.
„Aber Adar, ich bin doch noch überhaupt gar nicht müde, und Iarbeleth auch nicht.", Wie um seine Aussage zu bekräftigen hielt er seinem Vater ein Wollknäuel unter die Nase, dem man bei näherem Hinsehen durchaus eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Teddybär zusprechen würde können. Das aufklaffen seines Mund zu einem unverhohlenem Gähnen überspielte Legolas geflissentlich, indem er seinen Vater schnell auf etwas anderes hinwies: „Und schau", verkündete er also stolz, „ich hab sogar an meine Pantoffeln gedacht. Meine Füße sind ganz warm." Plötzlich konnte sich auch Thranduil ein gütiges Lächeln nicht mehr verkneifen. Nicht zum ersten und auch bestimmt nicht zum letzten Mal fragte er sich, wie es seinem Sohn bloß jedes Mal aufs neue gelang ihn mit nur einem einzigen Blick aus seinen großen blauen Kulleraugen zu entwaffnen.
„Ich sehe schon, du hast an alles gedacht mein Sohn." Anerkennend blickte er Legolas an. Nur das erheiterte Zucken seiner Mundwinkel verriet, dass er den falsch herum angezogenen Schlafmantel seines Sprösslings durchaus bemerkt hatte. „Und angekleidet hast du dich auch alleine?" Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.
„Ja Adar, ganz alleine, ich bin doch schon groß." Lachend platzierte das Kind einen weiteren feuchten Schmatzer auf Thranduils Wange. Die übrigen Anwesenden schauten Vater und Sohn vergnügt zu. Es war eine wahre Wonne ihren sonst so gestrengen König dermaßen sanft und vergnügt zu sehen. Auch für Thranduils Seele bedeutete Legolas glückliches Lachen heilender Balsam. Seitdem seine geliebte Frau gen Westen gezogen war, lebte er einzig und allein für das Lachen seines Sohnes.
„Ich hab dich lieb, Adar." Thranduils Herz machte einen Sprung. Ja, diese Momente waren es wahrlich wert gelebt zu werden.
„Ich hab dich auch lieb, Legolas. Nichts desto trotz müssen kleine Elbenkinder zu dieser fortgeschrittenen Stunde längst im Bett sein- auch wenn sie schon groß sein mögen.", setzte er noch vorsichtshalber dazu, Legolas Protest zuvorkommend. „Komm kleiner Stern, ich werde dich zu Bett bringen." Damit erhob er sich wieder. Auffordernd reichte er seinem Sohn eine Hand, doch der schien ganz und gar nicht gewillt zu sein in absehbarer Zukunft seine Ruhstatt aufzusuchen.
„Aber Adar, das geht doch nicht." Die Stimme des Jungen war kaum mehr als ein Flüstern. Verschwörerisch stellte er sich auf die Zehenspitzen. Dabei hielt er sich an den Hosen seines Vaters fest, sodass dieser sich ein weiteres mal zu ihm hinabbeugen musste. Aufs höchste amüsiert wartete der König auf das was nun kommen würde.
„Und wieso geht das nicht?" Der Elbenkönig senkte seine Stimme zu einem ähnlich konspirativem Flüstern.
„Da ist eine Riesenspinne in meinem Schrank, Iarbeleth hat sie auch gesehen.", wisperte er, Thranduil mit großen Augen anschauend. Verständnisvoll nickte dieser.
„Soso, eine Riesenspinne also, dass ist wirklich ein guter Grund nicht schlafen zu können.", scheinbar nachdenklich legte er seine Stirn in Falten, „allerdings frage ich mich, wie eine Riesenspinne in deinen Schrank hineinpassen sollte." Doch auch dafür hatte das Kind bereits eine plausible Antwort parat.
„Es ist ja auch nur eine ganz kleine Riesenspinne, Adar.", verkündete Legolas, gerade so als sei es die einleuchtendste Sache der Welt. Das man seinen Eltern aber auch alles gleich zehn mal erklären musste. Des ständigen Kniens müde werdend nahm Thranduil seinen Sprössling kurzerhand auf den Arm. Dabei kam er nicht umhin herzhaft zu lachen.
„Und was sollen wir jetzt tun, damit du wieder sicher schlafen kannst?" Während er ganz offensichtlich angestrengt am grübeln war, legte der Elbenjunge seine kleine Stupsnase in Falten. Doch plötzlich schien ihm eine Lösung für ihr kleines Problem eingefallen zu sein. Aufgeregt wandte er sich wieder Thranduil zu.
„Wie müssen sie verjagen, Adar." Nun voller Tatendrang strampelte er sich aus seines Vaters festem Griff frei und fasste ihn bei der Hand, buxierte ihn aus der Tür hinaus. Unversehens fand sich der Elbenkönig in den weiten Hallen wieder. Lediglich die Stimme seines ersten und engsten Beraters war noch zu vernehmen.
„Aber Majestät, wie sollen wir nun in dieser Angelegenheit verfahren?" Thranduil lachte.
„Immer mit der Ruhe, Vinyanaur. Das hat Zeit bis morgen, nun müssen wir erst einmal Spinnen jagen." Verblüfft schauten die Elben ihrem König hinterher. So ausgelassen hatten sie ihn seit dem Verlust seiner geliebten Frau niemals wieder erleben dürfen.
*~*~*
„Psst Adar, wir müssen ganz leise sein." Um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, tat Legolas so als verschlösse er seinen Mund mit einem imaginären Schlüssel, den er anschließend wegwarf. Zum Zeichen dass er verstanden hatte wiederholte Thranduil diese Geste. Lediglich das Zucken seiner Mundwinkel und das Leuchten seiner Augen zeugten von seinem Amüsement über den Sohnemann. Welch ein Wunder dieses Kind doch war.
„Da vorne in dem Schrank." Thranduil konnte Legolas Worte mehr an den Bewegungen seiner Lippen ablesen, als tatsächlich hören.
„Bist du dir sicher?", erwiderte der König ebenso leise, Pfeil und Bogen in Position bringend. Legolas hatte strikt darauf bestanden sich der Spinne in keinem Fall unbewaffnet zu stellen. Als Antwort nickte das Kind nur und versteckte sich hinter den Beinen seines Vaters, Iarbeleth fest an sich geklammert.
„Na dann wollen wir der kleinen Riesenspinne aber mal eine Lektion erteilen."
„Psst." Warnend legte Legolas seinen Zeigefinger auf seine Lippen. Wenn sein Vater nicht bald leise sein würde, hätte die Spinne leichtes Spiel mit ihnen. Aber er vertraute seinem Adar, schließlich war er der stärkste und mutigste Krieger ganz Mittelerdes. Er würde die Spinne schon verjagen. Als Thranduil dann vorsichtig die Schranktüre einen Spalt breit öffnete, hielt Legolas vor lauter Spannung die Luft an.
„Pass auf, Adar!" Laut machte er seinen Ängsten Luft, seinen eigenen Ermahnungen zur Stille nicht mehr gehorchend. Doch die Sorgen hätten unbegründeter nicht sein können. Schneller noch als er schauen konnte, hatte sein Vater auch schon zwei Pfeile in seinen Kleiderschrank abgefeuert. Nachdem er daraufhin die Türe ganz geöffnet hatte, war weit und breit keine Spinne mehr zu sehen.
„Du hast sie verjagt, du hast sie verjagt. Du bist der beste Adar der Welt." In seinem Siegestaumel hüpfte Legolas vergnügt im Zimmer umher. Erst nachdem es einem lachenden Thranduil - wann hatte er zuletzt so viel gelacht? – gelungen war seinen Sprössling wieder einzufangen und auf den Arm zu nehmen, wollte der sich wieder beruhigen.
„Und nun, da sämtliche Spinnen verjagt sind müssen alle Elbenjungs wieder in ihr Bett." Das bremste Legolas Enthusiasmus ein wenig, erkannte er doch am Blick seines Vaters, dass er sich dieses mal zu keiner wilden Pirsch mehr überreden lassen würde. Also fügte er sich vorläufig in sein Schicksal und ließ sich willig von seinem Adar in sein Bett bringen.
„Werden wir morgen wieder Spinnen jagen, Adar?" Thranduil lachte.
„Wir werden sehen." Damit breitete er die für die kleine Kindergestalt viel zu groß scheinenden Bettlaken über Legolas aus, versicherte sich, dass sein Sohn und natürlich auch Iarbeleth gut zugedeckt waren.
„Adar?"
„Hm?"
„Ich bin noch überhaupt gar nicht müde." Der Elbenkönig setzte sich auf die Bettkante und strich seinem Sohn liebevoll eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Er lächelte. Aus der Decke lugte lediglich ein blonder Schopf hervor, der ihn für den Augenblick aus großen blauen Kinderaugen anschaute. Augen, die ihn so sehr an seine Frau erinnerten. Augen, denen er nur schwerlich einen Wunsch abschlagen konnte.
„Soso und was meinst du was wir dagegen tun könnten?" Legolas schien zu überlegen. In Wunder beobachtete Thranduil wie die kleine Gestalt dabei ihre Nase in Falten legte- wie immer wenn sie angestrengt nachzudenken schien.
„Du könntest mir eine Geschichte erzählen. Du hast mir schon so lange keine Geschichte mehr erzählt. Bitte!" Als der Junge bemerkte, wie sein Vater weich zu werden begann, unterstrich er sein Flehen noch einmal durch einen taktisch geschickten Einwurf. „Bitteeeeeeeee!" Thranduil seufzte. Wo war bei diesem Kind nur die Unnachgiebigkeit, die seine Berater so fürchteten?
„Also gut", vergnügt lächelte er seinen Sohn an, „dann rück etwas zur Seite." Damit zog er sich seine Schuhe aus, um es sich anschließend neben seinem Sprössling bequem machen zu können. Er konnte schon jetzt das Donnerwetter von Legolas Amme vernehmen, weil er seinen Sohn vom dringend benötigtem Schlaf abhielt. Mordors gesammelte Streitkräfte würden noch nicht einmal den Hauch einer Chance gegen sie haben. Man sollte meinen sie wagte es nicht ihrem König zu wiedersprechen, doch wenn es um den jungen Prinzen ging, schien sie keine Etikette mehr zu kennen. Etwas wofür Thranduil sehr dankbar wahr- wusste er Legolas doch in liebenden Armen.
„Nun mein Stern", fragte er den Jungen schließlich, als er sich neben ihm niedergelassen hatte, „was für eine Geschichte willst du denn hören?"
„Erzähl mir von Nana, Adar." Legolas Antwort wurde von einem herzhaften Gähnen begleitet, dass er unauffällig zu verbergen suchte. Geborgenheit suchend, kuschelte er sich vertrauensvoll an seinen Vater, der sogleich einen Arm um ihn legte.
„Von Nana,..." Unwillkürlich verstärkte Thranduil seine Umarmung, presste Legolas noch enger an sich. Seit ihrem Abschied hatte er nur mehr wenig von ihr gesprochen- zu nah waren die Schmerzen. Und doch hatte Legolas ein Recht darauf etwas über seine Mutter zu erfahren. Mit schwankender Stimme begann er schließlich zu erzählen.
„Deine Nana war fähig auf jedes noch so traurige Gesicht ein Lächeln zu zaubern..."
*~*~*
Legolas spürte wie er dem Land der Träume entglitt, nur um dann festzustellen, dass er noch immer in der Umarmung seines Vaters lag. Erstaunt richtete er sich auf und erkannte in der Dunkelheit der Nacht, dass sein Adar wohl ebenfalls eingeschlafen sein musste. Bemüht darum ihn nicht zu wecken, griff er nach seinem Bettlaken und zog es bis zu Thranduils Schultern hinauf, ihn so zudeckend, wie dieser es einige Stunden vorher bei ihm selbst getan hatte. Anschließend platzierte er einen zärtlichen Kuss auf dessen Stirn und kuschelte sich erneut an ihn.
„Ich hab die lieb, Adar."
*~*~*
adar=Vater,
nana=Mama
*~*~*
So hiermit wünsche ich noch allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest:) und wenn ihr ganz lieb seid, dann lasst ihr mir auch noch einen Kommentar da? *g* Ich würde mich sehr freuen.
